Drucksache 18 / 11 263 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Georg P. Kössler (GRÜNE) vom 16. Mai 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Mai 2017) zum Thema: Und niemals vergessen… ein Verkehrskonzept für die Alte Försterei! und Antwort vom 02. Juni 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Juni 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Georg P. Kössler (Grüne) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/11263 vom 16. Mai 2017 über Und niemals vergessen… ein Verkehrskonzept für die Alte Försterei! Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Die Schriftliche Anfrage betrifft teilweise Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage zukommen zu lassen und hat daher die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) AöR um Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Sie wird nachfolgend gekennzeichnet wiedergegeben. Frage 1: Ist dem Senat die aktuelle Verkehrssituation rund um das Stadion an der Alten Försterei bei Heimspielen des 1. FC Union Berlin bekannt und wenn ja, wie bewertet er sie? Antwort zu 1.: Der Polizei Berlin ist die aktuelle Verkehrssituation bekannt. Die besonderen infrastrukturellen Gegebenheiten im Umfeld des Stadions sowie die einsatztaktisch notwendigen polizeilichen Maßnahmen haben vor allem bei den als störanfällig eingestuften Spielen an Werktagen regelmäßig Verkehrsbeeinträchtigungen zur Folge. Die räumlich-geografische und städtebauliche Gesamtsituation im Nahbereich und in der Altstadt Köpenick lässt kaum Gestaltungsspielraum bei der Entscheidung für die erforderlichen Verkehrsregelungs- und -lenkungsmaßnahmen zu. Im Hinblick auf die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt es aufgrund des hohen Fahrgastandrangs teilweise zu Kapazitätsproblemen. Dies betrifft insbesondere den Straßenbahnverkehr. Dazu kommt, dass die Straßenbahnlinien gelegentlich durch 2 den starken Verkehr oder durch polizeiliche Maßnahmen rund um das Stadion nicht immer fahrplanmäßig fahren können. Frage 2: Hat der Senat Kenntnis über den Anteil der von den Besucher*innen genutzten Verkehrsträger (modal split) und wie schätzt er die weitere Entwicklung ein? Antwort zu 2.: Vor-Ort-Befragungen der BVG aus dem Jahr 2015 ergaben, dass rund ein Drittel der Befragten per Pkw und rund zwei Drittel der Befragten über den Umweltverbund (öffentlicher Verkehr, Fuß- und Radverkehr) zum Stadion anreisen. Darüber hinausgehende verlässliche Aussagen zum Modal Split sind nicht möglich. Frage 3: Existiert noch die Arbeitsgruppe aus BVG, Senat und Bezirk zu dieser Problemstellung (Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/1370918)? Wenn ja, welche Ergebnisse bzw. Zwischenergebnisse wurden bisher erzielt? Wenn nein, wann wird der Austausch wieder aufgenommen? Antwort zu 3.: Es bestand eine Arbeitsgruppe mit Teilnehmer*innen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, des Bezirksamtes Treptow-Köpenick und verschiedenen ortsansässigen Einrichtungen und Akteuren (u.a. 1. FC Union Berlin). Die in der genannten Arbeitsgruppe identifizierten Themen wurden einzeln mit den jeweiligen Beteiligten weiter bearbeitet und, soweit möglich, umgesetzt. So wurde beispielsweise ein zweiter Zu- und Abgang an der Haltestelle „Alte Försterei“ an der in Richtung Stadion gelegenen Haltestellenseite geschaffen, um die Querungsmöglichkeit für die Stadionbesucher*innen zu verbessern. Diese Gehwegvorstreckungen sind temporär, sie werden im Zusammenhang mit dem geplanten Knoten mit der Ost-West-Trasse dann zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Lichtsignalanlage für den Kreuzungsbereich An der Wuhlheide/ Ost-West-Trasse ersetzt. Des Weiteren erfolgte eine Verständigung mit der BVG über die Durchführung von Sonderfahrten bei der Straßenbahn im An- und Abreiseverkehr bei Fußballspielen im Stadion An der Alten Försterei. Bei anderen Maßnahmen, wie z.B. der Einführung eines Kombitickets, konnte leider keine Umsetzung erreicht werden (siehe auch Antwort zu Frage 5 und 7). Frage 4: Mit welchen Maßnahmen wird der Senat für eine Verbesserung der Verkehrssituation rund um das Stadion an der Alten Försterei an Spieltagen des 1. FC Union Berlin beitragen? Antwort zu 4.: Die örtlich zuständige Polizeidirektion 6 hat bereits im Jahr 2014 in gemeinsamer Abstimmung mit den Berliner Verkehrsbetrieben, der Verkehrslenkung Berlin und dem Bezirk Treptow-Köpenick ein Verkehrskonzept erstellt, welches hinsichtlich der jeweiligen Gefährdungseinschätzung einer Spielbegegnung angemessen abgestufte Verkehrsmaßnahmen vorsieht. Dieses hat sich bewährt. Durch die sog. Ost-West-Trasse, 1. Bauabschnitt, von der Straße An der Wuhlheide zwischen Wald und Sportkomplex an der Alten Försterei entlang mit einer neuen Querung der Bahnanlagen im Bereich der Hämmerlingstraße und weiter über die Straße Am Bahndamm bis zum Knoten mit der Mahlsdorfer Straße plant das Bezirksamt Treptow- Köpenick in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz eine neue Straßenverbindung. Diese wird auch neue Zufahrten/Zugänge zum Stadion ermöglichen und damit zu einer neuen Verteilung auch der Besucher von Union führen. 3 Die Ost-West-Trasse befindet sich im Planfeststellungsverfahren (Vorhabenträger ist das Bezirksamt Treptow-Köpenick). Im Hinblick auf die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln siehe Antwort zu Frage 5 und 7. Frage 5: Wie beurteilt der Senat die Taktung von Straßenbahn und der S-Bahn im Umfeld des Stadion an der Alten Försterei und wie kann nach Auffassung des Senates eine Verbesserung für die Nutzer*innen an Spieltagen herbeigeführt werden? Frage 7: Welche Maßnahmen zur Stärkung der Anreise per Umweltverbund wäre aus Sicht des Senats sinnvoll und wer wäre für die Umsetzung zuständig (Senat, Bezirk oder Verein)? Antwort zu 5. und 7: Die Fragen 5 und 7 werden wegen ihres sachlichen Zusammenhangs gemeinsam beantwortet. Das Stadion An der Alten Försterei ist aus dem Stadtgebiet und überregional mit der S- Bahnlinie S3 im 10-Minuten-Takt erreichbar. Vom S-Bahnhof Köpenick gelangt man mit rund 1.000 m Fußweg in rund 10 bis 15 Minuten zum Stadion. Als ergänzende lokale Anbindung, z.B. aus dem Bereich Schöneweide, steht eine direkte Anbindung mit den Straßenbahnlinien 27, 60 und 67 (verkehren jeweils im 20-Minuten- Takt, Linie 67 mit zeitlich eingeschränktem Betriebsprogramm) an der Haltestelle Alte Försterei zur Verfügung. Hier werden von der BVG auch zusätzliche Verstärkerfahrten im 10-Minuten-Abstand im An- und Abreiseverkehr vor und nach dem Fußballspiel zwischen Schöneweide und Köpenick eingeplant. Auch zusätzliche S-Bahn-Züge werden bei Heimspielen des 1. FC Union Berlin bereitgestellt, um die Zuglängen auf der Linie S3, die regulär an Wochenenden und in den Abendstunden teilweise nur mit Halbzügen verkehrt, auf Vollzüge zu erhöhen. Die Bereitstellung weiterer Züge für Zusatzfahrten auf der Linie S3 über den vorhandenen 10- Minuten-Takt hinaus ist derzeit aus infrastrukturellen Gründen auf Grund der Baumaßnahmen im Bereich Ostkreuz nicht möglich. Nach Abschluss der Baumaßnahmen in diesem Bereich sollen auch bei der S-Bahn wieder zusätzliche Verstärkerfahrten vorgesehen werden, wodurch die Kapazität und Attraktivität der An- und Abreise per Umweltverbund verbessert werden können. Die BVG AöR teilt hierzu mit: „Für weitere zusätzliche Fahrten bei der Straßenbahn fehlen Aufstellgleise in der Nähe der Haltestelle Alte Försterei. Zudem können wegen der baubedingten Engstelle am S-Bahnhof Schöneweide zurzeit keine weiteren Züge dorthin eingesetzt werden.“ Wie bereits bei anderen Veranstaltungen erfolgreich praktiziert, könnte die mit einer Eintrittskarte verbundene Fahrtberechtigung für den ÖPNV bei der An- und Abreise (Kombiticket) die Bereitschaft zu dessen verstärkter Inanspruchnahme positiv beeinflussen. Die Entscheidung über die Einführung von Kombitickets obliegt dem Veranstalter. Die entsprechenden Verträge wären zwischen dem Veranstalter und einem am VBB*-Tarif (* Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) beteiligten Verkehrsunternehmen zu schließen. Die BVG hat in der Vergangenheit mehrfach mit Vertretern des 1. FC Union 4 Berlin konkrete Gespräche über den Abschluss einer Kombiticket-Vereinbarung geführt. Leider konnten die Verhandlungen nicht zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Der 1. FC Union Berlin war nicht bereit, den ermittelten Kombiticket-Preis je Eintrittskarte zu übernehmen. Frage 6: Worin besteht nach Auffassung des Senates der Unterschied zum Verkehrskonzept vergleichbarer Sportveranstaltungen (z.B. Spielen von Hertha BSC) und was kann daraus gelernt werden? Antwort zu 6.: Aufgrund der räumlich-geografisch und städtebaulich völlig anders gearteten Lage des Olympiastadions und dessen verkehrstechnischer Erschließung sowohl straßenseitig wie auch im öffentlichen Verkehr mit gesonderten S-Bahnsteigen und eigenem U-Bahnhof ist ein Vergleich mit dem Stadion an der Alten Försterei kaum praktikabel. Generell ist eine vergleichende Bewertung von Verkehrskonzepten, die jeweils unterschiedliche Veranstaltungen an Örtlichkeiten mit zum Teil drastisch abweichenden infrastrukturellen und verkehrstechnischen Gegebenheiten, Besucherzahlen, Zuschauerzusammensetzungen und differenter ÖPNV-Anbindung zum Inhalt haben, hinsichtlich der Erlangung gewinnbringender übertragbarer Erkenntnisse nicht zielführend. Die für den erfolgreichen Veranstaltungsschutz jeweils gegebenen polizeilich relevanten Umstände und Erfahrungswerte werden stets angemessen berücksichtigt und konzeptionell umgesetzt. Berlin, den 02.06.2017 In Vertretung J e n s – H o l g e r K i r c h n e r ................................ Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz S18-11263 S18-11263