Drucksache 17 / 18 653 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Philipp Magalski (PIRATEN) vom 01. Juni 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Juni 2016) und Antwort Zukunft gentrifizierter Wasserfledermäuse in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Fand vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen im Sockelbereich eine artgerechte behutsame Vergrämung der mindestens 60 Tiere, die im Sommer 2012 ermittelt wurden, statt? a) Wenn ja, wie lief diese konkret ab? b) Wenn nein, wie wurden die Tiere vor den Beeinträchtigungen durch die Baumaßnehmen geschützt? Antwort zu 1: Es fand keine Vergrämung anwesender Tiere statt. Stattdessen wurde während der saisonbedingten Abwesenheit der Fledermäuse deren Einflugöffnung reversibel verschlossen, so dass sie daran gehindert waren , während der Sanierungsarbeiten wieder in das Sockelgewölbe einzufliegen. Frage 2: Gibt es nun tatsächlich Erkenntnisse, dass die Fledermäuse bzw. Teile davon, neue Quartiere im Bereich von Spree und Plänterwald gefunden haben, oder waren nur vereinzelte Signalpeilungen Grund für etwaige Vermutungen ? Antwort zu 2: Signalpeilungen und der Wiederfang einer der besendeten Fledermäuse belegen, dass die Tiere, die im Denkmalsockel Quartier bezogen hatten, (auch) im Plänterwald jagen. Der Nachweis weiterer Quartiere dort konnte nicht erbracht werden; es ist jedoch wahrscheinlich , dass die Tiere dort in natürlichen Baumhöhlen Quartiere besitzen. Frage 3: Werden die bereits Anfang 2015 modifizierten Planungen, wonach ein für Fledermäuse als Quartier geeigneter Hohlraum wieder im Sockelbereich zur Verfügung stehen sollte, weiterverfolgt? Antwort zu 3: Die Planung betraf die Gestaltung des zu errichtenden Denkmals, in dessen Rampe ein als Fledermausquartier geeigneter Hohlraum hergerichtet werden sollte. Da das Denkmal nicht mehr errichtet werden wird, ist dieses Planungsdetail hinfällig. Frage 4: Kann nach dem Aus für das Freiheits- und Einheitsdenkmal an diesem Standort nun im Sockelbereich wieder eine Wasserfledermauspopulation angesiedelt werden bzw. sich dort ansiedeln? Antwort zu 4: Zurzeit wird beobachtet, ob sich Wasserfledermäuse nach den Sanierungsarbeiten im Sockelbereich wieder einfinden. Falls dies nicht festgestellt werden kann, muss geprüft werden, ob es Möglichkeiten gibt, den Sockel für die Tiere wieder attraktiv zu machen. Alternativ müssten Kompensationsmaßnahmen z.B. im Wasserwerk Tegel ergriffen werden. Frage 5: Sind die Planungen zum Ausbau des bereits bestehenden Wasserfledermausquartiers im Wasserwerk Tegel mittlerweile abgeschlossen? b) Wenn nein, wie ist der Stand der Planungen hinsichtlich Maßnahmenkatalog, Zeitplan und finanziellen Aufwand? c) Wenn ja, wann wird der Ausbau vollzogen? Antwort zu 5: Die Planung für Kompensationsmaßnahmen im Wasserwerk Tegel sind noch nicht konkretisiert worden, da zunächst festzustellen ist, ob das Gewölbe im Sockelbereich seine Funktion als Wasserfledermausquartier verloren hat (s. zu 4.). Unabhängig davon wurden kürzlich in anderen Teilen des Wasserwerks Tegel (ehem. Sandfilter) von der Obersten Naturschutzbehörde im Rahmen des Artenhilfsprogramms Fledermäuse umfangreiche quartierverbessernde Maßnahmen vollzogen, finanziert aus Mitteln der Strategie Stadtlandschaft . Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 653 2 Frage 6: Wie viele weitere Fledermausquartiere in Berlin sind von der Obersten Naturschutzbehörde als Quartiere mit Optimierungsbedarf identifiziert und welche Planung gibt es diesbezüglich, Optimierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren umzusetzen? Antwort zu 6: Der Obersten Naturschutzbehörde sind in Berlin 43 Fledermaus-Winterquartiere bekannt. 15 davon (darunter auch das Wasserwerk Tegel, s.o.) wurden in den beiden Vorjahren strukturell und klimatisch ertüchtigt sowie rechtlich gesichert. Dafür erhielt die Oberste Naturschutzbehörde die Auszeichnung als „Offizielles Projekt der UN Dekade Biologische Vielfalt“, s. http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/ archiv_volltext.shtml?arch_1605/nachricht6031.html. Drei weitere Quartiere mit dringendem Optimierungsbedarf wurden identifiziert; allerdings konnte bei zweien davon keine Einigung mit den Eigentümern darüber erzielt werden, wie die Maßnahmen dauerhaft gesichert werden könnten. Ein Quartier wurde wegen Einsturzgefahr von Optimierungsmaßnahmen ausgenommen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt strebt an, in den kommenden Jahren weitere Quartiere mit Optimierungsbedarf zu verbessern. Berlin, den 17. Juni 2016 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Juni 2016)