Drucksache 17 / 18 933 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Fréderic Verrycken (SPD) vom 12. Juli 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. August 2016) und Antwort Förderung von russischsprachiger Kultur und Theater Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie sieht der Senat die russischsprachige Kulturlandschaft der Stadt Berlin? Zu 1.: Grundsätzlich fördert die Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten Kunst und Kultur im Rahmen der Zuständigkeit des Landes Berlin. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung qualitativ herausragender Vorhaben von Berliner Künstlerinnen und Künstlern. Ein umfassendes Förderprogramm steht hierbei allen Berliner Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden offen. Dies beinhaltet selbstverständlich auch die Förderung russischsprachiger Kulturproduktionen, die sich mit den Themen Russland, Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS-Staaten) und deren Beziehungen zum Westen, zu Deutschland und zu Berlin auseinandersetzen. Russland war und ist stets ein Thema des Berliner Kulturschaffens gewesen: von Frank Castorfs Tschechow -Inszenierungen an der Berliner Volksbühne bis hin zur russischen Dokumentarfilmreihe im Kino Arsenal ist es in der Hauptstadt über die Jahre hinweg stets präsent geblieben. Nicht zuletzt wurden auch im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Moskau zahlreiche Jugendaustauschprojekte, Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen Moskauer bzw. Berliner Künstlerinnen und Künstler sowie weitere bilaterale Veranstaltungen zum Thema einem breiten Publikum in der jeweiligen Partnerstadt präsentiert. 2. Welche Maßnahmen/Programme werden auf Landesebene unternommen um die russischsprachige beziehungsweise postsowjetische Kultur zu unterstützen? Zu 2.: Grundsätzlich stehen die zahlreichen Fördermaßnahmen der Berliner Kulturverwaltung, des Berliner Projektfonds Kultureller Bildung, des Hauptstadtkulturfonds (HKF) sowie der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB) allen in Berlin lebenden Künstlerinnen und Künstlern bzw. in Berlin beheimateten Vereinen und Institutionen offen. Es gibt auch zahlreiche mit Russland verbundene Antragstellerinnen und Antragsteller, die in der Vergangenheit Förderungen aus diesen Programmen erhalten haben (siehe unten). Auch im Rahmen der Städtepartnerschaft Berlin- Moskau gibt es zahlreiche Kooperationsmaßnahmen des Senats und Maßnahmen mit russischen Institutionen im Bereich der Kunst, etwa im Rahmen der jährlichen Deutsch-Russischen Festtage. Förderungen von Projekten mit Russland/GUS-Bezug im Einzelnen seit 2009: 2016: HKF-Förderung (35.000 €) von „The Revolution that wasn't – Russische Dokumentarfilme 1991–2015“; Kooperationspartner: Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. 2015: Förderung Projektfonds Kulturelle Bildung (9.825 €) von „Die Leben des Berl Kostinski“; Kooperationspartner : Museum Berlin-Karlshorst e.V., Haus der Jugend Zehlendorf 2015: HKF-Förderung (80.000 €) von „Russischer Theaterfrühling : Neues Russisches Theater heute“; Kooperationspartner : Schaubühne am Lehniner Platz, Theater unterm Dach, mediaost Events & Kommunikation GmbH 2014: Förderung Projektfonds Kulturelle Bildung (7.000 €) von „Das Vorspiel zur Hungerplan-Konferenz“; Kooperationspartner : Historikerlabor; Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst 2014: HKF-Förderung (20.000 €) von „Zwischen Berlin und Paris: russisches Filmexil im europäischen Kino der 1920er Jahre“; Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur Interkultura Kommunikation und der Zeitschrift Film- Dienst Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 933 2 2013: Förderung Projektfonds Kulturelle Bildung (10.328 €) von „Werde, der du bist...“ (Goethe) - deutschrussische Performance-Collage; Kooperationspartner: PANDA nicht nur russisches Theater e.V.; Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium 2011: Künstlerinnenförderung Film/Video (6.250 €) von „Allahs russische Bräute“ von Ekaterina Fedulova 2011: Initiative “Berlin loves Moscow. Moscow loves Berlin.“ im Rahmen der Berliner Tage in Moskau im Mai 2011 und der „be Berlin”-Kampagne in Moskau. Kooperationspartner : mediaost Events & Kommunikation GmbH 2011: Förderung (3.000 €) von „Poetry Clash“ am PAN- DA – nicht nur russisches Theater e.V. 2010: HKF-Förderung (80.000 €) des Theaterprojekts Bodenprobe Kasachstan von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll ); Kooperationspartner: Hebbel am Ufer (HAU ) Kulturelle Aktivitäten im Rahmen Städtepartnerschaft Berlin-Moskau seit 2014: 2017: - Filmfestival mit Filmen mit Berlin-Bezug in Moskau in Planung 2016: - Russisches Theaterfestival in Berlin (Arbeitstitel „Russischer Theaterfrühling“). Das Festival wird von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin unterstützt . Es werden zeitgenössische Theater aus Moskau in Berlin auftreten; Kooperationspartner: Mediaost Events & Kommunikation GmbH; Theaterforum Kreuzberg; Theater unterm Dach; Kühlhaus Berlin 2015: - Pflege des Blogs „Moskau-Berlin“ (www.berlinmoskau .de) durch den Deutsch-Russischen Austausch e. V. in Verbindung mit der Senatsverwaltung für Bildung , Jugend und Wissenschaft und den Moskauer Partnern sowie Koordination der Zusammenarbeit der Jugendorganisationen Moskaus und Berlin (GBU „Multifunktionales Jugendzentrum SVAO“ Moskau; Deutsch-Russischer-Austausch) - Teilnahme von zwei Vertreterinnen und Vertretern aus Moskauer Bildungseinrichtungen an einer internationalen Konferenz in Berlin - Teilnahme von fünf Moskauer Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern an einem Sprachlehrgang in Berlin - Teilnahme von fünf Berliner Russischlehrerinnen und Russischlehrern an einem Sprachlehrgang in Moskau - Gemeinsame Teilnahme von deutschen und russischen Jugendlichen an einem interkulturellen HipHop-Rap- Tanzprojekt (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Kinderring e.V., Gangway e.V.) in Berlin - Gemeinsame Teilnahme von deutschen und russischen Jugendlichen an einem interkulturellen HipHop-Rap- Tanzprojekt (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Kinderring e.V., Gangway e.V.) in Moskau 2014: - - Teilnahme von 15 Berliner Schülerinnen und Schülern sowie zwei Begleitpersonen an der Jugendkonferenz „Russland und Deutschland aus dem Blick der Jugendlichen“ in Moskau - - Seminar für 15 Moskauer Fachleute zum Thema „Museumskonzepte im urbanen Vergleich: Moskau und Berlin im Austausch“ in Berlin (Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Verbindung mit Berliner Einrichtungen ) - - Jugendbegegnung in Berlin (Jugendaustausch mit HipHop-Workshops, interkulturellem HipHop-Rap- Tanzprojekt und Teilnahme am Karneval der Kulturen ) - Beteiligung der Stadt Moskau an den 8. Deutsch- Russischen Festtagen: „Bücherstadt Moskau“: Ausstellung und literarische Veranstaltungen mit Dichtern, Schriftstellern, Publizisten Teilnahme Moskauer Sportlerinnen und Sportler in den Bereichen Schach, Boxen und akrobatisches Rock’n Roll Musikalische Auftritte der Folkrock-Sängerin Warwara und der Band „Posle 11“ - Jugendbegegnung mit gemeinsamen Musik-, Tanz-, Theater- und Sportprojekten in einem Jugendlager des Kinderring Berlin e. V. - Kinderkunstausstellung „Berlin-Moskau“ der Internationalen Kinderkunstgalerie „Wir sind eins“ in Moskau - Kinderkunstausstellung „Berlin-Moskau“ der Internationalen Kinderkunst-galerie „Wir sind eins“ in Berlin . 3. Gibt es in Berlin ein russisches Theater? Zu 3.: Es gibt in Berlin gleich mehrere russischsprachige Theater sowie solche, die sich vermehrt oder ausschließlich mit dem Thema Russland befassen. Der Verein PANDA nicht nur Russisches Theater, der das Programm des Russischen Theaters Berlin in der KulturBrauerei in Prenzlauer Berg gestaltet, hat den Anspruch künstlerische Vorhaben und Ideen aus den Ländern der ehemaligen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und des ehemaligen Ostblocks mit der gegenwärtigen Kunst in Berlin in Berührung zu bringen. In der Kurfürstenstraße 123 in Berlin-Schöneberg befindet sich das, in einem ehemaligen Lebensmittelladen eingerichtete, Theater Russkaja Szena. Es bietet Kindern und Erwachsenen ein unterhaltsames Programm, auch Schauspielkurse gehören zum Angebot. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 18 933 3 Das Berliner Tschechow-Theater des Kulturring in Berlin e.V. (Projektbereich Ost) bietet ein zweisprachiges Theaterprogramm sowie andere künstlerische und kulturelle Veranstaltungen an. Es befindet sich in der Märkische Allee 410 in Berlin-Marzahn. In der Roscherstraße 7 in Berlin-Charlottenburg befindet sich das Zaubertheater Igor Jedlin. Der Moskauer Igor Jedlin gehörte einst zum Ensemble des berühmten Moskauer Staatszirkus. Heute unterhält er seine Zuschauer in Berlin mit Zaubertricks. 4. Wie können bilinguale Theatereinrichtungen gestärkt werden? Zu 4.: Bilinguale Theater können sich im Rahmen der Förderprogramme im Bereich der darstellenden Kunst, aber auch bei den spartenübergreifenden Förderungen bewerben (beispielsweise Einzelprojektförderungen). Ein Beirat bzw. eine Jury entscheidet über die Förderungen. Auch im Bereich des Projektfonds Kulturelle Bildung gibt es Fördermöglichkeiten für Einzelprojekte von Theatern , die bei einer Förderung des Vorhabens gleichzeitig auch die Einrichtung stärken. 5. Welche anderen russischsprachigen kulturellen Einrichtungen beziehungsweise Veranstaltungen gibt es in Berlin? Zu 5.: Die Russische Filmwoche ist ein internationales Projekt, das seit 2005 jährlich in Berlin stattfindet. Hauptanliegen der Russischen Filmwochen ist es, die moderne russische Kultur einem breiten Publikum in den jeweiligen Ländern näher zu bringen, um damit die interkulturelle Verständigung zu fördern. Die Galerie Vinogradov, 2005 in St. Petersburg gegründet , präsentiert seit 2007 in Berlin zeitgenössische internationale Kunst aus der ehemaligen UdSSR und Werke in Berlin lebender Künstlerinnen und Künstler. Sie befindet sich in der Chodowieckistraße 25. Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshost hält neben seiner Dauerausstellung zahlreiche Veranstaltungen , Diskussionen, Filmreihen, Musikveranstaltungen, Lesungen und wissenschaftliche Tagungen für seine Besucherinnen und Besucher bereit. Die Deutsch-Russischen Festtage fanden auch 2016 wieder statt. Drei Tage, vom 10. bis zum 12. Juni, präsentierte sich das Kulturfest auf dem Gelände des Pferdesportparks Berlin-Karlshorst (Trabrennbahn Karlshorst) unter freiem Himmel. In der Kantstraße 84 (Berlin–Charlottenburg) befindet sich die russische Buchhandlung Gelikon. Das Programmkino Kino Krokodil in der Greifenhagener Straße 32 (Berlin–Prenzlauer Berg) zeigt Filme aus Russland und Osteuropa, meist in der Originalversion und deutschen Untertiteln. Im Kulturinstitut Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin (RHWK) finden Konferenzen, Seminare, Diskussionsrunden zu aktuellen Fragen der russischen Politik und Kultur statt. Auf den Bühnen des Hauses treten prominente russische Theater- und Musikkünstlerinnen und -künstler sowie Schriftstellerinnen und Schriftsteller auf. Darüber hinaus gibt es Ausstellungen und Filmvorführungen sowie auch eine eigene Bibliothek und verschiedene Hobbyclubs. Das RHWK befindet sich in der Friedrichstraße 176-179. 6. Liegt es im Interesse des Senats Mittel für die Förderung russischer Kultur, Kunst und Medien bereitzustellen ? Zu 6.: Ja, die Mittel werden im Rahmen der oben genannten Förderprogramme auf Antrag und durch Juryentscheid zur Verfügung gestellt (siehe Förderungen unter Nr. 5). Einen separaten Etat für russische Kultur gibt es nicht, genauso wenig wie für andere Kulturen. Berlin, den 15. August 2016 In Vertretung Tim Renner Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Aug. 2016)