Drucksache 18 / 16 362 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Danny Freymark (CDU) vom 04. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. September 2018) zum Thema: Lieber gemeinsam statt einsam: Volkshochschulen und Antwort vom 17. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Sep. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Herrn Abgeordneten Danny Freymark (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/16362 vom 04. September 2018 über Lieber gemeinsam statt einsam: Volkshochschulen ___________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Die zwölf Berliner Volkshochschulen befinden sich in der Trägerschaft der Berliner Bezirke. Die Schriftliche Anfrage betrifft Sachverhalte, die der Senat teilweise nicht in eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Gleichwohl ist der Senat bemüht, die Fragen zu beantworten und hat die Volkshochschulen um Stellungnahme gebeten. Die Stellungnahme ist in die Beantwortung aller Fragen einbezogen worden. 1. Wie hoch sind die Nutzerzahlen der Angebote der Berliner Volkshochschulen? Wie viele Kurse werden angeboten? Zu 1.: Die Berliner Volkshochschulen (VHS) haben im Jahr 2017 20.630 Kurse mit insgesamt 842.327 Unterrichtseinheiten (UE) angeboten. In diesen Kursen gab es 238.190 Belegungen, wobei Nutzerinnen und Nutzer der VHS mehrere Kurse besucht haben können, so dass die Zahl der tatsächlichen Nutzerinnen und Nutzer, die nicht gesondert erhoben werden kann, geringer sein kann. Alle genannten Kennzahlen des VHS-Angebotes (Kurse, Unterrichtseinheiten, Belegungen) sind in den vergangenen Jahren, so zeigt es die jährlich vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung erhobene Volkshochschul-Statistik, kontinuierlich gestiegen. 2 2. Machen die Berliner Volkshochschulen besondere Angebote an Menschen, die als einsam gelten? Falls ja, welche? Zu 2.: Die Kurse der Berliner Volkshochschulen richten sich generell im offenen Programm an alle Menschen über 15. „Einsame Menschen“ sind keine Zielgruppe, an die sich die Berliner Volkshochschulen explizit richten. Allerdings sind die Berliner Volkshochschulen mit ihren vielfältigen Angeboten und entsprechend ihres Leitbildes als Orte der Offenheit, Begegnung und des miteinander Lernens angelegt. Weiter gibt es immer wieder einzelne Kursangebote, die sich mit der Thematik der „Einsamkeit“ befassen. Zudem ist es bekannt, dass Volkshochschulkurse mit ihrer offenen und wertschätzenden Atmosphäre gut zum Kennenlernen ähnlich Interessierter geeignet sind. Dieser Nebeneffekt ist den Volkshochschulen wichtig, um auch nachbarschaftliche und interessensorientierte Kontakte zu fördern. Die Kurse aus allen Fachbereichen werden, wie Befragungen gezeigt haben, gern auch zum Kennenlernen genutzt. Allerdings tritt der Senat einer Zuschreibung bestimmter Gruppen, etwa Alleinerziehender, Senioren oder Menschen mit Behinderung als „einsam“ entgegen. Es handelt sich vielmehr um ein individuelles Phänomen, das in einigen gesellschaftlichen Gruppen oder Alterskohorten vermehrt auftritt, diesen als Verallgemeinerung aber nicht zugeschrieben werden kann. 3. Werden bei einer Nutzergruppenanalyse besondere Angebote an Alleinstehende oder einsame Menschen erarbeitet? Falls ja, bitte erläutern. Zu 3.: Nein. Zudem wird auf die Antwort zu 2. verwiesen. 4. Gibt es besondere Angebote an Senioren, die auch die eventuell besonderen Bedürfnisse von älteren Menschen berücksichtigen (z.B. Barrierefreiheit etc.)? Wenn ja, welcher Art? Zu 4.: Für Seniorinnen und Senioren existieren umfangreiche Angebote unterschiedlichster Art, die teilweise auch in Senioreneinrichtungen angeboten werden. Sie reichen von Sprachkursen für Seniorinnen und Senioren über Gesundheits- und Bewegungskurse bis hin zu IT-Kursen und praktischen Angeboten, wie Nutzung von Smartphones oder Nutzung von Skype zur Kommunikation. Kursangebote werden über eine spezielle Zielgruppen-Seite besonders nachgewiesen: https://www.berlin.de/vhs/themen/senior-innen/ Generell versuchen die Volkshochschulen möglichst viele ihrer Kurse in barrierefreien Häusern anzubieten 5. Gibt es besondere Angebote an alleinerziehende Eltern, die auch dem Austausch dienen oder eine Kursteilnahme überhaupt erst ermöglichen (z.B. Kinderbetreuung etc.)? Wenn ja, welcher Art? 3 Zu 5.: Die Berliner Volkshochschulen bieten zahlreiche Angebote speziell für Eltern an. Darunter zählen insbesondere die Mütter-/Elternkurse an Schulen und Kitas, die Deutschkenntnisse mit der Vermittlung von Themen wie Erziehung, Schule und Partizipation der Eltern verbinden. Für diese Kurse gibt es an zahlreichen Orten Kinderbeaufsichtigung, soweit diese nicht durch Kindertagesstätten oder Schulen gewährleistet ist. Zudem gibt es Programme wie die „Elternakademie“ oder das „Eltern-Training“, in denen zahlreiche unterschiedliche Kurse für Eltern angeboten werden. Alle Angebote richten sich auch an alleinerziehende Eltern. Einige spezifische Kurse adressieren konkret alleinerziehende Eltern oder deren Umfeld. 6. Gibt es besondere Angebote für Menschen mit Behinderungen oder deren Angehörigen? Wenn ja, welcher Art? Zu 6.: Das Berliner Schulgesetz sieht in § 123 Absatz 2 vor: „Für Menschen mit Behinderungen, die wegen der Art oder Schwere der Behinderung nicht das Regelangebot [der VHS] in Anspruch nehmen können, sind ihren Bedürfnissen entsprechende Bildungsangebote vorzuhalten.“ Um dieser Vorgabe nachzukommen, unterhalten die Berliner Volkshochschulen den Bereich „VHS inklusiv“, der sich insbesondere an Menschen richtet, für die Zugangsbarrieren bestehen (online zu finden unter: https://www.berlin.de/vhs/themen/vhs-inklusiv/). Dieses Angebot verzeichnet auch alle VHS-Kurse für diese Zielgruppe. Zudem sind an dieser Stelle auch Verweise auf das Angebot „Erwachsenenbildung inklusiv – ERW-IN“ (eigener Internetauftritt: http://www.erw-in.de/) zu finden. Dieses ist ein gemeinsames Projekt der Berliner Volkshochschulen und der Lebenshilfe gGmbH, das zuerst systematisch Bedarfe erhoben und neue Formate für die Zielgruppe „Menschen mit Behinderung“ entwickelt hat und nun halbjährlich entsprechende VHS-Angebote in einem eigenen, in Leichter Sprache verfassten Programmheft veröffentlicht. Dieses wird auch gezielt an die Zielgruppe, etwa in Werkstätten, verteilt und bildet die ganze Vielfalt des VHS-Programms ab. Zur Arbeit im Feld der inklusiven Erwachsenenbildung bietet die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie regelmäßig im Rahmen der Fortbildung für Weiterbildner Fortbildungsseminare an, die interessierten Kursleitenden offen stehen. Im Zuge des geplanten Aufbaus des Servicezentrums VHS wird die bereits bestehende Geschäftsstelle Integration ausgebaut zur Geschäftsstelle Integration, Inklusion und Diversität, so dass es für die Berliner Volkshochschulen eine gemeinsame Anlaufstelle geben wird, die sich verstärkt auch mit der Zielgruppe der Menschen mit Behinderung befassen wird. 7. Wie werben die Volkshochschulen für ihre Angebote und werden besondere Nutzergruppen gezielt beworben? 