Drucksache 18 / 15 953 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Danny Freymark (CDU) vom 08. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. August 2018) zum Thema: Klima-Wandel-Bäume in Berlin und Antwort vom 22. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Aug. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Danny Freymark (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/15953 vom 08. August 2018 über Klima-Wandel-Bäume in Berlin Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie bewertet der Senat den Zustand der Berliner Straßenbäume aufgrund der langen anhaltenden Trockenheit? Antwort zu 1: Die Pflege und Unterhaltung der Straßenbäume ist Aufgabe der 12 Berliner Bezirksämter, die diese eigenverantwortlich wahrnehmen. Dies schließt auch die Zustandsbewertung der zu unterhaltenden Bäume und die Ableitung entsprechender Maßnahmen ein. Was den derzeitigen Zustand aufgrund der seit Mitte April 2018 vorherrschenden trockenen, warmen bis heißen und sehr sonnigen Witterung in Berlin anbelangt, kann folgende Einschätzung aus Sicht des Senats gegeben werden: In Folge der o.g. extremen Wetterlage sind die Böden sehr stark ausgetrocknet. Die Vegetation weist Trockenstresssymptome wie vorzeitiges Vertrocknen der Blätter und vorzeitigen Blattfall auf. Insbesondere die flachwurzelnden Gehölze wie auch Neupflanzungen von Bäumen sind davon betroffen. Bei den Bäumen leiden besonders die jungen Straßenbäume mit einem Alter bis zu 10 Jahren unter der anhaltenden Trockenheit und Hitze, da diese mit den Wurzeln noch nicht in die tieferen Bodenschichten reichen um dort an Wasser zu gelangen. Zudem sind Bäume bei extrem trockenen-warmen Witterungsbedingungen vielfach auch anfälliger gegenüber Schadorganismen. Vor diesem Hintergrund hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz den Bezirken für die zusätzliche Wässerung von öffentlichem Grün zwischenzeitlich Finanzmittel in Höhe von insgesamt 900.000 Euro aus dem „Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030)“ zur Verfügung gestellt. 2 Frage 2: Wie viele Bäume werden nach Einschätzung der zuständigen Senatsverwaltungen den Sommer 2018 nicht überstehen? Antwort zu 2: Wie in der Antwort zu 1 dargestellt, liegen die Pflege und Unterhaltung der Straßenbäume in der Zuständigkeit der 12 Berliner Bezirksämter. Nur von hier aus kann eine konkrete Einschätzung zu den lokalen Folgen der diesjährigen extremen Witterung auf den Vitalitätszustand der Bäume gegeben werden. Da die dauerhaften Auswirkungen erst im kommenden Jahr abzusehen sein werden, wird eine seriöse Bewertung in diesem Jahr noch nicht möglich sein. Frage 3: Sind bereits Ersatzpflanzungen für den kommenden Herbst geplant? Antwort zu 3: Da wie in der Antwort zu 2 geschildert in diesem Jahr die lokalen Auswirkungen der extrem trockenen und warmen Witterungsbedingungen noch nicht abschließend bewertet werden können, können auch noch keine entsprechenden Ersatzpflanzungen geplant werden. Es wird davon ausgegangen, dass die 12 Bezirksämter im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Pflege und Unterhaltung der Straßenbäume zu gegebener Zeit auch die Frage von Ersatzpflanzungen aufgreifen werden. Frage 4: Werden in Berlin bereits Baumarten erprobt, die ein heißeres und trockeneres Klima vertragen? Antwort zu 4: Es gibt bisher nur wenige Informationen im Hinblick auf stadtklimatolerante Baumarten. Deshalb hat das Pflanzenschutzamt Berlin über zwei Jahre (2014/2015) mehrfach an ausgewählten Standorten an Ginkgo biloba, Gleditsia triacanthos, Liquidambar styraciflua, Quercus cerris, Quercus palustris, Sophora japonica, Ulmus Resista mit der Bestimmung phytophager Organismen und deren Gegenspielern begonnen. Über erste Erkenntnisse aus diesen Versuchen informiert das Pflanzenschutzamt auf folgender Internetseite: https://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/stadtgruen/de/versuche/klimatolerante_baeu me.shtml. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung Brandenburg Berlin (INKA BB) von 2010 bis 2014 verschiedene Baumarten und -sorten auf ihre Eignung für die Region geprüft. Einzelheiten des Versuchs können folgender Internetseite entnommen werden: https://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/stadtgruen/de/versuche/versuchspflanzung_v on_strassenbaeumen.shtml. 3 Frage 5: Wenn ja, welche Eigenschaften werden - neben Hitze-und Trockenbeständigkeit - noch überprüft, um auch andere Extremwetterlagen wie langen Frost oder viel Regen zu überstehen? Antwort zu 5: Grundsätzlich gilt für unsere Region, dass neben Hitze- und Trockenheitbeständigkeit auch die Frosttoleranz mit einbezogen wird. Frage 6: In anderen deutschen Städten werden bereits sogenannte Klimawandelbäume erprobt: gibt es ein Erfahrungsaustausch mit den dort zuständigen Institutionen? Wenn ja, welche Erkenntnisse liegen vor? Antwort zu 6: Ja, es gibt einen Erfahrungsaustausch mit Institutionen aus anderen Bundesländern. Zu nennen ist an vorderster Stelle der Arbeitskreis Stadtbäume der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), der bereits in der ersten Hälfte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts erkannt hat, dass mit dem Klimawandel vermehrte Anstrengungen erforderlich werden, um die Standortvoraussetzungen für Bäume zu verbessern, die Artenvielfalt zu erhöhen und Bäume vor dem Befall mit Krankheiten und Schadorganismen zu schützen. Um verstärkt nach standortgerechten Pflanzen zu suchen, werden seit vielen Jahren Straßenbaumtests durchgeführt, bei denen in den teilnehmenden Städten verschiedene Arten und Sorten von Versuchsbäumen gepflanzt und regelmäßig bewertet werden. Wesentliche Ziele sind: Die Fülle der Erkenntnisse, Erfahrungen und wissenschaftlichen Daten über Wachstum, Resistenz, Größe und Verwendbarkeit von Bäumen in Stadt- und Siedlungsräumen, vorwiegend in Straßen, in eine überschaubare Form zu bringen, die sich ändernden Rahmenbedingungen durch Klimaänderungen und deren Folgen dabei in notwendigem Maße zu berücksichtigen, die Bereitstellung von Baumarten und Baumsorten in ausreichender Zahl und Qualität durch Baumschulen sichern helfen, um damit die fachlich richtige Verwendung der Baumarten zu fördern. Für jede Art und Sorte werden die unterschiedlichen Vermehrungsarten vorgestellt und deren Eignung als zusätzliche Entscheidungshilfe für Planung und Beschaffung bewertet. Die aktuelle GALK-Straßenbaumliste wurde Ende 2011 mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) abgestimmt und im Februar 2012 in der Fachpresse veröffentlicht. Sie steht seither als Online-Version im GALK-Internetportal zur Verfügung und wird dort regelmäßig fortgeschrieben: http://www.galk.de/index.php/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumt est-2. Darüber hinaus gibt es seit 2010 auch das bundesweite Kooperationsnetzwerk „Klimawandel und Gehölzsortimente der Zukunft“. In diesem Netzwerk sind mehrere Gartenbauliche Versuchsanstalten der Länder sowie die Universität Hohenheim und die Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Hier wird fortlaufend an der Eignung neuer 4 Baumarten, die den aktuellen und prognostizierten Klimaveränderungen gewachsen sind, geforscht. Aktuelle Ergebnisse sind nicht bekannt. Frage 7: Welche Baumarten haben sich dabei bislang als besonders robust oder geeignet erwiesen? Antwort zu 7: Aussagen über die Eignung entsprechender Baumarten können nur langfristig getroffen werden. Dies ist frühestens nach sechs Jahren Standzeit, eher sogar länger, möglich. Aufgrund ihrer Standortansprüche sind die Konditionen im städtischen Raum für heimische Baumarten nach Einschätzung des Pflanzenschutzamtes eher ungünstig. Frage 8: Wird bereits geplant, diese Sorten zukünftig verstärkt in Berlin zu pflanzen? Antwort zu 8: Da noch keine abschließenden Ergebnisse zu entsprechend geeigneten Baumarten vorliegen, gibt es auch noch keine Planungen zu künftig verstärkten Baumpflanzungen bestimmter Sorten in Berlin. Frage 9: Werden bereits andere technische Maßnahmen oder Investitionen geplant, um erfolgreich zukünftigen Extremwetterlagen zu begegnen (wie z.B. der Erwerb von Sprengwagen, Bewässerungssystemen o.ä.)? Antwort zu 9: Wie in der Antwort zu 1 erwähnt, liegen die Pflege und Unterhaltung der Straßenbäume in der Zuständigkeit der 12 Berliner Bezirksämter. Diese Aufgabe schließt die Bewässerung mit ein. Damit auch nachhaltig sichergestellt werden kann, dass Straßenbäume und öffentliche Grünanlagen in den kommenden Jahren ausreichend mit Wasser versorgt sind, wird die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Abstimmung mit den Straßen- und Grünflächenämtern den fachlichen Bedarf dafür ermitteln. Es gilt für die Zukunft festzustellen, welche Maßnahmen insbesondere den Erhalt und den Ausbau des Stadtbaumbestandes erfordern. Dies soll unter Zuhilfenahme fachlicher Expertise aus dem Hochschulbereich erfolgen, um aktuelle Erkenntnisse einfließen lassen zu können. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wird sich zudem dafür einsetzen, dass der erforderliche Finanzbedarf den Ämtern zur Verfügung gestellt wird. Frage 10: In welchen (geplanten) Gremien oder Arbeitsgruppen werden die Erfahrungen des Extremsommers ausgewertet? Wann ist dabei mit Ergebnissen oder Empfehlungen zu rechnen? 5 Antwort zu 10: Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wird gemeinsam mit den 12 Straßen- und Grünflächenämtern die Erfahrungen des Extremsommers auf den von den Bezirken zu unterhaltenden Baumbestand auswerten. Dabei wird auch das Pflanzenschutzamt einbezogen sein. Ein bestehendes Fachgremium dafür ist der Fachausschuss Stadtbäume der Berliner Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), in dem alle 12 Bezirke wie auch die für die Stadtbäume zuständige Senatsverwaltung und das Pflanzenschutzamt verteten sind. Mit Ergebnissen oder auch Empfehlungen wird nicht vor 2019 zu rechnen sein, siehe hierzu auch Antwort zu 2. Berlin, den 22.08.2018 In Vertretung Stefan Tidow Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz