Drucksache 18 / 12 093 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stefan Taschner (GRÜNE) vom 15. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. August 2017) zum Thema: Therapeutisches Reiten und Antwort vom 30. August 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. Sep. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Herrn Abgeordneten Stefan Taschner (Bündnis 90/Die Grünen) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/12093 vom 15. August 2017 über Therapeutisches Reiten ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung Die Schriftliche Anfrage betrifft Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen und hat daher die Bezirksämter von Berlin um Stellungnahmen gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurden. Sie wurden zusammengefasst und bilden die Grundlagen für die nachfolgenden Antworten. Für die Beantwortung wesentlich ist zudem, dass therapeutisches Reiten u. a. unterteilt in Hippotherapie und heilpädagogisches Reiten. Hippotherapie ist eine pferdegestützte physiotherapeutische Behandlungsmethode auf neurophysiologischer Grundlage. Diese ist grundsätzlich durch die Beantragenden selbst zu finanzieren. Die Kosten werden seitens der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen. Es handelt sich gemäß des Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses um eine nichtverordnungsfähige Leistung (BAnz. Nr. 182 vom 26.09.2006, S. 6499). Ergänzende steuerfinanzierte Leistungen der Eingliederungshilfe (SGB VIII und SGB XII) sind nicht möglich, da diese gemäß 54 Abs. 1 S. 2 SGB XII auf den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung beschränkt sind. Heilpädagogisches Reiten wird vornehmlich eingesetzt, um Entwicklungsverzögerungen und Beeinträchtigungen in den Bereichen Lernen, Sozial- und Beziehungsverhalten, Motorik sowie psychischen Beeinträchtigungen entgegen zu wirken und die 2 Funktionseinschränkung zu mindern, bessern oder zu stabilisieren. Diese Leistung kann Gegenstand der Eingliederungshilfe nach dem SGB VIII und dem SGB XII (vor allem der Komplexleistung Frühförderung) bzw. der Jugendhilfe nach SGB VIII (z.B. Hilfen zur Erziehung) sein. Für die (steuerfinanzierten) Hilfen nehmen die Bezirke die Aufgabe eigenverantwortlich wahr. Für soziale Projekte können grundsätzlich auch Strukturfördermittel, etwa auch aus dem Fond der Stiftung der Deutschen Klassenlotterie beantragt werden. Für das inklusive Pferdesport- und Reittherapiezentrum (Standort: Treskowallee 161, 10318 Berlin) hat die Stiftung Rehabilitationszentrum Berlin-Ost eine Zuwendung aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin beantragt. Eine Entscheidung des Stiftungsrates steht noch aus. 1. In Karlshorst entsteht ein neues „inklusives Pferdesport- und Reittherapiezentrum“. Wie viele zertifizierte Therapieanlagen bzw. -plätze (aufgeteilt in heilpädagogisches Reiten und Hippotherapie) gibt es in Berlin? Zu 1.: Dem Senat liegen zu Therapieanlagen bzw. –plätzen keine eigenen Angaben vor. Die Bezirke konnten nur vereinzelt Angaben machen. Hippotherapie wird von keinem Bezirk finanziert. Es wird auf die Vorbemerkung verwiesen. Bezirk Projekt Standort Lichtenberg Icamani Treskowallee 129, 10319 Berlin Lichtenberg Gisela Sunder-Plasmann Lieselotte-Hermannstr. 40, 10407 Berlin Neukölln ASPE e. V. Brusendorfer Str. 20, 12055 Berlin Tempelhof- Schöneberg Mensch und Tier e. V. für Kinder und Jugendliche Schloßstraße 44a, 12165 Berlin und Spanische Allee 27, 14129 Berlin Tempelhof- Schöneberg Pferdeprojekt e. V. Heesestraße 11, 12169 Berlin Tempelhof- Schöneberg VEMIT e. V., Einrichtung für multidisziplinäre und integrative Therapiemethoden Bahnhofstr. 12/13, 12305 Berlin Treptow- Köpenick Pädagogisches Reitprojekt des Trägers FiPP e. V. Venusstr. 88, 12524 Berlin 2. Wie viele Patient*innen nutzen in Berlin das therapeutische Reiten (aufgeteilt in heilpädagogisches Reiten und Hippotherapie)? Zu 2.: Vereinzelt konnten die Bezirke im Bereich (heil-)pädagogisches Reiten Angaben zu Leistungsberechtigten machen. Im Übrigen wird auf Frage Nr. 1 und die Vorbemerkung verwiesen. Bezirk Anzahl Lichtenberg 10 Neukölln 1 Tempelhof-Schöneberg 7 Treptow-Köpenick 1-2 3 3. Im neuen inklusiven Pferdesport- und Reittherapiezentrum in Karlshorst sollen täglich bis zu 32 Patient*innen therapeutisch betreut werden. Wartelisten sind laut Medienberichten z.T. sehr lang. Welche Anstrengungen unternimmt der Senat, das therapeutische Reiten in Berlin zu fördern? 4. Wie schätzt der Senat das Angebot für therapeutisches Reiten in Berlin ein? 5. In welchem Feld des therapeutischen Reitens und bei welchen Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsenen) sieht der Senat am meisten Handlungsbedarf? Zu 3. bis 5.: Der Senat begrüßt das Engagement der Zivilgesellschaft, Menschen mit und ohne Behinderung auch im Rahmen des (therapeutischen) Reitens bzw. dem Reitsport zusammenzubringen. Er sieht insbesondere das Potential vom heilpädagogischen Reiten, das jungen Menschen mit Entwicklungsstörungen und/oder Behinderungen im Einzelfall förderlich sein kann. Der Senat fördert das (heil-)pädagogische Reiten individuell und bedarfsbezogen im Rahmen der steuerfinanzierten Unterstützungssysteme. Für die Gestaltung von Angeboten der Krankenbehandlung mit Pferd sind die Gesetzlichen Krankenkassen zuständig (z. B. in Form von Ergotherapie). Auf die Vorbemerkung wird verwiesen. 6. Auf der Anlage in Karlshorst wurde bis zum Baubeginn schon therapeutisches Reiten angeboten. Die Therapeut*innen müssen nun das Gelände verlassen, Pferde in anderen Ställen unterbringen und den Patient*innen entstehen Unannehmlichkeiten bzw. verlieren ihren Therapieplatz in Berlin. Somit sind mit der Entstehung des Zentrums auch Therapieplätze in Berlin reduziert worden. Warum wurden vorhandene Strukturen nicht mit in das Zentrum eingebunden bzw. ermöglicht auf dem Gelände in Karlshorst zu bleiben? 7. Welche Anstrengungen hat der Senat unternommen damit diese Therapieplätze in Berlin nicht verloren gehen? Gab es hierzu Gespräche mit den Betreibern des neuen inklusiven Pferdesport- und Reittherapiezentrum? 8. Wie wird in dem neuen Zentrum der Schutz der Pferde gewährleistet? 9. Gibt es von Seiten des Senats besondere Vorgaben für die Haltung und den Einsatz von Therapiepferden (wie max. Einsatzzeit, Anteil an Ausgleichsbeschäftigung)? Zu 6. bis 9.: Zu dem beschriebenen Sachverhalt liegen dem Senat keine eigenen Erkenntnisse vor. Auf die Vorbemerkung und die Antwort zu den Fragen Nr. 3-5 wird verwiesen. Berlin, den 30. August 2017 In Vertretung Alexander F i s c h e r _____________________________ Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales S18-12093 S18-12093