Drucksache 18 / 10 205 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) vom 03. Januar 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Januar 2017) und Antwort § 48 ff. ASOG - Datensparsamkeit Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Dienstanweisungen welchen Inhalts gibt es im Bereich der Berliner Polizei betreffend die Speicherung , Berichtigung, Sperrung und Löschung von Daten nach § 48 ASOG? Zu 1.: In der Geschäftsanweisung PPr Stab Nr. 1/2010 über den Schutz personenbezogener Daten (Datenschutz) sind grundsätzliche Ausführungen zur Speicherung sowie Berichtigung, Löschung und Sperrung von Daten gemäß § 48 ASOG enthalten. 2. Welche Errichtungsanordnungen nach § 49 ASOG mit welchem Inhalt sind bisher erlassen worden? Zu 2.: Mit Stand Dezember 2016 sind die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Errichtungsanordnungen nach § 49 ASOG erlassen worden: Lfd. Nr. Dateiname Datum vom 1. Retentverwaltungs- und Recherchedatei Handschriften- und Urkundenuntersuchungen 02.04.1993 2. Sexualstraftaten 16.04.1993 3. Sexualstraftäter 16.04.1993 4. Personendatei zu Branddelikten 16.04.1993 5. Zentrale Haftbefehlssammlung und Indexdatei 16.04.1993 6. Vorgangsdatei für nationale und internationale Zusammenarbeit 15.04.1994 7. Arbeitsdatei Verkehrsunfälle mit Betrugsabsicht – VUBA 09.05.1994 8. Zentrale Werkzeugspurensammlung 21.09.1994 9. Zentrale Schuh- und Reifenspurensammlung 12.12.1994 10. Verwahrgelddatenbank 19.12.1994 11. Auswertungsdatei Spektren 17.02.1995 12. Auswertungsdatei Chromatogramme 17.02.1995 13. Spektren-Bibliothek 17.02.1995 14. Arbeitsdatei 'Observationsaufträge' 18.03.1997 15. Dir 1 VB III 1 – Vorgangsverwaltung 10.12.1996 16. Dir 1 VB III 1 – Rotaktenverwaltung 10.12.1996 17. Handtaschenraubdatei Dir 1 VB III 1 10.12.1996 18. Tagebuchdatei des LKA 25 20.01.1997 19. Vorgangsdatei Polizei 21.05.1997 20. Personen- und Vorgangsdatei Türsteher 26.05.1998 21. Zentrale Kfz-Umsetzdatei (ABAKUS) 22.01.2007 Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 205 2 22. Sportgewalt 11.04.2006 23. Elektronische Haftkladde der Dir 5 VB 01.03.1999 24. Vorgangsdatei des LKA 121 06.04.1999 25. Objektschutzdatenbank 26.10.2005 26. InfReq90 (Information Requester im Verfahren Auskunftsersuchen nach § 90 TKG) 19.06.2000 27. Berliner Personenauskunftsstellen-Informationssystem (BEPAS) 25.05.2001 28. Delikte am Menschen (DAM) 25.10.2001 29. BIDAVIS (Bilddatenverarbeitungs- und informationssystem) 27.01.2016 30. Stadtweite Veranstaltungsdatenbank (VDB) 02.07.2004 31. POLIKS – Vorgangsbearbeitungssystem 27.04.2006 32. POLIKS – Informationssystem 27.04.2006 33. POLIKS – Kriminalpolizeiliche Personenakte 27.04.2006 34. Internetwache 28.04.2014 35. BOWI 21 (Verkehrsordnungswidrigkeiten) 01.09.2004 36. Arbeitsdatei FueSta Dir X 25.01.2006 37. Auswertedatenbank Polizeilicher Staatsschutz (ADB-LKA 5) 19.09.2006 38. Condition Waffenverwaltung 27.02.2015 39. ZAMIK PSK (Polizei-Straßen-Kontrolle/Software für die Überwachung der Einhaltung von Sozialvorschriften im Straßenverkehr ) 23.11.2007 40. PELZ 2007 (Polizeiliches Einsatzleitsystem) 21.07.2014 41. KPMD-PMK (Kriminalpolizeilicher Meldedienst politisch motivierte Kriminalität) 28.07.2008 42. POLIKS-Gewahrsam 18.02.2010 43. Zentrale VP-Führung und Informantenabschöpfung – Personendatei 06.10.2008 44. Zentrale VP-Führung und Informantenabschöpfung – Falldatei 06.10.2008 45. ESOK (Ehemalige Sowjetunion OK) 10.12.2012 46. Tonaufzeichnung NRAbE (Notrufabfrageeinrichtung) 27.04.2009 47. Sexualstraftäterdatei 04.03.2009 48. Illegaler Zigarettenhandel und –schmuggel und damit einhergehende Delikte 13.05.2009 49. Rauschgift (Schmuggel und Handel mit Betäubungsmitteln) 21.02.2011 50. OWi