Drucksache 18 / 16 133 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Maren Jasper-Winter (FDP) vom 23. August 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. August 2018) zum Thema: Berufsorientierung in Berlin – „BES:T plus“ und Antwort vom 11. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Sep. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Frau Abgeordnete Dr. Maren Jasper-Winter (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/16133 vom 23.08.2018 über Berufsorientierung in Berlin – „BES:T plus“ ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Maßnahmen und Projekte führt durch das Projekt „BES:T plus - Berufsorientierungsbegleitung Eltern, Schüler: Tools“ durch? Sollen den Schülerinnen und Schülern dadurch spezielle Fähigkeiten vermittelt werden? Wenn ja, welche? Zu 1.: Das Projekt „Berufsorientierungsbegleitung Eltern, Schüler: Tools – BES:T“ wurde erstmals im Jahre 2009 als Modell- und Pilotprojekt umgesetzt. Namenszusätze wie „plus“ oder „Conquest“ dienen nur der Abgrenzung zu verschiedenen Förderzeiträumen. Veranlassungshintergrund war es Maßnahmen zu initiieren, um die Hebequote qualifizierter und erfolgreicher Berufs- und Berufsstudienabschlüsse zu verbessern und die vertikalen und horizontalen Auf- und Durchstiegsmöglichkeiten unter Jugendlichen breiter auszuschöpfen - insbesondere in der Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund - und Abbrüche in der Ausbildung zu reduzieren. BES:T leistet hierzu einen nachhaltigen Beitrag, da es sowohl die methodische Lerninfrastruktur zur Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern unterstützt, als auch Eltern in den Entwicklungsprozess informierend integriert und für beide Gruppen transparent gestaltet. Hauptzielgruppe des Projektes sind Jugendliche mit besonderem Förderbedarf insbesondere derer mit Migrationshintergrund der 9. und 10. Klassen sowie Lehrkräfte und Eltern. Mit dem Jahr 2016 erweiterte sich die Zielgruppe um junge Geflüchtete in Willkommensklassen der OSZ. 2 Hauptschwerpunkte des Projektes sind folgende Instrumente: eduvia – digitale Berufsrouten Berlin® Eduvia - digitale Berufsrouten Berlin® ist ein flexibles Instrument zur gestuften Berufsorientierung, welches die modernen Möglichkeiten digitaler Medien nutzt, um Schülerinnen und Schülern praktische Einblicke in die Arbeitswelt zu ermöglichen. An berufsschulischen sowie an betrieblichen Lernorten verschaffen sich die Jugendlichen Eindrücke von der beruflichen Praxis sowie von der dualen Ausbildung. Das Projekt wurde ursprünglich für die Jahrgangsstufen 8 bis 10 im Regelklassenbereich der Integrierten Sekundarschulen entwickelt und entspricht der geforderten Vierstufigkeit des Landeskonzeptes BSO. Im Jahr 2016 wurde das Projekt in seinen Lerninhalten und -zielen überarbeitet: Unter der Bezeichnung „eduvia welcome“ wendet sich das Instrument nun auch zusätzlich speziell an Schülerinnen und Schüler der Willkommensklassen an Berliner OSZ unter Berücksichtigung von deren besonderen Ausgangsbedingungen. Das vorrangige Ziel besteht darin, den geflüchteten Jugendlichen das duale Ausbildungssystem transparent zu machen, frühzeitig für die besonderen Chancen und Möglichkeiten dieser Ausbildungsform, d. h., der Verschränkung von betrieblicher und berufsschulischer Ausbildung zu werben und direkte Übergänge dorthin aufzuzeigen. Abgestimmt mit den Grundsätzen des Landeskonzepts BSO und fokussiert auf die Branchenfelder Handel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Technik, Eventmanagement sowie Gesundheit und Soziales werden Angebote der Berufsorientierung in den Willkommensklassen konkret verankert. Eduvia welcome richtet sich an DaF-Lernende mit einem Sprachniveau von A2 - B1. Kampagne Berufliche Gymnasien der Berliner OSZ – „MSA2GO“ Die Kampagne „Berufliche Gymnasien“ bietet in zielgruppengerechter Ansprache und mit niedrigschwelligem Zugang, Jugendlichen ein effizientes und gebündeltes Informationsangebot von 21 Berliner Oberstufenzentren über den Weg vom Mittelschulabschluss (MSA) zur fachgebundenen bzw. allgemeinen Hochschulreife. Der Aktionstag wird seit 2013 regelmäßig jährlich angeboten und jede Veranstaltung wird seitdem von mehr 1.000 Schülern und Schülerinnen besucht. Das Angebot ist für viele Integrierte Sekundarschulen inzwischen ein fester Termin ihres Schulkalenders. Die Beraterinnen und Berater der Jugendberufsagentur (JBA) nutzen den Aktionstag, um zum einen die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zu erreichen und ferner um unmittelbar in Kontakt zu den Vertretern und Vertreterinnen der OSZ treten zu können. Ein spezielles Begleitprogramm für Lehrkräfte befasst sich u. a. mit Themen zur Digitalisierung in Schule und Beruf. Internetportal www.schule-beruf-zukunft.de Das Internetportal ist Bestandteil des Projektes BES:T und dient als Lernmaterial- und Informationspool zur Nutzung durch Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern und weitere Interessierte. Auf der Webseite sind umfänglich alle Handreichungen, Informationen und Arbeitsmaterialien hinterlegt. Die Arbeitsmaterialien sind dabei stets so gestaltet, dass sie frei von Rechten verwendbar sind und bei Bedarf angepasst werden können (OER). 3 Lehrer- und Lehrerinnenleitfaden in der beruflichen Orientierung beim Übergang Schule-Beruf Der Leitfaden für Lehrkräfte ist eine modulare Handreichung für alle Lehrenden an den Berliner Integrierten Sekundarschulen, die eine praxisnahe und unkomplizierte Integration der Elternarbeit von der 7. bis zur 10. Klasse in den Schulalltag ermöglicht. Zur Erarbeitung der jeweiligen Lernkompetenzfelder in den vier Klassenjahrgängen, wird den Lehrkräften jeweils didaktisches Material zur Verfügung gestellt. Der Inhalt ist an die je spezifischen Anforderungen der jeweiligen Jahrgangsstufe angepasst. Die in der Vergangenheit entwickelten mehrsprachigen Elterninformationsbriefe sind in das Produkt eingeflossen und Teil der Arbeitsmaterialien, die zum freien Download bereitgestellt werden. In jeder Jahrgangsstufe stehen jeweils zwei Elternbriefe für den Einstieg und den Abschluss des Schuljahres zur freien Verfügung und Bearbeitung. 2. Welchen zeitlichen Umfang nimmt das Projekt für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer ein? In welchem Schuljahr setzt das Projekt an? Zu 2.: Der zeitliche Umfang, den Lehrkräfte für die Instrumente von BES:T aufwenden, lässt sich pauschal nicht bestimmen. Dies ist stets davon abhängig in welcher Breite und Tiefe die einzelnen Fachlehrkräfte die durch das Projekt angebotenen Instrumente in ihren Unterricht einflechten. 3. Wie wird sichergestellt, dass die allgemeinen bzw. schulspezifischen Elterninformationsbriefe die Eltern erreichen? Zu 3.: Die Verteilung der allgemeinen Elterninformationsbriefe erfolgte durch unmittelbaren Postversand an die Berliner Schulen, durch Verteilung über Elternvereine, Vereine und Verbände der Migrantenorganisationen, weitere einschlägige Akteure, wie die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit in den drei Berliner Agenturen für Arbeit und durch Bereitstellung von download-Links zum selbständigen herunterladen und ausdrucken. Die schulspezifischen und in Kooperation mit den jeweiligen Schulen erstellten Elterninformationsbriefe wurden unmittelbar durch die Kooperationsschulen an die Eltern verteilt. Ergänzend zur jeweiligen Veröffentlichung wurden Workshops zur Vermittlung der Inhalte durchgeführt. Der Teilnehmendenkreis umfasste hier Lehrkräfte, Vertreterinnen und Vertreter der Elternselbstorganisationen, Vereine und Verbände der Migrantenorganisationen und weitere einschlägige Akteure. Ferner wurde aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben und in Anzeigen sowie durch Berichterstattung in der Zielgruppe zugänglichen Printmedien und Radiosendern auf die Elterninformationsbriefe aufmerksam gemacht. 4. Wie viele und welche Schulen nehmen am Projekt „BES:T plus“ teil? 5. Wie viele und welche Schulen haben am abgeschlossenen Projekt „BES:T – Berufsorientierungsbegleitung Eltern, Schüler: Tools“ teilgenommen? Zu 4. und 5.: Das Projekt ist unter Beteiligung von acht Integrierten Sekundarschulen aus Berliner Brennpunkt-Quartieren, wie Spandau, Marzahn/Hellersdorf, Lichtenberg, Neukölln und Kreuzberg gestartet. Die Zahl teilnehmender Schulen hat sich kontinuierlich erhöht. 4 Aktuell und aktiv beteiligt sind folgende Oberstufenzentren: Knobelsdorff-Schule OSZ Bautechnik I Max Bill Schule - OSZ Planen, Bauen, Gestalten OSZ IMT - Informations- und Medizintechnik KIM OSZ Kommunikations-, Informations- und Medientechnik OSZ TIEM: Technische Informatik, Industrie Elektronik, Energie Management Max-Taut-Schule - OSZ Gebäude-Umwelt-Technik Georg-Schlesinger-Schule - OSZ Maschinen- und Fertigungstechnik Wilhelm-Ostwald-Schule OSZ Gastgewerbe Brillat-Savarin-Schule Emil-Fischer-Schule - OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik Lise-Meitner-Schule Berlin - OSZ Chemie, Physik und Biologie Jane-Addams-Schule OSZ Sozialwesen Anna-Freud-Schule Rahel-Hirsch-Schule - OSZ Gesundheit/Medizin Louise-Schroeder-Schule - OSZ Bürowirtschaft und Verwaltung OSZ Banken, Immobilien und Versicherungen OSZ Handel 1 OSZ Logistik, Touristik und Steuern Hans-Litten-Schule - OSZ für Recht und Wirtschaft Hermann-Scheer-Schule - OSZ Wirtschaft Elinor-Ostrom-Schule - OSZ Bürowirtschaft und Dienstleistungen Von den mehr als 120 Berliner Integrierten Sekundarschulen haben über den gesamten Projektverlauf hinweg mehr als 50 Integrierte Sekundarschulen aktiv Angebote von BES:T wahrgenommen. 6. Wie viele Schülerinnen und Schüler werden in den einzelnen Schuljahren durch das Projekt „BES:T plus“ angesprochen und beraten? Wie haben sich die Zahlen in den vergangenen Jahren verändert? 7. Wie viele Schülerinnen und Schüler wurden durch das Projekt „BES:T“ in den einzelnen Schuljahren angesprochen und beraten? Zu 6. und 7.: Grundsätzlich werden aktiv durch die unterschiedlichen Angebotsformate, die das Projekt anbietet, alle Schüler und Schülerinnen der neunten und zehnten Jahrgangstufe angesprochen. Durch die Methodenhandreichung des Leitfadens für Lehrerinnen und Lehrer werden indirekt auch die Jahrgangsstufen der 7./8. Klassen erreicht. Die aktive Teilnahme durch Schülerinnen und Schüler ist in allen Projektteilen von „BES:T“ über die Jahre kontinuierlich gestiegen, ohne dass die tatsächliche Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erfasst wurde. Die Entwicklung der Lernangebote des Modell- und Pilotprojektes wurde und wird fachlich begleitet durch berufsschulische Lehramtsreferendare und deren Seminarleiterinnen und Seminarleiter. 5 8. Hat das Projekt ein besonderes Beratungsziel hinsichtlich der Berufsqualifizierung? Steht die berufliche Ausbildung dabei auf der gleichen Ebene wie das Studium? Zu 8.: Das Projekt BES:T ist kein klassisches Beratungsangebot, sondern bietet Lernangebote an, mit dem Ziel Schlüsselqualifikationen der Schülerinnen und Schüler zu fördern und sie in ihrer Handlungskompetenz weiter zu befähigen, mit einer differenzierteren Berufsperspektive eine nachhaltige Berufswahl zu treffen und berufliche Fehllokationen zu reduzieren. Die Angebote von BES:T haben keine determinierenden Faktoren, sondern fördern stets das Empowerment der Teilnehmenden. Es findet keine wertende Unterscheidung zwischen Dualer Ausbildung und Studium statt. 9. Wie evaluiert der Senat den Erfolg des Projekts? Gibt es eine Anschlussverfolgung, die die Beratungsleistung mit der tatsächlich gewählten Ausbildung abgleicht? Zu 9.: In dem Projekt erfolgt keine berufsbezogene Beratung, sondern Schülerinnen und Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Berufswahlkompetenz zu verbessern. Dafür werden Informationen bereitgestellt, die helfen, das Ziel zu erreichen. Eine Einzelberatung auf einen bestimmten Beruf erfolgt nicht. 10. Wie hoch sind die jährlichen Kosten für das Projekt „BES:T plus“? Wie hoch waren die Kosten für das Projekt „BES:T“? Wie haben sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Zu 10.: Haushaltsjahr Ausgezahlte Fördermittel in € 2014 391.866 2015 350.171 2016 315.321 2017 319.760 2018 (Planung) 360.137 Berlin, den 11. September 2018 In Vertretung Alexander F i s c h e r _____________________________ Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales