Drucksache 18 / 11 993 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Sebastian Czaja (FDP) vom 08. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. August 2017) zum Thema: Berliner Nachhaltigkeitsindex BENNEX – ein Erfolgsmodell? und Antwort vom 16. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 18. Aug. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1/3 Senatsverwaltung für Finanzen Herrn Abgeordneten Sebastian Czaja (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 11 993 vom 8. August 2017 über Berliner Nachhaltigkeitsindex BENNEX – ein Erfolgsmodell? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch ist aktuell die Versorgungsrücklage Berlins und welcher Anteil ist aktuell in Aktien bzw. Aktienfonds angelegt? Wie wird sich dieser Anteil in den kommenden 5 Jahren entwickeln? Zu 1.: Der Vermögensbestand des Sondervermögens „Versorgungsrücklage des Landes Berlin“ lag zum 31.07.2017 bei rd. 925 Mio. €, davon waren rd. 144 Mio. € (= 15,6%) im Aktiensegment investiert. Es ist beabsichtigt, die Aktienquote künftig auf bis zu 25% des Gesamtportfoliowertes anzuheben. 2. Wie breit sind die aktuellen Anlagen gestreut? a) Welche Indizes liegen dem aktuellen Portfolio in welchen Anteilen zugrunde? b) Welche Fondsanbieter befinden sich im aktuellen Portfolio? c) In welchen Währungen sind die Anlagen notiert? d) Wie viele Einzeltitel umfasst das aktuelle Portfolio indirekt über die Indexfonds? Zu 2.: Im Anleihesegment wird zurzeit in folgende Investmentklassen investiert: • in Schuldverschreibungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland, • in Schuldverschreibungen anderer EWU-Staaten, • in sonstige vom Bund oder den deutschen Ländern verbürgte oder gewährleistete Schuldverschreibungen und • in sonstige von anderen EWU-Staaten verbürgte oder gewährleistete Schuldverschreibungen . Im Aktiensegment wird aktuell zu annähernd gleichen Teilen (jeweils rd. 36 Mio. €) in voll replizierende börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETF) der ETF-Anbieter „Deka ETF“ und „ishares (BlackRock)“ investiert, die den DAX 30 bzw. den EURO STOXX 50 nachbilden. Dementsprechend liegen den Indexfonds 30 bzw. 50 Einzeltitel zugrunde. Sämtliche Anlagen im Anleihe- und im Aktiensegment sind Euro-denominiert. 3. Der Senat hat angekündigt künftig die Mittel aus der Versorgungsrücklage nach dem neuen Index BENNEX anzulegen. Existiert bereits ein Anbieter, der den Index in einem Fonds abbilden wird? In welchem Zeitrahmen soll eine Umschichtung erfolgen? 2/3 Zu 3.: Die Deutsche Bundesbank bildet künftig den nachhaltigen Aktienindex im Rahmen eines passiven Portfoliomanagementansatzes nach, indem die im Index enthaltenen Aktien entsprechend ihrer jeweiligen Quoten erworben werden. Die Umschichtung des bestehenden Aktienportfolios zugunsten der im Index enthaltenen Titel soll marktschonend ab der 34. Kalenderwoche 2017 erfolgen und im dritten Quartal 2017 abgeschlossen sein. Dem Senat ist nicht bekannt, ob bereits Anbieter existieren, die den Index in einem Fonds abbilden. 4. Nach dem Factsheet des Indexerstellers Solactive AG umfasst der Index BENNEX 50 Einzelwerte . Sieht der Senat ein erhöhtes Anlagerisiko, wenn sich Anzahl der Einzelwerte im Vergleich zum aktuellen Portfolio durch die Fokussierung auf einen einzigen Index reduziert? Wenn nein, warum nicht? Zu 4.: Bisher wurde im Aktiensegment durch die Anlage in den o. g. ETF’s indirekt in die fünfzig im EURO STOXX 50 bzw. in die dreißig im DAX 30 enthaltenen Aktienwerte investiert. Für den künftigen nachhaltigen Aktienindex wurden aus dem Universum der 600 