Drucksache 17 / 16 762 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ellen Haußdörfer (SPD) vom 27. Juli 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. August 2015) und Antwort Verkehrssituation am Bohnsdorfer Kreisel Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie schätzt der Senat die allgemeine Verkehrssituation am Bohnsdorfer Kreisel (Richterstraße, BrunoTaut -Straße, Am Falkenberg) ein? Antwort zu 1: Die Verkehrssituation am Bohnsdorfer Kreisel ist durch Einbahnstraßen und damit verbundene Umwegfahrten geprägt. Insgesamt ist die Verkehrssituation wenig begreifbar und daher insbesondere für Ortsunkundige mit Gefahren verbunden. Daher hatte auch die Verkehrslenkung Berlin bereits vor einigen Jahren auf Verbesserungen gedrungen. Frage 2: Wie hoch sind die Unfallzahlen der letzten 5 Jahre für den obengenannten Verkehrsbereich? Welche Verkehrsarten waren beteiligt? Sind Unfallschwerpunkte zu erkennen? Antwort zu 2: Die polizeilich registrierten präventionsrelevanten Verkehrsunfälle der Jahre 2010 bis 2014 sowie für das erste Halbjahr 2015 für den Bereich Bohnsdorfer Kreisel (hier: Richterstraße, Bruno-Taut-Straße und Am Falkenberg) können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden: Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Verkehrsunfälle 107 90 79 84 78 33 Die Verkehrsbeteiligungsarten sind der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt: 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Kleinkraftrad 0 0 1 3 1 0 Kraftrad 3 2 2 2 1 0 leichtkraftrad 0 1 0 0 0 1 Drei-/leichtes vierrädriges Kraftfahrzeug 0 0 0 0 1 0 Pkw 153 126 117 112 115 43 Kraftomnibus 2 2 0 2 1 0 Reisebus 0 1 0 0 0 0 Linienbus 0 3 2 1 2 1 Lkw bis 3,5 t ohne Anhänger 0 0 0 0 3 2 Lkw bis 3,5 t mit Anhänger 0 0 0 0 1 0 Lkw über 3,5t ohne Anhänger 20 9 8 17 1 1 Lkw über 3,5t mit Anhänger 1 2 2 0 0 0 Sattelzugmaschine 1 1 1 1 1 0 sonstiges Fahrzeug 2 2 1 1 0 0 unbekanntes Fahrzeug 3 2 3 4 5 2 geparkter Pkw 13 15 9 12 17 8 geparkter Reisebus 0 0 0 1 0 0 geparkter Lkw bis 3,5 t ohne Anhänger 0 0 0 0 0 2 geparkter Lkw bis 3,5 t mit Anhänger 4 0 2 1 1 1 geparkte sonstige Zugmaschine 0 0 0 0 0 1 geparketes sonstiges Fahrzeug 0 0 1 0 0 0 Radfahrer 9 9 0 4 5 2 Fußgänger 3 4 5 6 2 2 keine Angaben 0 2 1 0 0 0 Gesamtergebnis 214 181 155 167 157 66 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 762 2 In der Betrachtung der letzten fünf Jahre sowie des ersten Halbjahrs 2015 stellen sich die nachfolgenden Örtlichkeiten als unfallhäufungsgefährdet heraus: Örtlichkeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Gesamtergebnis ADLERGESTELL / RICHTERSTR. / WASSERSPORTALLEE 40 35 24 18 16 6 139 BUNTZELSTR. / RICHTERSTR. 5 2 4 5 4 3 23 RICHTERSTR. / BRUNO-TAUTSTR . 7 2 3 3 5 2 22 AM FALKENBERG / BRUNOTAUT -STR. 3 1 2 5 5 1 17 Frage 3: Wie viele Verkehrsunfälle gab es bisher an der nahe-gelegenen Kreuzung Wassersportallee/Adlergestell? Antwort zu 3: Wie bereits in der Antwort zu Frage 2 zu den Unfallhäufungsstellen dargestellt wurde, wurden an der Kreuzung Wassersportallee/Adlergestell/Richterstraße in den Jahren 2010 bis 2014 sowie im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 139 präventionsrelevante Verkehrsunfälle polizeilich registriert. Frage 4: Wie bewertet der Senat die Verkehrssituation am Bohnsdorfer Kreisel besonders für Fußgänger und Fahrradfahrer ? Antwort zu 4: Der Bezirk Treptow-Köpenick hat hierzu folgende Einschätzung, die der des Senats entspricht, zugearbeitet . Die Verkehrsführung für den Individual- und Busverkehr vollzieht sich momentan im Einrichtungsverkehr. Dies führt zu unnötig langen Fahrwegen und somit zu unnötigen Umweltbelastungen . Die Verkehrsverhältnisse sind insbesondere für ortsfremde Verkehrsteilnehmer sehr unübersichtlich. Vor allem im Bereich der Einkaufseinrichtungen kommt es immer wieder zu Falschfahrten durch die Nichtbeachtung der Verkehrsregelungen