Drucksache 17 / 18 845 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Turgut Altug (GRÜNE) vom 05. Juli 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Juli 2016) und Antwort Die Bekämpfung des Eichen-Prozessionsspinners – erfolglos? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie hat sich die Population der Eichen- Prozessionsspinner in Berlin seit 2013 entwickelt? Antwort zu 1: In Berlin wird in Zusammenarbeit zwischen der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, dem Pflanzenschutzamt und den Grünflächenämtern der Bezirke, den Berliner Forsten und weiteren Einrichtungen ein punktuelles Monitoring mittels Pheromonfallen zum Auftreten des Eichenprozessionspinners an besonders von Bürgerinnen und Bürgern stark frequentierten Vorkommens -Schwerpunkten in der Stadt durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Population sich in bestimmten Gebieten in Berlin etabliert hat. Nach punktuellen Behandlungen (Absaugen und Spritzen) stagnierte zunächst die Entwicklung so dass keine gesundheitlichen Gefahren mehr vorhanden waren. In den letzten zwei Jahren, in denen kaum noch Bekämpfungsmaßnahmen erfolgten, wurde ein leichter Populationsanstieg festgestellt . Überwachungsmaßnahmen sind demzufolge in den nächsten Jahren weiter notwendig. Für Berlin (ca. 850 km² Fläche) kann es keine Gesamtaussage zum Status des Schädlings geben, denn die Intensität des Auftretens der Population des Eichenprozessionspinners ist standortspezifisch sehr dynamisch und heterogen. http://www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz/eps /download/eps_20151118.pdf Frage 2: Welche chemischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Eichen-Prozessionsspinner sind in Berlin seit 2013 wo und in welchem Umfang zum Einsatz gekommen ? Wie erfolgreich waren diese Maßnahmen und was sind die Kriterien bei der Messung des Bekämpfungserfolges ? Antwort zu 2: Für die aus Gründen des Gesundheitsschutzes erforderlichen Maßnahmen ist das Strategiepapier „Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners im Jahr 2013“ der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales nach wie vor Richtschnur des Handelns. Zusätzlich ist die Artenschutz-Information Nr. 11 „Artenschutzrechtlicher Umgang mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners“ vom 13. 11.2015 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zu beachten . Siehe folgende Links: (http://www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschut z/eps/download/strategiepapier_sengs_2013.pdf;http://ww w.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturschutz/arte nschutz/download/freiland/artenschutzinformation_11_ep s.pdf) In Berlin wird vorrangig das Biozid „Neem Pro®tect“ zur Bekämpfung von Junglarven im 1. Larvenstadium bis zum Beginn des 3. Stadiums verwendet. Die durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen seit 2013 an Einzelbäumen an Risikostandorten waren erfolgreich . Sie haben zu einer Verminderung der Population der Eichenprozessionsspinner geführt, jedoch nicht zum Zusammenbruch. Über den Umfang der durchgeführten Behandlungen liegen keine Angaben vor. Frage 3: Wie wurden die Anwohnerinnen und Anwohner über die Bekämpfungseinsätze informiert? Antwort zu 3: Anwohnerinnen und Anwohner wurden durch Hinweis- und Warnschilder über bevorstehende Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner informiert. Zum Zeitpunkt der Insektizid-Applikation und bis mindestens eine Stunde danach, Abtrocknen der Behandlungsflüssigkeit , wurden die Flächen abgesperrt. Frage 4: Wie haben sich die chemischen Bekämpfungsmaßnahmen auf die Population anderer Schmetterlingsarten in Berlin ausgewirkt? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 845 2 Antwort zu 4: Gemäß Beschluss des Sachverständigenbeirats für Naturschutz und Landschaftspflege vom 18.04.2013, ein Monitoring an ausgewählten Einsatzorten des Biozids zu etablieren, um Auswirkungen des Wirkstoffes Margosa-Extrakt auf naturschutzfachlich relevante Tiere und insbesondere auf Nichtzielorganismen mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden zu klären, hatte das Pflanzenschutzamt Berlin 2013 und 2014 entsprechende Untersuchungen im öffentlichen Grün Berlins vorgenommen. An den zehn ausgewählten Standorten zeigten sich sowohl 7 als auch 20 Tage nach der Biozid- Behandlung keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur unbehandelten Standorten. Durchgeführte Rückstandsanalysen belegten, dass das Insektizid 40 Tage nach Anwendung vollständig abgebaut war. Frage 5: Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um zu verhindern, dass beim Einsatz chemischer Bekämpfungsmaßnahmen auch andere Schmetterlingsarten zu Schaden kommen? Antwort zu 5: In Berlin wurde weitestgehend auf die Anwendung von schmetterlingspezifischen Bioziden auf Basis von Bacillus thuringiensis subspecies kurstaki verzichtet . Alle Anwendungen in Berlin wurden gezielt, nicht flächendeckend und nur an von Menschen besonders stark frequentierten Schwerpunkten des Auftretens des Eichenprozessionspinners durchgeführt. Um den Erfolg der Bekämpfung nachhaltig zu sichern, wurden mechanische Maßnahmen, entfernen und absaugen der Raupennester, integriert. Berlin, den 18. Juli 2016 In Vertretung Christian Gaebler ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Juli 2016)