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone fünfzig Einzelwerte ausgewählt, die in Bezug auf allgemeine Environmental, Social & Governance (ESG)-Kriterien die besten Nachhaltigkeitsleistungen ihrer Branche erbringen und zudem vorab definierte Mindestanforderungen hinsichtlich Streubesitz-Marktkapitalisierung und durchschnittlichem täglichem Handelsvolumen erfüllen. Rd. die Hälfte der im Nachhaltigkeitsindex enthaltenen Unternehmen sind auch im EURO STOXX 50 bzw. im DAX 30 enthalten. Zudem hat ein Performancevergleich ergeben, dass der Nachhaltigkeitsindex im Zeitraum der letzten vier Jahre1 bei einer um rd. 1,4 Prozentpunkte niedrigeren Volatilität eine höhere durchschnittliche jährliche Rendite als der EURO STOXX 50 erzielt hat. Ein höheres Anlagerisiko im Vergleich zur bisherigen Aktienanlage wird daher nicht gesehen. 5. Welche Gebühren fallen für Berlin bei einer Anlage über die Bundesbank in den Indizes DAX30, EUROSTOXX50 und BENNEX für die jeweiligen Indexfonds an? 6. Was hat die Erstellung des Index das Land Berlin gekostet? Fallen zukünftig weitere Kosten an? Zu 5.und 6.: Die Deutsche Bundesbank erbringt alle Bank- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen für die Versorgungsrücklage gebührenfrei. Sie stellt lediglich die von Clearstream Banking erhobenen Verwahrentgelte sowie Transaktionsgebühren (Drittgebühren) in Rechnung. Für die Erstellung des nachhaltigen Aktienindex sind keine Gebühren angefallen. Für die Nachbildung (Verwendung) des Index ist vom Land Berlin als Lizenznehmer künftig eine jährliche Lizenzgebühr an die Firma Solactive AG (Lizenzgeber) zu zahlen. Die Höhe sämtlicher Verwaltungskosten ist im Wirtschaftsplan für das Sondervermögen „Versorgungsrücklage des Landes Berlin“ aufgeführt, der im Anhang des Kapitels 2940 des jeweiligen Haushaltsplans veröffentlicht wird. 1 Vergleichszeitraum: 16.07.2013 bis 25.05.2017 3/3 7. In der Pressemitteilung 16-027 vom 29.12.2016 hat die Senatsfinanzverwaltung mitgeteilt: „Der Index hat bereits überregionales Interesse ausgelöst.“ Wie äußert sich das Interesse konkret? Mit welchen Bundesländern steht der Senat diesbezüglich in Kontakt? Gibt es seitens der Bundesregierung Gespräche über die Anlage von Pensionsrückstellungen und den Mitteln aus dem Atomfonds? Zu 7.: Interesse an der Nutzung des neuen Index haben einige Bundesländer bekundet , deren Portfolio auch von der Bundesbank verwaltet wird, die also keinen aktiven Portfoliomanagementansatz verfolgen. Zudem gab es Nachfragen von verschiedenen Versorgungswerken. Gespräche mit der Bundesregierung über die Anlage von Pensionsrückstellungen und der Mittel aus dem Atomfonds gab es bisher nicht. 8. Mit welchen Lizenzeinnahmen rechnet der Senat? Zu 8.: Die Firma Solactive AG als Indexanbieter ist der Lizenzgeber, das Land Berlin ist Lizenznehmer. Es erhält daher keine Lizenzeinnahmen. 9. In welchen Abständen erfolgen eine Aktualisierung des Index und eine Qualitätskontrolle? Zu 9.: Hinsichtlich der Einhaltung der definierten Nachhaltigkeitskriterien erfolgt jährlich Mitte Juni eine Überprüfung der im Index enthaltenen Unternehmen und jeweils Mitte Juli die Indexanpassung (ordentliche Indexanpassung). Zudem werden die im Index enthaltenen Unternehmen monatlich hinsichtlich möglicher neuer Verstöße im Bereich der kontroversen Geschäftspraktiken überprüft. Bei Auftreten von Kontroversen der Einstufung „sehr schwer“ werden die betreffenden Unternehmen auch im Laufe des Jahres aus dem Index entfernt (außerordentliche Indexanpassungen). Berlin, den 16.08.2017 In Vertretung Klaus Feiler Senatsverwaltung für Finanzen S18-11993 S18-11993