Drucksache 18 / 12 352 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Robbin Juhnke (CDU) vom 25. September 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. September 2017) zum Thema: Die Zukunft der Berliner Stadtteilbibliothek und Antwort vom 12. Oktober 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Okt. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 3 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Herrn Abgeordneten Dr. Robbin Juhnke (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 12352 vom 25. September 2017 über Die Zukunft der Berliner Stadtteilbibliothek Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welches Konzept verfolgt der Senat für die Berliner Stadtbibliothek (BStB) in der Breiten Straße als Teilbibliothek der ZLB für die Jahre ab 2019/2020 und welche Maßnahmen unternimmt der Senat, um die Attraktivität der BStB zu stärken? Zu 1.: Die Berliner Stadtbibliothek (BStB) ist einer der zwei Publikumsstandorte der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB). 1995 wurden die Amerika- Gedenkbibliothek (ehemals West-Berlin) und die Berliner Stadtbibliothek (ehemals Ost-Berlin) zur Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin zusammengeführt. 1997 wurden die Fächer zwischen den beiden Standorten aufgeteilt, so dass in der Berliner Stadtbibliothek die Naturwissenschaftlichen Fächer zu finden sind. Darüber hinaus beherbergt die BStB wesentliche Funktionen der ZLB-Aufgaben als Landesbibliothek ; die Berlin Studien und Historischen Sammlungen sind hier angesiedelt genauso wie seit ihrer räumlichen Eingliederung im Jahr 2011 die Senatsbibliothek. Die ZLB ist insbesondere wg. der Fächerteilung nur in der Summe ihrer Standorte zu begreifen und kommuniziert entsprechend in ihrem Bibliotheksprofil beide Standorte zusammen. Das Foyer der Berliner Stadtbibliothek ist 2015 durch räumliche Maßnahmen deutlich aufgewertet und für das Publikum attraktiver gestaltet worden. Der Lesesaal der Bibliothek ist schon 2012 renoviert worden. Die Bibliotheksbesuche in der Berliner Stadtbibliothek sind steigend, 2016 waren hier 9 % mehr Besucherinnen und Besucher als 2015, für 2017 ist eine weitere ähnliche Steigerung zu erwarten. Seite 2 von 3 Die Berliner Stadtbibliothek ist ein attraktiver Ort, eine wirkliche Verbesserung für die ZLB kann allerdings erst durch die geplante Zusammenführung der drei Bibliotheksstandorte (mit Außenmagazin Westhafen) erzielt werden. Daran arbeitet der Senat mit der ZLB. 2. Welches eigenständige Profil als öffentliche Bibliothek hat die BStB und wie grenzt sich dieses zu anderen Bibliotheken ab? Zu 2.: Siehe Antwort zu 1. 3. Die BStB wurde 1907 mit erheblichen Spenden der Berliner Bürger eröffnet und hat dieses Jahr - von der Öffentlichkeit völlig unbeachtet - ihr 110-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie hat der Senat das Jubiläum dieser Berliner Kultur- und Bildungseinrichtung gewürdigt? Zu 3.: Die Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) hat 2015 in beiden Häusern mit einem umfangreichen und vielfältigen Programm ihr 20jähriges Jubiläum begangen . 4. Die ZLB leidet unter viel zu kleinen Freihandbeständen für ihre Bücher und Medien. Die allgemeinen Freihandbestände für Erwachsene wurden seit 2012 sogar noch um ein Drittel reduziert. Eine weitere Reduzierung ist in der Berliner Stadtbibliothek (BStB) zugunsten von mehr Leseplätzen geplant . Ihren gesetzlichen Vermittlungsauftrag für das Publikum kann die ZLB nur mit großen Freihandbereichen erfüllen, da verschlossene Magazinbestände erfahrungsgemäß nur sehr wenig genutzt werden. Warum wird nicht mehr in Freihand angeboten, u. a. mit provisorischen Maßnahmen in AGB und BStB, um die Buchnutzung zu fördern und für alle attraktiver zu machen? Zu 4.: Nicht nur die Medienbestände, sondern auch die Arbeitsplätze und andere Infrastrukturen der ZLB für das Lesen, Arbeiten und für die Kommunikation vor Ort werden von der Nutzerinnen und Nutzern stark gefragt. Insbesondere in der Berliner Stadtbibliothek ist in den vergangenen Jahren ein starker Anstieg der Nutzung der Bibliotheksarbeitsplätze vor Ort zu verzeichnen. Demgegenüber geht die Nutzung der in der Berliner Stadtbibliothek ebenfalls verorteten Freihandbestände der STM-Fächer (Naturwissenschaften , Technologie, Medizin) eher zurück. In diesen Fachgebieten wird verstärkt auf digitale Ressourcen zugegriffen. Gleichzeitig sorgt ein effizientes Medienbestandsmanagement dafür, dass in diesen Fächern die besonders gefragten Medien im Freihandbereich stehen. Die ZLB reagiert auf die Nutzungssteigerung ihrer öffentlichen Bereiche und baut für die Besucherinnen und Besucher entsprechende Angebote aus, weswegen der Schwerpunkt bei der Weiterentwicklung der Berliner Stadtbibliothek bei der kontinuierlichen Verbesserung der Infrastrukturen in den Publikumsbereichen liegt. Die aktuell immer noch steigenden Besucherzahlen belegen die Richtigkeit dieser Strategie. Die in der Amerika-Gedenkbibliothek stehenden Freihandbestände der dort verorteten Fachgebiete werden demgegenüber deutlich stärker genutzt, sodass hier kaum mehr Möglichkeiten bestehen, auf die ebenfalls extrem hohe Nachfrage nach Leseund Arbeitsplätzen zu reagieren. Gleichzeitig verstärkt die Stiftung konsequent die Vermittlung der wachsenden Digitalen Angebote des Verbundes der öffentlichen Bib- Seite 3 von 3 liotheken Berlins (VÖBB), und zwar sowohl durch aktive Bewerbung der Angebote, als auch durch professionelle Programmarbeit. Dort zeichnet sich ebenfalls ein erhebliches Anwachsen der Nutzung ab. Hierfür fehlt es jedoch an geeigneten Gruppenarbeits - und Schulungsräumen. Daraus leiten sich einige Kernforderungen der ZLB für die Gestaltung ihres Neubaus ab: Mehr Flächen für Publikumsarbeitsplätze und für Vermittlungsarbeit und mehr Flächen für Freihandbestände. Der gesetzliche Auftrag der Stiftung erschöpft sich nicht in der Bereitstellung von Büchern in Regalen, sondern umfasst auch die o.a. Infrastrukturangebote und vermittelnde Tätigkeiten des Bibliothekspersonals. Provisorische Erweiterungen der Publikumsflächen sind darüber hinaus in der Vergangenheit von der Bibliotheksleitung als Option erwogen worden und werden auch künftig betrachtet. Aufgrund der denkmalgeschützten vorhandenen Gebäudesubstanz sind solche Vorhaben jedoch komplex und müssen die Interessen zahlreicher beteiligter Akteurinnen und Akteure berücksichtigen (u.a. betroffene Bezirke, Denkmalämter, Sondervermögen Immobilien des Landes Berlin - SILB, Berliner Immobilienmanagement GmbH - BIM, potenzielle Fördermittelgeberinnen und -geber usw.). Berlin, den 12.10.2017 In Vertretung Gerry Woop Senatsverwaltung für Kultur und Europa S18-12352 S18-12352