4 Zu 7.: Alle Berliner Volkshochschulen veröffentlichen ihr Programm in Form eines gedruckten Programmhefts, das je nach VHS jährlich oder halbjährlich erscheint. Zudem betreiben die Volkshochschulen gemeinsam die Internet-Seite www.berlin.de/vhs, die auch über www.vhs.berlin.de erreichbar ist und das gesamte Angebot aller zwölf Berliner Volkshochschulen über die Kurssuche zugänglich macht. Weitere Werbemaßnahmen, etwa über Flyer, Plakate, Aushänge, in Newslettern oder regionalen bzw. bezirklichen Medien, werden von den Volkshochschulen nach Bedarf und Möglichkeit genutzt, zum Teil auch speziell für eine Zielgruppe oder eine Thematik. Siehe zudem auch die Antworten zu den Fragen 4. und 6. 8. Wie hoch ist die Auslastung der Räumlichkeiten der Berliner Volkshochschulen? Zu 8.: Im Rahmen der Berliner VHS Statistik werden die von den VHS in eigener Regie genutzten Räumlichkeiten erfasst. Viele VHS Angebote finden zudem in anderen, zum Teil wechselnden, Räumlichkeiten statt, die in Kooperation mit anderen Bildungseinrichtungen oder anderen Einrichtungen des Sozialraums genutzt werden. Für die VHS-eigenen Räume sind für 2017 statistisch folgende Werte erfasst: U n te rr ic h ts rä u m e (R ä u m e i n e ig e n e r R e g ie ) U n te rr ic h ts rä u m e j e 1 .0 0 0 U E Charlottenburg- Wilmersdorf 39 0,53 Friedrichshain- Kreuzberg 32 0,43 Lichtenberg 30 0,81 Marzahn-Hellersdorf 34 0,86 Mitte 67 0,48 Neukölln 55 0,44 Pankow 42 0,64 Reinickendorf 35 0,60 Spandau 26 0,55 Steglitz-Zehlendorf 58 0,83 Tempelhof-Schöneberg 32 0,47 Treptow-Köpenick 35 0,83 BERLIN 485 0,58 Mit Blick auf die Auslastung der Räumlichkeiten ist der Berliner Durchschnitt von 0,58 VHS-eigenen Unterrichtsräumen je 1.000 UE zu betrachten. Dieser Wert bedeutet konkret, dass in einem Raum durchschnittlich über 1800 UE im Jahr stattfinden. Dies ist ein sehr hoher Wert, bei dem berücksichtigt werden muss, dass zu den VHSeigenen Räumen in der Regel einige besondere Räume gehören, die schwer auszulasten sind, etwa Bewegungs-, Koch- oder Keramikräume, die größere Pausenzeiten benötigen oder deren Nutzung zu bestimmten Tageszeiten nicht teilnehmergerecht wäre. Die stärksten Nutzungszeiten insgesamt sind vormittags und 5 abends, gefolgt vom Wochenende und den Nachmittagen. Der Senat bewertet die Auslastung der VHS-eigenen Räumlichkeiten daher als sehr hoch. 9. Können die Räume der Berliner Volkshochschulen auch an Außenstehende und Nicht- Kursteilnehmer vergeben werden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Wenn nein, warum nicht? Zu 9.: Die Räume der Volkshochschulen werden, soweit verfügbar, nach den bezirklichen Konditionen vermietet. Dies ist auf Grund der starken Auslastung allerdings nur in geringem Umfang möglich. 10. Werden die Räume der Volkshochschulen auch am Wochenende genutzt? Wenn nein, unter welchen Bedingungen könnten sie am Wochenende genutzt werden (z.B. mehr Pförtner oder elektronische Schließsysteme)? Zu 10.: Eine Wochenendnutzung ist für viele Kompaktseminare und auch für fortlaufende Kurse sehr wichtig und hat in der jüngeren Vergangenheit zugenommen. Am Wochenende können viele Teilnehmende, die unter der Woche, z.B. aufgrund von Berufstätigkeit, keine Zeit finden, mit umfänglicheren Angeboten erreicht werden. Die Nutzung erfolgt mit Einsatz von Wachschutz und/oder Schlüsselverträgen mit den Kursleitenden. Berlin, den 17. September 2018 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie