Drucksache 18 / 15 690 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Turgut Altug (GRÜNE) vom 16. Juli 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Juli 2018) zum Thema: Die landeseigene Grün Berlin GmbH für Urban Gardening, Bienen- und Baumschutz und Antwort vom 01. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Aug. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Dr. Turgut Altug (Grüne) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 15 690 vom 16. Juli 2018 über Die landeseigene Grün Berlin GmbH für Urban Gardening, Bienen- und Baumschutz Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie bewertet der Senat Urban Gardening bzw. die Gemeinschaftsgärten als Mittel, um Freiflächen, Parkanlagen und Grünflächen zu Orten der Begegnung und des gemeinsamen Austausches zu entwickeln? Antwort zu 1: Der Senat misst dem Urban Gardening im Allgemeinen und insbesondere in Form von Gemeinschaftsgärten eine hohe Bedeutung zu. Urban Gardening wird in verschiedener Hinsicht als eine Bereicherung der städtischen Qualität angesehen, denn neben der bioklimatischen, positiven Wirkung gerade in den stark verdichteten Quartieren ist auch der integrative soziale Ansatz zu würdigen, der für das zivilgesellschaftliche Zusammenleben eine wichtige Bedeutung hat. Frage 2: Bei welchen Projekten, bei denen Parkanlagen bzw. Grünflächen von der Grün Berlin GmbH entwickelt werden, wurden in der Vergangenheit Gemeinschaftsgärten angelegt bzw. werden solche geplant, in denen Bürgerinnen und Bürger gärtnern können? Antwort zu 2: Im Kienbergpark (Berlin Marzahn-Hellersdorf) gibt es auf der Hellersdorfer Seite, auf dem Plateau des Jelena-Šantić-Friedensparks, das Projekt „Urbanität &Vielfalt“. Das breitenwirksame Umweltbildungs- und Naturschutzprojekt Urbanität & Vielfalt (U&V) ist ein Verbundprojekt der Botanischen Gärten Potsdam, Berlin (Späth-Arboretum), Marburg sowie des Umweltzentrums Dresden. Es bietet allen Bürgerinnen und Bürgern 2 die Möglichkeit, sich in einem dicht besiedelten Raum aktiv am Schutz von Wildpflanzen zu beteiligen. So leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der regionalen Vielfalt. Im Projekt werden 30 gefährdete regionale Wildpflanzenarten in großer Stückzahl herangezogen und je drei Arten an rund 900 Interessierte ausgegeben, die die Jungpflanzen dann fachgerecht weiter vermehren. Darüber hinaus entsteht ein Schul- und Gemeinschaftsgarten auf dem ehemaligen „Weltacker“ sowie auf ehemaligen Flächen des Campus der Internationalen Garten Ausstellung (IGA-Campus). Schulklassen, Arbeitsgemeinschaften sowie Bürgerinnen und Bürger der Umgebung können sich im örtlichen Umweltbildungszentrum melden, um gemeinsam das zukünftige Gartenkonzept zu erarbeiten. Im Ostpark des Parks am Gleisdreieck (Berlin Kreuzberg) befindet sich der Interkulturelle Garten „Rosenduft“. Der Interkulturelle Garten Rosenduft wurde von dem „südost Europa Kultur e.V.“ für traumatisierte Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina gegründet, die 2006 einen kleinen Garten auf dem Gleisdreieck anlegten. Inzwischen beteiligen sich viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten aus der Nachbarschaft an dem Projekt. Sie helfen bei der Gartenarbeit, richten gemeinsam Feste aus und freuen sich über die gärtnerische und soziale Bereicherung der Nachbarschaft. Im Zuge der Parkplanung wurde der Interkulturelle Garten auf dem Gelände gesichert. Träger des Rosenduftgartens ist der Verein „südost Europa Kultur e.V.“. Überdies sollen im Volkspark Blankefelde in Berlin Pankow weitere Projekte, wie der „Weltacker“ und das Projekt „Bauergärten“ von Max von Grafenstein, umgesetzt werden. Frage 3: Welchen Stellenwert hat es für den Senat, Parkanlagen und Grünflächen so zu planen und zu entwickeln, dass an diesen Orten die biologische Vielfalt in Berlin unterstützt wird und etwa bienen- und bestäuberfreundliche Pflanzen ausgesät bzw. angepflanzt werden? Antwort zu 3: Der Senat hat ein hohes Interesse daran, in den Parkanlagen und Grünflächen die biologische Vielfalt zu fördern u. a. durch bestäuberfreundliche Gestaltung und Pflege. Im Zusammenhang mit den Herausforderungen der wachsenden Stadt und aus dem Wissen um die entscheidende Bedeutung des Stadtgrüns für das Klima und die Lebensqualität in Berlin will der Senat hier eine Verbesserung erreichen und dazu beitragen, künftig wieder eine qualifiziertere Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grünflächen zu ermöglichen – hierzu werden verschiedene Strategien verfolgt, zu denen auch Aktivitäten zur Erhöhung der Biologischen Vielfalt gehören. Um das ressortübergreifende Verständnis einer fachgerechten Pflege besser nach innen und nach außen darstellen zu können, wurden schon Ende 2016 mit einem „Handbuch Gute Pflege“ regelmäßig fortzuschreibende Pflegestandards für die Berliner Grün- und Freiflächen gemeinsam abgestimmt, welche zwar nicht verpflichtend anzuwenden sind, aber die Ziele und Tätigkeiten des gärtnerischen Handelns unter Berücksichtigung der Erholungsnutzung einschließlich Verkehrssicherheit, der naturschutzfachlichen Belange sowie des gartenkulturellen Erbes im Sinne einer „guten Pflege“ aus Berliner Fachverständnis beschreiben. In Pilotprojekten werden diese Standards nunmehr zunächst auf ausgewählten bezirklichen Flächen erprobt und überprüft; dabei sollen möglichst auch bestäuberfreundliche Maßnahmen umgesetzt werden. Des Weiteren wurde das Pilotprojekt „Mehr Bienen für Berlin – Berlin blüht auf“ gemeinsam mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und der Deutschen 3 Wildtierstiftung initiiert mit dem Ziel, die Stadt bestäuberfreundlicher zu gestalten. Hierzu gehören Maßnahmen zur Aufwertung öffentlicher Grün- und Freiflächen für bestäubende Insekten und Informationen und Öffentlichkeitsarbeit. Es ist vorgesehen, hier auch andere Bezirke in das Pilotprojekt einzubinden. Frage 4: In welchen Parkanlagen bzw. Grünflächen, die von der Grün Berlin GmbH angelegt und entwickelt wurden bzw. werden, gibt es Flächen, auf denen bienen- und bestäuberfreundliche Pflanzen ausgesät bzw. angepflanzt wurden bzw. werden? Antwort zu 4: Im Kienbergpark werden Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf der Grundlage des sogenannten Pflege-und Entwicklungskonzeptes umgesetzt. Dieses wurde bereits 2014 im Rahmen der Planungen zur IGA Berlin 2017 vom Planungsbüro Förster erstellt und wird seitdem sukzessive umgesetzt. Der Pflege- und Entwicklungsplan umfasst verschiedene Maßnahmen, eingeteilt in prioritäre, kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen. In den nächsten 20 Jahren soll dieses Konzept gänzlich umgesetzt werden. Neben der eigentlichen Waldentwicklung werden ebenfalls Offenlandflächen, Wald- und Wiesenraum geschaffen. Sämtliche neugeschaffenen Lichtungen wurden mit regionalem Saatgut angelegt, gerade um die heimische Flora und Fauna zu fördern und einen möglichst natürlichen und naturschutzfachlich erstrebenswerten Standard im Kienbergpark zu schaffen. Die spezielle Pflege, unter anderem auch durch ein Beweidungskonzept und maximal zweischürige Mahdmaßnahmen, fördern das Bienenvorkommen. Im Park am Gleisdreieck gibt es sowohl im West-, als auch im Ostpark diverse Wiesenflächen in denen bestäuberfreundliche Pflanzen vorzufinden sind. Folgende Wiesentypen sind im Park am Gleisdreieck vorzufinden: Salbeiwiesen, Blumenwiesen, Schmetterlingswiesen, ruderale Wiesen sowie bestäuberfreundliche Blütenprachten im sog. Ökoschotter. Auch in den anderen von der Grün Berlin GmbH künftig herzustellenden bzw. zu entwickelnden Parkanlagen und Grünflächen werden künftig verstärkt bienen- und bestäuberfreundliche Pflanzen ausgesät bzw. angepflanzt. Frage 5: Wie könnte die Grün Berlin GmbH einen Beitrag zur Erhöhung des Baumbestandes in Berlin leisten bzw. in diesbezügliche Maßnahmen einbezogen werden? Antwort zu 5: Die landeseigene Grün Berlin GmbH pflegt und entwickelt den Baumbestand in Parkanlagen und Freiraumprojekten, die in eigener Bewirtschaftung oder beauftragter Projektentwicklung liegen. Ein Beitrag zur Erhöhung des Baumbestandes in Berlin – außerhalb der Parkanlagen und Freiramprojekte, die durch die Grün Berlin GmbH betreut werden – erfolgt derzeit nicht. 4 Frage 6: Welche Pläne hat Grün Berlin GmbH zur Erhöhung und Pflege des Baumbestandes auf den von ihr betreuten Parkanlagen bzw. Grünflächen? Antwort zu 6: Der Pflege- und Entwicklungsplan Kienberg/ Wuhletal (Kienbergpark) umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren. Hier sind Erhöhungen und Pflege des Baumbestandes enthalten. Heimische Gehölze werden dadurch besonders gefördert. Die Gehölze im Park am Gleisdreieck werden nach aktuellstem Stand der Technik und Literatur (z. B. ZTV Baumpflege) gepflegt. Hinzu kommen gängige, gärtnerische Tätigkeiten, wie bspw. Wässern in anhaltenden Trockenperioden. Der waldähnliche Bestand im Gleisdreieck wird ebenfalls durch das ökologische Monitoring erfasst und im Pflegekonzept geführt. In diesem Bereich wird der natürliche, sukzessive Prozess - von Pioniergehölzen zur potentiell natürlichen Vegetation (naturnahe Eichenmischwälder) - gefördert. Auch in den anderen von der Grün Berlin GmbH zu unterhaltenden Parkanlagen und Grünflächen werden Pflegemaßnahmen und bei Bedarf Nach- und Neupflanzungen vorgenommen. Berlin, den 1. August 2018 In Vertretung Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz