Drucksache 18 / 10 564 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Emine Demirbüken-Wegner (CDU) vom 28. Februar 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. März 2017) und Antwort Personalmangel im Kita-Bereich mit Folgen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Kita-Plätze gibt es zurzeit im Land Berlin und wie hoch ist deren Auslastung (bitte um Gesamtzahl der Plätze in freier und öffentlicher Trägerschaft sowie aufgegliedert nach Bezirken)? 3. Wie sieht die Situation im Bereich der Kinderkrippen aus (bitte um Aufgliederung wie bei 1.)? Zu 1. und 3.: Die Zahl der angebotenen Plätze in Kindertageseinrichtungen in freier und öffentlicher Trägerschaft lag zum 28.02.2017 bei insgesamt 160.367 Plätzen . Von diesen waren zum Stichtag insgesamt 155.716 Plätze belegt. Dies entspricht einer Auslastungsquote der angebotenen Plätze in Höhe von 97,1 Prozent. Eine Aufgliederung nach Kinderkrippen erfolgt nicht. Die Verteilung nach Bezirken und Trägerschaft ist der Tabelle (Anlage) zu entnehmen. 2. Wie viele Erzieherstellen sind in den Berliner Kitas derzeit nicht besetzt (bitte um Aufgliederung wie bei 1.)? 4. Konnten wegen Personalmangels im Kita- und Krippenbereich zur Verfügung stehende Plätze nicht besetzt werden und wenn ja, wie viele waren es insgesamt und aufgegliedert nach Bezirken? Mussten bereits aus diesem Grund auch Plätze geschlossen werden und wenn ja, wie viele waren es? Zu 2.und 4.: Im Rahmen der Stichtagsmeldung zum 15.03. wird 1x jährlich das aktuelle Personal-Ist ermittelt. Darüber hinaus finden anlassbezogene Prüfungen statt. Bis Mitte 2018 soll ein IT-Verfahren zur Unterstützung der Personalmeldungen bereitgestellt werden, wodurch künftig aggregierte Auswertungen möglich sein werden. 5. Wie viele Erzieherinnen und Erzieher werden neben den nicht besetzten Stellen (Krippe und Kita) zusätzlich zur Erfüllung der Vorhaben von Rot-Rot-Grün gebraucht in Bezug auf - Verbesserung des Betreuungsschlüssels, - Einführung des Rechtsanspruches auf Betreuung von täglich sieben Stunden, - geplante Platzerweiterungen (allein in 2017 sind es 10.000 Plätze)? 10. Zu welchen Folgen im Betreuungsbereich wird es nach Auffassung des Senats kommen, wenn der Personalmangel in Kitas und Krippen nicht zeitnah gelöst werden kann? 11. Von welchen Vorhaben (s. 5.) würde der Senat dann temporär Abstand nehmen wollen, um das derzeitige Platzangebot nicht zu gefährden. Zu 5., 10. und 11.: Die Fachkräfteprognose 2016/2017 bis 2019/2020 (siehe Rn. Nr. 2317 G / Gesamtbericht Kindertagesstättenentwicklungsplanung) berücksichtigt im Rahmen der Berechnung des Fachkräftebedarfs bereits die Verbesserung des Betreuungsschlüssels gemäß Haushaltsumsetzungsgesetz sowie die prognostizierte Entwicklung der belegten Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen . Diese sind im prognostizierten Aufwuchs des kitajahresdurchschnittlichen Fachkräftebedarfs für die Kernbetreuung in Höhe von rund 4.800 Vollzeitstellenäquivalenten (VZÄ) im Zeitraum bis zum Ende des Kitajahres 2019/2020 enthalten. Die im Kitajahr 2017/2018 geplante Einführung eines Anspruchs auf eine Betreuung von sieben Stunden für Kinder vom ersten bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres führt prognostisch zu einem Mehrbedarf in Höhe von rund 370 VZÄ. Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 564 2 6. Reicht es unter den gegebenen Umständen wirklich aus, den Erzieherberuf als Mangelberuf einzustufen und was hat die zuständige Senatorin dazu bisher konkret in die Wege geleitet? Zu 6.: Im Rahmen der Initiative „Mangelberuf Erzieherin /Erzieher/Fachkräftegewinnung in der Kita“ wird die für Jugend zuständige Senatsverwaltung einen entsprechenden Beschlussvorschlag zur nächsten Sitzung der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) am 18./19.05.2017 einbringen. Inzwischen haben auch andere Bundesländer Interesse und Unterstützung für diese Initiative zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der frühkindlichen Bildung bekundet. Diese Initiative ist ein Baustein zur Unterstützung der Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung . 7. Welche Maßnahmen hat die zuständige Senatsverwaltung ergriffen, um Erzieherinnen und Erzieher aus anderen Bundesländern anzuwerben, die Ausbildungsplatzkapazität für den Erzieherberuf im Land Berlin zu erweitern sowie Quereinsteigern einen möglichst unkomplizierten Umstieg in den Erzieherberuf zu ermöglichen? Zu 7.: Der Senat hat in der Vergangenheit bereits verschiedene Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung erfolgreich auf den Weg gebracht. Die Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen für Sozialpädagogik konnten seit 2010 auf insgesamt fast 9.000 Ausbildungsplätze im aktuellen Schuljahr verdoppelt werden. Die Steigerung der Ausbildungskapazitäten bleibt bedarfsorientiert im Fokus. Sowohl die laufenden wie die weiteren Maßnahmen beziehen sich vordringlich auf die Gewinnung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern. So wurde im Sommer 2016 das Antrags- und Genehmigungsverfahren für die Quereinsteigerinnen/Quereinsteiger bei der Kita-Aufsicht weiter vereinfacht. Dadurch konnten im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr 300 Personen mehr - insgesamt über 1.300 - als Quereinsteigerinnen oder Quereinsteiger gewonnen werden, die eine Teilzeitausbildung zur Erzieherin /zum Erzieher absolvieren oder aus verwandten Berufen stammen. Das Beratungsangebot für Quereinsteigerinnen /Quereinsteiger aus verwandten Berufsgruppen und Muttersprachlerinnen/Muttersprachler wurde erweitert und um ein Informationsangebot für Träger von Kindertageseinrichtungen über das neue Quereinstiegsverfahren ergänzt. Für weitere Berufsgruppen wurde der Weg in den Erzieherinnenberuf über den Quereinstieg erweitert. Um den Lernort Praxis in seiner Aufgabe der Anleitung während der berufsbegleitenden Ausbildung zu stärken , zu unterstützen und die Bereitschaft, Praxisplätze zur Verfügung zu stellen, zu erhöhen, wurden im Haushalt für 2016/2017 erstmalig Mittel für „Zeit für Anleitung“ bereitgestellt . Kindertageseinrichtungen können seit Beginn des Kita-Jahres 2016/2017 für jede Beschäftigte/jeden Beschäftigten in berufsbegleitender Ausbildung Mittel im Umfang von 2 Stunden wöchentlich zur Kompensation der Anleitungszeit für das erste Ausbildungsjahr erhalten. Diese „Zeit für Anleitung“ soll erweitert und die Praxis bei der Umsetzung noch besser unterstützt werden. Der weitere Ausbau des Quereinstiegs setzt die Bereitschaft der Träger voraus, die mögliche Quote des Quereinstiegs von 25 % weiter auszuschöpfen und dies auch offensiv zu bewerben. Es wurde daher im Dezember 2016 eine Stellenbörse für die Vermittlung bzw. Ausschreibung von freien Quereinstiegsplätzen eingerichtet und beworben . Zu finden ist diese auf der Webseite http://erzieherwerden -in-berlin.de/. Um weitere Fachkräfte zu gewinnen, werden verschiedene Werbemaßnahmen geprüft und eingeleitet. Dazu gehören die Werbung an allgemeinbildenden Schulen sowie die Teilnahme an Bildungsmessen. Weiter ist beabsichtigt am 06.05.2017 gemeinsam mit dem Schulbereich den „Berlin-Tag“ durchzuführen, mit dem Ziel potenzielle Quereinsteigende und Fachkräfte auch im Bereich der Erzieherinnen/Erzieher Berlin- und bundesweit durch eine direkte Ansprache zu gewinnen. 8. Was tun Senat und Bezirke, um die Bewerbungsverfahren bei den Kita-Eigenbetrieben deutlich zu verkürzen ? Zu 8.: Auch die Kita-Eigenbetriebe intensivieren die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um Bewerbungs - und Besetzungsverfahren zu verkürzen und schnellstmöglich zum Abschluss zu führen, bspw. indem Sammelausschreibungen oder Gruppenauswahlverfahren erfolgen. Die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte der Personalvertretungen sind hierbei zu beachten. 9. Ist der Senat der Auffassung, dass die kürzlich abgeschlossenen Tariferhöhungen für Erzieherinnen und Erzieher ein echter Anreiz sind, damit mehr Frauen und Männer in Berlin diesen Beruf ergreifen? Ist der Senat vor diesem Hintergrund bereit, zur Verbesserung der Personalsituation ggf. eine Landeszulage zu gewähren? Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 564 3 Zu 9.: Mit dem erzielten Tarifabschluss wurden die Vergütungen in den Tarifsystemen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) und dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) im Bereich des Erziehungs- und Sozialdienstes deutlich angenähert. Zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften wurde ein weiterer Entwicklungsprozess zur Angleichung der Tarifsysteme vereinbart. Die Berufe des Sozial- und Erziehungsdienstes nehmen hierbei eine zentrale Rolle ein. Die Ergebnisse der entsprechenden Arbeitsgruppen sollen zur nächsten Tarifrunde 2019 vorgelegt werden. Berlin, den 15. März 2017 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Mrz. 2017) Anlage zur Schriftlichen Anfrage 18/10564 Tab.: Angebotene und belegte Plätze absolut und Anteil der belegten Plätze an den angebotenen Plätzen differenziert nach Trägerart und Bezirken am 28.02.2017 (Quelle: festgeschriebene Kita-Daten aus ISBJ-Kita-Fachverfahren; Datenstand vom 28.02.2017 mit Auswertungsstand 02.03.2017; bearb. SenBildJugFam III E/Gesamtjugendhilfeplanung) Bezirk Einrichtungsbezirk Anzahl der Kitas angebotene Plätze belegte Plätze Auslastung Sp.5 ./. Sp.4 Anzahl der Kitas angebotene Plätze belegte Plätze Auslastung Sp.9./.Sp.8 Anzahl der Kitas angebotene Plätze belegte Plätze Auslastung Sp.13./.Sp.12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 01 Mitte 33 4.428 4.296 97,0% 263 13.506 13.039 96,5% 296 17.934 17.335 96,7% 02 Friedrichshain-Kreuzberg 23 2.913 2.887 99,1% 252 11.550 11.096 96,1% 275 14.463 13.983 96,7% 03 Pankow 39 4.479 4.435 99,0% 317 17.694 17.114 96,7% 356 22.173 21.549 97,2% 04 Charlottenburg-Wilmersdorf 20 2.502 2.502 100,0% 223 8.642 8.323 96,3% 243 11.144 10.825 97,1% 05 Spandau 22 2.608 2.608 100,0% 101 6.836 6.546 95,8% 123 9.444 9.154 96,9% 06 Steglitz-Zehlendorf 18 2.344 2.319 98,9% 173 9.210 8.807 95,6% 191 11.554 11.126 96,3% 07 Tempelhof-Schöneberg 19 2.333 2.331 99,9% 225 11.609 11.412 98,3% 244 13.942 13.743 98,6% 08 Neukölln 21 2.456 2.456 100,0% 186 10.286 9.886 96,1% 207 12.742 12.342 96,9% 09 Treptow-Köpenick 22 2.319 2.319 100,0% 134 9.109 8.885 97,5% 156 11.428 11.204 98,0% 10 Marzahn-Hellersdorf 17 2.709 2.680 98,9% 91 9.071 8.831 97,4% 108 11.780 11.511 97,7% 11 Lichtenberg 22 2.556 2.541 99,4% 116 11.318 10.803 95,4% 138 13.874 13.344 96,2% 12 Reinickendorf 20 2.352 2.352 100,0% 129 7.537 7.248 96,2% 149 9.889 9.600 97,1% Berlin 276 33.999 33.726 99,2% 2.210 126.368 121.990 96,5% 2.486 160.367 155.716 97,1% Eigenbetriebe freie Träger Gesamt S18-10564 S1810564 Anlage