Drucksache 18 / 11 836 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Georg Kössler (GRÜNE) vom 10. Juli 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Juli 2017) zum Thema: Erstickende Fische in den Gewässern Berlins und Antwort vom 31. Juli 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Aug. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Georg Kössler (Grüne) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/11836 vom 10.07.2017 über Erstickende Fische in den Gewässern Berlins Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Was unternimmt der Senat, um das jährlich auftretende Fischsterben in den Gewässern Berlins zu stoppen? Antwort zu 1: Starkregenereignisse führen im innerstädtischen Bereich zum Überlaufen des Mischwassersystems in die Oberflächengewässer. Mischwasser besteht aus einem Gemisch von ungeklärtem Abwasser und belastetem Regenwasser. Insbesondere während langer Trockenperioden kommt es zusätzlich zu hohen Stoffakkumulationen, die schlagartig bei einsetzendem Regen abgetragen werden. Die Folge ist, dass organisch belastetes Wasser direkt in die Oberflächengewässer geleitet wird. In den Gewässern findet dann bei höheren Wassertemperaturen ein intensiver aerober mikrobieller Abbauprozess statt, der zu Sauerstoffzehrung und in der Folge zu Fischsterben führen kann. Überläufe bei Starkregen sind nicht gänzlich zu verhindern. Durch das laufende Bauprogramm des Landes Berlin und der Berliner Wasserbetriebe (BWB) zur Schaffung von stadtweit insgesamt 300.000 m³ Stauraum für die Mischwasserspeicherung bis 2020/2024 wird die Häufigkeit der Überlaufereignisse verringert. Es ist geplant, für ökologische Schwerpunktgebiete ein ergänzendes Sanierungsprogramm für den Zeitraum ab 2020/2024 planerisch zu entwickeln. Neben ergänzenden Maßnahmen zur Mischwasserspeicherung kommen u.a. auch Maßnahmen zur Mischwasserbehandlung oder Abkoppelungen von angeschlossenen Flächen vom Kanalnetz grundsätzlich in Betracht. Darüber hinaus wird das Belüftungsschiff „Rudolf Kloos“ in den Monaten Mai bis September, wenn in den Gewässern erfahrungsgemäß eine Sauerstoffarmut eintritt, 2 montags bis freitags jeweils in den Nächten von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr eingesetzt. Bei angekündigten oder eingetretenen Starkregenereignissen fährt das Belüftungsschiff zusätzlich am Samstag und Sonntag ebenfalls in der Zeit von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr. Die Effizienz des Sauerstoffeintrags ist bei niedrigeren Temperaturen in den Nächten am größten. Frage 2: Wie viele Tonnen toter Fisch wurde in diesem und den vergangenen Jahr nach Starkregenereignissen abgesammelt? (Bitte listen Sie die Mengen der letzten zehn Jahre auf) Antwort zu 2: Die Mengen an geborgenen Kadavern (Fische, Ratten, u.a.) können seit 2014 wie folgt angegeben werden: 2014: 0,5 t 2015: 8 t 2016: 18 t 2017: 5 t (Stand Juli 2017) Für vorhergehende Jahre liegen keine Angaben vor. Frage 3: Kann durch dezentrales Regenwassermanagement mit z.B. begrünten Dächern die Problematik der überlaufenden Kanalisation entschärft werden und welche Mittel werden hierfür vom Senat im Haushaltsentwurf veranschlagt? Antwort zu 3: Im Verbundforschungsvorhaben „Konzepte für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersysteme“ (KURAS) wurde an ausgewählten Berliner Stadtflächen modellhaft untersucht, wie durch intelligent gekoppeltes Regenwasser- und Abwassermanagement die zukünftige Abwasserentsorgung, die Gewässerqualität, das Stadtklima und die Lebensqualität einer Stadt verbessert werden kann. Es zeigte sich, dass durch viele kleine im Stadtgebiet verteilte dezentrale Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung wie Gründächer, Versickerungsmulden, Teiche und auch klassische Regenspeicher die Kanalisation entlastet und dabei das Stadtklima verbessert werden kann. Im Haushaltsplanentwurf sind hierfür explizit keine Mittel für Investitionen oder Förderungen veranschlagt. In einem begrenzten finanziellen und räumlichen Rahmen können über das Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung in Kombination mit Grüngestaltung gefördert werden. Im Rahmen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) sind auch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ab 2018 geplant. Im Zuge der Ausgestaltung der Förderrichtlinie für dieses Programm werden auch Maßnahmen zur 3 dezentralen Regenwasserbewirtschaftung als Programmpunkt geprüft. Berlin, den 28.07.2017 In Vertretung Tidow ................................ Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz S18-11836 S18-11836a