Drucksache 18 / 11 867 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Sebastian Czaja (FDP) vom 18. Juli 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Juli 2017) zum Thema: Ausgangsbedingungen und Voraussetzungen für TXL und die Urban Tech Republic und Antwort vom 06. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. Aug. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Herrn Abgeordneten Sebastian Czaja (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/11867 vom 18. Juli 2017 über Ausgangsbedingungen und Voraussetzungen für TXL und die Urban Tech Republic Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: In welchem Zeitrahmen und welchen konkreten Berufsfeldern sollen die vom Senat in Aussicht gestellten 20.000 Arbeitsplätze im Rahmen des Nachnutzungskonzepts Urban Tech Republic auf dem Gelände des Flughafen Tegels umgesetzt werden? Antwort zu 1: Im Industrie- und Forschungspark Berlin TXL – The Urban Tech Republic werden rund 20.000 Arbeitsplätze im Bereich urbaner Technologien entstehen. Hierzu gehören zum Beispiel Arbeitsplätze in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion, Gewerbe und Dienstleistungen. Derzeit wird von einem Entwicklungszeitraum von bis zu 25 Jahren ausgegangen. (Quelle: Die wirtschaftliche Bedeutung der Urban Tech Republic, Berlin TXL. Auswirkungen auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Steuereinnahmen in Berlin. Auftraggeber: Land Berlin, vertreten durch die Tegel Projekt GmbH, Berlin. Empirica AG, Dezember 2014.) Frage 2: Welche und wie viele Arbeitsplätze werden in den ersten 3 Jahren nach Schließung von TXL erwartet? 2 Antwort zu 2: Spätestens 6 Monate nach Eröffnung des BER wird der Flugbetrieb in Tegel endgültig eingestellt. In den folgenden Jahren entstehen im Zuge der Bautätigkeit temporäre Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Alleine für den Bereich der Hochbauinvestitionen entstehen jährlich Beschäftigungseffekte von rund 1.200 Erwerbstätigen. Hinzu kommen dauerhafte Arbeitsplätze (wie unter Antwort auf Frage 1 ausgeführt). (Quelle: Die wirtschaftliche Bedeutung der Urban Tech Republic, Berlin TXL. Auswirkungen auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Steuereinnahmen in Berlin. Auftraggeber: Land Berlin, vertreten durch die Tegel Projekt GmbH, Berlin. Empirica AG, Dezember 2014.) Frage 3: Welche Verlagerungen von Arbeitsplätzen aus bestehenden Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorten (u.a. Wista) erwartet der Senat im Rahmen des Nachnutzungskonzepts Urban Tech Republic? Antwort zu 3: Ziel des Industrie- und Forschungsparks Berlin TXL - The Urban Tech Republic ist die Ansiedlung von Unternehmen aus dem nationalen und internationalen Umfeld. Im Falle expansionsbedingter An- oder Umsiedlungen von Unternehmen aus bestehenden Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorten in die Urban Tech Republic kann durch das zusätzliche Flächenangebot einer Abwanderung bestehender Arbeitsplätze aus Berlin entgegengewirkt werden. Frage 4: Wie viele Arbeitsplätze und welche konkreten Berufsfelder bestehen heute direkt am Flughafen TXL und für seinen Betrieb? Antwort zu 4: Analog der Geschäftsberichtsdefinitionen beschäftigte die Flughafengesellschaft zum Stichtag 30.06.2017 rund 500 Mitarbeiter am Standort TXL, im Wesentlichen mit den Berufsfelder Facility Management, Terminalmanagement, Flughafensicherheit und Vorfeldservice/Verkehrsleitung sowie Feuerwehr. Nicht inkludiert sind Overhead- und Leitungsfunktionen, die standortübergreifend tätig sind. Frage 5: Wie viele induzierte Arbeitsplätze hängen heute mit dem Betrieb von TXL zusammen? Antwort zu 5: Gemäß der letzten Arbeitsstättenerhebung, welche von Seiten der FBB in Auftrag gegeben wurde, arbeiten rund 12.000 Menschen am Flughafen Tegel. Alle flughafenspezifischen Arbeitskräfte werden mit der Eröffnung des BER auch an diesen wechseln, so dass, bedingt durch das weitere Entwicklungspotenzial des BER, zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Durch vorhandene Entwicklungsflächen am BER und das an diesem Standort prognostizierte Wachstum können zusätzliche Arbeitsplätze in der 3 vom Flughafenverband ADV pauschal angesetzten Berechnung (pro 1 Mio. PAX ca. 800- 1000 Arbeitsplätze) geschaffen werden. Frage 6: Welche Sanierungsarbeiten wären erforderlich, wenn das Sechseck zukünftig als Hochschulgebäude genutzt werden soll? Antwort zu 6: Folgende Sanierungsmaßnahmen sind erforderlich: - Komplette Erneuerung der Fassade des Terminalinnenrings - Sanierung der markanten roten Fassade des Terminalaußenrings und Schaffung einer zweiten Fassade als Wärmepuffer - Sanierung der Dächer - Sanierung der Besucherterrasse - Komplette Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung - Sanierung der Betonkonstruktion unter brandschutztechnischen Aspekten (Betonüberdeckung) Frage 7: Welchen Zeitbedarf und welche Kosten erwartet der Senat für eine Untersuchung des TXL-Geländes auf Rückstände diverser Art (u.a. Asbest), bevor mit der Vorbereitung für die Nutzung des Geländes für andere Zwecke begonnen werden kann? Antwort zu 7: Der Zeitplan für eine Untersuchung des TXL-Geländes auf Rückstände diverser Art wurde in den gesamten Entwicklungs- und Diskussionsprozess zur Nachnutzung des Flughafens Tegel eingebettet. So wurde bereits zu Beginn des öffentlichen Werkstattverfahrens für einen Masterplan TXL im Jahr 2008 eine historische Erkundung erstellt. Es wurden Luftbildauswertungen (1928 bis heute), historische Recherchen in den verschiedenen Archiven und weitere Grundlagenuntersuchungen durchgeführt. Nach Beschlussfassung des Masterplans TXL durch den Senat im April 2013 wurden die vorliegenden Handlungsempfehlungen parallel zum laufenden Planungsprozess anhand diverser konkreter Untersuchungen vor Ort bis heute verifiziert. So wurden diverse Kleinrammbohrungen, schwere Rammsondierungen, Trockenbohrungen und Drucksondierungen bis in max. 20 m Tiefe ausgeführt. An repräsentativen Proben wurden im Sicherheitsbereich und im frei zugänglichen Teil des Flughafens bodenmechanische und chemische Analysen durchgeführt. Bei den Bohrungen wurden für alle Schichten und in regelmäßigen Abständen gestörte Proben gewonnen. In der Auffüllung und dem unmittelbar unterlagernden, gewachsenen Boden sowie am Grundwasseranschnitt wurden darüber hinaus Bodenproben für chemische Analysen in Glasbehälter gefüllt. Die Untersuchungen wurden zur Minimierung der Eingriffe in den laufenden Flugbetrieb zunächst weitgehend auf den ersten Bauabschnitt der UTR und das Schumacher Quartier beschränkt. Nach Schließung des Flughafens und damit Eintritt der Möglichkeit, die Untersuchungen auf Rückstände uneingeschränkt vervollständigen zu können, werden die aus den vorangegangenen Untersuchungen benannten Handlungsempfehlungen umgesetzt. 4 Frage 8: Welche Korrekturen müssten im BER-Terminal wo vorgenommen werden, um eine Verkürzung der weitläufigen Wege zu erreichen, wie Sie der Regierende Bürgermeister am 04. Juli im Rahmen der Pressekonferenz des Senats zur Zukunft des Flughafens Berlin-Tegel-Otto-Lilienthal TXL angesprochen hat? a) Welcher zeitliche und finanzielle Aufwand ist dabei zu erwarten. b) Könnten diese angesprochenen Maßnahmen nach der Eröffnung des BER oder erst während des laufenden Betriebs umgesetzt werden? Antwort zu 8: Die Architekten und Planer des BER haben bei ihrer Grundkonzeption des Flughafens bereits darauf geachtet, dass für den Fluggast so geringe Wege wie möglich entstehen. Bei dieser Konzeption sind die heutigen rechtlichen, technischen und sicherheitsrelevanten Vorschriften und Qualitätsstandards für einen Flughafen beachtet und angewandt worden. In der aktuell erarbeiteten Masterplanung werden drei unterschiedliche Szenarien betrachtet und bewertet. Bei der Entscheidung für ein Szenario wird auch die kurze Wegeführung für den Passagier und damit die Weiterführung der Grundidee des Architekturentwurfs des BER eine wichtige Rolle spielen. Berlin, den 6. August 2017 In Vertretung Lüscher ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen S18-11867 S18-11867