Drucksache 18 / 15 879 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (GRÜNE) vom 03. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. August 2018) zum Thema: Ökobaubilanz 2021, hier Vivantes und Antwort vom 17. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Aug. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Andreas Otto (GRÜNE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/15879 vom 03. August 2018 über Ökobaubilanz 2021, hier Vivantes ________________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Zur Beantwortung der Fragen 1. bis 11. wurde die Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH um Stellungnahme gebeten. Zu Fragen 5., 6. und 7. wurde ergänzend dazu ebenfalls die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz um Stellungnahme gebeten. 1. Welche Schritte hat die Vivantes in den Jahren 2017 und 2018 unternommen, um Ihre Neubau- und Sanierungsprojekte unter Umweltaspekten noch nachhaltiger zu gestalten? Zu 1.: Bei Vivantes spielt bereits in der Vorbereitung von Neubau- und Sanierungsarbeiten der Umweltaspekt eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche umweltentlastende Maßnahmen umgesetzt. Gleichzeitig sind für die kommenden Jahre diverse Maßnahmen geplant, hier ein Auszug: Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum Errichtung eines Kälteverbundes mit ausgedehntem Kältenetz und zwei räumlich getrennten Zentralen mit weitestgehender Eliminierung der dezentralen Splitkälte. Vivantes Humboldt Klinikum Errichtung einer Zentralen Sterilgutversorgung als Bestandteil des Zwei-Standorte- Konzeptes, Vivantes verfügt derzeit über drei Sterilgutversorgungseinheiten. Zukünftig erfolgt die Versorgung über zwei Standorte unter Einsatz modernster, energiesparender Wasch- und Sterilisationstechnik, Prozesswärmeerzeugung mit Erdgas , Prozesswärmeübertragung über Thermalöl. Errichtung eines Kälteverbundes mit ausgedehntem Kältenetz zur Verbindung der Bestandszentrale mit einer neu zu errichtenden Zentrale, Ertüchtigung des Bestandnetzes . - 2 - 2 Optimierung des Bestandskältenetzes mit allen hydraulischen Schaltungen über eine hydraulische Neuberechnung und den entsprechenden Abgleichen, Ablösung von Splitkälteerzeugern. Optimierung des Bestandsnahwärmenetzes mit Erneuerung aller Übergabestationen über eine hydraulische Neuberechnung und den entsprechenden Abgleichen. Vivantes Klinikum Neukölln Errichtung einer neuen Wärmezentrale einer BHKW-Anlage und Erdgas befeuerten Spitzenkesseln, Erzeugung von Prozesswärme über Erdgas, Prozesswärmeübertragung über Thermalöl. Errichtung einer Zentralen Sterilgutversorgung als Bestandteil des Zwei-Standorte- Konzeptes, Vivantes verfügt derzeit über drei. Zukünftig erfolgt die Versorgung über zwei Standorte, Einsatz modernster, energiesparender Wasch- und Sterilisationstechnik . Erneuerung der Fassade am Haus 30, beginnend am Südkopf Effekt ist die Reduzierung des Primärheizenergiebedarfes sowie ein verbessertes Raumklima durch Reduzierung der äußeren Wärmelasten, damit reduziert sich auch der Kältebedarf zur Klimatisierung. Vivantes Klinikum im Friedrichshain Errichtung eines Kälteverbundes mit ausgedehntem Kältenetz zur Verbindung zweier räumlich getrennter Zentralen, Erneuerung einer Bestandszentrale. Vivantes Klinikum Am Urban Erneuerung der Kältezentrale mit Trennung der Versorgungsnetze in 6/12°C für Gerätekühlung und Entfeuchtung und 12/18°C für Teilklimatisierung, hydraulischer Abgleich des Gesamtnetzes. Sanierung des OP-Bereiches (10 OP-Säle), Ausstattung mit modernsten RLT- Anlagen mit W(K)RG. Liegenschaftsübergreifende Projekte Restrukturierung und Erneuerung der Gebäudeleittechnik, Einrichtung eines liegenschaftsübergreifenden Energiedatenmanagementsystems. Errichtung eines energie-optimierten Logistikzentrums zur Versorgung aller Standorte der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH. In der Planung enthalten sind: Ausnutzung aller freien Dachflächen für Photovoltaik ca. 6.000 m² (Planungsstand ) Kraft-Wärme-Kopplung – BHKW-Anlage ca. 300 KW Einsatz von Wärmepumpen zur Nutzung von Abwärme aus Prozessabwärme Schaffung der baulichen und technischen Voraussetzungen für die perspektivische Umstellung des gesamten Fuhrparks Vivantes auf emmissionsfreie Elektro-LKW Effekt ist die Reduzierung des Gesamtenergiebedarfes und ein emmissionsfreier (Abgas / Lärm) innerstädtischer Lieferverkehr - 3 - 3 Planung/Errichtung/Inbetriebnahme 2017 – 2020 e-mobility Aufbau von Ladeinfrastruktur an den Standorten der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH. Derzeit sind 2 Klinikstandorte und die zentrale Verwaltung mit Lademöglichkeiten für Elektro- und Hybridautos ausgestattet, der weitere Ausbau ist für die nächste Zeit vorgesehen. Mit der Beschaffung von Dienstwagen als Elektro- oder Hybridfahrzeuge wurde begonnen und sie soll weiter ausgebaut werden. Wenn die Industrie geeignete Fahrzeuge für den internen Verkehr entsprechend den Anforderungen zur Verfügung stellen kann, soll auch hier eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge erfolgen. An den Klinikstandorten sind für den Transport auf den Liegenschaften div. Elektrofahrzeuge im Einsatz. 2. Welcher über die Anforderungen der EnEV hinausgehende Energiestandard (z.B. Plusenergiestandard) wurde a) bei Bestandsmodernisierungen und b) bei Neubauvorhaben regelmäßig erreicht? Zu 2.: Sowohl bei der Bestandssanierung (a) als auch bei Neubaumaßnahmen (b) werden die Regelungen der jeweils gültigen EnEV bei der Auslegung von Gebäude- und Anlagenteilen beachtet und eingehalten. Für darüber hinaus gehende Anforderungen gibt es keine rechtlichen und wirtschaftlichen Erfordernisse und es fehlen die entsprechenden Mittel. 3. Wieviel Quadratmeter Photovoltaik wurden bei Bestandsgebäuden in den Jahren 2017 und 2018 montiert und in Betrieb genommen? Wie viel Prozent der Dachflächen der Vivantes sind mittlerweile mit Photovoltaikanlagen bestückt? Zu 3.: In den Jahren 2017/18 wurden auf den Dachflächen der Vivantes keine Photovoltaikflächen in Betrieb genommen. Derzeit gibt es lediglich auf dem Dach des Mutter-Kind-Zentrums im Vivantes Klinikum Neukölln eine Photovoltaikanlage. 4. Wieviel Quadratmeter Photovoltaik sollen bei Bestandsgebäuden noch bis einschließlich 2021 montiert und in Betrieb genommen werden? Wie viel Prozent der Dachflächen der Vivantes sollen bis einschließlich 2021 mit Photovoltaikanlagen bestückt sein? Zu 4.: Es ist geplant bis 2021 eine Dachfläche von ca. 6000 m² mit einer Photovoltaikanlage zu versehen. Diese soll auf dem Dach des in Planung befindlichen Logistikzentrums zur Versorgung aller Standorte entstehen (siehe auch Beantwortung Frage 1). Im Wesentlichen stehen die Dachflächen von Krankenhäusern nur sehr eingeschränkt für den Aufbau von Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Die Dachflächen werden zur - 4 - 4 Unterbringung von Technikzentralen sowie peripheren Anlagenkomponenten und den dazugehörigen Verkehrs- und Bedienflächen benötigt. 5. Ist bei der Vivantes gewährleistet, dass bei Neubauten alle geeigneten Dachflächen mit Photovoltaik ausgestattet werden? (Bitte durch Senat beantworten.) Zu 5.: Zu 5. konnte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz keine Aussagen treffen. Vivantes verweist auf die Beantwortung zu Frage 4. 6. Welche konkreten Anforderungen aus dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030) sind der Vivantes für den Umsetzungszeitraum 2017 bis 2021, welche für den Zeitraum bis 2030 durch den Senat angetragen worden und wie werden diese umgesetzt? (Bitte durch Senat beantworten.) Zu 6.: Bisher gibt es mit der Vivantes GmbH noch keine Absprachen des Senats über ihren Beitrag zur Umsetzung des BEK 2030. Der Senat wird aber zu diesem Zweck auf die Vivantes GmbH zugehen, ebenso wie auf andere wesentliche Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Unabhängig davon sieht sich die Vivantes GmbH verpflichtet, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Daher wird bereits seit Jahren an der Reduzierung von Energieressourcen und dem CO2-Ausstoß an den Vivantes-Standorten gearbeitet. Vivantes hat sich in seinem Zielbild verpflichtet die Reduzierung des CO2-Ausstoßes voranzutreiben und die Elektromobilität weiter auszubauen. In Folge der Einsparungen bei den verschiedenen Energieträgern hat Vivantes seine CO2- Emissionen gegenüber dem Jahr 2003 bereits um 29 Prozent senken können. Allein im Jahr 2010 wurden dementsprechend 33.000 Tonnen CO2- Emissionen vermieden – oder anders ausgedrückt: die CO2-Bilanz von fast 2.500 Privathaushalten. Seit 2002 bezieht Vivantes ausschließlich atomfreien Strom und seit 2010 sogar zu 100 Prozent zertifizierten grünen Strom (EECS European Energy Certificate System) aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Geothermie, Windkraft, Photovoltaik oder Bio- Gase. Das Vivantes Klinikum Neukölln leistet Pionierarbeit in Sachen Klimaschutz. Im Rahmen eines Pilotprojektes der Organisation Health Care Without Harm (HCWH) Europa erarbeiten sechs europäische Krankenhäuser, darunter die Karolinska Universitätsklinik Stockholm und die Universitätskliniken Paris, aktuell Benchmarks zum Einsatz von Anästhesiegasen. Als einziges Haus in Deutschland ist das Vivantes Klinikum Neukölln dabei. Ziel ist es, ein ökologisches Bewusstsein nicht nur beim Einsatz von Energie sondern auch im originär klinischen Bereich zu schaffen. Das Vivantes Klinikum Neukölln hat 2017 für die Reduzierung seines Energieverbrauchs den „2020 Healthcare Climate Challenge Award“ in Gold verliehen bekommen. Die Auszeichnung wird von „Global Green and Healthy Hospitals“ - ein Projekt von HCWH - an Krankenhäuser weltweit verliehen. - 5 - 5 7. Welche Sanierungsquoten für die energetische Sanierung des Gebäudebestandes sind auf der Basis des BEK 2030 mit der Vivantes verabredet worden? Welche Sanierungsquoten sind bis 2021, welche bis 2030 vorgesehen? (Bitte durch Senat beantworten.) Zu 7.: Eine derartige Verabredung gibt es bisher nicht. Gebäudesanierung und Sanierungsquoten sind aktuell aber ein Schwerpunkt der Arbeit des Klimaschutzrates. Vivantes berichtet hierzu, dass bei Sanierungen des Gebäudebestandes die Energieeffizienz und der CO2-Ausstoß betrachtet werden und im Rahmen der Möglichkeiten und einzuhaltenden Vorschriften auf eine Reduzierung hingearbeitet wird. 8. Welche nachwachsenden Baustoffe wurden bei Modernisierungs- und insbesondere Neubauvorhaben 2017 und 2018 vermehrt durch die Vivantes eingesetzt? (z.B. natürliche Dämmstoffe, Holz, Lehm etc.) Zu 8.: Wo die gesetzlichen/baurechtlichen Regelungen den Einsatz von entsprechenden Bauteilen zulassen und es sich wirtschaftlich (Lebenszykluskosten) darstellen lässt, werden Bauelemente (z.B. Türen, Fenster) aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt. 9. Welche Erfahrungen hat die Vivantes bereits mit dem konstruktiven Holzbau gesammelt? Zu 9.: Für zweigeschossige Anbauten wurden die Möglichkeiten des konstruktiven Holzbaus geprüft. Hiermit lassen sich die geltenden Bauvorschriften für Krankenhausbau und hierbei insbesondere für den erforderlichen Brandschutz nicht einhalten. 10. Welche Vorhaben der Vivantes sollen bis 2021, welche bis 2030 in Holzbauweise umgesetzt werden? Zu 10.: Es sind derzeit keine Bauvorhaben in Holzbauweise geplant. 11. Wie schätzt die Vivantes die Chancen der Umsetzung der Klimaziele des Landes Berlin bis 2030 für den Gebäudebereich und insbesondere für die Gebäude der Vivantes ein? Welche zusätzlichen Anstrengungen sind ggf. notwendig? - 6 - 6 Zu 11.: Die Abarbeitung des Instandhaltungs- und Investitionsrückstaus würde einen erheblichen Beitrag zur Senkung des Energiebedarfs und somit einen deutlichen Schritt in Richtung der Erfüllung der Klimaziele bedeuten. Berlin, den 17. August 2018 In Vertretung Barbara König Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung