Drucksache 17 / 18 607 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Silke Gebel (GRÜNE) vom 19. Mai 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Mai 2016) und Antwort Wie macht sich der steigende Sulfatwert im Wasserwerk Friedrichshagen bemerkbar? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Die Schriftliche Anfrage betrifft u.a. Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen und hat daher die Berliner Wasserbetriebe (BWB) um eine Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Sie wird nachfolgend wiedergegeben: Frage 1: Welche PLZ-Gebiete in welchen Bezirken werden durch das Wasserwerk Friedrichshagen versorgt? Antwort zu 1: Die Wasserwerke der Berliner Wasserbetriebe fördern im Verbund. Die Versorgungsbereiche sind nicht starr. Sie sind abhängig vom Verbrauchsverhalten der Kunden und den betrieblichen Erfordernissen. In den Versorgungsbereichen findet deshalb in der Regel eine Vermischung der Wässer verschiedener Wasserwerke statt. Das Wasserwerk Friedrichshagen versorgt vorrangig die Bezirke Treptow-Köpenick, Marzahn- Hellersdorf, Lichtenberg, Pankow, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte. In bestimmten Verbrauchssituationen werden auch die Bezirke Neukölln und Tempelhof- Schöneberg zum Teil mit Wasser aus dem Wasserwerk Friedrichshagen versorgt. In den jeweiligen Bezirken sind alle PLZ 1 -Gebiete betroffen. Frage 2: Wie haben sich die Sulfatwerte, die „aus dem Wasserhahn“ kommen, in den vergangenen 5 Jahren verändert? (Bitte jeweils um die Monatsangabe) Frage 3: Welche Werte für die Sulfatkonzentration gelten für das Wasser, was bei den Berlinerinnen und Berlinern ankommt? 1 Postleitzahl Antwort zu 2 und 3: Wie in der Antwort zu Frage 1 beschrieben, findet im Versorgungsnetz in der Regel eine Mischung der Wässer aus verschiedenen Wasserwerken statt. Welche Anteile des Sulfats aus dem Wasserwerk Friedrichshagen genau bei den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern ankommen, können die Berliner Wasserbetriebe daher nicht pauschal beantworten. Für das Trinkwasser gilt der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 250 mg/l. Für alle Wasserwerke liegen die Werte derzeit deutlich unter dem Grenzwert. Die Jahresmedianwerte für Sulfat der Berliner Wasserwerke lagen im Jahr 2015 wie folgt: Wasserwerk Sulfat [mg/l] Spandau 70 Kladow 99 Beelitzhof 95 Tiefwerder 143 Tegel 110 Stolpe 65 Kaulsdorf 105 Wuhlheide 182 Friedrichshagen 181 Die Monatsmittelwerte für das Wasser des Wasserwerks Friedrichshagen haben sich wie folgt entwickelt. Die Werte werden am Ausgang des Wasserwerks Friedrichshagen gemessen und entsprechen nicht den Werten, die bei den Berlinerinnen und Berlinern ankommen, da es sich wie oben ausgeführt um vermischte Wässer handelt. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 607 2 Sulfat [mg/l] 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Januar 146 147 146 147 174 195 Februar 146 138 147 148 171 197 März 147 137 148 143 168 202 April 127 140 157 149 175 203 Mai 140 140 153 151 170 190 Juni 147 140 153 155 175 Juli 141 142 149 167 190 August 136 142 157 166 175 September 137 143 145 168 182 Oktober 131 143 149 180 188 November 143 145 147 181 186 Dezember 142 148 145 195 197 Frage 4: Gab es Beschwerden beispielsweise durch Bierbrauereien, deren Brauprozess durch das Sulfat erschwert wird, bei den Wasserbetrieben bezüglich des erhöhten Sulfatwertes? Wenn ja, wie viele Beschwerden und mit welchem Beschwerdegrund? Antwort zu 4: Den Berliner Wasserbetrieben sind keine Beschwerden bekannt. Frage 5: Wird das Leitungsnetz durch den hohen Sulfatwert korrosionsanfällig? Antwort zu 5: Eine erhöhte Korrosionsanfälligkeit im Rohrnetz für die Trinkwasserverteilung wurde bisher nicht festgestellt. Ein Anstieg der Sulfatkonzentration im Trinkwasser führt zu einer erhöhten Sulfatfracht im Abwasser . Daraus resultiert ein größeres Potenzial für die biogene Schwefelsäurekorrosion im Kanalnetz und in den Klärwerken. Diese Korrosion ist jedoch von zahlreichen weiteren Einflussfaktoren abhängig, sodass eine eindeutige Zuordnung der entstehenden Schäden zu der erhöhten Sulfatkonzentration in der Spree nach derzeitigem Wissensstand nicht vorgenommen werden kann. Frage 6: Wie bewertet der Senat die Novellierung der Verordnung zum Schutz von Oberflächengewässern in Hinblick auf die von einer erhöhten Sulfatbelastung betroffenen Berliner Gewässer? a) Welche Sulfatwerte wurden in der Müggelspree, Dahme und Müggelsee gemessen? b) Welche Werte dürfen dort laut Verordnung nicht überschritten werden? Antwort zu 6: Die Erweiterung der Orientierungswerte für Salzbelastung (Chlorid und Sulfat) sowie Eisen in Fließgewässern in der Novellierung der bislang geltenden Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (OGewV 2011) wurde vom Land Berlin unterstützt, da damit die Ursachen der Bewertungsergebnisse der biologischen Qualitätskomponenten besser eingeschätzt und Maßnahmen zielgerichteter ergriffen werden können. Dabei ist zu betonen, dass für die Einstufung des ökologischen Zustandes die Bewertung der schlechtesten biologischen Qualitätskomponente entscheidend ist, Orientierungswerte werden lediglich unterstützend hinzugezogen und sind keine Grenzwerte. Sie wurden gewässertypspezifisch abgeleitet. Grundsätzlich gilt, dass Arten auf multiple Belastungen reagieren, z.B. die wirbellose Fauna auf Salzbelastung, organische Belastung und naturferne Uferstrukturen. Sulfat kann hier einer von mehreren möglichen Faktoren für die Zielverfehlung sein. a) In der Müggelspree wurden 2015 im Mittel 250 mg/l Sulfat, im Großen Müggelsee 270 mg/l und in der Dahme bei Schmöckwitz 190 mg/l gemessen. b) Der Orientierungswert liegt für den Gewässertyp der Spree bei 200 mg/l Sulfat. Für Seen und Flussseen (Müggelsee und Dahme) wurden keine Orientierungswerte in der OGewV abgeleitet. Frage 7: Sieht der Senat einen Zusammenhang zwischen dem Braunkohletagebau insbesondere der Öffnung neuer Tagebaue und den erhöhten Sulfatwerten im Berliner Wasser? Antwort zu 7: Der Senat sieht einen Zusammenhang zwischen dem Braunkohletagebau und den erhöhten Sulfatwerten . Für den Parameter Sulfat betragen die Einleitungen des aktiven Bergbaus ca. 65 % der bergbaulich bedingten Stoffeinträge, der Sanierungsbergbau trägt durch diffuse Sulfateinträge über den Grundwasserpfad und Ausleitungen aus Bergbaufolgeseen ca. 35 % bei. Frage 8: Wird der Senat die durch Sulfat im Berliner Wasser entstehenden Probleme bei den Verhandlungen des Landesentwicklungsplans zur Sprache bringen mit dem Ziel die Sulfatzufuhr an der Quelle abzustellen? Wenn ja, bitte nennen Sie die Formulierung. Wenn nein, warum nicht? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 607 3 Antwort zu 8: Die Thematik wurde auf der Gemeinsamen Landesplanungskonferenz der Länder Brandenburg und Berlin am 27. Mai 2016 diskutiert. Eine diesbezügliche Formulierung wurde in den Umweltbericht zum Landesentwicklungsplan aufgenommen. Die Dokumente befinden sich zurzeit noch in der Abstimmung. Berlin, den 06. Juni 2016 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Juni 2016)