Drucksache 18 / 10 491 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Herbert Mohr (AfD) vom 15. Februar 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Februar 2017) und Antwort Entwicklung der Maserninfektionen in Berlin im Vergleich zur Anzahl der Schutzimpfungen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Anzahl der Maserninfektionen in Berlin in den letzten 10 Jahren entwickelt? Wie viele Fälle wurden pro Jahr registriert? Zu 1.: Insgesamt sind in den letzten 10 Jahren 2.283 Masernerkrankungen an das LAGeSo übermittelt worden. Dabei unterliegt die jährliche Fallzahl starken Schwankungen . Der Langzeittrend ist jedoch ansteigend. Das liegt in erster Linie an bezirksübergreifenden Ausbrüchen, deren Größe, gemessen an der Fallzahl, in den letzten Jahren zunahm. Die Jahresgesamtzahlen der an das LA- GeSo übermittelten Masernerkrankungen können nachfolgender Tabelle entnommen werden. Tabelle 1: Jahresgesamtzahlen der an das LAGeSo übermittelten Masernfälle Jahr Fallzahl 2007 8 2008 29 2009 33 2010 92 2011 160 2012 18 2013 492 2014 132 2015 1243 2016 76 2. Wie viele schwere Krankheitsverläufe mit stationärem Aufenthalt gab es, ggf. sogar mit Todesfolge? Zu 2.: Von den 2.283 im Zeitraum 2007-2016 an das LAGeSo übermittelten Masernfällen ist für 683 (27%) angegeben, dass sie hospitalisiert wurden; ein Kind verstarb . 3. Wie verteilt sich die Gesamtzahl der Infektionen auf die Bezirke? In welchen Regionen (Bezirk und Orts-teil) ist die Anzahl der Maserninfektionen besonders hoch? Zu 3.: Die meisten Fälle im o.g. Zeitraum wurden aus den Bezirken Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte übermittelt. Demnach waren die Erkrankungsraten in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Reinickendorf und Neukölln am höchsten. Angaben zu Ortsteilen werden von den Bezirken nicht übermittelt. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Gesamtfallzahlen und kumulativen Erkrankungsraten der einzelnen Bezirke. Tabelle 2: Gesamtfallzahlen und kumulative Masernerkrankungsraten im Zeitraum 2007-2016 für Berlin und die einzelnen Bezirke Bezirk Fallzahl Inzidenz (kumulativ pro 100.000 Einwohner) Berlin gesamt 2283 66,3 Friedrichshain- Kreuzberg 280 104,2 Reinickendorf 240 99,6 Neukölln 288 92,2 Mitte 272 81,6 Pankow 260 71,1 Tempelhof- Schöneberg 204 60,9 Spandau 128 57,2 Steglitz-Zehlendorf 154 52,4 Lichtenberg 134 51.6 Treptow-Köpenick 105 43,6 Charlottenburg- Wilmersdorf 123 38,4 Marzahn- Hellersdorf 95 38,3 Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 491 2 4. Wie viele Kinder im Alter von 1-2 Jahren gibt es derzeit in Berlin? Wie hoch ist der Anteil der Kinder, die nicht gegen Masern geimpft sind? Zu 4.: Für das Jahr 2017 liegen noch keine Bevölkerungsdaten vor, die aktuellen Zahlen stammen aus dem Einwohnermelderegister mit Stichtag 30.06.2016. Danach waren am Stichtag 30.06.2016 insgesamt 74.157 Kinder im Alter von 1 bis unter 3 Jahren in Berlin melderechtlich registriert (1-Jährige: 37.489; 2-Jährige: 36.668). Zur Durchimpfungsrate der aktuell 1- bis 2-jährigen Kinder gegen Masern liegen keine Daten vor. Zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung zum Schuljahr 2015/2016 (aktuellste verfügbare Zahlen) waren 3,1% der Kinder nicht gegen Masern geimpft. Zusätzlich wurde bei den Einschulungsuntersuchungen 2015 erstmalig die Rechtzeitigkeit der Masernimpfung erfasst. Demnach erhielten 65,5% der untersuchten Kinder bis zum Ende ihres 24. Lebensmonats die empfohlenen zwei Masernimpfungen. 5. Gibt es Regionen (Bezirk und Ortsteil) in denen die Impfmüdigkeit besonders hoch ist? Zu 5.: Übersicht über die Impfraten gegen Masern (Tabelle 3) und Anteil der Kinder mit 2 Masernimpfungen nach Prognoseraum (Tabelle 4) aus den Einschulungsuntersuchungen 2015. Tabelle 3: Durchimpfungsgrad der Kinder gegen Masern sowie zeitgerechte 2. Masern-Impfung bei der Einschulungsuntersuchung nach Berliner Bezirken (Wohnbezirk) 2015 Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 491 3 Tabelle 4: Anteil der Kinder mit 2 oder mehr Impfdosen gegen Masern bei der Einschulungsuntersuchung in Berlin 2015 nach Prognoseräumen (LOR-PR) Ein wissenschaftlich fundierter Grenzwert für besonders ausgeprägte Impfmüdigkeit ist nicht zu definieren. Erwähnenswert sind die besonders guten Impfraten in den Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Spandau, sowie die vergleichsweise geringeren Impfraten der Bezirke Friedrichshain -Kreuzberg und Pankow. 6. Wie hat sich die Anzahl der verabreichten Impfungen gemessen an der der Anzahl der zu impfenden Kinder in den letzten 10 Jahren entwickelt? Ist der Prozentsatz der nicht geimpften Kinder signifikant gestiegen? Zu 6.: Der Anteil der nicht gegen Masern geimpften Kinder zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung hat im Zeitraum 2005 bis 2015 nahezu kontinuierlich signifikant abgenommen und liegt 2015 bei der Hälfte des Wertes von 2005 (vgl. Tabelle 5). Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 491 4 Tabelle 5: Zeitreihe Durchimpfungsgrad der Kinder gegen Masern sowie zeitgerechte 2. Masern-Impfung bei den Einschulungsuntersuchungen in Berlin 2005-2015 – Angaben in Prozent 7. Wenn ja, was hat der Senat unternommen, um die Anzahl der geimpften Kinder wieder zu steigern? Zu 7.: Der Senat weist darauf hin, dass die Zahl der nicht geimpften Kinder in dem benannten Zeitraum signifikant gesunken ist (siehe Antwort 6). Aus Sicht des Senates ist diese Entwicklung ausdrücklich zu begrüßen. Sie bestätigt aus seiner Sicht die versorgungspolitische Bedeutung von Impfungen und bestärkt ihn in seinem in den Richtlinien der Regierungspolitik festgelegten Ziel, die Impfbereitschaft durch einen niedrig-schwelligen Zugang (etwa durch Identifizieren von Impflücken und Durchführung von Impfungen vor Ort) und offensive Öffentlichkeitsarbeit zu stärken. Dazu wird er – neben jungen Erwachsenen – insbesondere Kinder ansprechen, da diese zu einer der schwer erreichbaren Zielgruppe gehören. Berlin, den 27. Februar 2017 In Vertretung Boris Velter Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 02. Mrz. 2017)