Drucksache 18 / 15 405 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Thomas Seerig (FDP) vom 21. Juni 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. Juni 2018) zum Thema: Spracherwerb und Kinderbetreuung und Antwort vom 09. Juli 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Jul. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Herrn Abgeordneten Thomas Seerig (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/15405 vom 21.06.2018 über Spracherwerb und Kinderbetreuung ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Bedeutung kommt für den Senat dem Erlernen der deutschen Sprache bei der zügigen Integration Geflüchteter in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu? Zu 1.: Der Senat misst dem Erlernen der deutschen Sprache eine sehr hohe Bedeutung zu. Er verfolgt ein Konzept der frühen Sprachförderung für alle Geflüchteten. Denn Sprache ist ein wesentlicher Schlüssel für Teilhabe und Integration. Kenntnisse der deutschen Sprache sind nicht nur eine Grundvoraussetzung für die Integration in das Bildungs- und Ausbildungssystem sowie in den Arbeitsmarkt, sondern auch für die Teilhabe in allen Lebensbereichen. 2. Welche Angebote gibt es durch welche Anbieter zum Erwerb der deutschen Sprache speziell für Geflüchtete? Zu 2.: Sollten Geflüchtete keinen Zugang zu dem Regelangebot des Bundes haben, um die deutsche Sprache zu erlerenen, haben sie in Berlin die Möglichkeit, einen Sprachkurs im Rahmen der landesfinanzierten „Deutschkurse für Geflüchtete“ an allen Berliner Volkshochschulen (VHS) zu absolvieren. Das Basissprachangebot des Landes Berlin wird durch berufsbezogene Sprachförderung ergänzt, die aus dem Europäischen Sozialfonds kofinanziert wird (Instrument 19B). Dieses Angebot hat das Ziel, Sprachkenntnisse mit Berufsbezug zu vermitteln und flankierende Maßnahmen zur Heranführung an den Arbeitsmarkt durch 2 Praktika zu gestalten. Die Kurse werden von den Trägern „GFBM – gemeinnützige Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen mbH“, „WIPA Kurt Paykowski e. V.“, „A&QUA GmbH Gesellschaft für Bildung, Arbeit und Qualifizierung“ sowie „Kirchhofschmiede gGmbH“ umgesetzt. An den Landeskursen können in Berlin wohnende Geflüchtete, die keiner Schulpflicht unterliegen und keinen (sofortigen) Zugang zu regelfinanzierten Kursen des Bundes haben, teilnehmen. Die für Frauen und Gleichstellung zuständige Senatsverwaltung unterstützt die landesfinanzierten Sprachkurse durch die Übernahme der Finanzierung der Kinderbeaufsichtigung und bietet darüber hinaus Sprachkurse für geflüchtete Frauen über den Träger Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk gemeinnützige AG an. Zudem haben Geflüchtete die Möglichkeit ihre Deutschkenntnisse in Berufsqualifizierungsmaßnahmen zu verbessern, die einen Sprachförderanteil beinhalten. 3. Welche dieser Angebote finden in den Gemeinschaftsunterkünften statt? Welche Einrichtungen in welchen Bezirken und welche Anbieter? 4. Welche Gemeinschaftsunterkünfte mit welchen Betreibern bieten dabei eine Kinderbetreuung an, um Geflüchteten, Vätern wie Müttern, die Teilnahme an solchen Sprachkursen zu ermöglichen und so die Integrationschancen zu verbessern? Bitte nach Bezirken differenzieren 5. Welche Unterkünfte mit welchen Betreibern bieten diese Kinderbetreuung warum bisher nicht an? Bitte nach Betreibern und Bezirken differenzieren. 6. In welchen Fällen ist bis wann ggf. mit einem Angebot zu rechnen? Zu 3. bis 6.: Zur Förderung der Integration finden die landesfinanzierten Deutschkursangebote in der Regel in den Räumlichkeiten der Volkshochschulen und der Kursträger statt. Der Senat unterstützt Deutschkurse in Unterkünften nur in Abhängigkeit konkreter Bedarfssituationen. Es wurden nicht in allen Einrichtungen Bedarfe benannt. Die folgende Tabelle stellt eine Übersicht der Unterkünfte dar, an denen Deutschkurse für Geflüchtete durch die Berliner Volkshochschulen umgesetzt werden bzw. in Planung sind. Hierbei wurden unter dem Oberbegriff „Unterkunft“ Einrichtungen wie Gemeinschaftsunterkunft, Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkunft zusammengefasst . 3 VHS im Bezirk Anschrift der Unterkünfte Betreiber Kurse: ja/nein bzw. in Planung (genauer Kursstart unbekannt) Kinderbetreuung: ja/nein bzw. in Planung (genauer Kursstart unbekannt) Steglitz- Zehlendorf Lissabonallee WORKS gem. Bildungswerk GmbH ja Ja Hohentwielsteig ASB Landesverband Berlin e. V. ja nein Zum Heckeshorn CJD Berlin-Brandenburg in Planung k.A. Ostpreußendamm MILaa e. V. ja Ja Spandau Schmidt- Knobelsdorf- Straße PRISOD Wohnheimbetriebs GmbH ja nein Freudstraße AWO Kreisverband Berlin-Mitte e. V. in Planung k.A. Tempelhof- Schöneberg Columbiadamm Tamaja Soziale Dienstleistungen GmbH ja k.A. Reinickendorf Bernauer Straße IB Berlin-Brandenburg gGmbH ja ja Senftenberger Ring in Planung k.A. Oranienburgerstraße PRISOD Wohnheimbetriebs GmbH ja in Planung Charlottenburg- Wilmersdorf nein k.A. Friedrichshain- Kreuzberg nein k.A. Lichtenberg Degnerstraße PRISOD Wohnheimbetriebs GmbH ja nein Wollenberger Straße CS Care & Shelter gGmbh ja ja Hohenschönhauser Straße BTB Bildungszentrum GmbH ja ja Hagenower Ring mitHilfe GmbH ja k.A. Bornitzstraße DRK Kreisverband Müggelspree Nothilfe gGmbH i.G. ja nein Wartenberger Straße PRISOD Wohnheimbetriebs GmbH ja ja Konrad-Wolf- Straße Unionhilfswerk Soziale Dienste gGmbH ja k.A. Wollenberger Straße CS Care & Shelter gGmbh ja k.A. Neukölln Gerlinger Straße DRK Kreisverband Müggelspree Nothilfe gGmbH i.G. ja ja Karl-Marx.Str. Tamaja Soziale Dienstleistungen GmbH in Planung k.A. Mitte Chausseestraße City 54 Hotel und Hostel Berlin GmbH ja ja 4 Marzahn- Hellersdorf Bitterfelder Straße Volkssolidarität Landesverband Berlin e. V. ja ja Brebacher Weg Volkssolidarität Landesverband Berlin e. V. ja in Planung Albert-Kuntz- Straße Bietergemeinschaft Milaa gGmbh u. Ev. Diakonieverein Bln- Zehlendorf ja k.A. Wittenberger Straße HERO Norge AS ja k.A. Wittenberger Straße HERO Norge AS ja k.A. Wittenberger Straße HERO Norge AS ja k.A. Pankow Groscurthstraße AWO Kreisverband Berlin-Mitte e. V. ja k.A. Treskowstraße Unionhilfswerk Soziale Dienste gGmbH in Planung in Planung Buchholzer Straße Apardo Gmbh in Planung in Planung Lindenberger Weg LfG Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung – Betriebsteil B in Planung k.A. Treptow- Köpenick Uranusstraße ja k.A. Schwalbenweg CJD Berlin-Brandenburg ja k.A. Quittenweg LfG Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung – Betriebsteil B ja k.A. Groß-Berliner Damm CJD Berlin-Brandenburg ja k.A. Darüber hinaus findet gemäß der Leistungs- und Qualitätsbeschreibung für vertragsgebundene Unterkünfte des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) in allen Gemeinschaftsunterkünften eine zeitlich begrenzte Kinderbetreuung statt. Vorrang vor der Betreuung in der Unterkunft hat jedoch die Vermittlung in die Regelstruktur, d. h. der Besuch einer öffentlichen Kita, um so die Integration der Kinder zu fördern. Bei einigen Unterkünften gibt es keine geeigneten Raumkapazitäten für zusätzliche Kinderbeaufsichtigung während der Sprachkurse. 7. Welche weiteren Maßnahmen hat der Senat bisher ergriffen, um insbesondere Frauen den Spracherwerb zu ermöglichen und welche Maßnahmen werden bis wann noch umgesetzt? Zu 7.: Um insbesondere geflüchteten Frauen beim Erwerb der deutschen Sprache bedarfsgrecht zu unterstützen, werden an allen Berliner Volkshochschulen spezielle Frauenkurse angeboten. Dadurch konnte 2017 der Anteil an weiblichen Kursteilnehmerinnen auf 35,1 % erweitert werden (2016: 24,1 %). Dies entspricht in etwa dem Gesamtanteil an geflüchteten Frauen in Berlin, die 2016 und 2017 neu angekommen sind. 5 Darüber hinaus hat die für Frauen und Gleichstellung zuständige Senatsverwaltung im Rahmen einer IT-Qualifizierung mit Sprachvermittlung und Kinderbeaufsichtigung einen Kurs mit dem Frauencomputerzentrum durchgeführt. 8. Wie viele Flüchtlinge konnten seit 2015 beim Erlernen der deutschen Sprache zumindest das Level B 1 erfolgreich abschließen? Bitte nach Herkunftsländern und Geschlechtern differenzieren. Zu 8.: Dem Senat ist nicht bekannt, wie viele Geflüchtete insgesamt seit 2015 beim Erlernen der deutschen Sprache mindestens das Sprachniveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) erreicht haben. Denn Geflüchtete können über verschiedene Wege Deutschkenntnisse erwerben. Hierzu gehören das Absolvieren eines Angebots des Bundes, bei freien Trägern oder Sprachschulen, von ehrenamtlich organisierten Kursen und ebenso durch eigenständiges Lernen. Bei den speziellen Deutschkursen der Volkshochschule für Geflüchtete handelt es sich um Basissprachkurse mit einem Umfang von 400 Unterrichtseinheiten. Bei einem Einstieg ohne Vorkenntnisse ist innerhalb dieser 400 Unterrichtseinheiten das Sprachniveau von B1 (GER) nicht erreichbar. Das Sprachniveau B1 (GER) wird in Einzelfällen bei hohem Einstiegsniveau einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht. Im Rahmen des vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) umgesetzten Programms „Berufsbezogene Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund (ESF-BAMF-Programm)“ konnten Geflüchtete bis Ende 2017 ihre Deutschkenntnisse (im Anschluss an die landesfinanzierten Sprachkurse) weiter vertiefen. Insofern lag der Fokus der landesfinanzierten Sprachkurse auf den Erwerb von Grundkenntnissen der deutschen Sprache (in der Regel bis A2). Berlin, den 09. Juli 2018 In Vertretung Daniel T i e t z e _____________________________ Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales