Drucksache 18 / 11 527 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Regina Kittler und Ines Schmidt (LINKE) vom 02. Juni 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Juni 2017) zum Thema: Frauenperspektive in der Berliner Ausstellung im Humboldt Forum und Antwort vom 21. Juni 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Juni 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 3 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Frau Abgeordnete Regina Kittler und Frau Abgeordnete Ines Schmidt (Die Linke) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 11527 vom 02.06.2017 über Frauenperspektive in der Berliner Ausstellung im Humboldt Forum Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche frauenhistorischen Fragestellungen und Genderaspekte wurden und werden bei der Konzipierung der Berliner Ausstellung im Humboldt Forum einbezogen? Zu 1.: Das Team der Kuratorinnen und Kuratoren orientiert sich bei der Konzeption der Ausstellung an Ansätzen der Gender und Diversity-Forschung, die frauenhistorische Fragestellungen umfasst, sich aber nicht darauf beschränkt. Die Differenzkonstruktionen race und class sind für die Erarbeitung der Berlin Ausstellung ebenso wichtig wie der Genderaspekt und werden als Analysekategorien für das Verständnis gesellschaftlicher Prozesse zusammengedacht. Grundsätzlich arbeitet das Team mit einem inklusiven und partizipativen Ansatz, der gezielt Menschen integriert, deren Stimmen im öffentlichen Diskurs weniger vertreten sind. 2. Sind ausgewiesene Expert*innen der Frauengeschichtsforschung an der Konzipierung der Ausstellung beteiligt? Zu 2.: Mit Prof. Dr. G. Y. hat das Team eine Expertin für den Wissenschaftlichen Beirat gewinnen können, die als Leiterin des Lehrbereichs „Diversity and Social Conflict“ am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt Universität Berlin (HU-Berlin) in der Diversity- und Gender-Forschung international anerkannt und vernetzt ist. Ihr Forschungsschwerpunkt sind die europäischen Kopftuchdebatten am Schnittpunkt von Seite 2 von 3 Gender-, „race“- und „class“-Konstruktionen. Prof. Dr. Y. wird über alle Planungen schriftlich und im Rahmen von Beiratssitzungen auch mündlich informiert. Zwei der Kuratorinnen des Teams sind Absolventinnen der Gender Studies und bringen ihre Expertise nicht nur in ihre eigenen Raumkonzepte, sondern in die gesamte Ausstellung ein: Frau I. E. und Frau E. H. haben ab 1997 an der Humboldt Universität Gender Studies studiert und gehören damit zum ersten Jahrgang dieses Studienfachs in Deutschland . Frau I. E. hat sich unter kulturwissenschaftlichem Schwerpunk mit interkulturellen Aspekten der Geschlechterdebatte befasst (u.a. Mitarbeit an der Publikation „Verschleierte Wirklichkeiten. Die Frau, der Islam und der Westen“ von Christina von Braun). Frau E. H. ist auf die Geschichte von Geschlechterkonstruktionen in den Humanwissenschaften und in der Populärkultur spezialisiert und hat sich mit der Geschichte der Frauenbildung und der Rolle von Frauen in den Wissenschaften beschäftigt . Teile der Ausstellung werden zudem partizipativ erarbeitet. Das bedeutet im Wesentlichen die Hinzuziehung von weiteren externen Expertinnen und Experten, Vereinen, Institutionen, Communities etc. bei der Entwicklung der Inhalte, dies gilt auch für die Bearbeitung der genannten Themen. 3. In welchem Umfang und in welcher Form sollen das Wirken und die Leistungen von Berliner Frauen in Vergangenheit und Gegenwart für das Museumspublikum präsentiert werden? Zu 3.: Die Ausstellung befindet sich derzeit in der Recherchephase, über den genauen Umfang und die Präsentationsweise kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angabe gemacht werden. 4. Welchen Stellenwert wird der Kampf um Gleichberechtigung und um das Sichtbarmachen von Frauen in der Aus-stellung einnehmen? Zu 4.: Die Ausstellung verfolgt eine multiperspektivische, partizipatorische Strategie, welche die Sichtbarmachung und Teilhabe möglichst vieler gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure zum Ziel hat. Die Perspektive und Sichtbarkeit von Frauen ist ein wichtiges Querschnittsthema für die gesamte Ausstellung und gleichzeitig eine von mehreren Perspektiven. 5. In welcher Form lassen sich Anregungen der Überparteilichen Fraueninitiative anlässlich der Auswertung von Fragebögen zur Ausstellung „Berlin Stadt der Frauen“ von 2016 im Ephraim-Palais bei der Ausstellungsgestaltung und dem Veranstaltungsprogramm der Berliner Ausstellung im Humboldt Forum berücksichtigen? Zu 5.: Die Umfrageergebnisse wurden im Rahmen der Ausstellung des Stadtmuseums Berlin „Berlin, Stadt der Frauen“, generiert. Sie sind dem Chef-Kurator und dem Team der Kuratorinnen und Kuratoren für die Berlin-Ausstellung bekannt. Bei Bedarf an Beratung werden die Ausstellungsmacherinnen und Ausstellungsmacher die Über- Seite 3 von 3 parteiliche Fraueninitiative kontaktieren. Zum Veranstaltungsprogramm für die Ausstellung mit voraussichtlichem Eröffnungsdatum Ende 2019 kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden. Beide Punkte sind auf Anfrage der Überparteilichen Fraueninitiative beim Stadtmuseum Berlin beantwortet worden. Berlin, den 21.06.2017 Dr. Klaus Lederer Senator für Kultur und Europa S18-11527 S18-11527a