und somit zu Konflikten zwischen den Verkehrsteilnehmern . Die Verkehrssicherheit ist gefährdet. Der S-Bahnhof Grünau ist ein wichtiger Knotenpunkt des Öffentlichen Personennahverkehrs. Dort verkehren drei SBahnlinien (S 8, S 85, S 46), eine Straßenbahnlinie (Linie 68, Seite Grünau) sowie entlang der Richterstraße und BrunoTaut -Straße die Buslinien 163, 263 und 363. Derzeit sind die Umsteigebeziehungen zwischen S-Bahn und Bussen nicht optimal, da die Einstiegshaltestellen vom S-Bahnhof Grünau nur durch Querung der Richterstraße zu erreichen sind. Diese langen Umsteigewege erfüllen nicht die Anforderungen an einen benutzerfreundlichen Öffentlichen Personennahverkehr . Gehwege sind vorhanden. Jedoch fehlen sichere Querungsmöglichkeiten für die Fußgängerinnen und Fußgänger. Dies betrifft insbesondere die Wegebeziehung vom SBahnhof zum viel besuchten Discounter Lidl. Hier müssen derzeit die Richterstraße und die Bruno-Taut-Straße im Bereich der Bushaltestellen gequert werden. In Höhe des S-Bahnhofs Grünau gibt es einen Fußgängerüberweg über die Richterstraße, der aber den gültigen Richtlinien widerspricht. Er führt über mehr als einen Fahrstreifen und einen Bussonderfahrstreifen. Zu den Haltestellen der Busse und zum Erreichen des Einkaufszentrums muss dieser Fußgängerüberweg genutzt werden, was eine Gefahrsituation darstellt. Als weitere Querungshilfe ist in der Richterstraße eine Mittelinsel vorhanden. Die Bushaltestellen befinden sich teilweise auf Haltestelleninseln, so dass auch hierfür die Fahrbahn gequert werden muss. Die Randlage zu den Siedlungsgebieten Altglienicke, Bohnsdorf und Grünau bringt starken Radverkehr mit sich. Bisher sind keine Radverkehrsanlagen vorhanden. Die Radfahrerinnen und Radfahrer müssen im Mischverkehr gemeinsam mit den Kfz die Fahrbahn nutzen. Vor Ort ist zu beobachten , dass Radfahrende oftmals verkehrswidrig die Gehwege befahren und dadurch die Fußgängerinnen und Fußgänger behindern. Abstellanlagen für Radfahrende sind nur ungenügend vorhanden. Frage 5: Welche Pläne gibt es aktuell, die verkehrliche Situation am Bohnsdorfer Kreisel zu verbessern? Antwort zu 5: Im Ergebnis eines umfangreichen und langjährigen Planungs- und Abstimmungsprozesses geführt durch den Bezirk Treptow-Köpenick liegt nun eine Lösung vor, die den Anforderungen aller Verkehrsarten (Motorisierter Individualverkehr [MIV], Öffentlicher Personennahverkehr [ÖPNV], Fußgängerinnen/Fußgänger, Radfahrerinnen /Radfahrer) insgesamt bestmöglich gerecht wird. Die Entwurfsplanung hat der Bezirk unter folgender Internetadresse eingestellt: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-undverwaltung /aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/tiefbau - aktuelle Baumaßnahmen. Bei der neuen Verkehrslösung werden die Einbahnstraßen aufgehoben, so dass alle Ziele direkt erreichbar sind. An der Einmündung Bruno-Taut-Straße/Richterstraße soll eine neue Lichtzeichenanlage gebaut werden, die sichere Fußgängerquerungen über alle Querschnitte ermöglicht. Die Haltestellen werden am Fahrbahnrand vor dem S-Bahnhof Grünau konzentriert, so dass zum Umsteigen keine Fahrbahnquerung mehr erforderlich ist. Wo ausreichend Platz vorhanden ist, werden Schutzstreifen für Radfahrende markiert. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen dem starken Rechtsabbiegeverkehr von der Richterstraße in Fahrtrichtung Adlergestell soll für Radfahrende und Busse im Vorfeld auf die signalisierte Einmündung eine Schleuse eingerichtet werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 762 3 Über die Straße Am Falkenberg und die Richterstraße ostwärts der Buntzelstraße sind neue Fußgängerüberwege geplant. Frage 6: Inwieweit werden die Anwohner und Betroffenen in den Planungsprozess mit einbezogen? Antwort zu 6: Hierzu antwortet der zuständige Bezirk Treptow-Köpenick: „Die geplante Verkehrslösung wurde durch den Bezirksstadtrat für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt des Bezirkes Treptow-Köpenick und den Fachbereichsleiter Tiefbau am 19.03.2015 den Vertretern der BVV 1 -Fraktionen und am 22.04.2015 dem BVV-Ausschuss für Stadtentwicklung und Tiefbau vorgestellt und diskutiert. Am 30.04.2015 fand in der Kulturküche Bohnsdorf eine Bürgerversammlung unter Teilnahme des Bezirksstadtrates für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt, der Amtsleiterin des Straßen- und Grünflächenamtes, dem Fachbereichsleiter Tiefbau und verschiedenen politischen Vertreterinnen und Vertretern statt. Auch hier wurde die Planung sowie Simulationen des künftigen Verkehrsflusses vorgestellt und diskutiert . Eine weitere Information der Betroffenen und Anwohnerinnen und Anwohner erfolgte in der Ortsteilkonferenz für die Bezirksregion Bohnsdorf am 24.06.2015.“ Frage 7: Welche Schwerpunkte und Ziele werden mit der Planung zur Umgestaltung verfolgt? Antwort zu 7: In Abstimmung mit einer Vielzahl von fachlich Beteiligten (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Bezirksamt Treptow-Köpenick, Berliner Verkehrsbetriebe [BVG]) wurde vom Bezirk Treptow-Köpenick eine Verkehrslösung mit folgenden Zielen erarbeitet:  Erhöhung der Verkehrssicherheit durch:  Aufhebung des Einrichtungsverkehrs zur Vermeidung von Umwegverkehren mit daraus resultierenden Umweltverbesserungen und einer begreifbaren und eindeutigen Verkehrslösung,  Verbesserung der Umsteigebeziehungen zwischen Bus und S-Bahn - Verringerung der Wege zu den Haltestellen ohne Querung der Richterstraße,  Ersatz des nicht regelkonformen Fußgängerüberwegs durch eine Lichtsignalanlage am Knoten Richterstraße /Bruno-Taut-Straße mit der Möglichkeit des sicheren Querens aller Knotenpunktsarme  Herstellung sicherer Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger,  Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr und Schaffung zusätzlicher Abstellmöglichkeiten für Fahrräder Zudem befinden sich die Fahrbahnen und Seitenbereiche im Bohnsdorfer Kreisel in einem überaus maroden baulichen Zustand und sollen in diesem Zusammenhang instandgesetzt werden. 1 Bezirksverordnetenversammlung Frage 8: Wie lange und in welchen Bauabschnitten werden diese Veränderungen umgesetzt? Frage 9: Welche verkehrlichen Einschränkungen sind während der Bauarbeiten zu erwarten? Antwort zu 8 und 9: Die nachfolgenden Antworten hat das zuständige Bezirksamt Treptow –Köpenick zugearbeitet. „Derzeit wird davon ausgegangen, dass ein Beginn der Straßenbauarbeiten (ggf. nach vorlaufenden Leitungsbauarbeiten z.B. der Berliner Wasserbetriebe [BWG]) nicht vor Herbst 2016 erfolgt. Sollten sich in den kommenden Monaten feste Termine zur Maßnahme abzeichnen, werden diese der Internetseite des Bezirksamtes und diversen Medien zu entnehmen sein. Die bauliche Umsetzung (einschließlich des dazugehörigen Leitungsbaus) wird auf ca. 3 Jahre eingeschätzt. Aufgrund der Abhängigkeiten, insbesondere zu Maßnahmen der Berliner Wasserbetriebe und zu verkehrsbehördlichen Anordnungen der Verkehrslenkung Berlin (Verkehrsführung während der Bauzeit) können erst dann genaue Aussagen getroffen werden, wenn die Ausschreibung und Vergabe der Baumaßnahme an eine Baufirma erfolgt ist. Bei Vorlage eines Bauablaufplans kann dann die zeitliche Koordinierung abschließend erfolgen. Zu Einschränkungen für den Anliegerverkehr während der Bauzeit kann gegenwärtig keine Aussage getroffen werden . Grundsätzlich besteht die Zielstellung, diese auf ein Mindestmaß zu beschränken.“ Frage 10: Wie hoch werden die Kosten der Umgestaltung voraussichtlich sein? Antwort zu 10: Hierzu teilt der Bezirk mit: „Die Kosten für den Umbau des Bohnsdorfer Kreisel werden nach der vorliegenden Kostenschätzung ca. 4.800.000,- € betragen.“ Berlin, den 19. August 2015 In Vertretung R. Lüscher ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Aug. 2015)