Drucksache 18 / 15 602 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Frank Scholtysek (AfD) vom 07. Juli 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Juli 2018) zum Thema: Straßenbäume in Berlin und Antwort vom 25. Juli 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Juli 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Frank Scholtysek (AfD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 15 602 vom 07. Juli 2018 über Straßenbäume in Berlin Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie hat sich der Bestand der Berliner Stadtbäume in den letzten 10 Jahren entwickelt? Bitte die Anzahl und Art des Baumbestandes auflisten! Antwort zu 1: Das Baumkataster des Berliner Grünflächeninformationssystems der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz enthält Daten der Bäume auf öffentlichen Flächen und in Straßen, die von den Bezirksämtern (Straßen- und Grünflächenämtern) gepflegt und unterhalten werden. Diese sind hinsichtlich der Bäume, die auf öffentlichem Straßenland in Berlin (im weiteren Verlauf ‚Straßenbäume‘ genannt) stehen, anders als hinsichtlich der Bäume, die in öffentlichen Grünanlagen stehen (‚Anlagenbäume‘), hinreichend vollständig erfasst. Die Entwicklung des Berliner Straßenbaumbestandes, basierend auf den Daten der Bezirksämter und daher abhängig von der dortigen Qualität der Erfassung, ist der folgenden Tabelle und der Internetseite http://www.berlin.de/senuvk/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/de/daten_fakten/downloads/a usw_105.pdf zu entnehmen: Jahr Stand: 31.12. Anzahl der Straßenbäume 2007 424.590 2008 428.444 2009 434.371 2010 435.676 2 2011 438.906 2012 439.971 2013 437.964 2014 439.195 2015 438.159 2016 437.925 2017 432.937 Eine Statistik zur Bestandsentwicklung, unterteilt nach Art des Baumbestandes, wird von der Senatsverwaltung nur für die Hauptgattungen Linde, Ahorn, Eiche, Platane, Kastanie, Birke und Robinie geführt. Jahr Stand 31.12. Anzahl der Hauptbaumgattungen Linde Ahorn Eiche Platane Kastanie Birke Robinie 2007 153.329 82.370 36.172 25.256 21.404 15.047 13.373 2008 153.918 83.549 36.147 25.379 21.346 15.476 13.460 2009 154.450 85.692 37.161 25.519 21.252 15.639 13.544 2010 154.426 86.379 37.365 25.373 21.316 15.529 13.367 2011 155.784 86.621 37.946 25.692 21.653 15.720 13.158 2012 155.816 86.815 38.453 25.644 21.601 15.580 12.872 2013 154.968 86.781 38.382 25.593 21.480 15.275 12.548 2014 155.314 87.253 38.514 25.470 21.460 15.165 12.726 2015 155.001 86.851 38.397 25.395 21.245 14.984 12.267 2016 154.554 87.143 38.516 25.272 21.210 14.820 12.119 2017 153.621 86.396 38.398 24.989 20.896 14.289 11.356 Frage 2: Wie ist der Zustand der Berliner Bäume zu beurteilen? Welche Baumarten haben sich als sehr robust erwiesen, welche eher weniger? Antwort zu 2: Hinsichtlich der Straßenbäume wird nunmehr seit fast 40 Jahren eine im 5- Jahresrhythmus stattfindende Straßenbaum-Zustandserfassung auf Grundlage von Colorinfrarot-Luftbildern (CIR) für den Bereich der Berliner Innenstadt durchgeführt. Die Ergebnisse werden jeweils im ‚Straßenbaum-Zustandsbericht Berliner Innenstadt‘ zusammengefasst. Der letzte Straßenbaum-Zustandsbericht für die Berliner Innenstadt gibt für das Jahr 2015 den Anteil nicht geschädigter Straßenbäume der Berliner Innenstadt mit rund 52 % an. Der Anteil geschädigter Exemplare liegt danach bei rund 48 % (Kronenschäden, die anhand von Luftbildern zu erkennen sind (siehe: http://www.berlin.de/senuvk/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/de/vitalitaet/index.shtml). Ob sich eine Baumgattung, -art oder –sorte (im Folgenden ‚Baumart‘ genannt) als robust erweist, hängt sehr stark vom einzelnen Standort und den sonstigen Bedingungen ab. Allgemein kann gesagt werden, dass insbesondere am Straßenstandort die bislang gängigen Baumarten mit spezifischen Problemen verbunden sind. Diesbezüglich werden bereits weitere Arten getestet. So nimmt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und 3 Klimaschutz mit 12 Standorten an dem Straßenbaumtest 2 der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) teil. Zusätzliche Informationen sind unter der nachfolgenden Webseite abrufbar: http://www.galk.de/index.php/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumt est-2 Die Ergebnisse der vorgenannten Tests fließen in die sogenannte GALK- Straßenbaumliste ein, die empfehlenden Charakter hat und starke Beachtung auch über Deutschland hinaus findet: http://www.galk.de/index.php/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumli ste . Frage 3: Wie viele neugesetzte Bäume überstehen die ersten drei Jahre? Antwort zu 3: Dem Senat sind diesbezüglich keine Zahlen bekannt. Er geht davon aus, dass die Mehrzahl der neu gesetzten Bäume die ersten drei Jahre übersteht (Gewährleistungspflege) und die übrigen unmittelbar ersetzt werden. Frage 4: Wieviel Bäume mussten innerhalb der letzten 10 Jahre, zum Beispiel auf Grund von Sturmschäden oder anderer Ereignisse, außerplanmäßig gefällt beziehungsweise beseitigt werden? Bitte die fünf häufigsten Ursachen nennen! Antwort zu 4: Der Senat führt keine Statistik darüber, wie viele Bäume innerhalb der letzten 10 Jahre außerplanmäßig gefällt beziehungsweise beseitigt werden mussten. Es ist davon auszugehen, dass insbesondere im vergangenen Jahr aufgrund der Sturmschäden überdurchschnittlich viele Bäume außerplanmäßig gefällt werden mussten. Auch hier liegen dem Senat keine genauen Zahlen vor. Frage 5: Wieviel Bäume wurden im gleichen Zeitraum neu gepflanzt? Wurden für alle in Frage 4 angesprochenen Bäume Ersatzpflanzungen vorgenommen? Antwort zu 5: Der Senat führt keine Statistik über sämtliche Bäume, die in den letzten 10 Jahren in Berlin gepflanzt wurden. Die von den Bezirksämtern angegebene Anzahl der in diesem Zeitraum gepflanzten Straßenbäume ist der folgenden Tabelle und der Internetseite http://www.berlin.de/senuvk/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/de/daten_fakten/downloads/a usw_105.pdf zu entnehmen. Inwieweit es sich dabei um Pflanzungen für Bäume handelt, die außerplanmäßig gefällt beziehungsweise beseitigt werden mussten, ist dem Senat nicht bekannt. 4 Jahr Stand: 31.12. Anzahl der Neupflanzungen von Straßenbäumen 2007 2.254 2008 2.374 2009 2.508 2010 2.717 2011 3.681 2012 2.740 2013 2.395 2014 2.349 2015 1.874 2016 1.797 2017 1.777 Frage 6: Werden Ersatzpflanzungen im Verhältnis 1:1 vorgenommen, oder in welchem Verhältnis werden alte große Bäume durch junge Bäume ersetzt? Antwort zu 6: Dem Senat sind keine Zahlen zu den Ersatzpflanzungen bekannt. Er geht davon aus, dass die Bezirke sich um einen Ersatz 1:1 bemühen. Frage 7: In welchem Umfang sind in den nächsten 5 Jahren unabhängig von Ersatzpflanzungen Neuanpflanzungen von Stadtbäumen in Berlin geplant und welche Baumarten werden dies sein? Antwort zu 7: Die Zuständigkeit für die Pflege und Unterhaltung von Bäumen auf öffentlichen Flächen obliegt den Bezirken (Straßen- und Grünflächenämter). Diese führen Neupflanzungen je nach Bedarf sowie den personellen und finanziellen Möglichkeiten durch. Die Anzahl der Pflanzungen in den einzelnen Bezirken ist erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich. Über die zukünftigen Pflanzungen der Straßen- und Grünflächenämter führt der Senat keine Statistik. Im Rahmen der sogenannten Stadtbaumkampagne unterstützt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz die Bezirke hinsichtlich der Pflanzungen von Straßenbäumen. Dabei werden pro Jahr ca. 1.200 Straßenbäume gepflanzt. Die Baumarten werden jeweils von den Bezirken bestimmt. Sie stehen bereits für die Kampagnenpflanzung im Herbst 2018 fest. Dabei handelt es sich um folgende Baumarten und -sorten: Baumarten der Stadtbaumkampagne / Herbst 2018 Botanischer Name Deutscher Name Acer buergerianum Dreispitziger Ahorn Acer campestre 'Elsrijk' Feld-Ahorn 'Elsrijk' Acer platanoides 'Cleveland' Spitz-Ahorn 'Cleveland' 5 Acer platanoides 'Columnare' Säulenförmiger Spitz-Ahorn Acer platanoides 'Emerald Queen' Spitz-Ahorn 'Emerald Queen' Acer platanoides 'Eurostar' Spitz-Ahorn 'Eurostar' Acer platanoides 'Fairview' Spitz-Ahorn 'Fairview' Acer platanoides 'Farlake's Green' Spitz-Ahorn 'Farlake's Green' Acer platanoides 'Olmsted' Spitz-Ahorn 'Olmsted' Acer rubrum 'Armstrong' Rot-Ahorn 'Armstrong' Aesculus carnea Purpur-Kastanie Amelanchier arborea 'Robin Hill' Schmale Felsenbirne Carpinus betulus Hainbuche Carpinus betulus 'Fastigiata' Säulen-Hainbuche Carpinus betulus 'Frans Fontaine' Säulen-Hainbuche 'Frans Fontaine' Castanea sativa Esskastanie, Marone Cercis siliquastrum Gewöhnlicher Judasbaum Crataegus laevigata 'Paul's Scarlett' Echter Rotdorn Crataegus lavallei 'Carrierei' Apfel-Dorn Crataegus monogyna Eingriffeliger Weiß-Dorn Ginkgo biloba 'Autumn Gold' Ginkgobaum 'Autumn Gold' Gleditsia triacanthos 'Skyline' Schmalkronige Gleditschie Liquidambar styraciflua Amerikanischer Amberbaum Liquidambar styraciflua 'Paarl' Säulen-Amberbaum Magnolia kobus Kobushi-Magnolie Ostrya carpinifolia Hopfenbuche Parrotia persica 'Vanessa' Schmaler Eisenholzbaum Platanus acerifolia Ahornblättrige Platane Platanus acerifolia 'Tremonia' Ahornblättrige Platane 'Tremonia' Prunus sargentii 'Accolade' Zierkirsche 'Accolade' Pyrus calleryana 'Chanticleer' Stadt-Birne Quercus coccinea Scharlach-Eiche Quercus frainetto Ungarische Eiche Quercus robur Stiel-Eiche Quercus rubra Amerikanische Rot-Eiche Sorbus intermedia Schwedische Mehlbeere Sophora japonica 'Princeton Upright' Schnurbaum 'Princeton Upright' Sorbus thuringiaca Thüringische Eberesche Tilia cordata 'Greenspire' Stadt-Linde Tilia cordata 'Lorberg' Winter-Linde 'Lorberg' Tilia cordata 'Rancho' Winter-Linde 'Rancho' Tilia europaea Holländische Linde Tilia platyphyllos 'Örebro' Sommer-Linde 'Örebro' Tilia tomentosa 'Szeleste' Silber-Linde 'Szeleste' Ulmus 'Dodoens' Ulme 'Dodoens' Ulmus 'New Horizon' Ulme 'New Horizon' Ulmus 'Rebona' Ulme 'Rebona' 6 Frage 8: Wo und in welchem Umfang werden Ersatzpflanzungen für die an der Heerstraße im Zuge des Radwegebaus gefällten Bäume ersetzt? Antwort zu 8: Es werden 92 Ersatzbäume entlang des Grünzugs am Bullengraben neu gepflanzt. Frage 9: Gibt es ein konkretes Bewässerungskonzept für die Stadtbäume? Wenn ja, was beinhaltet dieses? Antwort zu 9: Die Bewässerung der Bäume auf öffentlichen Flächen und Straßen liegt in der Zuständigkeit der bezirklichen Straßen- und Grünflächenämter. Diese entscheiden daher eigenständig und unter Berücksichtigung ihrer personellen, finanziellen und technischen Möglichkeiten, wo, wann und wie viel gewässert wird. Derzeit unterstützt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz die Bezirke hinsichtlich der aufgrund der extremen Hitze und Trockenheit der letzten Monate erforderlichen zusätzlichen Wässerungen mit einem Betrag von 50.000 Euro pro Bezirk. Welche Bäume davon gewässert werden, wie dieses geschieht und wer damit beauftragt wird, liegt auch in diesen Fällen im Ermessen der Bezirksämter. Frage 10: Welche Kriterien spielen bei der Auswahl der Baumarten eine Rolle? Aus welchem Grund werden heute z.B. Linden besonders oft gepflanzt, Platanen offenbar gar nicht mehr? Antwort zu 10: Die Auswahl der Baumarten und –sorten obliegt allein den Bezirksämtern. Die Kriterien für die Auswahl sind vielfältig. Neben den Baumarten und -sorten, die sich bislang besonders bewährt haben, werden neue Arten und Sorten sowie nichtheimische Gattungen und Arten ausprobiert, um den Anforderungen des Klimawandels zu begegnen. Linden werden als Straßenbäume verwendet, weil sie - insbesondere die Tilia cordata - trotz der teilweise sehr schwierigen Bedingungen insbesondere an den Straßenstandorten immer noch vergleichsweise gut geeignet sind. Demgegenüber entwickeln Platanen sehr große Kronen, die für enge Straßen aufgrund der Verschattung nicht optimal sind, und sie sind oftmals von der Massaria-Krankheit betroffen. Frage 11: Durch die Entsorgung des Laubes im Herbst und eine nichtausreichende Humusschicht besteht die Gefahr, dass den Bäumen kaum mehr Nährstoffe zugeführt werden. Welche Maßnahmen ergreift der Senat diesbezüglich? 7 Antwort zu 11: Hinsichtlich der Bäume auf öffentlichen Flächen und an Straßen fällt die Pflege und Unterhaltung in die Zuständigkeit der Bezirksämter, die damit auch für die ausreichende Nährstoffversorgung dieser Bäume zuständig sind. Die Bezirksämter entscheiden im eigenen Ermessen, ob, wie und wann die Bäume auf öffentlichen Flächen gedüngt werden. Frage 12: Wird bei jeder Neubepflanzung ein Drainagerohr zur Erleichterung der Bewässerung in die Pflanzgrube eingebracht? Wenn nein, warum nicht? Gibt es alternative, bessere Möglichkeiten? Antwort zu 12: Ob bei jeder Neupflanzung in Berlin ein Drainagerohr zur Erleichterung der Bewässerung in die Pflanzgrube eingebracht wird, entzieht sich der Kenntnis des Senates. Hinsichtlich der Pflanzungen von Bäumen auf öffentlichen Flächen und an Straßen geht die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz aber davon aus, dass die Bezirke keine Drainagerohre in die Pflanzgrube einbringen. Nach dem jetzigen Stand der Technik befördert das Drainagerohr das Austrocknen des Ballens und wirkt sich daher eher schädigend auf die Entwicklung des Baumes aus. Außerdem sind die Öffnungen des Rohren nach ca. 3-jährigem Einsatz verstopft. Ferner bestehen Drainagerohre aus Kunststoff, der aufgrund der umweltschädlichen Wirkung nach der Fällung des Baumes fachgerecht entsorgt werden muss. Als Alternative werden im Rahmen der Pflanzungen strukturbeständige Pflanzsubstrate eingesetzt, die aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht verdichten und damit die Gewähr für eine gute Wasser- und Sauerstoffversorgung bieten. Berlin, den 25.07.2018 In Vertretung Stefan Tidow Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz