Drucksache 17 / 17 511 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Alexander Morlang (PIRATEN) vom 01. Dezember 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 02. Dezember 2015) und Antwort Kultur und Videospiele (II): Gaming an Schulen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Strategien, Konzepte, Anordnungen oder Studien haben der Senat und die zuständigen Behörden im Hinblick auf die pädagogische Betreuung und Vermittlung des Themas „Videospiele“ entwickelt und entwickeln lassen bzw. welche Strategien, Studien und Konzepte sind dazu in Arbeit? (Bitte ggf. im Originalwortlaut anhängen.) Zu 1.: Computer- und Videospiele sind als moderne digitale Medien Bestandteil der medialen Umgebung von Kindern und Jugendlichen. Das Basiscurriculum Medienbildung des neuen am 18.11.2015 veröffentlichten Rahmenlehrplans , der zum Schuljahr 2017/18 unterrichtswirksam wird, trägt dieser sich ständig verändernden digitalen Lebensumwelt Rechnung. Der im Basiscurriculum Medienbildung verwendete Medienbegriff schließt alle Medienarten von analog (z. B. Buch, Zeitung, Radio, Film/Fernsehen) bis digital (z. B. Internet, Soziale Netzwerke , Smartphone und Computerspiele) ausdrücklich mit ein. Das Basiscurriculum Medienbildung (Anlage 1) enthält Standards, die in allen Fächern und allen Jahrgangsstufen der Berliner Schule zu berücksichtigen sind. Insbesondere sind zu nennen: Die Schülerinnen und Schüler können Computerspiele nach vorgegebenen Kriterien vergleichen (S. 20, Gestaltung, Aussage und Botschaft von Medienangeboten , Kompetenzbereich Analysieren) Die Schülerinnen und Schüler können die Bedeutung von Medienangeboten (wie z. B. soziale Netzwerke, Computerspiele) für ihren Alltag beschreiben oder Schüler können den eigenen Mediengebrauch kritisch reflektieren (S. 21, Eigener Mediengebrauch, Kompetenzbereich Reflektieren) Die Schülerinnen und Schüler können Vorbilder, Heldinnen und Helden sowie Idole aus den Medien analysieren und mit der eigenen Lebenswirklichkeit vergleichen (S. 21, Die Konstruktion von Wirklichkeit durch Medien, Kompetenzbereich Reflektieren) Die Schülerinnen und Schüler können mediale Gewalt und Gewaltdarstellungen analysieren und ihre Wirkung untersuchen (S. 23, Medien in Politik und Gesellschaft , Kompetenzbereich Reflektieren). Des Weiteren werden vom Landesprogramm jugendnetz -berlin.de, finanziert von der für Jugend zuständigen Senatsverwaltung, umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen für sozialpädagogische Fachkräfte durchgeführt und die Förderung von Projekten der aktiven Medienarbeit ermöglicht. So wird z. B. in jedem Berliner Bezirk ein Medienkompetenzzentrum gefördert. Diese koordinieren und vernetzen die Arbeit der Jugendeinrichtungen mit medienpädagogischen Angeboten in ihrem Bezirk, beraten und betreuen die sozialpädagogischen Fachkräfte technisch und inhaltlich bei der Umsetzung ihrer Medienarbeit und vermitteln ihnen entsprechende Fortbildungsangebote . In Kooperation mit der Initiative comp@ss- Computerführerschein gibt es für Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich technische und soziale Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien anzueignen, zu trainieren und zu zertifizieren. In diesem Rahmen gibt es auch ein Modul, das sich dem Thema Videospiele widmet . 2. Wie viele Lehrer/-innen an Berliner Schulen haben eine fachliche Ausbildung im Bereich „Videospiele“ bzw. eine zertifizierte Weiterbildung in diesem Bereich belegt? Zu 2.: Im Zuge der Implementierung der neuen Rahmenlehrpläne werden insbesondere zum Basiscurriculum Medienbildung neue Unterrichtsmaterialien entwickelt und Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten. Vor diesem Hintergrund liegen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft aktuell keine Zahlen vor. 3. Welche Schulen in Berlin bieten die Möglichkeit, im schulischen Rahmen oder im Rahmen der Hort- /Freizeitbetreuung an schuleignen PCs oder Konsolen Videospiele zu spielen und um welche Spiele / Genres handelt es sich dabei? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 17 511 2 4. An welchen Schulen in Berlin wurden Schüler/- innen in eine Konzeption zum Umgang mit Videospielen mit einbezogen und wie sah diese Einbindung konkret aus? 5. An welchen Schulen in Berlin wurden Eltern in eine Konzeption zum Umgang mit Videospielen mit einbezogen und wie sah diese Einbindung konkret aus? Zu 3., 4. und 5.: Dazu liegen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft keine Erkenntnisse vor. Die Entscheidung darüber liegt in der Eigenverantwortung der Schulen. 6. Gibt es Konzepte oder Projekte zur Einbindung von Videospielen in der Unterrichtsgestaltung des Lehrplans jenseits der Eigeninitiative von Lehrer/-innen? a) Insbesondere welche Konzepte und Projekte bestehen zur Videospielentwicklung im Informatikunterricht? b) Insbesondere welche Konzepte und Projekte bestehen zum Thema des Videospieljournalismus? c) Insbesondere welche Konzepte oder Projekte tragen dem Umstand, dass Videospiele als Kulturgut gewertet werden, Rechnung? Zu 6. a): Im Informatikunterricht finden Modellierungen und Programmierungen von Computerspielen in unterschiedlichen Varianten statt. Bereits im Anfangsunterricht lassen sich anspruchsvolle Spiele relativ einfach mit visuellen Programmierumgebungen, z. B. Scratch entwickeln. In Oberstufenkursen werden an vielen Schulen Spiele in höheren Programmiersprachen (z. B. Java oder Python) oder auch Apps entwickelt. Zu 6.b): Im Basiscurriculum Medienbildung finden sich Standards zum eigenen Mediengebrauch für Schülerinnen und Schüler. Dabei werden die Chancen sowie die Bedeutung der Medien für den Alltag bzw. die interessensbezogene Gestaltung eigener Medienangebote thematisiert . Zu 6. c): Das Computerspielemuseum Berlin bietet Lehrmodule und Workshops für Schülerinnen und Schüler an, in denen das Verständnis von Computerspielen vertieft und Hintergründe und Funktionsweisen vermittelt werden. Es geht dabei auch darum, mit Computerspielen den gestaltenden Zugang zur digitalen Welt zu erfahren. Das Angebot wird seit Anfang des Jahres 2015 von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft finanziell gefördert und zurzeit für verschiedene Altersstufen der Sekundarstufe I erprobt. 7. An welchen Berliner Schulen haben sich Schüler/- innen in AGs oder sonstige Gruppierung unter Betreuung von Lehrkräften zusammengeschlossen, um Videospiele gemeinsam zu erleben oder zu bearbeiten? a) Wie viele Gruppierungen davon treten als eSport- Team in Turnieren an? b) Welche positiven oder negativen Erfahrungen wurden ggf. durch die begleitenden Lehrkräfte gemacht? 8. Bestehen Partnerschaften zwischen Unternehmen der Videospielbranche und Berliner Schulen und ggf. welche Ausgestaltung haben diese Partnerschaften? Zu 7. und 8.: Dazu liegen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft keine Erkenntnisse vor. Die Entscheidung darüber liegt in der Eigenverantwortung der Schulen. 9. Wie wird an Berliner Schulen mit Schüler/-innen über die sogenannte „Killerspiel-Debatte“ und den Jugendschutz ins Gespräch gekommen? Zu 9.: Der Senat verwendet den Begriff „Killerspiel“ nicht mehr. Die im Zusammenhang mit Computerspielen ab dem Jahr 2006 um diesen Begriff geführte Debatte ist in den letzten Jahren einer Debatte über die Qualität von Computerspielen gewichen. Diese Entwicklung wird vom Senat begrüßt. Die seit dem Jahr 2003 geltenden Regelungen des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zur Regulierung von Computerspielen werden vom Senat als umfassend und wirkungsvoll eingeschätzt. Ungeachtet dessen sind Computerspiele und der Umgang mit ihnen in der schulischen wie außerschulischen medienpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein wichtiges Thema. 10. Wie wird mit den Gefahren von Abofallen, In- App-Käufen und der Finanz- und Suchtgefahr populärer Spielmodelle insbesondere im Bereich Mobile Games an Berliner Schulen umgegangen und wie werden Berliner Schüler/-innen und ihre Eltern für diese Problematik sensibilisiert ? Zu 10.: Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Schülerinnen und Schüler in allen Unterrichtsfächern vielfältige überfachliche Kompetenzen zum kritischen Umgang mit gesellschaftlichen und individuellen Herausforderungen entwickeln, die sie befähigen, eigenständig zu urteilen und sach- und situationsgerechte Entscheidungen zu treffen. Im neuen Rahmenlehrplan ab dem Schuljahr 2017/18 finden sich im fachübergreifenden Thema Verbraucherbildung vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten an aktuelle Probleme des Verbraucherverhaltens einschließlich der Finanz- und Suchtgefahr. Berlin, den 14. Dezember 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Dez. 2015) Te il B Teil B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Inhalt Einleitung 3 1 Basiscurriculum Sprachbildung 4 1.1 Die Bedeutung der Sprachbildung 4 1.2 Der Beitrag der Sprachbildung zum Kompetenzerwerb in den Unterrichtsfächern 4 1.3 Standards 6 1.3.1 Rezeption/Hörverstehen 6 1.3.2 Rezeption/Leseverstehen 7 1.3.3 Produktion/Sprechen 8 1.3.4 Produktion/Schreiben 9 1.3.5 Interaktion 10 1.3.6 Sprachbewusstheit 10 1.4 Operatoren 11 1.5 Glossar 12 2 Basiscurriculum Medienbildung 13 2.1 Die Bedeutung der Medienbildung 13 2.2 Der Beitrag der Medienbildung zum Kompetenzerwerb in den Unterrichtsfächern 13 2.3 Standards 15 2.3.1 Informieren 15 2.3.2 Kommunizieren 16 2.3.3 Präsentieren 17 2.3.4 Produzieren 18 2.3.5 Analysieren 20 2.3.6 Reflektieren 21 2.4 Glossar 23 3 Übergreifende Themen 24 3.1 Berufs- und Studienorientierung 24 3.2 Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity) 25 3.3 Demokratiebildung 26 3.4 Europabildung in der Schule 27 3.5 Gesundheitsförderung 28 3.6 Gewaltprävention 29 3.7 Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter (Gender Mainstreaming) 30 3.8 Interkulturelle Bildung und Erziehung 31 3.9 Kulturelle Bildung 32 3.10 Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung 33 3.11 Nachhaltige Entwicklung/Lernen in globalen Zusammenhängen 34 3.12 Sexualerziehung/Bildung für sexuelle Selbstbestimmung 35 3.13 Verbraucherbildung 36 B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 3 von 36 Einleitung Sprachbildung und Medienbildung Schülerinnen und Schüler erfahren von früher Kindheit an, dass es Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten gibt, die für alle Lebensbereiche von Bedeutung sind. Dazu gehören die Verwendung von Sprache und die Nutzung von Medien. Je sicherer man eine Sprache beherrscht, desto flexibler, kritischer und überzeugender kann man seine Standpunkte, Interessen, Wünsche, Gedanken und Überlegungen reflektieren und anderen gegenüber zum Ausdruck bringen und die anderer Menschen verstehen und wertschätzen. Ein sicherer Umgang mit Medien befähigt Schülerinnen und Schüler dazu, sich selbstständig Informationen zu beschaffen, diese mit anderen auszutauschen und sie kriteriengeleitet zu bewerten. Kinder und Jugendliche erwerben dabei auch die Voraussetzungen für eine sichere Nutzung von Medien. Der Teil B des Rahmenlehrplans beschreibt Standards für die Sprach- und Medienbildung auf den Stufen D und G (nähere Erläuterungen zu den Niveaustufen siehe Teil C, Kapitel 2). Diese Standards dienen als Grundlage für die fachliche Arbeit, aber auch für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler über den Fachunterricht hinaus. Fachspezifische und fachübergreifende Maßnahmen zur Sprach- und Medienbildung werden im schulinternen Curriculum festgehalten. Übergreifende Themen Schule ist das Spiegelbild einer heterogenen Gesellschaft. Sie nutzt die unterschiedlichen Voraussetzungen, Hintergründe, Einstellungen und Wertvorstellungen der Schülerinnen und Schüler als wesentliche Grundlage für die Gestaltung einer demokratischen Schulkultur und unterstützt und begleitet die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Der Erwerb fachbezogender Kompetenzen ist für die Allgemeinbildung und die Lebensbewältigung der Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung. Gesellschaftliche Herausforderungen können jedoch nur in Angriff genommen werden, wenn bereits in der Schule fachliche Grenzen überschritten werden. Kinder und Jugendliche sollen frühzeitig erfahren, vor welch großen Aufgaben unsere Gesellschaft und die Weltgemeinschaft stehen, und lernen , welch vielfältige Aspekte es bei der Planung und Entwicklung von Lösungsstrategien zu berücksichtigen gilt. Dabei erfahren und erproben Schülerinnen und Schüler auch, welchen Beitrag sie für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft leisten können. In diesem Sinne ist die Schulkultur geprägt durch das Berücksichtigen übergreifender Themen , die für die persönliche Lebensgestaltung der Schülerinnen und Schüler bedeutsam und von besonderer gesellschaftlicher Relevanz sind. Alle an Schule Beteiligten und außerschulischen Unterstützungssysteme liefern dazu ihren Beitrag, dass Kinder und Jugendliche lernen , das eigene Denken und Handeln auf der Grundlage neu erworbener Kenntnisse über die anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen zu reflektieren und neue Wege zu erproben. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 4 von 36 1 Basiscurriculum Sprachbildung 1.1 Die Bedeutung der Sprachbildung Eine flexible und sichere Sprachkompetenz ist von entscheidender Bedeutung für die individuelle Identitätsbildung sowie für die Teilhabe an Gesellschaft und Kultur. Sie ist eine Grundvoraussetzung für lebenslanges Lernen. Sprachbildung ist daher Teil von Bildung insgesamt und Aufgabe aller an Schule Beteiligten. Die Mehrsprachigkeit bietet eine Chance, die Entwicklung von Sprachkompetenz zusätzlich zu unterstützen und zu fördern. Mehrsprachig aufwachsende Schülerinnen und Schüler verfügen über spezifische Kompetenzen, die genutzt und weiterentwickelt werden können. 1.2 Der Beitrag der Sprachbildung zum Kompetenzerwerb in den Unterrichtsfächern Im Unterricht findet fachliches Lernen im Wesentlichen durch sprachliches Handeln statt. Sachverhalte und Zusammenhänge werden primär durch Sprache angeeignet. Bildungssprache ist dadurch gekennzeichnet, dass sie im Hinblick auf Präzision in der Wortwahl (z. B. durch Verwendung von Fachsprache), grammatische Richtigkeit und durch Vollständigkeit im Satzbau den Anforderungen an schriftliche Texte entspricht. Dadurch unterscheidet sie sich von der Alltagssprache. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet dies, dass sie lernen, längeren Erklärungen zu folgen, Fachtexte zu lesen und zu verstehen, Vorträge zu halten sowie mündlich oder schriftlich Sachverhalte zusammenhängend und verständlich darzulegen. Bildungssprache stellt somit höhere Ansprüche an die Lernenden als Alltagssprache , die meist situationsgebunden und dialogisch geprägt ist. Sprachkompetenz entwickelt sich in der gesamten Schulzeit in erster Linie in den vier Fertigkeiten verstehendes Hören und Lesen sowie Sprechen und Schreiben. Der Aufbau von sprachlichem Wissen (Fachwortschatz und fachsprachliche Grammatik wie z. B. Passivformen oder Nominalisierungen) wird besonders gefördert durch die konsequente Einbettung in sprachliche Handlungen (z. B. beim Erklären, Beschreiben, Begründen). Jeder Unterricht trägt dazu bei, die bildungssprachlichen Kompetenzen aufzubauen. Die systematische Entwicklung bildungssprachlicher Kompetenzen sichert ein nachhaltiges Verständnis der Fachinhalte und ist somit primär für das Fachlernen von Bedeutung. Die fachübergreifenden und die fachspezifischen sprachlichen Kompetenzen ergänzen einander . In den Standards des Basiscurriculums sind die sprachlichen Anforderungen beschrieben, an denen die Standards der Unterrichtsfächer anknüpfen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die geschriebene Sprache. Sie ermöglicht es, Wissenswelten, die über die unmittelbare Erfahrung hinausgehen, selbstständig zu erschließen. In allen Fächern, besonders aber in den Natur- und Gesellschaftswissenschaften, wird den Schülerinnen und Schülern neues Wissen anhand verschiedener Textsorten zugänglich gemacht und von ihnen verarbeitet. Dies erfordert Lesekompetenz sowie die Kompetenz, eigene Texte für andere oder für sich selbst schreiben zu können. Beim monologischen Sprechen entwickeln die Lernenden die Kompetenz, sich zusammenhängend und adressatenbezogen zu äußern, beim Zuhören lernen sie, einem längeren Text zu folgen. In der Interaktion werden Kompetenzen der Lernenden insbesondere im Hinblick auf eine konstruktive Teilnahme an Diskussionen entwickelt. Reflexion über Sprache fördert und sichert die bildungssprachliche Handlungskompetenz insofern, als sprachliche Phänomene bewusst wahrgenommen und in ihrer Beschaffenheit erkannt werden. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 5 von 36 Bildungssprachliche Handlungskompetenz entwickelt sich in allen Fächern: - durch eine aktive Teilnahme an Diskussionen (Interaktion) - durch das Erschließen von mündlichen und schriftlichen Texten (Rezeption) - durch das Sprechen und Schreiben von zusammenhängenden und in sich schlüssigen Texten (Produktion) - durch die Wahrnehmung unterschiedlicher sprachlicher Phänomene und Register (Sprachbewusstheit) Sie wächst in allen Bereichen: - mit dem Aufbau eines differenzierten und reichhaltigen Wortschatzes - mit dem Verfügen über vielfältige Satzbaumuster sowie - mit einer breiten Kenntnis von Text- und Gesprächssorten Kompetenzmodell Sprachbildung Kompetenzbereiche der Sprachbildung, die für das Lernen in allen Fächern von Bedeutung sind: Im Kompetenzmodell sind die zentralen sprachlichen Kompetenzbereiche benannt. Für jeden Bereich werden im Folgenden sprachliche Kompetenzen ausgewiesen, die die Schülerinnen und Schüler im Unterricht der Jahrgangsstufen 1 bis 10 erwerben. Die Niveaustufe G schließt dabei die für Niveaustufe D beschriebenen Kompetenzen ein (nähere Erläuterungen zu den Niveaustufen siehe Teil C, Kapitel 2). Einige Standards sind niveauübergreifend dargestellt . B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 6 von 36 1.3 Standards 1.3.1 Rezeption/Hörverstehen Hörtexte, auch medial vermittelte, verstehen und nutzen Die Schülerinnen und Schüler können D Einzelinformationen aus klar strukturierten Vorträgen aufgabengeleitet ermitteln und wiedergeben Einzelinformationen aus medial vermittelten Texten (z. B. Hörbuch, Film) aufgabengeleitet ermitteln und wiedergeben G zentrale Informationen aus Vorträgen oder Berichten ermitteln und wiedergeben zentrale Informationen aus medial vermittelten Texten (z. B. Radiobeitrag, Interview, Podcast, Online-Tutorials) ermitteln und wiedergeben Strategien des verstehenden Zuhörens anwenden Die Schülerinnen und Schüler können D gezielte Aufmerksamkeit auf Aussagen von Hörtexten und längeren Redebeiträgen richten sprachliche Handlungen wie Frage, Aufforderung, Bitte u. a. unterscheiden Nichtverstandenes aus Hörtexten und längeren Redebeiträgen benennen und gezielt nachfragen die Bedeutung unbekannter Wörter, Fachbegriffe oder Wendungen aus dem Textbzw . Redezusammenhang erschließen Stichpunkte zur Unterstützung des Hörverständnisses notieren G in Hörtexten und längeren Redebeiträgen Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden und wiedergeben sprachliche Handlungen wie Rückfrage, Richtigstellung, Hervorhebung, Äußerung von Zweifel u. a. als Redeabsicht deuten B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 7 von 36 1.3.2 Rezeption/Leseverstehen Texte verstehen und nutzen Die Schülerinnen und Schüler können D aus Texten gezielt Informationen ermitteln (z. B. Fakten, Ereignisse, Themen) grafische Darstellungen beschreiben und erläutern Informationen verschiedener Texte zu einem Thema vergleichen die Meinung der Autorin/des Autors zusammenfassend wiedergeben den wesentlichen Inhalt von Texten zusammenfassen Texte verschiedener Art lesen und in andere Darstellungsformen übertragen G Informationen aus Texten zweckgerichtet nutzen grafische Darstellungen interpretieren und bewerten Informationen verschiedener Texte zu einem Thema bewerten Begründungen für Meinungen/Haltungen/ Thesen von Autorinnen/Autoren wiedergeben Lesetechniken und Lesestrategien anwenden Die Schülerinnen und Schüler können D G Lesetechniken (u. a. orientierendes, selektives, überfliegendes und wiederholtes Lesen) entsprechend der Leseabsicht anwenden Lesestrategien für die einzelnen Phasen des Lesens (vor, während und nach dem Lesen) nutzen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 8 von 36 1.3.3 Produktion/Sprechen Sachverhalte und Informationen zusammenfassend wiedergeben Die Schülerinnen und Schüler können D wichtige Informationen aus Texten auf der Grundlage eigener Notizen nennen Sachverhalte und Abläufe beschreiben Beobachtungen wiedergeben Arbeitsergebnisse aus Einzel-, Partnerund Gruppenarbeit präsentieren G Informationen aus Texten kommentierend zusammenfassen Sachverhalte und Abläufe veranschaulichen , erklären und interpretieren Beobachtungen und Betrachtungen (z. B. Vorgang, Abbildung, Bild, Objekt und Modell) beschreiben und erläutern Überlegungen zu einem Thema darlegen Die Schülerinnen und Schüler können D zu einem Sachverhalt oder zu Texten eigene Überlegungen äußern Vermutungen äußern und begründen die eigene Meinung mit Argumenten stützen G zu einem Sachverhalt oder zu Texten Stellung nehmen Hypothesen formulieren und begründen Einen Vortrag halten Die Schülerinnen und Schüler können D mithilfe von Notizen und vorgegebenen Redemitteln (z. B. zu Beginn, anschließend , zum Schluss) adressatenbezogen vortragen Gestaltungsmittel (z. B. Lautstärke, Sprechtempo, Pausen, Betonung, Körpersprache ) zur Verstärkung von Redeabsichten einsetzen G mithilfe von Stichwörtern und geeigneten Redemitteln (z. B. im Folgenden, abschließend , zusammenfassend) adressatengerecht vortragen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 9 von 36 1.3.4 Produktion/Schreiben Texte schreiben Die Schülerinnen und Schüler können D Textmuster (z. B. persönlicher Brief, Liste, Protokoll) und Textbausteine (z. B. Anrede im Brief) anwenden sprachliche Mittel (z. B. Präpositionen, Konjunktionen wie wenn …, dann …, bevor, nachdem, solange) zur Verdeutlichung inhaltlicher Zusammenhänge anwenden informierende Texte (z. B. Bericht, Beschreibung ) unter Nutzung von geeigneten Textmustern und -bausteinen sowie von Wortlisten schreiben die eigene Meinung unter Nutzung von geeigneten sprachlichen Mitteln und Wortlisten darlegen die Adressaten und den Schreibanlass berücksichtigen (z. B. durch den Schreibstil und die Wahl der sprachlichen Mittel) Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsregeln nutzen, die für die Lesbarkeit ihrer Texte bedeutsam sind G Textmuster (z. B. formeller Brief, Bauanleitung , Tabelle) und fachspezifische Textbausteine (z. B. Formelschreibweise) anwenden weitere sprachliche Mittel (z. B. Passiv/ Aktiv, indirekte Rede) nutzen Zusammenfassungen, Protokolle unter Nutzung geeigneter Textmuster und -bausteine (z. B. Kraft → einwirken, ausüben ) schreiben einen Kommentar oder eine Stellungnahme unter Nutzung geeigneter Textmuster und -bausteine verfassen Schreibstrategien anwenden Die Schülerinnen und Schüler können D vorgegebene Textmuster zur Planung eines Textes (z. B. Steckbrief, Mindmap, Brainstorming, Schlüsselfragen, Clustering, Stichworttechnik) nutzen im Text Gedanken verbinden, den Text einleiten und abschließen und dabei vorgegebene Wörter oder Textbausteine verwenden Texte überarbeiten und Überarbeitungshilfen nutzen (Formen der Rückmeldung, Wörterbuch) G geeignete Textmuster zur Planung eines Textes zweckgerichtet auswählen und nutzen Texte in Abschnitte gliedern und dabei strukturierende Textbausteine verwenden (z. B. daraus folgt, es ist anzunehmen, zu beweisen ist) B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 10 von 36 1.3.5 Interaktion In Gesprächen auf Redebeiträge reagieren Die Schülerinnen und Schüler können