LKA 551 (Bearbeitung von OWi nach dem Presse- /Vereins-/Versammlungs- und Waffengesetz) 08.06.2009 51. Gruppierungen aus dem arabischen Sprachraum 11.12.2009 52. Nachtleben (ehemals Rotlicht) 06.03.2012 53. Stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage im Tunnel Ortsteil Britz 29.04.2010 54. Diversionsstatistik Dir 1 - 6 und LKA 02.10.2013 55. VU-Urs (Verkehrsunfall-Ursachen-Untersuchung) 09.01.2013 56. Graffiti 24.11.2011 57. Glücksspiel 28.12.2011 58. Phishing Agents (Straftaten der organisierten Cybercrime) 21.06.2013 59. Wirtschaftskriminalität 21.10.2013 60. Anonymes Hinweisgebersystem 12.12.2014 61. Auswertedatei „Furtum“ 15.08.2014 62. Fahrradhalter*innendatenbank 03.09.2015 63. Taschendiebstahl 10.09.2015 Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 205 3 64. Raub 06.11.2015 65. KoStViP (Koordinierungsstelle Verfahrensangelegenheiten und interne Prävention) 11.01.2016 66. DANA (Arzneimittelkriminalität und Doping) 29.02.2016 67. PIAV-WSK (Polizeilicher Informations- und Analyseverbund – Waffen und Sprengstoffkartei) 01.03.2016 68. Schlüsseltaten 27.04.2016 Der Inhalt der Dateien richtet sich jeweils phänomenbezogen nach § 49 ASOG in Verbindung mit den Dateienrichtlinien vom 02. Februar 2013 (Ausführungsvorschriften zu § 49 ASOG) sowie der Verordnung über Prüffristen bei polizeilicher Datenspeicherung vom 22. Februar 1992 (Prüffristenverordnung). 3. Inwieweit hält es der Senat für mit dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, dem Rechtsstaatsprinzip und der Unschuldsvermutung für vereinbar, dass polizeiliche Daten zu Verdächtigungen gegen Personen selbst dann nicht gelöscht werden, wenn ein Strafverfahren nach § 170 StPO eingestellt oder gar durch Freispruch beendet worden ist? Wie beurteilt es der Senat, wenn die Polizei diese Eintragungen nur dann löscht, wenn sie selbst - ungeachtet des Verfahrensausgangs - der Auffassung ist, der Verdacht sei "restlos ausgeräumt" worden? Zu 3.: Die in der Frage aufgestellten Behauptungen treffen nicht zu. Die personenbezogenen Daten zu Tatverdächtigen werden aus polizeilichen Datenbanken unverzüglich gelöscht, wenn bekannt wird, dass ein Verfahren durch einen Freispruch beendet worden ist oder eine Einstellung des Verfahrens gemäß § 170 Abs. 2 StPO erfolgte , da objektiv keine Straftat vorlag. In allen anderen Fällen erfolgt eine Löschung gemäß den Voraussetzungen des § 48 ASOG i. V. m. der Prüffristenverordnung, wenn die Prüfung ergibt, dass die weitere Datenspeicherung zur Aufgabenerfüllung nicht mehr erforderlich ist. Der Verfahrensausgang ist ein Kriterium, das bei dieser Prüfung Berücksichtigung findet. In diesem Zusammenhang wird auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (Beschluss vom 16. Mai 2002–1 BvR 2257/01) verwiesen , wonach die weitere Speicherung und Verwendung von in Strafermittlungsverfahren gewonnenen Daten zwecks Verhütung oder Verfolgung künftiger Straftaten selbst bei rechtskräftigem Freispruch des Betroffenen aus Mangel an Beweisen oder Einstellung des Verfahrens aus anderen Gründen weder gegen die Unschuldsvermutung verstößt, noch das Rechtsstaatsprinzip verletzt, sofern der Tatverdacht nicht restlos ausgeräumt ist und eine Wiederholungsgefahr besteht. 4. Zu wie vielen Einzelpersonen enthält POLIKS oder ein etwaiges Nachfolgesystem Datensätze mit zumindest einer Eintragung? Zu 4.: Im Polizeilichen Landessystem zur Information, Kommunikation und Sachbearbeitung (POLIKS) waren mit Stand vom 10. Januar 2017 insgesamt 3.042.701 Personen mit zumindest einer Eintragung gespeichert. Berlin, den 16. Januar 2017 In Vertretung Torsten Akmann Senatsverwaltung für Inneres und Sport (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Jan. 2017)