Drucksache 18 / 10 203 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stefan Förster (FDP) vom 04. Januar 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Januar 2017) und Antwort Auf den Spuren der Vergangenheit – Archäologische Grabungen in der Altstadt Köpenick Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Auf welchen Grundstücken in der Altstadt Köpenick fanden seit 1990 archäologische Grabungen statt? (Bitte um Aufzählung der Grundstücke und Grabungsjahre ) Zu 1.: Seit 1990 wurden auf folgenden Grundstücken Grabungen durchgeführt: 1993 Alt-Köpenick 38, 1995 Alt-Köpenick 10, 1995-1996 Alt-Köpenick 17-19, 1995 Grünstraße 18, 1996 Jägerstraße 4, 1997-2004 Schlossinsel Köpenick, 2006 Alter Markt 3, 2007 Lüdersstraße 12,14, 2009 Freiheit 8. 2. Welche Bodenfunde wurden dabei jeweils konkret gemacht und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse konnten daraus gewonnen werden? Zu 2.: Die Ausgrabungen auf der Schlossinsel Köpenick in den Jahren 1997-2004 lieferten neue Erkenntnisse zu den einzelnen Siedlungsphasen. So konnte nicht nur eine bronzezeitliche Besiedlung der Schlossinsel, sondern entgegen der älteren Forschung, auch eine jungbronzezeitliche Befestigungsanlage nachgewiesen werden. Unter dem Schlosshof kam eine der ältesten Bestattungen Berlins aus dem 3. Jahrtausend vor Christus zutage. Ebenfalls konnten die aktuellen Ausgrabungen das Bild der ersten slawischen Wallanlagen durch naturwissenschaftliche Untersuchungen zeitlich genauer eingrenzen und Aussagen zur Architektur der zweiteiligen slawischen Burganlage , ebenfalls entgegen der älteren Forschung, revidieren . Aufgrund besonderer archäologischer Funde wurde die Schlossinsel 2010 unter Bodendenkmalschutz gestellt. Neuere archäologische Rettungsgrabungen begannen Anfang der neunziger Jahre in der Köpenicker Altstadt. Da die Grabungen räumlich verteilt liegen, lässt sich die Entwicklung der Altstadt nunmehr in groben Zügen nachzeichnen . Die archäologischen Schichten aus dem 13. Jahrhundert lassen sich entgegen der älteren Forschung in eine wettinische und eine askanische Phase trennen. Der Anstieg des Grundwasserspiegels führte zur Überflutung tiefer liegender Befunde aus der wettinischen Phase und zur Konservierung von Bauhölzern (Ausgrabung Alt- Köpenick 17-19). Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts gab es auch eine Besiedlung des östlichen und nordöstlichen Altstadtgebietes . Mehrere Kellerreste aus dem 13./14. Jahrhundert lagen in der Grünstraße 18, am Alten Markt 3 und in der Lüdersstr. 12, 14. Die mittelalterliche Bebauung blieb im Nordosten eine kurze Episode, denn in den folgenden Jahrhunderten lag das Gelände brach oder wurde als Gartenland genutzt. Die weitere Entwicklung bricht durch den Aufstieg von Berlin-Cölln ab. 3. Wo werden diese Exponate, die Spuren unserer Vergangenheit aufzeigen, jeweils aufbewahrt oder präsentiert ? Zu 3.: Einige Funde sind dauerhaft an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgeliehen. Sie werden in einer Dauerausstellung im Keller des Kunstgewerbemuseums gezeigt. Besondere Funde, die seit 1990 in der Altstadt zu Tage kamen, sind in einem archäologischen Raum der Dauerausstellung des Heimatmuseums Köpenick für Besucherinnen und Besucher zugänglich. 4. Ist eine dauerhafte Ausstellung über die Bodenfunde in Köpenick vor Ort geplant und wenn ja, wann und wo könnte diese eingerichtet werden? Zu 4.: Siehe Antwort zu Frage 3. Es ist keine neue Dauerausstellung geplant. 5. Hat das Landesdenkmalamt eine absehbare Bebauung der Baulücken in der Altstadt Köpenick im Blick und wird dann dort vor Baubeginn auch archäologische Grabungen durchführen lassen? Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 203 2 Zu 5.: Es besteht eine enge Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde Treptow-Köpenick. Das Landesdenkmalamt wird über alle Baumaßnahmen informiert und es finden gemeinsame Bauherrengespräche in der unteren Denkmalschutzbehörde Treptow-Köpenick oder im Landesdenkmalamt statt, wobei gegebenenfalls die Notwendigkeit von Maßnahmen festgestellt wird. 6. Sind solche Grabungen ganz konkret für die Grundstücke Kietzer Straße 6 und Grünstraße 6/7/8 angedacht , wo sich Bauvorhaben in Planung befinden? Wenn nein, warum nicht? Zu 6.: Ende des Jahres 2016 wurde eine erste Besprechung bei der unteren Denkmalschutzbehörde Treptow- Köpenick bezüglich Archäologie/Bodendenkmalpflege auf den Grundstücken Grünstraße 6-8 durchgeführt. Die Bauherren planen keine Tiefenunterkellerung und entsprechend nur begrenzte Bodeneingriffe, die von archäologischen Fachfirmen begleitet werden. Die Gespräche wurden am 9. und 10. Januar 2017 fortgesetzt. Berlin, den 18. Januar 2017 Dr. Klaus Lederer Senator für Kultur und Europa (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Jan. 2017)