Drucksache 17 / 18 759 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 16. Juni 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Juni 2016) und Antwort Aktualisierter Schulentwicklungsplan Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. In der Roten Nummer 2840 teilt der Senat mit, dass er den Schulentwicklungsplan (SEP) für das Land Berlin aufgrund der dramatisch steigenden Schülerzahlen aktualisieren musste. Welche Teile des SEP wurden aktualisiert ? Zu 1.: Der (quantitative) Teil II des Schulentwicklungsplans (SEP) für das Land Berlin 2014 - 2018 wurde aktualisiert. Im Rahmen von Vorlagen an den Unterausschuss Bezirke (UA Bezirke) - 0125, 0125 A, 0125 C - sowie den Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie wurde berichtet, dass damit die Aktualisierung des SEP 2014 – 2018 abgeschlossen ist. Diese Vorlagen wurden noch nicht beraten. 2. Inwiefern wurde die bezirkliche Schulentwicklung aktualisiert? 3. Wurden die Bezirke hierzu aufgefordert und wenn ja, haben alle Bezirke eine entsprechende Aktualisierung eingereicht? 4. Wie lauten die aktualisierten bezirklichen Tabellen unter Punkt fünf im Kapitel Schulnetz- /Analyseplan im Schulentwicklungsplan? 5. Plant der Senat zukünftig aufgrund der jährlich steigenden Prognosen eine jährliche Aktualisierung des SEP? 8. Inwiefern sind die Daten aus Frage sechs mit den Bezirken abgestimmt bzw. verwenden die Bezirke bei ihrer Schulplatzplanung andere Zahlen? Zu 2., 3., 4., 5. und 8.: Gem. Schulgesetz für das Land Berlin (Schulgesetz - SchulG) § 109 stellen die Bezirke in eigener Zuständigkeit im Rahmen der Schulentwicklungsplanung für Berlin bezirkliche Schulentwicklungspläne auf. Ob und welche Bezirke ihre Schulentwicklungspläne aktualisiert haben, wird nicht erhoben. Es ist geplant, die Ausführungsvorschriften zur Schulentwicklungsplanung (AV SEP) dahingehend anzupassen, dass bezirkliche Schulentwicklungspläne methodisch und zeitlich synchronisiert werden und damit vergleichbar sind. Aufgrund der äußerst dynamischen Entwicklung der Schulnachfrage wurde es erforderlich, die quantitativen Aussagen zur Schulentwicklung (Schülerzahlenentwicklung , Kapazitäten und räumliche Verteilung) durch ein Verfahren „unterhalb der formalen Schwelle des SEP“ zu etablieren. Beginnend ab dem Herbst 2014 und erneut im Sommer 2015 sowie Sommer 2016 fanden daher mit allen bezirklichen Schul- und Stadtplanungsämtern sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm) Abstimmungen zur Schulnetzplanung mit dem Ziel statt, im jährlichem Turnus von der Vorhersage abweichende Entwicklungen zu identifizieren, um ggf. erforderliche Maßnahmen in die Wege leiten zu können. Diese Vorgehensweise wird als „Monitoring-Verfahren“ bezeichnet. Das Verfahren soll bis auf Weiteres jährlich durchgeführt werden. Es ist davon auszugehen, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse und abgestimmten Maßnahmen Bestandteil der bezirklichen Schulentwicklungsplanung werden. Die Ergebnisse des Monitoring-Verfahrens 2016 befinden sich zurzeit im Abstimmungsprozess mit den Bezirken . Für dieses wesentlich differenziertere Planungsverfahren reichen die generalisierten bezirklichen Tabellen wie unter Punkt fünf im Kapitel Schulnetz- /Analyseplan im Schulentwicklungsplan nicht mehr aus. Die regionale /planerische Bezugsgröße umfasst nunmehr ca. 100 sogenannte Grundschulplanungsregionen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 759 2 Die Modellrechnung zur Schülerzahlenentwicklung der SenBildJugWiss ist die quantitative Grundlage in Hinblick auf die Entwicklung der Schülerzahlen. Zur Entwicklung der Kapazitäten (Schulplätze) sind weitere Informationen notwendig, die bei den Planungen berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören beispielsweise regionale Besonderheiten und ggf. bestehende Überkapazitäten . Der Umfang und die Geschwindigkeit bei der Umsetzung des Wohnungsneubaus haben ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Entwicklungsplanung des Schulnetzes . Im Rahmen des o.g. Monitoring-Verfahrens wurden und werden Schülerzahlenentwicklung, Kapazitäten und Maßnahmen mit den Bezirken abgestimmt. 