Drucksache 18 / 16 072 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian Kluckert (FDP) vom 20. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. August 2018) zum Thema: Neuer Rekord an Masernerkrankungen in Europa und Antwort vom 04. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Sep. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Florian Kluckert (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/16072 vom 20. August 2018 über Neuer Rekord an Masernerkrankungen in Europa ________________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Ist dem Senat bekannt, dass die Anzahl an Masernerkrankungen mit 42 000 Fällen europaweit einen neuen Höchstwert erreicht hat? (Vergleich zu 2017: 24.000 Erkrankungen) Zu 1.: Ja, die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenGPG) und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) beobachten die epidemiologischen Berichte der Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro Europa (http://www.euro.who.int/de/home) , die zur gesamteuropäischen Lage berichtet, und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC: https://atlas.ecdc.europa.eu/public/index.aspx), das auf das Gebiet der EU/EFTA-Staaten fokussiert ist. Zudem stehen der Senat und die für Infektionsschutz zuständigen Berliner Behörden im ständigen Austausch mit dem für Deutschland zuständigen Robert Koch- Institut. 2. Hat der Senat Erkenntnisse darüber, dass es auch in Berlin eine Zunahme an Masernerkrankungen in den letzten 6 Monaten gab? Zu 2.: Nein, im Gegenteil. Bis zur 33. Meldewoche registrierte das LAGeSo in diesem Jahr 26 Masernfälle (siehe auch Epidemiologische Wochenübersicht des LAGeSo, die im Internet unter https://www.berlin.de/lageso/gesundheit/infektionsepidemiologie-infektionsschutz/ berichterstattung/ eingesehen werden kann). Dies ist weniger als die Hälfte der Fälle, die bis zur 33. Meldewoche in den Jahren 2016 und 2017 vorlagen. - 2 - 2 3. Wie viele Masernerkrankungen gab es in Berlin in diesem Jahr sowie im Jahr 2017, 2016 und 2015? Zu 3.: Gemeldete Fälle im lfd. Jahr (bis 33. Meldewoche): 26 Gemeldete Fälle im Jahr 2017: 69 Gemeldete Fälle im Jahr 2016: 75 Gemeldete Fälle im Jahr 2015: 1.243 4. Wie viele Todesfälle gab es in Berlin durch eine Masernerkrankung in diesem Jahr sowie im Jahr 2017, 2016 und 2015? Zu 4.: Gemeldete Todesfälle durch Masern im lfd. Jahr: 0 Gemeldete Todesfälle durch Masern im Jahr 2017: 0 Gemeldete Todesfälle durch Masern im Jahr 2016: 0 Gemeldete Todesfälle durch Masern im Jahr 2015: 1 5. Sieht der Senat durch den großen Tourismusverkehr aus anderen europäischen Städten und Ländern nach Berlin eine Gefährdung der Zunahme an Masernerkrankungen der Berliner Bevölkerung? Wenn ja, welche Maßnahmen hat der Senat ergriffen bzw. ergreift der Senat, um dieser Gefährdung entgegenzuwirken ? Zu 5.: Ein Ausbruch von (eingeschleppten) Masernerkrankungen kann in einer Metropole wie Berlin nie ausgeschlossen werden. Masern gehören zu den ansteckendsten Viren überhaupt und werden nur von Mensch zu Mensch übertragen. Gefährdet sind daher alle, die keine Immunität gegen das Erregervirus aufgebaut haben – sei es durch Impfungen oder eine durchlebte Masernerkrankung. Diese sogenannte Immunisierungsrate ist in ganz Deutschland nicht hoch genug, um einen Masernausbruch zu verhindern. Der einzige sichere Schutz gegen Masern sind daher rechtzeitige Impfungen. Aber da es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, kommt es auf die Bereitschaft der Bevölkerung an, sich impfen zu lassen. Diese Botschaft wird vom Senat und vielen anderen Akteuren im Bereich des Gesundheitswesens immer wieder an die Bevölkerung herangetragen. Die betreffenden Impfungen sind kostenlos, sehr gut verträglich und werden von Allgemeinmedizinern , Hausärzten, Kinder- und Jugendärzten sowie den Gesundheitsämtern durchgeführt . Das Informations- und Beratungsangebot zum Thema ist ebenfalls gut ausgebaut. Mit dem Berliner Masern und Röteln Eliminationsplan (BEMREP), der im November 2017 verabschiedet wurde, werden die Anstrengungen für eine höhere Immunisierungsrate der Berliner Bevölkerung gezielt gebündelt. Die Analyse des großen Masernausbruchs von 2014/2015 zeigte u.a., dass besonders Jugendliche und jüngere Erwachsene über keine ausreichende Immunisierung verfügen und daher an die ausstehenden Impfungen erinnert werden müssen. - 3 - 3 Im Falle eines Masernausbruchs greifen die bewährten Managementpläne des Infektionsschutzes , die ein Zusammenwirken von Ärztinnen und Ärzten in Arztpraxen, Kliniken und Gesundheitsämtern und der Bevölkerung vorsehen und folgende Bausteine enthalten: 1. Erkennung (auch von Verdachtsfällen) 2. Meldung (an das zuständige Gesundheitsamt) und anonymisierte Übermittlung (an das LAGeSo und Robert Koch-Institut) 3. Ermittlung (von Kontaktpersonen und Einleitung der labordiagnostischen Abklärung ) 4. Schutzmaßnahmen (für betroffene Personen, Einrichtungen, Personal und Öffentlichkeitsarbeit ) Je schneller und effizienter reagiert wird, desto größer die Chance, den Ausbruch einzudämmen und seine Folgen für die Mitmenschen zu minimieren. Berlin, den 4. September 2018 In Vertretung Boris Velter Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung