Drucksache 18 / 12 703 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Domer (SPD) vom 06. November 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. November 2017) zum Thema: Alphabetisierung in Berlin und Antwort vom 28. November 2017 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. Dez. 2017) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Frau Abgeordnete Bettina Domer (SPD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/12703 vom 06. November 2017 über Alphabetisierung in Berlin ___________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Die Schriftliche Anfrage betrifft Sachverhalte, die der Senat teilweise nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihre Fragen zu beantworten und hat daher die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Berlin- Brandenburg um Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt wurde. Die Stellungnahme wird in den Antworten zu den Fragen 3. bis 7. wiedergegeben. Frage 1: Welche Angebote gibt es in Berlin für primäre und funktionale AnalphabetInnen außer der Deutsch als Zweitsprache (DaZ)? Bitte nach Bezirken, Planungsräumen und angebotenen Alpha Level auflisten. Zu 1.: Es können nur die Lernangebote benannt werden, die über die Senatsverwaltung für Bildung , Jugend und Familie gefördert bzw. von den Volkshochschulen angeboten werden und die sich an Deutsch sprechende Erwachsene richten. Dass es darüber hinaus in Berlin weitere Angebote für primäre und funktionale Analphabetinnen und Analphabeten gibt, ist dem Senat nicht bekannt. Eine Übersicht des Angebotes, das im Jahr 2016 von den Berliner Volkshochschulen realisiert wurde, befindet sich in der Anlage 1. Im Rahmen des neuen Europäischen Sozialfonds (ESF)-Förderinstrumentes Alphabetisierungsangebote für funktionale Analphabetinnen und Analphabeten (2014 – 2020) werden derzeit 11 Projekte gefördert, die sich an spezielle Personengruppen richten. Die Übersicht dieser Lernangebote ist ebenfalls in der Anlage beigefügt (s. Anlage 2). Sofern in der - - 2 Spalte „Zielgruppe“ keine bestimmte Einrichtung genannt ist, stehen die Lernangebote den Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezirksübergreifend offen. Darüber hinaus fördert die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zwei Berliner Vereine, die seit vielen Jahren Kurse für funktionale Analphabetinnen und Analphabeten anbieten: Im Arbeitskreis Orientierungs- und Bildungshilfe e.V. haben im Jahr 2016 insgesamt 110 Lernende an den Kursen teilgenommen. Der Verein Lesen und Schreiben e.V. hat im Jahr 2016 mit seinem Regelangebot 38 Teilnehmende erreicht. Zudem setzt dieser Verein zwei ESF-Projekte um, die in der Anlage 2 enthalten sind. In der Regel wird die Teilnahme an einem der o.g. Lernangebote nicht von einem bestimmten Leistungsstand (Alpha-Level) abhängig gemacht. Vielmehr ist die Zielgruppe der funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten von starker Heterogenität gekennzeichnet , sowohl im Bereich der Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben, als auch im Bereich personaler und sozialer Kompetenzen. Mitunter differiert bei einer Person der Stand der Fähigkeiten im Lesen erheblich vom Stand der Fähigkeiten im Schreiben. Insofern werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Regel binnendifferenziert unterrichtet. Aus diesen Gründen kann eine Auflistung der Lernangebote nach Alpha-Levels nicht vorgenommen werden. Frage 2: Wie viele deutsche MuttersprachlerInnen haben einen Alphabetisierungskurs absolviert? Bitte getrennt nach Bezirken, Planungsräumen, VHS sowie anderen Angeboten auflisten. Zu 2.: Die in der Antwort zu 1. genannten Lernangebote finden in deutscher Sprache statt. Es wird nicht erfasst, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutscher bzw. anderer Herkunft sind. Es liegt in der Verantwortung der Träger nur solche Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Kurse aufzunehmen, die dem deutschsprachigen Unterricht folgen können. Frage 3: Wie viele Kundinnen und Kunden haben von 2014-2017 einen Alphabetisierungskurs seitens der Jobcenter erhalten? (Außer DaZ, bitte die Ergebnisse ebenfalls auflisten nach Bezirk, Planungsraum und Alpha-Level auflisten. Frage 4: Welche eingekauften Maßnahmen halten die Berliner Jobcenter für AnalphabetInnen vor? (Außer DaZ, bitte nach Jobcenter und Alpha-Level auflisten. Frage 5: Wie viele Jobcenter KundInnen konnten durch die Angebote im Zeitraum 2015-2017 erreicht werden ? Bitte auflisten nach Jahr, Jobcenter und Alpha-Level. Frage 6: Welche niedrigschwelligen Maßnahmen werden durch die Berliner Jobcenter für Lernende mit Alpha -Level 1 und 2 (außer DaZ) finanziert? Frage 7: welche Fördermodelle der JC und AA von Personen mit Alpha-Level 1 bis 3 sind bundesweit bekannt ? Zu 3. bis 7.: Eine statistische Auswertung der Alphabetisierungsmaßnahmen ist nicht möglich. Die Finanzierung von Alphabetisierungskursen liegt grundsätzlich nicht im Zuständigkeitsbereich der Jobcenter (JC), da (Grund)Bildung Ländersache ist. - - 3 Gemäß §16 Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) i.V.m. §81 Abs.3a Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III) können die JC jedoch Weiterbildungskosten zum Erwerb von Grundkompetenzen fördern, wenn die Betroffenen nicht über ausreichend Kenntnisse verfügen , um erfolgreich an einer beruflichen Weiterbildung teilzunehmen, die zu einem Abschluss führt. Die Bundesagentur für Arbeit und JC haben die vorgenannten Kurse zur Verbesserung der Grundkompetenzen eingekauft. Alphabetisierungskurse könnten auch mit Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung gem. § 45 SGB III verzahnt werden, hierzu liegen jedoch keine Erfahrungswerte vor. Berlin, den 28. November 2017 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Anlage 1 zur Schriftlichen Anfrage Nr. 18/12703 Alphabetisierungsangebote für funktionale Analphabetinnen und Analphabeten der Berliner Volkshochschulen (VHS) im Jahr 2016 (Zusammenstellung aus Angaben der VHS für die Volkshochschulstatistik 2016) Bezirk Programmbereich/Fachgebiet Kurse Unterrichtseinheiten (UE) Belegung Bel.-UE (Teilnehmerstunden) Charlottenburg-Wilmersdorf C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 12 903 154 14.353,31 Friedrichshain-Kreuzberg 0 Lichtenberg C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 17 272 101 1.678,00 Marzahn-Hellersdorf 0 Mitte C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 29 1.052 201 7.841,00 Neukölln C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 10 3.032 96 29.276,00 Pankow C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 6 176 54 1.604,00 Reinickendorf C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 4 249 29 1.920,00 Spandau C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 12 385 90 2.742,64 Steglitz-Zehlendorf C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 11 387 91 3.170,00 Tempelhof-Schöneberg C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 21 1.032 188 9.436,10 Treptow-Köpenick C(1) 6.7 Alphabetisierung/ Elementarbildung 8 695 72 6.295,00 Berlin gesamt 130 8.183 1.076 78.316 - - 5 Anlage 2 zur Schriftlichen Anfrage Nr. 18/12703 ESF-Förderinstrument 9: Alphabetisierungsangebote für funktionale Analphabetinnen und Analphabeten Förderzeitraum 01.02.2016 – 31.12.2017 Projektname Projektträger Standort des Projektträgers Anzahl der Teilnehmerinnen /Teilnehmer (Stand vom 31.07.2017) Zielgruppe Grundbildung für Arbeitssuchende Förderverein Soziales und Bildung e.V. Lichtenberg 15 gering- bzw. nicht beruflich qualifizierte Arbeitssuchende Arbeitsplatzorientierte Grundbildung für den Pflegebereich Förderverein Soziales und Bildung e.V. Lichtenberg 13 Mitarbeitende mit Grundbildungsbedarf aus Berliner Pflegeeinrichtungen Alphabetisierungsangebote für die berufliche Bildung Arbeit und Leben Berlin e.V. Mitte 19 Schülerinnen und Schüler mit Lese- und Schreibdefiziten aus einem Berliner Oberstufenzentrum (OSZ) Metallverarbeitung (Max-Taut-Schule) Kurssystem zur Verbesserung der ausbildungsorientierten Literalität junger Erwachsener Arbeit und Leben Berlin e.V. Mitte 15 junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren, die sich in der Berufsorientierung oder Berufsausbildung befinden Zeitungsprojekt Alphabetisierung Volkshochschule Berlin Mitte Mitte 15 Funktionale Analphabetinnen und Analphabeten Unterstützung für funktionale Analphabeten im Übergang Schule-Beruf (Uf ASuB) Gemeinnützige Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GFBM gGmbH) Mitte 36 deutschsprachige und mehrsprachige Erwachsene ab 18 Jahren - - 6 Alphabetisierung und Grundbildung zur Berufsvorbereitung Otto-Suhr- Volkshochschule Neukölln Neukölln 28 Personen, die keinen Beruf erlernt haben oder aus dem Beruf wieder aussteigen mussten Vorbereitungsgruppe – Alphabetisierung und Grundbildung Otto-Suhr- Volkshochschule Neukölln Neukölln 10 Personen, die keinen Beruf erlernt haben oder aus dem Beruf wieder aussteigen mussten (vorgeschaltetes Angebot zum laufenden Projekt „Alphabetisierung und Grundbildung zur Berufsvorbereitung “) Alpha-Basis Lesen und Schreiben e.V. Neukölln 28 Arbeitssuchende Lesen in der Stadt Lesen und Schreiben e.V. Neukölln 7 Personen, die nicht oder geringfügig erwerbstätig sind, meist in multiplen Problemlagen Z – A: Ziel – Ausbildung Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben (GIZ) e.V. Spandau 6 Schülerinnen und Schüler mit Lese-, Schreib- od. Rechenschwäche , Klassenstufe 9 der Schule an der Jungfernheide und Insassen der Jugendstrafanstalt Berlin S18-12703 S18-12703