Drucksache 17 / 18 085 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Sven Kohlmeier (SPD) vom 25. Februar 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Februar 2016) und Antwort Drogen- und Handyfunde in den Berliner Justizvollzugsanstalten 2015 Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Handys wurden 2015 in den Berliner Justizvollzugsanstalten bei Gefangenen oder in der Anstalt aufgefunden? (bitte aufgeschlüsselt nach Anstalt und Anzahl) 2. Wie haben sich die Zahlen gegenüber dem Vorjahr entwickelt (01.01.2010 – 31.12.2015)? Worauf ist die Entwicklung zurückzuführen? (bitte aufgeschlüsselt nach Anstalt und Entwicklung in Prozent und absolut) Zu 1. und 2.: Die Zahlen der Handyfunde und ihre Entwicklung gegenüber dem jeweiligen Vorjahr haben sich im nachgefragten Zeitraum wie folgt entwickelt: Handyfunde Anstalt Anzahl Entwicklung JVA Tegel 2010 354 2011 520 + 166 ( +47%) 2012 483 - 37 ( - 7,11%) 2013 361 - 122 ( - 25,3 %) 2014 332 - 29 ( - 8%) 2015 355 + 23 ( + 6,9%) JVA Moabit 2010 131 2011 174 + 43 ( + 32,8 %) 2012 156 - 18 ( - 10,3 %) 2013 183 + 27 ( + 17,3 %) 2014 179 - 4 ( - 2,23 %) 2015 229 + 50 ( + 27,9 %) JVA Heidering* 2013 50* 2014 165 2015 167 + 2 ( + 1,2 %) JVA Plötzensee 2010 65 2011 130 + 65 ( + 100 %) 2012 121 - 9 ( - 7 %) 2013 176 + 55 ( + 45 %) 2014 119 - 57 ( - 32 %) 2015 134 + 15 ( + 13 %) Jugendstrafanstalt 2010 389 2011 229 - 160 ( + 41%) 2012 257 + 28 ( + 12 %) 2013 124 - 133 ( - 52 %) 2014 303 + 179 ( + 144 %) 2015 359 + 56 ( + 18,5 %) JVA für Frauen 2010 2 2011 6 + 4 ( + 200 %) 2012 8 + 2 ( + 33 %) 2013 6 - 2 (- 25 % ) 2014 1 - 5 ( - 83%) 2015 13 +12 (+ 1200 %) JVA Offener Vollzug 2010** 2011** 2012 135 2013 141 + 6 ( + 4,44 %) 2014 163 + 22 ( +16 %) 2015 169 + 6 ( + 3,68 %) * JVA Heidering erst seit Juni 2013 belegt; die Zahl für 2013 ist deshalb nicht repräsentativ ** In der JVA des Offenen Vollzuges wurden in den Jahren 2010/2011 keine Daten erhoben Über die Gründe der zum Teil erheblichen Unterschiede lassen sich keine eindeutigen Aussagen treffen. Wie bereits zur Schriftlichen Anfrage 17/15477 im Vorjahr berichtet sind anstaltsbezogene Veränderungen wie z.B. die Schließung einer gesamten Teilanstalt in der JVA Tegel oder in bestimmten Bereichen unterschiedliche Kontrollschwerpunkte als Ursachen zu vermuten. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 085 2 3. Welche Drogenfunde gab es 2015 in den Berliner Justizvollzugsanstalten? (bitte aufgeschlüsselt nach Anstalt, Art der Droge, Menge) 4. Wie haben sich die Zahlen gegenüber dem Vorjahr entwickelt (01.01.2010 – 31.12.2015)? Worauf ist die Entwicklung zurückzuführen? (bitte aufgeschlüsselt nach Anstalt und Entwicklung in Prozent und absolut) Zu 3. und 4.: Die Erhebung der Drogenfunde in den Berliner Justizvollzugsanstalten ist in der nachstehenden Tabelle dargestellt. Daten werden nicht durchgängig in allen Anstalten differenziert nach Drogenart erfasst. Aufgefundene Drogen werden unverzüglich der Polizei übergeben , die in der Regel keine Rückmeldung über die Drogenart erteilt: Drogenfunde (Angaben in g) JVA Cannabis Heroin Kokain Subutex Tegel Menge Entwicklung Menge Entwicklung Menge Entwicklung Menge Entwicklung 2010 1557,04 48,2 4,8 ./. 2011 1268,53 -288,5(-22.8 %) 14,89 -33,31(-233%) 43,97 +39,2(+816%) ./. 2012 1220,93 - 48 (-3,9%) 5,5 -9,4 (-170,7) 1,9 -42,04(-2214%) ./. 2013 1516,62 +296 (+24,2%) 0,5 -5 (-1000%) 9 +7,1 (+373,7%) 15,78 2014 625,54 -891,08-(142,5%) 1,6 +1,1(+220%) 0,4 -8,6 (-2150%) 46,94 + 31,2 (+197,46%) 2015 1622,19 +99,19(+159,3%) 99,56 +98 (+6123%) 32,9 +32,5(+8125%) 206,21 +159,3 (+339%) Moabit 2010 88 2,4 5,6 ./. 2011 579,5 +491 (+558%) 4,7 +4,7 (+ 196%) 3 - 2,6 (-46,4%) 8,2 ./. 2012 370,9 - 208,6(-36%) 2,6 -4,5 (- 95,7%) 1,3 - 1,7 (- 56,6) 40 Tab. ./. 2013 303,7 - 67,2 (-18,1%) 1,2 -1,4 (- 46%) 4,3 + 3 (+231%) 94 Tab + 53,2 (+230%) 2014 322,2 +18,5 (+6,1%) 6,4 +5,2 (+53,8%) ./. - 4,3 (-100%) 14 Tab - 80 (-700%) 2015 1066,9 + 744,7(+231%) 8,8 + 2,4(+37,5%) 20,9 + 20,9 (+100%) 12 Tab - 2 Tab (-14,3%) Heidering* 2010 2011 2012 2013 2014 485,37 6,14 0,89 13,75 2015 534,5 + 49 (+ 9%) 0,00 -6,14 (-100%) 5,13 + 4,24 (+476%) 57,43 + 43,9 (+317%) Plötzensee * 2010 251,6 0,00 0,0 2011 310 +58,4 (+23,2%) 4,0 2,5 +2,5 (+ 100%) 2012 467,5 +157,5(+50,6%) 4,0 +/-0 (0%) 2,3 -0.2 ( - 8%) 2013 209,0 +258, (+55,2%) 10,5 +6,5 (+262,5%) 0,9 -1,4 (-60,86%) 2014 226,0 +17 ( + 8,13%) 8,1 -2,4 (- 22,8%) 0,55 -0,35(-38,88 %) 2015 262,9 +36 (+ 15,9%) 0,0 - 8,1( - 100%) 0,0 -0,55 (-100%) JSA*** 2010 88,2 2011 73,9 - 14,3( - 16%) 2012 58,7 - 15,2 (- 21%) 2013 82,3 + 23,6(+40%) 2014 155,6 +73,3 (+89%) 2015 215,1 +59,5 (+39%) VAF**** 2010 15 2011 10 - 5 (- 33,3%) 2012 11 +1 (+10%) 2013 6 - 5 (- 45%) 2014 9 +3 (+ 50 %) 2015 7 - 2 (- 22%) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 085 3 Off. Vollzug 2010***** 2011***** 2012 2013 2014 24 2015 12 - 12 (-50%) * Die JVA Heidering ist erst seit Juni 2013 mit Gefangenen belegt ** Keine Subutex-Funde in der JVA Plötzensee *** In der Jugendstrafanstalt Berlin werden nahezu ausschließlich Cannabis-Produkte aufgefunden **** Die Angaben der Justizanstalt für Frauen Berlin sind nicht nach der Art der Produkte differenziert ***** In der JVA des offenen Vollzuges werden Funde drogenverdächtiger Substanzen erst seit 2014 erhoben Die aus der Aufstellung ersichtlichen teilweise extremen Schwankungen relativieren sich bei Betrachtung der absoluten Mengen. Gründe dafür lassen sich nicht eindeutig nennen. Sie sind anstaltsbedingt unterschiedlich; zudem verbleibt naturgemäß ein Dunkelfeld. Die jeweilige Zusammensetzung des Gefangenenklientels in einer Anstalt ist dabei auch von Bedeutung: Gefangene aus dem Drogenmilieu der Organisierten Kriminalität nutzen erfahrungsgemäß alle sich ihnen in einer Anstalt bietenden Freiräume zur Bedienung anstaltsinterner Drogenmärkte. Derartige Gefangene sind in den Anstalten Tegel und Moabit konzentriert. In der Justizvollzugsanstalt Tegel ist wie bereits zu der Anfrage 17/15477 aus dem Jahr 2015 berichtet beim vorübergehenden Rückgang bei Cannabis-Funden des Jahres 2014 der Zusammenhang mit der Räumung der Teilanstalt III in 2013 zu vermuten. Das deutliche Plus bei den Subutexfunden in der Justizvollzugsanstalt Tegel im Jahr 2015 könnte sich, wie bereits im Vorjahr geschildert, aus der leichteren Einbringung von Tabletten und ihrer Etablierung als Heroinersatz aufgrund des geringeren Preises erklären. Kokain spielt in der JVA Tegel aufgrund des hohen Beschaffungspreises im Vergleich zu den Drogen Cannabis und Subutex erfahrungsgemäß eine geringere Rolle. Im Übrigen dürfte der tendenziell starke Anstieg der Drogenfunde im Jahre 2015 in der Justizvollzugsanstalt Tegel auch auf einen gestiegenen Kontrolldruck durch die im Laufe des Jahres 2015 neu installierte Sicherheitsgruppe zurückzuführen sein. Ein Aufgabenschwerpunkt dieser auch in den anderen geschlossenen Männeranstalten eingerichteten bzw. geplanten Einsatzgruppen liegt in der Bekämpfung des anstaltsinternen Drogenhandels. Die Jugendstrafanstalt findet in ihrem Bereich nach wie vor ganz überwiegend Cannabisprodukte. Der Anstieg lässt sich auch hier mit intensiverer Kontrolltätigkeit erklären. In der Justizvollzugsanstalt für Frauen handelt es sich regelmäßig um Kleinstmengen, wobei Inhaltsstoffe für die Anstaltsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nicht erkennbar sind. Drogensuspekte Substanzen werden unverzüglich nach Auffinden der Polizei übergeben. Deren Rückmeldung beschränkt sich regelmäßig darauf, ob es sich um eine – verbotene- Drogensubstanz handelte. Die Anstalt erhält keine Rückmeldung, um welche Droge in welcher Menge es sich handelt. Durch die gegenwärtig in Vorbereitung befindliche Drogenspürhundestaffel kann für die Zukunft von einer noch zunehmenden Anzahl aufgefundener Betäubungsmittel ausgegangen werden. Berlin, den 15. März 2016 In Vertretung Straßmeir Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Mrz. 2016)