Drucksache 17 / 19 076 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Frank Jahnke (SPD) vom 29. August 2016 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. September 2016) und Antwort Archäologische Grabungen in Berlin-Mitte Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Schwerpunkte werden die vom Senat zu verantwortenden archäologischen Grabungen in der historischen Mitte Berlins in den kommenden Jahren haben? Antwort zu 1: Die in Verbindung mit der Straßenverlegung Grunerstraße vom Senat Berlin ausgelösten archäologischen Rettungsmaßnahmen konzentrieren sich auf die Bereiche Molkenmarkt/Klosterviertel. In Verbindung mit der geplanten Bebauung in den Bereichen Breite Straße (Westseite, nördlicher Verlauf) sind beispielsweise vorbereitende archäologische Erkundungen für die Ausweisung denkmalgeschützter Bodendenkmale vorgesehen, so wie sie in der Breite Straße 11, 15 und 18 (Westseite, südlicher Verlauf) bereits erfolgt sind. Frage 2: Wie ist hinsichtlich Finanzierung und Inhalten (Bedarfsprogrammabstimmung) der Sachstand in Bezug auf das geplante Archäologische Zentrum auf dem Petriplatz? Antwort zu 2: Der Hauptausschuss hat vor der Sommerpause die Gelder für das Archäologische Besucherzentrum freigegeben. Hinsichtlich der Finanzierung der gemäß geprüfter Vorplanungsunterlage festgestellten Kosten von 17,4 Millionen € für das Gebäude liegt eine vorläufige Teil-Förderzusage der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung vom 17.07.2016 vor. Seitens der Wirtschaftsverwaltung wird damit die grundsätzliche Förderfähigkeit des Projektes aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ bestätigt. Neben der Präsentation der Grundmauern der mittelalterlichen Lateinschule sieht das inhaltliche Konzept die Ausstellung von Grabungsfunden , die Präsentation der Arbeitsmethoden archäologischer Tätigkeit in der „gläsernen Werkstatt“ durch das Museum für Vor- und Frühgeschichte sowie die Vermittlung von Geschichte auf Basis archäologischer Quellen vor. Frage 3: Geht der Senat – wie in Drucksache 17/16 793 mitgeteilt – unverändert von einer Fertigstellung des Archäologischen Zentrums im II. Quartal 2020 aus (wenn nein, von welchem Termin geht der Senat aus)? Antwort zu 3: Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist die Fertigstellung des Gebäudes zum I. Quartal 2021 vorgesehen. Frage 4: Wie beurteilt der Senat – allgemein und vor dem Hintergrund des geplanten Archäologischen Zentrums - den vom Bezirk Mitte unterbreiteten Vorschlag, Fundstücke von archäologischen Grabungen in Mitte und insbesondere auf dem früheren Gelände des Gymnasiums zum Grauen Kloster in der Ruine der Klosterkirche auszustellen (vgl. Pressemitteilung des Bezirks Mitte vom 10. August 2016)? Antwort zu 4: Die bei den archäologischen Grabungen im Bereich des Franziskanerklosters/Grauen Klosters 2013/14 geborgenen Bodenfunde sind sehr fragil und nicht für eine dauerhafte Open-Air-Ausstellung geeignet. Deren Präsentation bedarf geschlossener, gesicherter Räume und einer Erläuterung. Die Präsentation archäologischer Fundstücke am authentischen Ort im musealen Zusammenhang stellt eine seit langem geübte Praxis in Berlin dar, auch wenn die Orte eng benachbart sind (Archäologisches Fenster Burg Spandau und Reformationsplatz in der Altstadt Spandau, Heimatmuseum Köpenick und Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick zum Beispiel ). Es besteht daher auch keine Konkurrenz zum Archäologischen Haus Petriplatz, vielmehr bereichert ein weiterer Ort den geplanten Archäologischen Pfad durch die historische Mitte Berlins. Unter den gegenwärtigen Bedingungen erscheint die dauerhafte Ausstellung von Bodenfunden in der Klosterkirchenruine nicht möglich. Deren temporäre Einbeziehung in Bildungsangebote, etwa im Rahmen der „Denkmalschule auf Zeit“, erscheint möglich. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 19 076 2 Frage 5: Wird der Senat die geplante Präsentation von Grabungsfunden in der Klosterkirchenruine sowie die damit verbundene „Denkmalschule auf Zeit“ finanziell unterstützen (wenn ja, aus welchen Haushaltstiteln und in welcher Höhe)? Antwort zu 5: Für die Präsentation von Grabungsfunden in der Klosterkirche stehen dem Senat bisher keine Haushaltsmittel zur Verfügung. Diese sind gegebenenfalls im Rahmen des Doppelhaushalts 2018/19 von der veranlassenden Senatsverwaltung einzuwerben. Frage 6: Wann und auf welchen Flächen werden archäologische Grabungen auf dem früheren Gelände des Grauen Klosters stattfinden? Aus welchen Haushaltstiteln und in welcher Höhe erfolgt die Finanzierung? Antwort zu 6: Weitere archäologische Grabungen auf dem früheren Gelände des Grauen Klosters werden im Zuge der Übertragung der Flächen an den oder die neuen Eigentümer und nach erfolgter Straßenverlegung Grunerstraße möglich sein, das heißt voraussichtlich ab 2022. Der nördliche Teil des Gebäudekomplexes des Grauen Klosters, der von besonderem Interesse ist, befindet sich im heutigen Straßenland. Die Grabungen werden nach Verursacherprinzip durchgeführt. Frage 7: Wann finden die vom Landesdenkmalamt gegenüber der Berliner Zeitung im Februar 2015 angekündigten Grabungen im Bereich Molkenmarkt statt? Antwort zu 7: Die archäologischen Grabungen in Verbindung mit der Straßenverlegung Grunerstraße im Bereich Molkenmarkt/Klosterviertel sollen im II. Quartal 2018 beginnen. Berlin, den 20. September 2016 In Vertretung Regula Lüscher ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Sep. 2016)