6. Mit welchem Wachstum rechnet der Senat in Zügen innerhalb der nächsten neun Jahre (sortiert nach Schulform , Jahresschritten und Bezirk)? Zu 6.: Die in den folgenden Tabellen abgebildete Nachfrageentwicklung basiert auf der Modellrechnung zur Schülerzahlenentwicklung 2016. Dabei entspricht (idealtypisch) ein Zug Grundschule 144 Schülerinnen und Schülern; ein Zug Integrierte Sekundarschule 100 Schülerinnen und Schülern und ein Zug Gymnasium 116 Schülerinnen und Schülern. Grundschule Entwicklung der Schülerzahlen IN ZÜGEN an Grundschulen 1 Modellrechnung für öffentliche allgemein bildende Schulen in Berlin --- Modellrechnung --- Bezirk 2016/17 2017/18 2018/19 2019/20 2020/21 2021/22 2022/23 2023/24 2024/25 Mitte 108,7 112,2 115,4 117,3 120,8 124,4 127,4 128,8 130,2 Friedrichshain-Kreuzberg 90,6 92,3 94,8 95,2 96,7 99,4 100,8 102,6 103,1 Pankow 129,8 134,1 138,3 141,0 143,3 147,1 149,5 151,7 153,4 Charlottenburg-Wilmersdorf 84,2 86,0 88,9 89,5 90,9 94,0 95,6 96,9 97,2 Spandau 79,2 83,1 86,5 89,2 91,7 95,0 96,3 97,1 97,7 Steglitz-Zehlendorf 91,5 93,4 94,5 95,9 97,4 98,5 99,7 101,3 102,7 Tempelhof-Schöneberg 100,3 102,6 104,4 106,1 108,4 111,3 112,3 113,6 114,5 Neukölln 103,8 106,2 108,8 110,2 113,1 116,3 118,6 120,8 122,1 Treptow -Köpenick 77,5 80,1 84,1 87,4 90,8 93,9 96,4 98,8 99,9 Marzahn-Hellersdorf 91,0 94,8 99,4 102,1 103,7 106,4 108,4 109,4 109,0 Lichtenberg 87,0 91,1 94,7 97,6 101,2 103,8 105,5 107,6 108,1 Reinickendorf 89,9 92,8 95,4 96,7 98,6 102,3 105,0 108,0 109,9 Berlin 1.133,5 1.168,6 1.205,2 1.228,3 1.256,4 1.292,2 1.315,4 1.336,4 1.347,7 1mit Grundstufe an ISS und ohne grundständige Gymnasien Kapazitätserweiternde Maßnahmen bis 2024/25 in Zügen Grundschule Bezirk gesichert geplant 01 Mitte 13,0 20,0 02 Friedrichshain-Kreuzberg 7,5 7,0 03 Pankow 15,5 33,5 04 Charlottenburg-Wilmersdorf 3,5 3,0 05 Spandau 4,5 12,0 06 Steglitz-Zehlendorf 3,0 3,0 07 Tempelhof-Schöneberg 2,0 7,5 08 Neukölln 3,5 11,0 09 Treptow-Köpenick 9,0 10,5 10 Marzahn-Hellersdorf 4,5 6,0 11 Lichtenberg 18,0 16,5 12 Reinickendorf 1,5 12,0 Berlin 85,5 142,0 „gesichert“: planerisch und finanziell gesichert „geplant“: noch nicht etatisiert Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 759 3 Die Modellrechnung zur Schülerzahlenentwicklung 2016 geht von einem Nachfragezuwachs von rd. 214 Zügen aus. Zur Abdeckung des erwarteten Bedarfs werden die noch vorhandenen Überkapazitäten im Primarbereich abgebaut. Parallel zur Optimierung des Schulnetzes ist bereits die Schaffung von rund 86 Zügen gesichert. Die Grundschulversorgung ist damit auf der Basis Idealtypischer Faktoren bis zum Jahr 2020 gewährleistet. Darüber hinaus sind Maßnahmen im Umfang von 142 Zügen geplant und zwischen den Bezirken und der Sen- BildJugWiss abgestimmt. Sekundarstufe I Die Modellrechnung zur Schülerzahlenentwicklung 2016 geht von einem Nachfragezuwachs von 287 Zügen aus. Zur Abdeckung des erwarteten Bedarfs werden die noch vorhandenen Überkapazitäten, insbesondere bei den Gymnasien abgebaut. Parallel zur Optimierung des Schulnetzes ist bereits die Schaffung von rund 59 Zügen gesichert. Darüber hinaus sind Maßnahmen im Umfang von rd. 64 Zügen geplant und zwischen den Bezirken und der SenBildJugWiss abgestimmt. Aussagen zur Nachfrageentwicklung über das Jahr 2020 hinaus sind mit erheblichen Unsicherheiten verbunden (Flüchtlinge, Wohnungsbau, Entwicklung der Anteilsquoten ISS/Gymnasium, etc.). Dennoch werden zurzeit weitere Potenziale zur Kapazitätserhöhung identifiziert . Die erforderlichen Maßnahmen befinden sich im Abstimmungsprozess. Aktuell werden für alle Bezirke „Konzepte zur grünen und sozialen Infrastruktur“ (SIKo) erstellt. Im Rahmen dieser Konzepte werden weitere Schulstandortpotenziale ermittelt. Modellrechnung für öffentliche allgemein bildende Schulen in Berlin --- Modellrechnung 1 --- Bezirk Schulart 2016/17 2017/18 2018/19 2019/20 2020/21 2021/22 2022/23 2023/24 2024/25 Mitte Sekundarschulen 45 47 49 51 52 53 55 56 59 Gymnasien 27 28 28 29 29 29 30 31 32 Friedrichshain-Kreuzberg Sekundarschulen 35 36 38 40 42 43 45 44 45 Gymnasien 25 25 25 26 27 28 28 28 29 Pankow Sekundarschulen 49 51 55 59 62 66 69 70 71 Gymnasien 41 43 44 46 49 51 53 54 55 Charlottenburg-Wilmersdorf Sekundarschulen 39 40 40 43 45 46 48 48 49 Gymnasien 41 43 44 46 48 49 51 51 51 Spandau Sekundarschulen 48 50 51 54 58 61 65 67 69 Gymnasien 20 21 22 23 25 26 27 28 28 Steglitz-Zehlendorf Sekundarschulen 42 43 45 46 47 48 50 51 51 Gymnasien 51 51 52 53 54 56 57 58 58 Tempelhof-Schöneberg Sekundarschulen 59 60 62 64 65 67 69 70 72 Gymnasien 34 35 36 37 38 39 40 41 41 Neukölln Sekundarschulen 53 54 55 57 57 58 60 61 63 Gymnasien 23 24 25 25 25 26 27 27 28 Treptow -Köpenick Sekundarschulen 40 41 42 44 46 49 52 53 55 Gymnasien 26 28 29 30 32 33 35 36 37 Marzahn-Hellersdorf Sekundarschulen 42 43 44 46 49 52 55 56 57 Gymnasien 21 22 23 24 25 27 28 28 29 Lichtenberg Sekundarschulen 60 64 70 75 79 85 89 92 97 Gymnasien 23 24 25 27 28 29 30 31 32 Reinickendorf Sekundarschulen 52 54 56 60 62 64 66 66 68 Gymnasien 39 40 42 44 45 46 47 48 48 Berlin Sekundarschulen 563 582 605 637 663 691 721 735 754 Gymnasien 373 383 394 410 424 438 453 460 469 1) Die weiterführenden Schulen sind keinen Einschulungsbereichen zugeordnet. Die Wanderungsbewegungen werden als Übergangsquote von den 6. zu den 7. Jahrgangsstufen erfasst und sind Bestandteil der Modellrechnung. Es wird durch die Übergangsquote der aktuelle bezirkliche Bedarf fortgeschrieben. Wenn aufnehmende Bezirke die Kapazitätsgrenze erreichen, werden sich die Übergangsquoten verändern. Für eine Veränderung der Übergangsquoten liegen keine soliden prognostischen Annahmen vor. Entwicklung der Schülerzahlen der Jahrgangsstufen 7 - 10 an Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien IN ZÜGEN Abgeordnetenhaus Berlin – 15. Wahlperiode Drucksache 15 / Nummer 4 Kapazitätserweiternde Maßnahmen bis 2024/25 in Zügen Integrierte Sekundarschule Bezirk gesichert geplant 01 Mitte 0,0 6,0 02 Friedrichshain-Kreuzberg 0,0 5,0 03 Pankow 10,0 18,0 04 Charlottenburg-Wilmersdorf 0,0 1,5 05 Spandau -1,0 4,0 06 Steglitz-Zehlendorf 3,0 0,0 07 Tempelhof-Schöneberg -0,5 3,5 08 Neukölln 3,0 0,0 09 Treptow-Köpenick 2,0 6,0 10 Marzahn-Hellersdorf 7,5 1,5 11 Lichtenberg 22,5 12,0 12 Reinickendorf 5,5 6,0 Berlin 52,0 63,5 „gesichert“: planerisch und finanziell gesichert „geplant“: noch nicht etatisiert Kapazitätserweiternde Maßnahmen bis 2024/25 in Zügen Gymnasium Bezirk gesichert 01 Mitte 0,5 02 Friedrichshain-Kreuzberg 0,0 03 Pankow 7,0 04 Charlottenburg-Wilmersdorf 0,0 05 Spandau 0,0 06 Steglitz-Zehlendorf 0,5 07 Tempelhof-Schöneberg 0,0 08 Neukölln -3,0 09 Treptow-Köpenick 0,0 10 Marzahn-Hellersdorf 1,5 11 Lichtenberg 0,0 12 Reinickendorf 0,0 Berlin 6,5 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 759 5 7. Inwiefern hält der Kapazitätsaufbau mit dem Wachstum mit? Wie viel Kapazitätsaufbau ist derzeit bereits geplant und finanziert, wie groß ist bisher noch die planerische Deckungslücke (in Zügen, Schultyp, Bezirk)? Zu 7.: Wie o.a. hält der in den nächsten Jahren geplante Kapazitätsaufbau mit dem Wachstum mit; allerdings bestehen erhebliche regionale Unterschiede. Welche Maßnahmen bisher geplant und finanziert sind und welche in den folgenden Jahren bis 2024/25 noch realisiert werden müssen, wird im Rahmen des Berichts an den Hauptausschuss über „Aktualisierte Schulentwicklungsplanung “, der zum 15.09.2016 vorgelegt wird, dargestellt. Berlin, den 05. Juli 2016 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Juli 2016)