D Gesprächsregeln vereinbaren und beachten sprachliche Handlungen wie Vermutung, Behauptung, Kritik etc. unterscheiden G eigene Gesprächsbeiträge unter Beachtung der Gesprächssituation, des Themas und des Gegenübers formulieren (z. B. Fragen und Rückfragen stellen, Zustimmung und Zweifel äußern, bereits Gesagtes wertschätzen und daran anschließen) sprachliche Handlungen wie Rückfrage, Richtigstellung, Hervorhebung, Äußerung von Zweifel als Redeabsicht deuten 1.3.6 Sprachbewusstheit Wörter und Formulierungen der Alltags-, Bildungs- und Fachsprache unterscheiden Die Schülerinnen und Schüler können D alltagssprachliche und bildungssprachliche Formulierungen (z. B. ein Urteil/einen Baum fällen, Beitrag zahlen/leisten) situationsgemäß anwenden G Fachbegriffe und fachliche Wendungen (z. B. ein Urteil fällen, einen Beitrag leisten, Aufgabe lösen) nutzen Wortbildungsmuster nutzen Die Schülerinnen und Schüler können D Wörter zerlegen und bilden aus Stamm, Präfix (Vorsilbe, z. B. be-, ge-) und Suffix (Nachsilbe, z. B. -ung, -keit) die Bedeutung von Wörtern und Fachbegriffen aufgrund von Wortbildungsmustern erklären die Bedeutung von Fach- bzw. Fremdwörtern aus ihren Wortbestandteilen (z. B. inter-, trans-, pro-) ableiten G Wortbildungsmuster (Zusammensetzungen , Ableitungen mit Präfixen und Suffixen , Nominalisierungen, z. B. -bar, ent-, -ieren, -heit, un-) für eigene Wortbildungen nutzen Mehrsprachigkeit nutzen Die Schülerinnen und Schüler können D Wörter (z. B. Zahlwörter, Operatoren) und Formulierungen in verschiedenen Sprachen nutzen (Herkunftssprachen, gelernte Fremdsprachen, Regionalsprachen) G Wörter und Wendungen in verschiedenen Sprachen (Herkunftssprachen, gelernte Fremdsprachen, Regionalsprachen) vergleichen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 11 von 36 1.4 Operatoren Die vorliegende Liste von Operatoren aus den Bereichen Natur- und Gesellschaftswissenschaften sowie Deutsch, Mathematik und Englisch stellt den exemplarischen Versuch dar, - aus den in den einzelnen Fächern genutzten Operatoren diejenigen herauszufiltern, die in allen Fächern verwendet werden, - aus den in den Fächern genannten Definitionen den ihnen allen gemeinsamen Kern herauszufiltern, - die so gefundenen Operatoren in einer für Schülerinnen und Schüler verständlichen Sprache zu formulieren. Dadurch können diese Operatoren in vielen Fächern genutzt werden. Operator Handlung Nennen, Angeben Informationen aufzählen, zusammentragen, wiedergeben Beschreiben Sachverhalte, Objekte oder Verfahren mit eigenen Worten darstellen Vergleichen Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede ermitteln und darstellen Erklären Sachverhalte verständlich und nachvollziehbar machen und in Zusam-menhängen darstellen Erläutern Sachverhalte darstellen und unter Verwendung zusätzlicher Informatio-nen veranschaulichen Begründen Sachverhalte, Entscheidungen bzw. Thesen durch nachvollziehbare Argumente stützen und sachlich (beispielhaft) belegen Analysieren, Untersuchen unter einer Fragestellung wesentliche Bestandteile, Ursachen oder Eigenschaften herausarbeiten bzw. nachweisen Diskutieren, Erörtern sich argumentativ mit verschiedenen Positionen auseinandersetzen und ggf. zu einer begründeten Schlussfolgerung gelangen Beurteilen zu Sachverhalten eine selbstständige Einschätzung formulieren und be-gründen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 12 von 36 1.5 Glossar Bildungssprache Alltagssprache Bildungssprache unterscheidet sich von der Alltagssprache, indem sie im Hinblick auf Präzision in der Wortwahl (z. B. durch Verwendung von Fachsprache), grammatische Richtigkeit und durch Vollständigkeit im Satzbau in etwa dem Anspruchsniveau schriftlicher Texte entspricht („konzeptionelle Schriftlichkeit“ im Unterschied zu „konzeptioneller Mündlichkeit“). Lesestrategien Lesestrategien sind einzuübende Handlungsmuster, die das Verständnis von Texten unterstützen. Hierbei werden Strategien vor dem Lesen, während des Lesens und nach dem Lesen unterschieden , z. B. - Vorwissen aktivieren, Fragen an den Text formulieren, Vermutungen zum Textinhalt äußern - Unbekanntes aus dem Kontext erschließen, Fragen zum Gelesenen entwickeln, Texte gliedern - Zusammenfassen des Textes, Texte in andere Darstellungsformen übertragen Sprachbildung Schulische Sprachbildung bezeichnet systematisch angeregte Sprachentwicklungsprozesse aller Schülerinnen und Schüler und ist allgemeine Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern. Sie erfolgt nicht beiläufig, sondern gezielt, indem die Lehrkraft geeignete Situationen aufgreift, sprachlich bildende Kontexte plant und gestaltet. Hierzu gehört auch die Vermittlung von Strategien, die das Hör- und Leseverstehen sowie das Verfassen von Texten unterstützen. Während Sprachbildung grundsätzlich integrativer Bestandteil jedes Unterrichts sein soll, meint Sprachförderung eine diagnosegestützte und gezielte Weiterentwicklung der Sprachkompetenz einzelner Schülerinnen und Schüler. Sprachliche Mittel Sprachliche Mittel unterstützen die Mitteilung eines bestimmten Anliegens , einer Befindlichkeit u. Ä. (→ Wie sage ich was?). Es gibt sie im Bereich der mündlichen Produktion als Redemittel und im Bereich der schriftlichen Produktion als Textbausteine. Sprachliche Register Sprachliche Register sind Sprachgebrauchsformen in unterschiedlichen Kommunikationssituationen und mit jeweils unterschiedlichen Kommunikationspartnern, z. B. auf dem Schulhof, im Unterricht, in der Peergroup, in der Familie. Text [lat. textum – Gewebe, Geflecht]. Texte im engeren Sinne sind sprachliche Äußerungen in schriftlicher Form. Der erweiterte Textbegriff schließt überdies auch mündliche Äußerungen ein sowie Informationen, die auch durch andere Zeichen (-systeme) übermittelt werden (Grafiken, Hörtexte, Filme etc.). Textmuster Texte können sehr individuell geschrieben werden. Zugleich gibt es Konventionen der Textgestaltung, die z. B. eine Gliederung und eine bestimmte Wortwahl vorgeben. Solche Muster sind z. B. Bewerbungsschreiben , formelle Briefe, Bauanleitungen, wissenschaftliche Arbeiten. Das Verfügen über Textmuster ist die Grundlage für eine individuelle Gestaltung von Texten. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 13 von 36 2 Basiscurriculum Medienbildung 2.1 Die Bedeutung der Medienbildung Kinder und Jugendliche leben in einer durch Medien wesentlich mitbestimmten Welt, wobei der Einfluss von Medien in allen Lebensbereichen weiter zunehmen wird. Diese Entwicklung stellt die Informationsgesellschaft und das Bildungssystem vor immer neue Herausforderungen . Medien dienen der Verbreitung von Informationen, Inhalten und Botschaften durch Sprache, Text, Töne, Bilder und Bewegtbilder, unterstützen Kommunikations- und Verständigungsprozesse und erweitern die individuellen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Zugleich werden durch Medien auch Werte, Normen, Orientierungen und Weltanschauungen vermittelt. Der im Basiscurriculum Medienbildung verwendete Medienbegriff schließt alle Medienarten von analog (z. B. Buch, Zeitung, Radio, Film) bis digital (z. B. Internet, soziale Netzwerke, Smartphones, Tablets und Computerspiele) ausdrücklich ein. Entsprechend dem Basiscurriculum Sprachbildung wird ein erweiterter Textbegriff verwendet, der neben Literatur, Sachund Gebrauchstexten prinzipiell auch dynamische Textsorten wie z. B. Film und animierte Grafiken einschließt. Schulische Medienbildung versteht sich über alle Schulstufen hinweg als ein dauerhafter, pädagogisch strukturierter und begleiteter Prozess des kreativen Umgangs sowie der konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der von verschiedenen Interessen geprägten Medienwelt, ihren sich stetig verändernden Medientechnologien und -inhalten in allen Medienarten sowie der Reflexion des eigenen Mediengebrauchs. Dieser Dynamik muss auch das Lehren und Lernen (auch mit digitalen Medien) Rechnung tragen. Dabei kommt der Entwicklung eines Problembewusstseins in Bezug auf Informationssicherheit und insbesondere auf das Recht des Einzelnen, selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten zu bestimmen, eine hohe Bedeutung zu. Medienbildung knüpft ausdrücklich an die Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler an. Medienbildung eröffnet zahlreiche Gelegenheiten vielfältiger individueller und kollektiver Kompetenzentwicklung. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil der Berufsorientierung, essenzielle Voraussetzung für Ausbildungs- und Studierfähigkeit und Grundlage lebenslangen Lernens in einer demokratischen Gesellschaft. Medienbildung ist eine bedeutsame Bildungsund Erziehungsaufgabe, die in enger Zusammenarbeit mit dem Elternhaus bewältigt werden sollte und dabei auch die konsequente Umsetzung des Jugendmedienschutzes im Interesse der Kinder und Jugendlichen mit einbezieht. 2.2 Der Beitrag der Medienbildung zum Kompetenzerwerb in den Unterrichtsfächern Medienkompetenz bezeichnet die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für ein sachgerechtes , selbstbestimmtes, kreatives und verantwortliches Handeln in einer von Medien wesentlich mitbestimmten Welt notwendig sind. Medienbildung ist verbindliche Querschnittsaufgabe aller Fächer und berücksichtigt das Lernen mit und über Medien. Medien können den Erwerb und die Ausprägung fachlicher Kompetenzen didaktisch unterstützen sowie den Unterricht methodisch bereichern. Lernen mit Medien bedeutet, dass sich die Lernenden Informationen selbstständig, interaktiv und kooperativ aneignen und Wissensbereiche erschließen, die über ihren eigenen Erfahrungshintergrund hinausreichen. Medien ermöglichen ihnen, an einer erweiterten Kommunikation jenseits des Klassenraums teilzuhaben . Sie unterstützen sie zudem bei der Präsentation eigener Informationsangebote und Rechercheergebnisse. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 14 von 36 In allen Fächern bieten sich vielfältige Gelegenheiten, die Medienwelt, alle Medienarten und deren Inhalte zum Lerngegenstand zu machen, sie zu analysieren und kritisch zu hinterfragen . Die Gelegenheit zu eigener produktiver Gestaltung fördert das Verständnis medialer Wirkungsweisen. Dementsprechend unterstützt Medienbildung im Sinne des Lernens über Medien die fachübergreifende Kompetenz zur Analyse, Bewertung und Reflexion von Texten , Alltagserlebnissen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Auseinandersetzung mit Medien(-inhalten) als Lerngegenstand fördert zudem die Fähigkeit, im eigenen Medienhandeln sowohl Chancen als auch Risiken zu erkennen und aktiv gestaltend wie auch sozial verantwortungsbewusst im Umgang mit Medien zu handeln. Darüber hinaus können die Potenziale der Medien im Unterricht, bei der Umsetzung des inklusiven Lernens, zur Diagnose von Lernständen und der sich daraus ableitenden individuellen Förderung sowie zur altersgerechten gesellschaftlichen Teilhabe genutzt werden. Kompetenzmodell Medienbildung Medienkompetenz beinhaltet folgende Kompetenzbereiche, die in vielfältigen Wechselbeziehungen stehen und inhaltliche Zusammenhänge sowie notwendige Schnittmengen aufweisen: Das Kompetenzmodell verdeutlicht, dass Medienbildung ausdrücklich mehr beinhaltet als die Entwicklung von Methodenkompetenz. Das Lernen mit und über Medien ist eine gemeinsame und bedeutsame Anforderung von Schule und Unterricht in der Mediengesellschaft. Für jeden Bereich werden im Folgenden Kompetenzen ausgewiesen, die die Schülerinnen und Schüler im Unterricht der Jahrgangsstufen 1 bis 10 erwerben. Die Niveaustufe G schließt dabei die für Niveaustufe D beschriebenen Kompetenzen ein (nähere Erläuterungen zu den Niveaustufen siehe Teil C, Kapitel 2). Einige Standards sind niveauübergreifend dargestellt . Medienkompetenz Informieren Reflektieren Kommunizieren Präsentieren Produzieren Analysieren B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 15 von 36 2.3 Standards 2.3.1 Informieren Informationsquellen und ihre spezifischen Merkmale Die Schülerinnen und Schüler können D Unterschiede von Informationsquellen beschreiben mediale Informationsquellen auswählen und nutzen G Unterschiede zwischen Informationsquellen kriterienorientiert untersuchen bei der Bearbeitung von Lern- und Arbeitsaufgaben mediale Quellen gezielt zur Informationsgewinnung und zum Wissenserwerb nutzen Suchstrategien Die Schülerinnen und Schüler können D Suchstrategien zur Gewinnung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen anwenden Suchmaschinen sachgerecht als Recherchewerkzeuge nutzen G Suchstrategien zur Gewinnung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen zielorientiert auswählen und anwenden bei der Nutzung von Suchmaschinen die Suchergebnisse und ihr Zustandekommen kritisch reflektieren Prüfung und Bewertung von Quellen und Information Die Schülerinnen und Schüler können D ausgewählte Kriterien zur Unterscheidung zwischen sachlichen Informationen und interessengeleiteter Darstellung beschreiben und anwenden ausgewählte Kriterien bezüglich der Glaubwürdigkeit von Informationen und Informationsquellen beschreiben und anwenden G Informationsquellen in Bezug auf Inhalt, Struktur und Darstellung kritisch bewerten die Glaubwürdigkeit und Wirkung von Informationsquellen kritisch beurteilen Informationsverarbeitung Die Schülerinnen und Schüler können D Informationen unter Angabe der Quellen auswählen und für die Bearbeitung von Aufgaben ordnen G die ausgewählten Informationen strukturiert unter Beachtung grundlegender Zitierregeln sowie des Urheberrechts bearbeiten und diese medial aufbereiten B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 16 von 36 2.3.2 Kommunizieren Verantwortungsbewusstsein, Angemessenheit und Adressatenbezug Die Schülerinnen und Schüler können D Kommunikationsmedien aus ihrer Lebenswelt auswählen und diese sachgerecht anwenden Regeln der verantwortungsbewussten Kommunikation mit Medien aus ihrer Lebenswelt heraus benennen und diese anwenden G Kommunikationsmedien adressatengerecht auswählen und diese anwenden Regeln der verantwortungsbewussten Kommunikation mit Medien entwickeln Kommunikationsmedien sozial verantwortungsbewusst nutzen unterschiedliche Rollen in medialen Kommunikationsprozessen erproben und ihre Feedback-Kultur entwickeln Kriterien, Merkmale und Strukturen medialer Kommunikation Die Schülerinnen und Schüler können D grundlegende Begriffe der Kommunikation benennen mediale Werkzeuge altersgemäß für die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen in Lernprozessen nutzen Chancen und Risiken digitaler Kommunikation diskutieren sowie altersgerechte und lebensweltbezogene Handlungsmöglichkeiten entwickeln zwischen privaten und öffentlichen Daten unterscheiden G die Grundstrukturen medialer Kommunikationsprozesse beschreiben und ihre Kenntnisse zielorientiert anwenden in Lernprozessen webbasierte Plattformen zur Kooperation, zum Austausch und zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten nutzen Kommunikationsbedingungen in der Mediengesellschaft Die Schülerinnen und Schüler können D die Medienlandschaft aus ihrer Lebenswelt heraus in Grundzügen beschreiben ihnen bekannte Kommunikationsdienstleister beschreiben ausgewählte Aspekte des Urheber- und Persönlichkeitsrechts sowie des Datenschutzes bei der medialen Kommunikation beschreiben und beachten G exemplarisch die Komplexität und Dynamik der Mediengesellschaft beschreiben die Interessen unterschiedlicher Kommunikationsdienstleister analysieren und bewerten Aspekte des Urheber- und Persönlichkeitsrechts sowie des Datenschutzes bei der medialen Kommunikation reflektiert anwenden B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 17 von 36 2.3.3 Präsentieren Präsentationsarten und ihre sachgerechte Auswahl Die Schülerinnen und Schüler können D Präsentationsarten unterscheiden und in Grundzügen die Vor- und Nachteile benennen die dem jeweiligen Einsatzzweck angemessene Präsentationsart auswählen und begründen Aufwand und Nutzen einer Präsentation realistisch einschätzen G Präsentationsarten sowie deren Bestandteile analysieren Medienspezifische Gestaltungsprinzipien Die Schülerinnen und Schüler können D die Gestaltung von Präsentationen an ihren Zielen ausrichten den grundlegenden Aufbau einer Präsentation beschreiben Gestaltungselemente für eine Präsentation (Text, Audio, Bildmaterial und Video) nach vorgegebenen Kriterien auswählen eine Präsentation von Lern- und Arbeitsergebnissen sach- und situationsgerecht gestalten G ihre Gestaltungsentscheidungen kriterienorientiert begründen verschiedene Formen der Dramaturgie für eine Präsentation entwickeln multimediale Gestaltungselemente für eine Präsentation kriterienorientiert auswählen und ihre Auswahl reflektieren eine Präsentation von Lern- und Arbeitsergebnissen in multimedialen Darstellungsformen gestalten Durchführung einer Präsentation Die Schülerinnen und Schüler können D die für die Präsentation notwendige Medientechnik nach Vorgaben einsetzen Einzel- und Gruppenarbeitsergebnisse vor einem Publikum präsentieren Regeln und Methoden für das Geben und Annehmen von Feedback erproben und das Feedback zur Selbsteinschätzung nutzen ihre Präsentationen archivieren und sie anderen für Lernprozesse zur Verfügung stellen G die für die Präsentation erforderlichen Rahmenbedingungen herstellen, Medientechnologien auswählen und diese sachgerecht bedienen Präsentationen regelmäßig einzeln und in der Gruppe durchführen ihre Feedback-Kultur weiterentwickeln und sie regelmäßig zur Selbsteinschätzung und zur Optimierung der Präsentationen anwenden B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 18 von 36 Präsentieren in der Mediengesellschaft Die Schülerinnen und Schüler können D G altersgemäß die Grundlagen des Urheber- und Persönlichkeitsrechts sowie des Datenschutzes bei der Erstellung von Präsentationen berücksichtigen 2.3.4 Produzieren Medientechnik Die Schülerinnen und Schüler können D Medientechnik einschließlich Hard- und Software nach Vorgaben einsetzen grundlegende Funktionen von Textverarbeitungs- sowie Grafik-, Bild-, Audio- und Videobearbeitungsprogrammen nutzen G Medientechnik einschließlich Hard- und Software unter Verwendung von Anleitungstexten oder Tutorials handhaben Textverarbeitung sowie Grafik-, Bild-, Audio- und Videobearbeitung anwenden Medienproduktion als planvoller Prozess Die Schülerinnen und Schüler können D eine Medienart für ihre Medienproduktion auswählen eine Medienproduktion in Einzel- oder Gruppenarbeit nach Vorgaben planen bei der Planung einer Medienproduktion die Rahmenbedingungen berücksichtigen G diese Auswahl begründen eine (multi-)mediale Produktion kriterienorientiert in Einzel- und Gruppenarbeit planen Gestaltung von Medienproduktionen Die Schülerinnen und Schüler können D mediale Gestaltungselemente (z. B. Bild-, Video-, Audiomaterial) unterscheiden grundlegende Elemente der (Bewegt-)Bild-, Ton- und Textgestaltung nach Vorgaben einsetzen eigene Gestaltungsprozesse mit unterschiedlichen Medien umsetzen die Gestaltung und Wirkung von eigenen Medienproduktionen nach vorgegebenen Kriterien einschätzen eigene und lizensierte Gestaltungselemente unterscheiden B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 19 von 36 Gestaltung von Medienprodukten Schülerinnen und Schüler können G Gestaltungselemente für ihre Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren Gestaltungsprozesse von der Idee bis zur Umsetzung darstellen die Gestaltung und Wirkung von eigenen und fremden Medienproduktionen kriterienorientiert bewerten lizenzrechtliche Vorgaben berücksichtigen und ausgewählte Angebote nutzen Herstellung von Medienprodukten Schülerinnen und Schüler können D mit Hilfestellung eigene Medienprodukte einzeln und in der Gruppe herstellen bei der Herstellung die Grundlagen des Urheber- und Persönlichkeitsrechts sowie des Datenschutzes berücksichtigen Rückmeldungen zur Optimierung ihrer Medienproduktion nutzen G unter Nutzung erforderlicher Technologien (multi-)mediale Produkte einzeln und in der Gruppe herstellen Veröffentlichung von Medienproduktionen Die Schülerinnen und Schüler können D vorhandene Möglichkeiten zur Veröffentlichung eigener Medienproduktionen prüfen und sie nutzen altersgemäß und medienbezogene Grundkenntnisse des Urheber- und Persönlichkeitsrechts, des Datenschutzes und des Jugendmedienschutzes in Bezug zur eigenen Lebenswelt berücksichtigen Regeln und Methoden für das Geben und Nehmen von Rückmeldungen anwenden G mit Rückmeldungen und Kritik verantwortungsbewusst umgehen Anregungen konstruktiv aufgreifen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 20 von 36 2.3.5 Analysieren Orientierung im Medienangebot Die Schülerinnen und Schüler können D das von ihnen genutzte Medienangebot beschreiben Merkmale, Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Medienarten benennen Medienangebote situations- und bedürfnisbezogen auswählen G die Vielfalt des aktuellen Medienangebots analysieren Merkmale, Gemeinsamkeiten (Medienkonvergenz ) und Unterschiede verschiedener Medienarten, -formate und -genres vergleichen Gestaltung, Aussage und Botschaft von Medienangeboten Die Schülerinnen und Schüler können D Gestaltungselemente medialer Angebote und deren Wirkung exemplarisch beschreiben mediale Symbole und Zeichensysteme aus ihrem unmittelbaren Lebensweltbezug beschreiben gestalterische Grundlagen der Bild- und Filmsprache bei der Medienanalyse exemplarisch anwenden Werbung und deren Botschaft in ihrer Lebenswelt beschreiben G Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen und deren Wirkungsabsichten kriterienorientiert bewerten die Verwendung medialer Symbole und Zeichensysteme untersuchen und ihre Auswirkungen auf Aussage und Botschaft von Medienangeboten bewerten Methoden der Filmanalyse anwenden und das Medium Film regelmäßig als wichtiges Kulturgut nutzen Computerspiele nach vorgegebenen Kriterien vergleichen den Zusammenhang von Gestaltung und intendierter Funktion von Medienangeboten (Information, Unterhaltung, Werbung, Manipulation) untersuchen und bewerten Bedeutung und Wirkung von Medienangeboten Die Schülerinnen und Schüler können D ausgewählte Kriterien zur Unterscheidung fiktionaler und nicht-fiktionaler Medienformate und -angebote benennen die interessensbezogene Gestaltung medialer Angebote und deren Botschaften anhand ihrer persönlichen Empfindungen beschreiben G fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren interessengeleitete Wirkungsabsichten von Medienangeboten analysieren und ihre Wirkung untersuchen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 21 von 36 2.3.6 Reflektieren Eigener Mediengebrauch Die Schülerinnen und Schüler können D die Bedeutung von Medienangeboten (wie z. B. soziale Netzwerke, Computerspiele ) für ihren Alltag beschreiben Chancen (z. B. zeit- und ortsunabhängige Kommunikation) und Risiken (z. B. Cybermobbing ) des eigenen und fremden Mediengebrauchs diskutieren sich über Medienerlebnisse austauschen und diese auf der Grundlage gegenseitiger Toleranz und Achtung bewerten alters- und situationsangemessene Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf einen sozial, ethisch und ökonomisch verantwortlichen Mediengebrauch entwickeln Privatheit und Öffentlichkeit des eigenen Mediengebrauchs unterscheiden altersgemäß die Grundlagen des Urheberund Persönlichkeitsrechts sowie des Datenschutzes berücksichtigen G den eigenen Mediengebrauch kritisch reflektieren die Einflüsse von Medienangeboten auf ihren Alltag und ihre Persönlichkeitsentwicklung , insbesondere hinsichtlich der Gefahren von Süchten, Cybermobbing und Realitätsverlust, reflektieren Chancen und Risiken von Geschäftsaktivitäten im Internet untersuchen und Schlussfolgerungen für eigene Geschäftsaktivitäten ziehen Die Konstruktion von Wirklichkeit durch Medien Die Schülerinnen und Schüler können D anhand eigener Medienerfahrungen zwischen medial vermittelter und realer Welt unterscheiden exemplarisch mediale Manipulationen aus ihrer Lebenswelt erkennen und beschreiben Vorbilder, Heldinnen und Helden sowie Idole aus den Medien beschreiben G den Zusammenhang zwischen medial vermittelter und realer Welt beispielhaft analysieren die Möglichkeiten und Methoden medialer Manipulation exemplarisch analysieren Vorbilder, Heldinnen und Helden sowie Idole aus den Medien analysieren und mit der eigenen Lebenswirklichkeit vergleichen den Einfluss von Medien auf Wahrnehmung, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen untersuchen und bewerten B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 22 von 36 Medien in Politik und Gesellschaft Die Schülerinnen und Schüler können D aus ihrer Lebenswelt heraus Medien als Mittel zur Herstellung von Öffentlichkeit benennen mediale Gewalt aus ihrer Lebenswelt und ihre Wirkungen beschreiben mediale Darstellung von Motiven der Werbung (Gesundheit, Sexualität, Mobilität u. a.) beschreiben an aktuellen regionalen Beispielen den Einfluss von Medien auf die öffentliche Meinungsbildung beschreiben G mediale Möglichkeiten bewusst zur altersgemäßen gesellschaftlichen Teilhabe an demokratischen Prozessen nutzen mediale Gewalt und Gewaltdarstellungen analysieren und ihre Wirkung untersuchen mediale Darstellungsmuster (Gesundheit, Sexualität, Mobilität u. a.) in der Öffentlichkeit identifizieren und ihre Wirkung in Bezug auf Rollenklischees und Menschenbilder untersuchen an aktuellen und historischen Beispielenden ökonomischen und politischen Einfluss von Medien(-konzernen) auf Meinungsbildungsprozesse in der Gesellschaft exemplarisch analysieren Medien als Wirtschaftsfaktor an Beispielen untersuchen B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 23 von 36 2.4 Glossar Jugendmedienschutz Der Jugendmedienschutz umfasst den gesetzlich verankerten Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Medienangeboten, die deren Entwicklung oder Erziehung beeinträchtigen oder gefährden. Zudem regelt er den Schutz vor solchen Angeboten, welche die Menschenwürde oder sonstige durch das Strafgesetzbuch geschützte Rechtsgüter verletzen. Rechtsgrundlage bilden das Jugendschutzgesetz und der Jugendmedienschutz- Staatsvertrag. Kommunikation Kommunikation bezeichnet den Austausch oder die Übertragung von Informationen (Wissen, Erkenntnisse, Erfahrungen, Botschaften) und Daten. Dabei wird Kommunikation in erster Linie als soziale Handlung mit dem Ziel der Verständigung zwischen verschiedenen Kommunikationspartnern (Sender, Empfänger ) verstanden. Vor allem Online-Kommunikationsprozesse ermöglichen einen flexiblen Wechsel der ursprünglichen Rollen der Kommunikationspartner. Empfänger werden zu Sendern und umgekehrt. Kommunikationsdienstleister Als Kommunikationsdienstleister werden die Anbieter verschiedener Online-Kommunikationsdienste sowie -plattformen in Form von z. B. sozialen Netzwerken, Messengern, Blogging- Plattformen verstanden, die durch die aktive Beteiligung ihrer Nutzerinnen und Nutzer gekennzeichnet sind. Hierzu gehören aktuell z. B. Facebook, WhatsApp, Skype, Instagram, Twitter etc. Kommunikationsmedien Der Begriff Kommunikationsmedien schließt die verschiedenen digitalen Möglichkeiten der Kommunikation ein, z. B. E-Mail, Chat, Messenger, webbasierte Plattformen etc. Medien Der Medienbegriff schließt alle analogen und digitalen Medienarten vom gedruckten Buch über Zeitung, Radio, Film/- Fernsehen bis hin zu Internet, Smartphones und Computerspielen etc. ein. Medienbildung Medienbildung vereint sowohl die klassische Mediendidaktik als auch Medienerziehung. Die systematische Einbeziehung von Medien in Schule und Unterricht unterstützt eine Lernkultur , in deren Mittelpunkt problemorientiertes, selbstgesteuertes, kooperatives, kreatives und individuelles Lernen steht. Medienkompetenz Medienkompetenz bezeichnet die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für ein sachgerechtes, selbstbestimmtes, kreatives und verantwortliches Handeln in einer von Medien wesentlich mitbestimmten Welt notwendig sind. Medienkonvergenz Medienkonvergenz beschreibt das durch die Digitalisierung bedingte zunehmende Zusammenwachsen verschiedener Medienbereiche , die ehemals getrennt (analog) waren. Inhaltlich wachsen die Medieninhalte und deren Verbreitungswege zusammen . Medienkonvergenz bedeutet auch die ergänzende Nutzung und Produktion konvergenter Medienangebote durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst. Beispiel: Tagesschau (ARD) – tagesschau.de B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 24 von 36 3 Übergreifende Themen 3.1 Berufs- und Studienorientierung Bedeutung des übergreifenden Themas Die selbstständige Planung und Gestaltung des eigenen Berufs- und Lebenswegs sowie lebensbegleitendes Lernen, berufliche, regionale und internationale Mobilität in einer dynamischen Arbeits- und Berufswelt gehören zu den zentralen Herausforderungen, auf die die Schülerinnen und Schüler vorbereitet werden müssen. Eine frühzeitige Orientierung im Hinblick auf mögliche eigene Interessen und Neigungen sowie ihre Bildungs- und Ausbildungswege unterstützt dieses Ziel der Allgemeinbildung im Sinne einer individuellen Förderung. Ziel der Berufs- und Studienorientierung ist es, die Selbstwahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken, damit sie aus den zur Verfügung stehenden Alternativen für die Berufs- bzw. Studienwahl diejenigen auswählen, die ihnen aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Persönlichkeit und ihren Lebenssituationen die bestmöglichen Chancen bieten. Schulische und außerschulische Angebote und Maßnahmen zur Berufsund Studienorientierung werden auch darauf ausgerichtet, geschlechtsbezogene Benachteiligungen zu vermeiden bzw. zu beseitigen. Bestandteil der Berufs- und Studienorientierung ist auch die praktische Erprobung in möglichen Berufsfeldern. Hierzu gehört, Praxiserfahrungen in frauen- und männeruntypischen Berufen zu ermöglichen sowie Kenntnisse darüber zu vermitteln. Berufs- und Entwicklungschancen werden aufgezeigt und Hilfen für den Übergang in eine Ausbildung, in weitere schulische Bildungsgänge oder in ein Studium gegeben. Kenntnisse über die Wirtschafts- und Arbeitswelt und ggf. die Hochschulen werden vermittelt . Kompetenzerwerb Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Einstellungen und Kompetenzen, die sie befähigen , ihre Studien- und Berufswahl eigenverantwortlich zu treffen. Dazu gehören die Sichtung und Beurteilung aktueller Anforderungsprofile sowie der Erwerb entsprechender Schlüsselqualifikationen zur Planung und Gestaltung des eigenen Wegs in die Arbeits- und Berufswelt. Für die Lernenden sind der kritische Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen sowie die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen im Hinblick auf eine Berufs- bzw. Studienwahl von maßgeblicher Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Informationsquellen (z. B. Internet, Bundesagentur für Arbeit) und Instrumente zur Selbsteinschätzung (z. B. Selbsterkundungshefte , Internetportale mit Testverfahren und Informationsmöglichkeiten zur Einschätzung eigener Stärken und Schwächen) zielgerichtet zu verwenden. Sie entwickeln zunehmend selbstständig flexible Handlungspläne, reflektieren selbstgesetzte private, schulische und berufliche Ziele und setzen ihre Pläne in konkrete Handlungen um. Sie lernen, Entscheidungen auf der Grundlage von fundierten Kenntnissen und unter Berücksichtigung möglicher Handlungsoptionen zu treffen. Darüber hinaus schätzen sie den gesellschaftlichen , wirtschaftlichen und technischen Wandel und seine Auswirkungen auf die moderne Arbeitswelt ein. Bezüge zu den Fächern Einen besonderen Bezug zur Berufs- und Studienorientierung hat das Fach Wirtschaft- Arbeit-Technik. Vielfältige Lerngelegenheiten bieten sich auch in allen anderen Fächern und im Kontext außerunterrichtlicher Berufsorientierungsprojekte im Rahmen des Dualen Lernens (Berlin) und des Praxislernens (Brandenburg). B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 25 von 36 3.2 Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity) Bedeutung des übergreifenden Themas Die Schule in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft basiert auf dem Wissen um die Universalität , Unteilbarkeit, Unveräußerlichkeit und Interdependenz von Menschenrechten. Sie zeichnet sich durch die Wertschätzung sozialer, geschlechtlicher, sexueller, altersbezogener, körperlicher, geistiger, ethnischer, sprachlicher, religiöser und kultureller Vielfalt aus. Wenn alle am Bildungsprozess Beteiligten, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, als Individuen Achtung und Anerkennung erfahren, entfalten sie angstfrei ihr Bildungspotential und ihre Kreativität. So tragen sie zu einem von Respekt, Akzeptanz und Offenheit geprägten sozialen Miteinander bei. Eine Reflexion der eigenen Haltung und das Wahrnehmen von Vielfalt sind hierbei von Bedeutung. Kompetenzerwerb Die Lernenden erwerben Wissen über die Vielfalt der Kulturen, Lebensweisen und Überzeugungen sowie Kompetenzen, die sie zur Orientierung und Teilhabe in einer demokratischen Gesellschaft befähigen. Sie lernen, anderen Menschen Empathie, Achtung und Wertschätzung in einem Klima des sozialen und kooperativen Umgangs entgegenzubringen. Auf diese Weise entwickeln die Kinder und Jugendlichen eine Haltung, die es ihnen ermöglicht, Vielfalt als selbstverständlich und als Bereicherung wahrzunehmen. Sie erwerben die Fähigkeit, sich eigene, tatsächliche und zugeschriebene Merkmale bewusstzumachen, die eigene Lebenssituation und Lebensweise zu reflektieren und einen Perspektivwechsel im Hinblick auf die Lebenssituationen anderer vorzunehmen. Sie entwickeln eine auf der Grundlage der Achtung der Unveräußerlichkeit der Menschenwürde fundierte Haltung in Bezug auf den Umgang mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Dabei werden gesellschaftliche Vorstellungen von Normalität und Abweichungen sowie bestehende Hierarchien und Machtverhältnisse reflektiert. Bezüge zu anderen Fächern Alle Fächer bieten Themen an, die eine Auseinandersetzung mit Vielfalt auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft ermöglichen. Die Lehr- und Lernmaterialien sowie der Sprachgebrauch spiegeln die vielfältigen Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler wider. Persönliche Zugänge eröffnen die Fächer Deutsch, Ethik (Berlin), Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (Brandenburg), Biologie und der Sachunterricht. In den künstlerischen Fächern besteht z. B. die Möglichkeit, einen Austausch über verschiedene Vielfaltsdimensionen, ausgehend von bildnerischen Darstellungen, musikalischen Anlässen und den Lebensläufen bekannter Persönlichkeiten zu führen. Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity) ist im Kontext von Kinder - und Menschenrechten Gegenstand der Fächer Gesellschaftswissenschaften 5/6 und Politische Bildung. Im Fach Sport können Sportereignisse und Biografien als Anknüpfungspunkte genutzt werden, aber auch die sportliche Aktivität selbst und damit zusammenhängende soziokulturelle Aspekte. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 26 von 36 3.3 Demokratiebildung Bedeutung des übergreifenden Themas Demokratische Gesellschaften in einer globalen Welt können nur dann Bestand haben, wenn Möglichkeiten der aktiven demokratischen Gestaltung von gesellschaftlicher Gegenwart und Zukunft erkennbar und nutzbar sind. Aufgabe der Demokratiebildung in der Schule ist es, hierfür Lerngelegenheiten zu bieten. Wer bereits als Heranwachsender Achtung und Akzeptanz erfahren und gelernt hat, mit demokratischen Mitteln Erfolg zu haben, wird selbstbewusst und respektvoll in Konflikten nach konstruktiven Lösungen suchen. Auf diese Weise wird als wesentliches Ziel erreicht, die Schülerinnen und Schüler zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu befähigen und zu ermutigen. Alle an Schule Beteiligten wirken im Sinne des sozialen Lernens Diskriminierung, Gewalt und Mobbing bewusst und aktiv handelnd entgegen. Die Menschen- und Kinderrechte sind wesentlicher Bestandteil der Demokratiebildung. Diese legen unveräußerliche Rechte eines jeden Menschen fest. Sie zu wahren und zu leben, ist ein wichtiger Beitrag zur Menschenrechtsbildung und somit ist diese auch immer Demokratiebildung . Kompetenzerwerb Demokratisches Handeln kann und muss gelernt werden. Mit dem Wissen um das Wesen demokratischen Handelns in einem demokratisch verfassten Staat und durch selbstbestimmte Mitwirkung in schulischen, lokalen und globalen Kontexten erfahren die Schülerinnen und Schüler die Wirksamkeit des eigenen Handelns. Demokratiebildung im Unterricht und im Rahmen der Schulkultur findet im Kontext eigener und gemeinsamer Erfahrungen statt. Dabei werden die Fähigkeiten entwickelt, verantwortlich an gesellschaftlichen und politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen teilzunehmen , eigene Intentionen zu verhandeln, unterschiedliche Interessen auszuhalten und in Konflikten demokratische Lösungen zu finden. Die Anerkennung anderer, die Überzeugung von eigener Wirksamkeit, der Respekt vor demokratischen Normen, Regeln und Gesetzen sowie Verantwortungsbereitschaft sind grundlegende Aspekte des sozialen und demokratischen Handelns. Die Schule fördert das Interesse der Lernenden an schulischen und außerschulischen Projekten und unterstützt sie dabei, effektiv zu planen, erfolgreich zu kooperieren und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Schülerinnen und Schüler beteiligen sich an der Reflexion der durchgeführten Projekte und leiten Schlussfolgerungen für weitere Vorhaben und zukünftiges demokratieförderliches Handeln ab. Bezüge zu den Fächern In der Schule wird Demokratiebildung in allen Fächern umgesetzt. Dies geschieht auf vielfältige Weise z. B. auch in Projekten, Planspielen und Simulationen, die demokratische Willensbildung und Entscheidungsfindung erfordern. Weitere Gelegenheiten ergeben sich z. B. im Klassenrat, in der Gremienarbeit der Schule und im Rahmen von Exkursionen zu außerschulischen Lernorten. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 27 von 36 3.4 Europabildung in der Schule Bedeutung des übergreifenden Themas Das Zusammenwachsen Europas fordert als schulischen Auftrag, sich der Perspektive anderer in der Welt zu öffnen, wertgebundene Toleranz und Solidarität zu üben und das Zusammenleben mit Menschen anderer Sprachen und Kulturen zu praktizieren. Alle an Schule Beteiligten fördern die Entwicklung demokratischer Werte für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und sozialen Ausgleich in Europa und die Entwicklung eines Verantwortungsbewusstseins für die Rolle Europas bei der Lösung globaler Probleme. In diesem Zusammenhang ist die Kooperation mit außerschulischen Partnern sehr wichtig. Kompetenzerwerb Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die zu einem gelingenden Leben in Europa und in der Welt befähigen, z. B. die Bereitschaft zur Verständigung und zum Abbau von Vorurteilen sowie zur Sensibilisierung für die europäische und globale Vielfalt. Sie lernen , Konflikte in und außerhalb der schulischen Gemeinschaft sowie globale Auseinandersetzungen zu analysieren und zu verstehen und über Konfliktlösungen nachzudenken. Sie nutzen ihre sprachlichen Fähigkeiten und gewinnen so Erfahrungen, die eine Haltung der Aufgeschlossenheit befördern und das nachbarschaftliche Miteinander unterstützen. Aufgrund von Kenntnissen über europäische Geschichte unterscheiden sie Selbst- und Fremdbilder in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. Kulturelle Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten erschließen sie in Begegnungen und durch die vergleichende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensgewohnheiten. Hier gibt es enge Bezüge zur kulturellen und interkulturellen Bildung sowie zum Lernen in globalen Zusammenhängen. Die Lernenden entwickeln Verständnis und Achtung für den Wert der europäischen Rechtsbindungen und für die Rechtsprechung, die auf der Grundlage der in Europa und der Welt anerkannten Menschenrechte basiert. Sie verstehen, dass Kompromisse bei der Verwirklichung von unterschiedlichen Interessen erforderlich sind und auf diese Weise Lösungen der wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen und politischen Probleme innerhalb der europäischen Staaten und darüber hinaus vorbereitet werden. Bezüge zu den Fächern Zur Erschließung der europäischen Dimension in Unterricht und Erziehung sollen grundsätzlich alle Fächer und Lernbereiche der Schule Anregungen bieten. Einen besonderen Beitrag leisten dabei die Fächer Gesellschaftswissenschaften 5/6, Geschichte und Politische Bildung sowie die Fächer mit geografischen, wirtschafts- und rechtskundlichen Inhalten. Die Fächer Kunst, Theater und Musik spielen eine wichtige Rolle bei der Erschließung der kulturellen und sozialen Vielfalt Europas. Gemeinsam mit den Sprachen entsteht eine Grundlage für erfolgreiches Kommunizieren, u. a. auch im Rahmen von Schulpartnerschaften und Austauschprogrammen. In den Fächern Ethik (Berlin), Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (Brandenburg), Mathematik , Wirtschaft-Arbeit-Technik, Sport sowie in den naturwissenschaftlichen Fächern werden vielfältige übergreifende internationale und europäische Gemeinsamkeiten und Herausforderungen aufgegriffen. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 28 von 36 3.5 Gesundheitsförderung Bedeutung des übergreifenden Themas Eine gesunde Lebensweise ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Lebensgestaltung . Die schulische Gesundheitsförderung zielt darauf ab, dass die Schülerinnen und Schüler aktiv Einfluss auf ihre eigene Gesundheit nehmen und Entscheidungen treffen, die ihre physische und psychische Gesundheit stärken und erhalten. Eine wichtige Bedingung dafür ist ein gesundes Schul- und Klassenklima, das Motivation fördert, Verbundenheit begünstigt und soziale Verantwortung stärkt. Selbstverantwortlich getroffene Entscheidungen bestärken die Lernenden darin, z. B. auf den Konsum von abhängig machenden Substanzen oder Medien bewusst zu verzichten. Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannung sowie suchtpräventive Maßnahmen und Strategien tragen wesentlich zur Gesundheitsförderung bei. Die Gesundheitsförderung ist unverzichtbares Element einer nachhaltigen Schulentwicklung und Schulkultur. Sie findet in vielfältiger Weise innerhalb und außerhalb des Unterrichts ihren Raum. Kompetenzerwerb Die Schule greift die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler aus ihrem häuslichen Umfeld auf und unterstützt sie dabei, ihr Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise zu stärken. Die Kinder und Jugendlichen erkennen die Merkmale einer gesundheitsfördernden Umwelt und lernen, mit zu ihrer Gestaltung beizutragen. Dazu gehören gesunde Ernährung, nachhaltiger Konsum, bewusster und reflektierter Umgang mit Bewegung, Sport, Sexualität, Hygiene und Stress. Damit die Lernenden ihr Leben erfolgreich und selbstbestimmt gestalten können, beschäftigen sie sich auch mit den gesundheitlichen Auswirkungen von individuellen und sozialen Problemen, die durch eigenes oder fremdes Fehlverhalten ausgelöst sein können. In diesem Zusammenhang machen sie sich auch vertraut mit den Ursachen und Auswirkungen von Suchtverhalten. Gemeinsam mit anderen lernen sie Lösungsstrategien zur Problembewältigung zu entwickeln und umzusetzen. Die schulische Gesundheitsförderung unterstützt die Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung eines starken Selbstwertgefühls, Selbstbewusstseins und Selbstmanagements. Eine gute, gesunde Schule bindet die Lern- und Lebensverhältnisse der Schülerinnen und Schüler in der Schule mit ein, um diese in die Lage zu versetzen, die Anforderungen der Schule erfolgreich zu bewältigen und darüber hinaus soziale und ökologische Gesundheitsfaktoren , auch im gesellschaftlichen Kontext, zu berücksichtigen. Bezüge zu den Fächern Die systematische Förderung kognitiver, physischer, psychischer und sozialer Kompetenzen durchzieht alle Fächer über die gesamte Schulzeit hinweg. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den naturwissenschaftlichen Fächern (vor allem Naturwissenschaften 5/6, Biologie , Chemie), Wirtschaft-Arbeit-Technik, Ethik (Berlin), Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (Brandenburg) und Sport zu. Praktische Unterrichtsmaßnahmen, Projekttage und die Teilnahme an gesundheits- und sportorientierten Wettbewerben oder auch Schulungen stärken die Eigenverantwortung und die Gesundheitskompetenz. Zur Gesundheitsförderung gehört darüber hinaus ein Unterricht, der individualisiert gestaltet ist, Kooperation fördert und zugewandte Unterstützung bietet. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 29 von 36 3.6 Gewaltprävention Bedeutung des übergreifenden Themas Gewalt wird nicht nur als körperlicher Zwang ausgeübt, sondern tritt auch als psychischer Druck auf, der sich z. B. in der Sprache, als Ausgrenzung, als Diskriminierung bzw. als Mobbing oder Cybermobbing äußert. Gewaltprävention basiert auf der Überzeugung, dass es Handlungsmöglichkeiten gibt, die der Anwendung von Gewalt oder ihrer Eskalation vorbeugen . Dabei ist nicht das Vorhandensein von Konflikten problematisch, sondern der unangemessene Umgang damit und Verhaltensweisen, die die Interessen und Bedürfnisse anderer ausblenden oder unterdrücken. Ziel von Gewaltprävention ist es, Menschen dazu zu befähigen , kontrolliert zu handeln, anderen respektvoll zu begegnen und mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Gewaltprävention ist Bestandteil einer jeden Schulkultur und fördert das gemeinsame Leben und Arbeiten. Kompetenzerwerb Anknüpfend an Vorerfahrungen der Kinder und Jugendlichen ist Gewaltprävention im Schulalltag im Wesentlichen auf die Entwicklung sozialer und personaler Kompetenzen ausgerichtet . Im Bereich der personalen Kompetenzen entwickeln die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit, eigene und fremde Bedürfnisse wahrzunehmen und angemessen zu äußern, die persönliche Entwicklung und das individuelle Verhalten sowie deren Folgen zu reflektieren, eigene Potenziale zu erkennen und Verantwortung für deren Entwicklung und Nutzung zu übernehmen. Dadurch werden die Entscheidungsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Rollenfindung gestärkt. Im Bereich der sozialen Kompetenzen entwickeln die Lernenden die Fähigkeit zu Empathie und zum Perspektivwechsel, die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und Gefühle angemessen auszudrücken, mit anderen in Kontakt zu kommen und diesen aufrechtzuerhalten, situationsbewusst und gewaltfrei zu kommunizieren sowie Diskriminierung wahrzunehmen und ihr entgegenzuwirken. So lernen sie, mit Konflikten konstruktiv umzugehen, Konsens zu finden und Verantwortung zu übernehmen, um zur Gewaltprävention beizutragen. Schülerinnen und Schüler lernen, dass zwischenmenschliche Konflikte auf der natürlichen und kulturellen Vielfalt an Bedürfnissen, Interessen, Zielen und/oder Werten beruhen und dass es sinnvoll und möglich ist, diese in einem aktiven Lösungsprozess zu bewältigen, der allen Beteiligten nützt. Sie sind sensibilisiert für die Interessen und Bedürfnisse anderer und können unterschiedliche Interessen aushalten. Bezüge zu den Fächern Lerngelegenheiten für gewaltfreies Miteinander, konstruktive Konfliktlösung und folgenabschätzende Gestaltung sozialer Beziehungen sind im Unterricht aller Fächer vielfältig vorhanden . Sie können im Bereich des sozialen Lernens durch schulische Angebote wie z. B. den Einsatz von Konfliktlotsen und Streitschlichtern und durch das Üben einer gewaltfreien Kommunikation unterstützt werden. Im Rahmen des schulinternen Curriculums werden gemeinsame Regeln und Verfahren für das Umgehen mit Konflikten vereinbart und Schülerinnen und Schüler üben, wie in Konfliktsituationen gehandelt werden kann. So können z. B. im Kunst- und Sportunterricht Erfahrungen im Bereich der Selbst- und Fremdwahrnehmung in Konfliktsituationen gemacht und Lösungsmöglichkeiten reflektiert werden. Vor allem in den gesellschaftswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern besteht darüber hinaus die Möglichkeit , fachliche Aspekte von Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien zu vertiefen. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 30 von 36 3.7 Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter (Gender Mainstreaming) Bedeutung des übergreifenden Themas Für die Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter leistet Schule einen wichtigen und aktiven Beitrag. Hierbei gilt das Prinzip des Gender Mainstreaming, d. h., dass in unterschiedlichen Lebenssituationen die Interessen von Frauen, Männern und Menschen mit weiteren Geschlechtsidentitäten bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen sind und das Ziel der freien Entfaltung der Persönlichkeit unabhängig vom Geschlecht, von der Geschlechtsidentität und vom Geschlechtsausdruck verfolgt wird. Damit einher geht eine geschlechtergerechte Sprache. Schule bietet vielfältige Chancen für die persönliche Entfaltung über Geschlechterstereotypisierungen hinweg. Schülerinnen und Schüler lernen Herausforderungen kennen und sich ihnen zu stellen, um eingrenzende Rollenzuschreibungen zu überwinden. Sie erweitern ihr eigenes Handlungsrepertoire und ihr Selbstbewusstsein, entfalten ihr Reflexionsvermögen und entwickeln ihr selbstständiges Handeln. Kompetenzerwerb Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Normen und Werten der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie einem vielfältigen Rollenangebot in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen auseinander. Dabei lernen sie Geschlechterverhältnisse in gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Wirtschaft und Kultur kennen und setzen sich unter Berücksichtigung rechtlicher Grundlagen mit deren Entwicklung in der Geschichte auseinander. Sie üben sich im Perspektivwechsel und analysieren die Lebenswelten und -wirklichkeiten, in denen Menschen mit verschiedenen Geschlechtsidentitäten in ihrer Vielfältigkeit und Differenziertheit leben. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass Zuschreibungen von Fähigkeiten und Aufgaben auf ein Geschlecht nicht naturgegeben sind und können zwischen biologischem und sozialem Geschlecht unterscheiden. Die Lernenden erkennen Benachteiligungen und setzen sich mit Strategien zu deren Aufhebung auseinander. In medial vermittelten Rollenbildern und anderen Darstellungen erkennen sie Stereotypisierungen und reflektieren Rolle und Funktion von Zuschreibungen . Sie können Formen geschlechtssensibler Sprache in Wort und Schrift anwenden und nutzen vielfältige Gelegenheiten zur Selbstreflexion. Abwertungen aufgrund des Geschlechts , der Geschlechtsidentität oder des Geschlechtsausdrucks begegnen sie selbstbewusst und zurückweisend. Für ihre Lebensplanung und Berufswahl nutzen sie Informationen und Kenntnisse, die ihnen helfen, ein selbstbestimmtes und die eigene Existenz sicherndes Leben zu führen. Bezüge zu den Fächern Jedes Fach bietet Anknüpfungspunkte, sei es, indem Sprache untersucht wird, Geschlechterkonstruktionen aus sozialer, kultureller, geschichtlicher und biologischer Sicht hinterfragt, Perspektiven spielerisch umgekehrt oder Berufswahlentscheidungen und Berufsbiografien analysiert werden. Eine besondere Bedeutung liegt aufgrund der starken Alltagspräsenz in der Auseinandersetzung mit medial vermittelten Rollenbildern und Sprache. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 31 von 36 3.8 Interkulturelle Bildung und Erziehung Bedeutung des übergreifenden Themas Kinder und Jugendliche wachsen in einer globalisierten Welt auf, die von kultureller, ethnischer , sprachlicher, sozialer und religiös-weltanschaulicher Vielfalt gekennzeichnet ist. Sie haben die Chance, in der eigenen – von verschiedenen Kulturen geprägten – Umgebung, aber auch weltweit interkulturell erfolgreich zu kommunizieren und zu handeln und dies für ihre persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu nutzen. Schule und Erziehungsberechtigte leisten einen Beitrag dazu, die Heranwachsenden auf die Nutzung dieser Chancen und die damit verbundenen vielfältigen Herausforderungen im Alltags- und im späteren Berufsleben vorzubereiten. Erfolgreiches interkulturelles Handeln erfordert ein Bewusstsein für die kulturelle Prägung eigener Verhaltens- und Urteilsmuster und setzt die Fähigkeit zur Wahrnehmung , Wertschätzung und kritischen Reflexion kultureller Unterschiede und Handlungsansätze voraus. Auf dieser Grundlage können Strategien entwickelt und umgesetzt werden, die ein konstruktives und erfolgreiches Handeln in einer durch Vielfalt geprägten Gesellschaft und in einer globalisierten Welt ermöglichen. Kompetenzerwerb Im Rahmen von interkultureller Bildung setzen sich die Schülerinnen und Schüler im gesellschaftlichen Leben mit anderen Wahrnehmungen und Ausdrucksweisen produktiv auseinander . Dazu gehört die Fähigkeit, die eigenen Bilder von anderen kritisch zu hinterfragen sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Entstehung solcher Bilder zu kennen und zu reflektieren. In der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, Weltanschauungen, Religionen und unterschiedlichen Traditionen werden eigene Standpunkte und Werte relativiert. Die Wertschätzung der kulturellen Vielfalt führt zur Erweiterung des persönlichen Erfahrungsund Handlungshorizontes. Schule nutzt die inner- und außerschulischen Gegebenheiten zur Förderung dieser Fähigkeiten und Fertigkeiten. Mehrsprachigkeit befähigt Schülerinnen und Schüler, erfolgreich mit anderen zu kommunizieren , ihr Wissen über andere Kulturen zu erweitern und Vorurteile zu überwinden. In diesem Sinne erkennen und nutzen Lernende die ihnen gebotenen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung ihrer sprachlichen Kompetenzen in der Schule und in ihrem Lebensumfeld. So erhalten sie die Gelegenheit, durch Nutzung der digitalen Medien sowie durch persönliche Begegnungen im Rahmen von Schulfahrten und Austauschprogrammen vielfältige Kontakte zu Menschen in anderen Ländern zu knüpfen und diese auch zu pflegen. Auf diese Weise werden sie befähigt, ihre interkulturelle Kompetenz in realen Situationen zu nutzen, weiterzuentwickeln und sprachliche, soziale und kulturelle Mittleraufgaben zu übernehmen. Bezüge zu den Fächern Insbesondere in den Fächern Ethik (Berlin) und Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (Brandenburg) wird die Perspektivübernahme und Auseinandersetzung mit anderen Kulturen thematisiert und geübt. In den künstlerischen Fächern ist der kritisch-kreative Zugang zu kulturell geprägten Werken und Erscheinungsformen ein wichtiger Gegenstand. In den Fremdsprachen ist die interkulturelle kommunikative Kompetenz ein zentraler Bestandteil des Unterrichts und wird daher explizit im Kompetenzmodell ausgewiesen. In den Gesellschaftswissenschaften und im Fach Deutsch sind Anknüpfungspunkte für vergleichende Betrachtungen aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven gegeben. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 32 von 36 3.9 Kulturelle Bildung Bedeutung des übergreifenden Themas Kultur begegnet uns in vielfältigen Formen, z. B. in Literatur, Musik, Kunst, Design und Architektur , aber auch in der Geschichte und in Alltäglichem wie Sitten und Gebräuchen. Alles, was ein Mensch durch seine Sinne wahrnehmen kann, was er schön oder hässlich findet oder auch als Tradiertes erfahren kann, ist ein möglicher Ausgangspunkt für kulturelle Bildung . Das Ziel von kultureller Bildung in der Schule besteht darin, Kinder und Jugendliche für die Vielfalt des Kulturellen zu begeistern, ihre Kreativität und Experimentierfreude anzuregen und ihnen eigene Handlungs-, Erfahrungs- und Deutungsspielräume in Bezug auf Kultur zu eröffnen. Indem die Schule Kultur in ihren vielfältigen Erscheinungsformen zum Thema macht, trägt sie zur allgemeinen Bildung und insbesondere zur Identitätsentwicklung der Schülerinnen und Schüler bei. Für die Lernenden ergeben sich in ihrer Alltagswelt vielfältige Berührungspunkte mit Kultur: sowohl in ihrer vertrauten Umgebung als auch in der Begegnung mit Menschen anderer Weltanschauungen und Religionen sowie in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen kulturellen Traditionen. Zentrale Aufgabe von kultureller Bildung ist die Entwicklung der Kreativität der Schülerinnen und Schüler im Verhältnis zu überlieferten Ausdrucksformen, mit denen sie sich kritisch auseinandersetzen und die sie sich ggf. bewusst zu eigen machen können. Kompetenzerwerb Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Kenntnisse über die eigene Kultur und die anderer Menschen. Sie erkunden und nutzen das Angebot kultureller Einrichtungen und entwickeln kulturelles Verständnis, indem sie mögliche Wirkungen kulturell geprägten Handelns erproben und reflektieren. In diesen Prozessen lernen sie eigene und andere Sichtweisen zu unterscheiden und sich auf Unvertrautes einzulassen. In der Auseinandersetzung damit entwickeln sie Respekt und Empathie und die Fähigkeit zur Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben sowie einen persönlichen Lebensstil, der Aufgeschlossenheit gegenüber verschiedenen kulturellen Erscheinungsformen einschließt. In Kooperation mit Kulturschaffenden erschließen sie sich die Rolle von Kultur in der Gesellschaft und Möglichkeiten , selbst daran teilzuhaben. Kulturelle Bildung wirkt auf diese Weise über das Künstlerische im engeren Sinne hinaus. Sie sensibilisiert die Kinder und Jugendlichen für die Individualität eigener Wahrnehmungen und fördert eine respektvolle Haltung gegenüber den Wahrnehmungen und Einschätzungen anderer. Bezüge zu den Fächern Die in der kulturellen Bildung erworbenen Kompetenzen können in allen Fächern genutzt und auch dort entwickelt werden. Insbesondere die künstlerischen Fächer und die Sprachen bieten Anknüpfungspunkte zur kreativen Auseinandersetzung und Gestaltung. Kulturelle Fragestellungen haben auch in den Natur- und den Gesellschaftswissenschaften ihren Ort, z. B. wenn es um Modellvorstellungen geht. Besonders geeignet sind Projekte und Begegnungen mit Kulturschaffenden, die zur Erweiterung persönlicher Ausdrucksweisen und zum Verständnis des kulturellen Arbeits- und Schöpfungsprozesses dienen. Kooperationen mit externen Kulturpartnern und Institutionen unterstützen die kulturelle Bildung. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 33 von 36 3.10 Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung Bedeutung des übergreifenden Themas Es gibt heute viele Möglichkeiten, sich über die ganze Welt fortzubewegen. Das eröffnet vielfältige Chancen im privaten und beruflichen Leben, verbunden aber auch mit ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen. Um bewusste Entscheidungen für ihr individuelles Wohl zu treffen, um über die gesellschaftlichen Auswirkungen ihres eigenen Verhaltens nachdenken zu können und um sich an der Entwicklung einer zukunftsfähigen Mobilität zu beteiligen, benötigen die Menschen Kenntnisse über die Auswirkungen des Mobilitätsverhaltens. Schulische Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung umfassen deshalb neben Aspekten der Verkehrssicherheitserziehung auch die Bereiche Sozialerziehung, Umweltbildung und Gesundheitsförderung. Nur wenn bereits Kinder und Jugendliche lernen, was zum sicheren Verhalten im Straßenverkehr beiträgt, wenn sie wissen, welche Auswirkungen die Wahl unterschiedlicher Fortbewegungsmittel auf Gesundheit und Sicherheit sowie auf den Erhalt der Umwelt haben, können sie bewusste Entscheidungen für sich selbst treffen und zunehmend auch für andere Verantwortung übernehmen. Der Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten und außerschulischen Partnern kommt eine große Bedeutung zu. Kompetenzerwerb Schülerinnen und Schüler lernen den Verkehr als ein soziales System kennen, das besonderen Regeln und Normen des Rechts und der sozialen Interaktion unterworfen ist. In vielfältigen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Zusammenhängen vertiefen sie ihre Kenntnisse über die Auswirkungen des Verkehrs auf Gesundheit, Umwelt und Klima. Dabei erfahren sie, wie sich die Verkehrsmittelwahl auf die eigene Gesundheit und die eigene Lebensplanung auswirkt. Im Rahmen des Unterrichts und in Projekten erproben sie umweltfreundliches Verkehrsverhalten, recherchieren Möglichkeiten umweltfreundlicher Mobilität und lernen dabei verantwortungsvoll zu handeln. Um zunehmend aktiv an der Gestaltung einer Verkehrsumwelt mitzuwirken, die zur Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und einer zukunftsfähigen Mobilität beiträgt, erwerben Kinder und Jugendliche auch Grundlagen und Wissen über die städtebaulichen sowie wirtschaftlichen Aspekte heutiger Verkehrswirklichkeit und ihrer Folgen. Schülerinnen und Schüler lernen, sich im Straßenverkehr zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit motorisierten Fahrzeugen oder als Mitfahrende in privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln umsichtig und sicherheits- und gefahrenbewusst zu verhalten. Sie erweitern ihre motorischen Fertigkeiten sowie ihr Wahrnehmungs- und Reaktionsvermögen. Regelwissen, verkehrsspezifische sowie verkehrsrechtliche Kenntnisse befähigen sie, mit zunehmendem Alter flexibel und situationsbezogen zu handeln, Gefahren im Straßenverkehr zu erkennen und Risiken zu vermeiden. Bezüge zu den Fächern Anknüpfend an die im Sachunterricht gelegten Grundlagen trägt die Schule fachübergreifend, fächerverbindend und im Unterricht aller Fächer zur Förderung der Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung bei. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 34 von 36 3.11 Nachhaltige Entwicklung/Lernen in globalen Zusammenhängen Bedeutung des übergreifenden Themas Die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung gehört als Antwort auf die Herausforderungen des globalen Wandels zu den wichtigsten politischen Aufgaben des 21. Jahrhunderts. Kernprobleme des globalen Wandels (z. B. Bevölkerungsentwicklung, Durchsetzung von guter Regierungsführung, Energieversorgung, Ernährungssicherung, Klimawandel, globale Handelsströme , Ressourcenverknappung) und deren Wechselwirkungen stellen die Lebensgrundlagen vieler Menschen und die Bedürfnisse zukünftiger Generationen infrage. Gleichzeitig ist eine Welt ohne die vielfältigen Möglichkeiten, die die globalen Bezüge bieten, nicht mehr vorstellbar. Der globale Wandel fordert zu Visionen zur Gestaltung einer zukunftsfähigen gerechten Welt heraus, basierend auf der Grundlage der Anerkennung von Menschenrechten und dem Wissen darum, dass Menschenrechte bisher noch keine globale Gültigkeit erlangt haben. Schülerinnen und Schüler lernen aktiv und verantwortungsbewusst, gemeinsam mit anderen an nachhaltigen Entwicklungsprozessen lokal und global teilzuhaben und Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Dabei orientieren sie sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Kompetenzerwerb Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die es ihnen auf der Grundlage eines ethischen Wertesystems ermöglichen, nicht nachhaltige und nachhaltige Entwicklungstendenzen in einer zunehmend globalisierten Welt zu erkennen, zu analysieren und zu bewerten . Der wechselseitige Zusammenhang wird deutlich, wenn es gilt, zwischen verschiedenen Handlungsweisen bewusst zu wählen. Die Lernenden wenden interdisziplinär Wissen und Fertigkeiten an (Gestaltungs- und Handlungskompetenzen), die die Nutzung natürlicher Ressourcen langfristig erhalten, das Handeln zum Wohl aller ermöglichen und die das Zusammenleben der Menschen auf der Erde sozial gerecht gestalten. Dies schließt die Fähigkeit zum Umgang mit Konflikten ein. Die Schülerinnen und Schüler schätzen Handlungsfolgeketten in ihren Auswirkungen auf Ressourcen sowie soziale Beziehungen ein und orientieren ihren Lebensstil und ihr ökologisches, politisches, soziales und wirtschaftliches Handeln an ihren gewonnenen Erkenntnissen. Handeln bedeutet dann, eigene und gemeinsame Projekte zu gestalten, Ziele festzulegen, Ressourcen sparsam und wirkungsvoll einzusetzen, aus Fehlern zu lernen und Korrekturen vornehmen zu können. Bezüge zu den Fächern Grundsätzlich bieten sich in allen Fächern vielfältige, passende Lerngelegenheiten. Einzelne Dimensionen (Umwelt, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft) weisen dabei besondere Affinität zu bestimmten Fächern auf. Zielkonflikte zwischen den Entwicklungsdimensionen bieten die Chancen, besonders in den gesellschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern problemorientiert aufgegriffen zu werden und ermöglichen es, dass die Lernenden sich mit den gegenwärtigen und zukünftigen Problemen und Herausforderungen auseinandersetzen. Aber auch die Fremdsprachen und die Fächer Wirtschaft-Arbeit-Technik, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (Brandenburg), Ethik (Berlin), Deutsch und Theater bieten viele Anknüpfungspunkte zur Kompetenzförderung. Bezüge gibt es weiterhin zu anderen übergreifenden Themen, wie z. B. Verbraucherbildung, Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung , Demokratiebildung sowie Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity). Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung bzw. ein Lernen in globalen Zusammenhängen gelingt besonders gut in der Kooperation mit außerschulischen Partnern und der Einbeziehung von außerschulischen Lernorten, z. B. entwicklungspolitischen Bildungseinrichtungen, Naturerlebniseinrichtungen , ökologischen Landbaubetrieben, Weltläden. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 35 von 36 3.12 Sexualerziehung/Bildung für sexuelle Selbstbestimmung Bedeutung des übergreifenden Themas Der gesetzliche Erziehungsauftrag der Schule schließt die Sexualerziehung als einen wichtigen und unverzichtbaren Teil der altersgemäßen Erziehung ein. Sexualerziehung fördert selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Verhalten. Dies soll zu einem selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität befähigen, bei der Entwicklung der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität hilfreich sein und auch für ein partnerschaftliches Leben sensibilisieren. Schulische Sexualerziehung berührt einen sehr persönlichen Bereich der Kinder und Jugendlichen, daher ist hier besonderes Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität seitens der Lehrkräfte gefragt. Durch das Aufgreifen, aber auch das Auslassen oder Umgehen von Themen menschlicher Sexualität wirkt die Lehrkraft modellhaft in ihrem Handeln. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung leitet sich aus den Kinder- und Menschenrechten ab und basiert auf einem Bildungsansatz, der Vorurteile und Diskriminierung bewusstmacht und abbaut. Die Eltern werden über Ziel, Inhalt und Formen der Sexualerziehung rechtzeitig informiert. Kompetenzerwerb Die Lernenden erwerben Wissen über den menschlichen Körper und seine Funktionen, zur Sexualität und Fortpflanzung. Dazu gehört das Wissen zur Entstehung und Verhütung von Schwangerschaften und zur Gesunderhaltung des Körpers. Die Schülerinnen und Schüler setzen sie sich u. a. mit Freundschaft, Partnerschaft, Liebe und Familie auseinander. Dabei wird die Vielfalt der Lebensweisen, der sexuellen Orientierungen und des Geschlechts einbezogen . Sie können sexuelle Orientierungen von den Kategorien Geschlecht (soziales und biologisches) und Geschlechtsidentität unterscheiden. Schülerinnen und Schüler lernen ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern, aber auch eigene Grenzen und die anderer wahrzunehmen und zu achten. Sie reflektieren ihren Sprachgebrauch und lernen, ihre Körpersprache zu verstehen. Sie analysieren die Verfügbarkeit und Darstellung von Körperidealen und Sexualität in den Medien und reflektieren den eigenen Umgang damit. So erwerben die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Kompetenzen für ein vorurteilsund diskriminierungsbewusstes Miteinander und Füreinander aller an Schule Beteiligten. Dabei ist die Akzeptanz sexueller Vielfalt ein wichtiges Ziel des Kompetenzerwerbs. Bezüge zu den Fächern Sexualerziehung wird fachübergreifend bzw. fächerverbindend unterrichtet. Vielfältige Lerngelegenheiten bieten sich in allen Fächern, insbesondere im Sachunterricht, in Naturwissenschaften 5/6, in Gesellschaftswissenschaften 5/6 und in den Fächern Biologie, Ethik (Berlin), Deutsch, Politische Bildung, Geschichte, Theater, Wirtschaft-Arbeit-Technik, Sport, Lebensgestaltung -Ethik-Religionskunde (Brandenburg) und in den Fremdsprachen. Bezüge gibt es weiterhin zu den übergreifenden Themen Demokratieerziehung, Gesundheitsförderung, Medienbildung , Sprachbildung und Gewaltprävention. B Fachübergreifende Kompetenzentwicklung Seite 36 von 36 3.13 Verbraucherbildung Bedeutung des übergreifenden Themas In einer von enormem Überfluss geprägten Konsumwelt hat schulische Verbraucherbildung die Entwicklung eines kritischen, verantwortungsbewussten und reflektierten Verhaltens von Schülerinnen und Schülern als Verbraucherinnen und Verbraucher zum Ziel. Zur Verbraucherbildung gehören neben der Finanzbildung, der Medien- und der nachhaltigen Konsumbildung auch die Gesundheits- und Ernährungsbildung sowie Kenntnisse zum Verbraucherrecht. Die unterschiedlichen Konsumentscheidungen der Kinder und Jugendlichen werden von den individuell geprägten, sozialen und kulturellen Verhältnissen, in denen sie leben, beeinflusst. Indem sich Schülerinnen und Schüler diese Prägung bewusst machen und kritisch reflektieren, können sie ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Verbraucherbewusstsein entwickeln. Dazu bedarf es Handlungsstrategien und nicht zuletzt auch eines vielfältigen Wissens aus ökologischen , ökonomischen, technischen, rechtlichen, politischen, kulturellen, sozialen, naturwissenschaftlichen , informellen und umweltbezogenen Bereichen der Verbraucherbildung. Ein hohes Verbraucherbewusstsein beeinflusst und ermöglicht Handlungsspielräume in der Lebensgestaltung von früher Kindheit an. Kompetenzerwerb Um Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, bewusste und reflektierte Verbraucherinnen und Verbraucher zu werden, arbeitet Schule mit den Erziehungsberechtigten eng zusammen. So lernen die Schülerinnen und Schüler im Unterricht und in Projekten, anstehende Entscheidungen im Alltagsleben, auch in Bezug auf die Haushaltsführung, als Verbraucherin bzw. als Verbraucher wohlüberlegt zu treffen und verantwortungsbewusst mit Geld und vertraglichen Verpflichtungen umzugehen. Die Schülerinnen und Schüler nutzen Medien zur Informationsbeschaffung und setzen sich auf der Grundlage ihres vielfältigen Hintergrundwissens kritisch mit Verbraucherinformationen, z. B. in Form von Werbung, auseinander. Konsumentscheidungen werden nicht nur aus privater Sicht beleuchtet, sondern auch unter dem Aspekt des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen, des fairen Handels, des Klimaschutzes und gerechter Arbeitsbedingungen weltweit. Die Schülerinnen und Schüler analysieren Konsumentscheidungen mit Blick auf den Zusammenhang von Ernährung, Lebensstil und Gesundheit. Kinder und Jugendliche erkennen so die vielfältigen Aspekte eines kritischen Verbraucherverhaltens und entwickeln sich zu eigenständigen und verantwortungsbewussten Verbraucherinnen und Verbrauchern. Bezüge zu anderen Fächern Themen der Verbraucherbildung sind besonders geeignet für den fachübergreifenden bzw. fächerverbindenden Unterricht. Vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten bieten die Fächer Sachunterricht , Wirtschaft-Arbeit-Technik, Sport sowie die gesellschaftswissenschaftlichen und die naturwissenschaftlichen Fächer. S17-17511 S1717511-Anlage Teil B_Rahmenlehplan Berlin_BB