Drucksache 18 / 10 801 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Emine Demirbüken-Wegner (CDU) vom 23. März 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. März 2017) und Antwort Zugang zu beruflicher Bildung für geflüchtete Jugendliche herstellen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Anzahl der Willkommensklassen in den Berliner OSZ seit dem letzten Jahr bis heute verändert ? (Bitte die Zahlen vom März 2016 und heute gegenüberstellen . Dabei ausweisen: Gesamtzahl der Klassen, der männlichen und weiblichen Schüler sowie aufgeschlüsselt auf die OSZ. Bitte Schulen kennzeichnen, in denen Schichtbetrieb aufgenommen wurde.) 2. Wie bewertet der Senat den heutigen Stand an Willkommensklassen und entspricht dieser den Ankündigungen aus dem März 2016, noch weitere 100 zusätzliche Klassen einrichten zu wollen? Zu 1. und 2.: Der Aufwuchs der Willkommensklassen an beruflichen Schulen und Oberstufenzentren (OSZ) ist in der Anlage dargestellt. Im Berichtszeitrum wurden insgesamt 162 Willkommensklassen an beruflichen Schulen und OSZ in staatlicher und privater Trägerschaft eingerichtet . Ob die Stundenplanung der Willkommensklassen einen versetzten Unterrichtsbeginn vorsieht (Schichtbetrieb ), liegt in der Verantwortung der Schulleitung und wird statistisch nicht erfasst. 3. Durch welche Maßnahmen wurde eine Kapazitätsaufstockung in welchem Umfang erreicht (Schichtbetrieb, Erhöhung der Klassenfrequenz, Neueinrichtungen von Klassen)? Welche OSZ konnten von diesen Maßnahmen besonders profitieren und entspricht dies den gewünschten Berufszielen der jungen Flüchtlinge? Zu 3.: Die Kapazitätsaufstockung wurde durch Neueinrichtung von Klassen erreicht. Die Klassenfrequenz wurde zwischen Schulaufsicht und Schulleitung einvernehmlich auf 15 Schülerinnen und Schüler festgelegt. Die innerschulische Organisation des Unterrichts aller Bildungsgänge und Lerngruppen wird von der Schulleitung eigenverantwortlich vorgenommen. Ein Instrument hierbei kann auch sein, dass ein versetzter Unterrichtsbeginn eingeplant wird (Schichtbetrieb) und damit die Auslastung des Schulgebäudes erhöht wird. Nach Möglichkeit werden Berufsziele der jungen Geflüchteten bei der Zuordnung zu Willkommensklassen an beruflichen Schulen und OSZ berücksichtigt. Trotzdem können nicht alle Wünsche berücksichtigt werden, wenn die Standorte ohnehin bereits hoch verdichtet sind, wie zum Beispiel die OSZ für Sozialwesen oder das OSZ für Kraftfahrzeugtechnik. 4. Welche Probleme konnten noch nicht befriedigend gelöst werden und was will der Senat in den nächsten Monaten tun, damit die notwenige Weiterentwicklung der Willkommensklassen nicht ins Stocken gerät? Zu 4.: Bei der Vermittlung von Absolventinnen und Absolventen der Willkommensklassen in die Duale Berufsausbildung gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten. Hier sind Betriebe gefragt, Ausbildungsplätze anzubieten. Die Beraterinnen und Berater der Jugendberufsagentur und die Beratungslehrkräfte für die Berufs- und Studienorientierung arbeiten in diesem Zusammenhang auch mit Schülerinnen und Schülern der Willkommensklassen. 5. Wie viele Lehrerinnen und Lehrer wurden an welchen OSZ für Willkommensklassen neu eingestellt? Decken diese Neueinstellungen den Bedarf? Wenn nein, was plant der Senat, um zeitnah Abhilfe zu schaffen? Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 801 2 Zu 5.: Im Berichtszeitraum vom März 2016 bis März 2017 wurden insgesamt 147 Lehrkräfte für Willkommensklassen an beruflichen Schulen und OSZ in Trägerschaft der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie neu eingestellt, die sich wie folgt verteilen: Schul-Nr. Stellen 01B01 1 01B02 2 01B03 2 01B04 1 01B05 2 02B01 4 02B02 9 02B03 5 02B04 3 02B05 1 03B02 1 03B03 3 Schul-Nr. Stellen 03B04 2 03B06 1 03B07 2 03B09 2 04B01 2 04B02 5 04B03 1 04B04 1 04B05 3 04B06 5 04B07 6 Schul-Nr. Stellen 05B01 2 05B02 4 06B01 6 06B02 9 06B03 2 06B04 5 07B02 5 07B03 1 08B01 3 08B02 3 Schul-Nr. Stellen 08B04 7 08B05 1 09B03 6 10B01 3 11B01 7 11B02 4 11B04 2 12B01 7 12B02 3 12B03 3 Der Lehrkräftebedarf ist gedeckt, wobei die Fachbedarfe im Bereich Deutsch als Fremdsprache und insbesondere im Bereich der Alphabetisierung derzeit die Engstelle bei der weiteren Reduzierung der Warteliste ist. Durch den Rückgang von Neuanmeldungen für Willkommensklassen und den Übergang der Schülerinnen und Schüler in das Regelsystem, wird der Lehrkräftebedarf im Schuljahr 2017/18 zurückgehen. Abgeordnetenhaus Berlin – 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 10 801 3 6. Wie hat sich das Curriculum für die Willkommensklassen bewährt und wie bewertet der Senat dabei den Übergang von Willkommensklasse in das Regelangebot der beruflichen Schulen? Welche Erkenntnisse hat der Senat vor diesem Hintergrund darüber, wie viele junge Menschen aus den Willkommensklassen jetzt in den OSZ einer Ausbildung nachgehen? (Bitte Schulen und Anzahl der Schüler getrennt in männlich und weiblich aufführen). Zu 6.: Das Curriculum für Willkommensklassen hat sich bewährt. Der Übergang von den Willkommensklassen in die Regelklassen der beruflichen Schulen und OSZ wird über das elektronische Anmelde- und Leitsystem (EALS) abgewickelt. Die Schülerstatistik weist für das Schuljahr 2016/17 1100 ehemalige/r Willkommensschülerinnen und Willkommensschüler in Lehrgängen der beruflichen Schulen aus. 7. Wie viele junge Menschen standen im März 2016 auf der Warteliste für eine Willkommensklasse, wie viele sind es aktuell und wie viele Neuzugänge sind in dieser Zahl enthalten? Wie hoch ist in diesem Zusammenhang der prozentuale Anteil von Männern und Frauen? Zu 7.: Im März 2016 standen 1600 Jugendliche auf der Warteliste, im März 2017 sind es 360, 17% davon sind weiblich. Im März 2017 wurden 98 Neuzugänge registriert, 21 % davon sind weiblich. 8. Wie viele Monate umfasst die durchschnittliche Wartezeit der „vorregistrierten“ jungen Menschen? Welche Angebote unterbreitet der Senat denselben in dieser Wartezeit und wie werden diese Angebote angenommen? Zu 8.: Derzeit beträgt die durchschnittliche Wartezeit 6 Wochen von der Registrierung bis zur Aufnahme des Schulbesuchs. In der Zwischenzeit wird der Besuch von Sprachkursen anderer Anbieter empfohlen. 9. Sieht der Senat einen Zusammenhang zwischen der anhaltend hohen Anzahl der jungen Flüchtlinge, die auf der Warteliste stehen und dem Anstieg dieser Gruppe in der Berliner Kriminalitätsstatistik? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was will der Senat dagegen unternehmen ? Zu 9.: Ob die Anzahl „junger Flüchtlinge“ auf der Warteliste für Willkommensklassen Einfluss auf die Anzahl der tatverdächtigen „jungen Flüchtlinge“ hat, kann nicht valide beurteilt werden. Grundsätzlich ist festzustellen , dass gerade bei zugewanderten jungen Menschen besondere Potentiale für eine schnelle Sprachbildung und gute Integration über Bildungsangebote bestehen. Es bestehen aber auch besondere Risiken des Scheiterns bis hin zum Abgleiten in delinquentes Verhalten, wenn Sprachbildung, Integration in Schule oder der Übergang von Schule zu Beruf nicht zeit- und zielgruppengerecht erfolgen. Daher setzt der Senat mit den Maßnahmen des Masterplans für Integration und Sicherheit auf frühestmöglichen Zugang zu Sprachförderung und Bildung. Berlin, den 11. April 2017 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Apr. 2017) Auszug aus den Eckdaten Berufliche Schulen 2016/17 männlich weiblich Schüler aus Willkommensklassen Öffentlich 01B01 OSZ Banken, Immobilien und Versicherungen 2.025 1.156 869 3 01B02 Staatliche Technikerschule Berlin 993 905 88 40 01B03 OSZ Kommunikations-, Informations- und Medientechnik 1.382 1.123 259 8 01B04 OSZ Gesundheit I 2.831 233 2.598 28 01B05 Staatliche Wirtschaftsfachschule für Hotellerie und Gastronomie Berlin 275 149 126 0 02B01 August-Sander-Schule 853 502 351 43 02B02 Hans-Böckler-Schule (OSZ Konstruktionsbautechnik) 931 892 39 72 02B03 OSZ Bekleidung und Mode 755 171 584 26 02B04 OSZ Handel 1 4.714 2.508 2.206 0 02B05 Jane-Addams-Schule (OSZ Sozialwesen) 2.133 577 1.556 0 02S01 Schule am Friedrichshain 6 6 0 0 03B02 Berufliche Schule für Sozialwesen Pankow 867 257 610 27 03B03 Martin-Wagner-Schule (OSZ Bautechnik II) 1.259 993 266 6 03B04 Brillat-Savarin-Schule (OSZ Gastgewerbe) 4.899 2.753 2.146 5 03B06 Konrad-Zuse-Oberschule 418 234 184 14 03B07 Elinor-Ostrom-Schule (OSZ Bürowirtschaft und Dienstleistungen) 1.092 557 535 5 03B08 Staatliche Ballettschule Berlin und Schule für Artistik 95 28 67 0 03B09 Marcel-Breuer-Schule (OSZ Holztechnik, Glastechnik und Design) 2.027 1.471 556 31 04B01 Loschmidt-Oberschule 453 291 162 20 04B02 Hans-Litten-Schule (OSZ Recht und Wirtschaft) 2.010 853 1.157 35 04B03 OSZ Kraftfahrzeugtechnik 1.909 1.825 84 56 04B04 Ruth-Cohn-Schule (OSZ Sozialwesen) 1.506 350 1.156 0 04B05 Anna-Freud-Schule (OSZ Sozialwesen) 1.830 486 1.344 1 04B06 Leopold-Ullstein-Schule (OSZ Wirtschaft) 1.419 858 561 40 04B07 OSZ Körperpflege 1.735 448 1.287 111 04B08 Kläre-Bloch-Schule 315 178 137 0 04S05 Ernst-Adolf-Eschke-Schule für Gehörlose 48 22 26 0 04S07 Comenius-Schule 17 6 11 0 05B01 OSZ TIEM (Technische Informatik, Industrieelektronik und EnergieManagement) 1.819 1.660 159 24 05B02 Knobelsdorff-Schule (OSZ Bautechnik I) 1.675 1.574 101 11 06B01 Peter-Lenné-Schule (OSZ Natur und Umwelt) 1.449 858 591 2 06B02 Louise-Schroeder-Schule (OSZ Bürowirtschaft und Verwaltung) 2.853 1.048 1.805 1 06B03 OSZ Bürowirtschaft I 1.432 643 789 16 06B04 Wilhelm-Ostwald-Schule (OSZ Gestaltung) 1.465 907 558 5 06S02 Biesalski-Schule 56 27 29 0 06S05 J.-A.-Zeune-Schule für Blinde und Berufsfachschule Dr. Silex 14 12 2 0 07B02 Marie-Elisabeth-Lüders-Oberschule 627 191 436 26 07B03 OSZ Lotis (Logistik, Touristik und Steuern) 2.267 1.316 951 111 08B01 Annedore-Leber-Oberschule 862 515 347 23 08B02 Lise-Meitner-Schule (OSZ Chemie, Physik und Biologie) 1.490 885 605 14 08B04 OSZ Informations- und Medizintechnik 2.618 2.174 444 19 08B05 Carl-Legien-Schule 306 190 116 21 09B03 Hermann-Scheer-Schule (OSZ Wirtschaft) 1.185 560 625 6 10B01 Oscar-Tietz-Schule (OSZ Handel II) 1.986 1.068 918 97 darunter Öffentliche berufliche Schulen, Schüler insgesamt, darunter männlich und weiblich und Schüler aus Willkommensklassen Träger BSN Schulname Schüler insgesamt Auszug aus den Eckdaten Berufliche Schulen 2016/17 männlich weiblich Schüler aus Willkommensklassen darunter Öffentliche berufliche Schulen, Schüler insgesamt, darunter männlich und weiblich und Schüler aus Willkommensklassen Träger BSN Schulname Schüler insgesamt Öffentlich 10B02 Rahel-Hirsch-Schule (OSZ Gesundheit/Medizin) 2.028 220 1.808 29 11B01 Hein-Moeller-Schule (OSZ Energietechnik II) 1.217 1.177 40 34 11B02 Max-Taut-Schule (OSZ Gebäude, Umwelt, Technik) 2.417 2.217 200 20 11B04 Friedrich-List-Schule (OSZ Büromanagement und Wirtschaftssprachen) 1.683 504 1.179 4 11S07 Carl-von-Linné-Schule 19 8 11 0 12B01 Georg-Schlesinger-Schule (OSZ Maschinen- und Fertigungstechnik) 1.713 1.563 150 29 12B02 Emil-Fischer-Schule (OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik) 1.822 880 942 14 12B03 Ernst-Litfaß-Schule (OSZ Mediengestaltung und Medientechnologie) 1.222 770 452 25 12S06 Toulouse-Lautrec-Schule 9 5 4 0 Öffentlich Ergebnis 73.031 40.804 32.227 1102 S18-10801 S1810801 Anl