Drucksache 18 / 16 502 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Maja Lasić (SPD) vom 18. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. September 2018) zum Thema: Erfolgsmodell Elternkurse – Bedarfs- und Finanzentwicklung und Antwort vom 09. Oktober 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. Okt. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Frau Abgeordnete Dr. Maja Lasić (SPD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/16 502 vom 18. September 2018 über Erfolgsmodell Elternkurse – Bedarfs- und Finanzentwicklung ___________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1) Welche Inhalte und Zielsetzungen verfolgen Elternkurse? Zu 1.: Die Elternkurse sind ein Erfolgsmodell, das seit 1999 Deutsch-Lernen mit inhaltlichen Schwerpunkten zum Thema Schule/Schulbesuch der eigenen Kinder verbindet, der Orientierung der Eltern im Berliner Bildungs- und Berufsausbildungssystem dient sowie vielfältige Möglichkeiten aufzeigt, den Bildungsweg ihrer Kinder aktiv zu begleiten und zu unterstützen. Dabei wird zusätzlich zum Erlernen der deutschen Sprache u.a. das Ziel verfolgt, dass Eltern positiv auf die Bildungsteilhabe und den Schulerfolg ihrer Kinder einwirken. Die Kurse stärken die schul- und bildungsbezogenen Erziehungskompetenzen der Eltern und befähigen sie dazu, die schulischen Belange ihrer Kinder sowie die Erwartungen der Schule an sie selbst und an ihre Kinder zu verstehen sowie deren Lern- und Bildungsprozesse zu fördern. Dadurch haben sie auch eine positive Auswirkung auf die Mitwirkung der Eltern im Schulalltag und auf die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule insgesamt. 2008 haben die Berliner Volkshochschulen – in Abstimmung mit Schulleitungen von Grundschulen sowie der für Bildung zuständigen Senatsverwaltung – ein Elternkurs- Curriculum erarbeitet, das den Bildungsauftrag sowie die im Schulgesetz verankerten Bildungs- und Erziehungsziele im Blick hat. Derzeit wird das Elternkurs-Curriculum unter der Federführung der Geschäftsstelle Integration der Berliner Volkshochschulen überarbeitet und aktualisiert. Die Themen der Elternkurse 2 orientieren sich an den altersgemäßen Entwicklungsphasen des Kindes: von der frühkindlichen Bildung über Schulübergänge bis zur Berufsorientierung für Kinder und Eltern. Dabei werden u.a. folgende Themen aufgegriffen: Kindererziehung, Gesundheitsvorsorge, das Berliner Schulsystem, Rechte/Mitwirkungsmöglichkeiten der Eltern am Schulleben, Formen der Elternarbeit, staatliche Unterstützungsmöglichkeiten, Beratungsangebote, außerschulische Lernorte. a) Inwiefern unterscheiden sich Elternkurse von den herkömmlichen Deutsch- bzw. Integrationskursen an Volkshochschulen? Zu 1.a): Die Elternkurse sind neben den Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und den Deutschkursen für Geflüchtete, finanziert von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die dritte große Säule im Deutsch-als-Zweitsprache-Angebot (DaZ-Angebot) der Berliner Volkshochschulen. Die Elternkurse unterscheiden sich von den herkömmlichen Kursen vor allem in folgenden Punkten: a) Die BAMF-Integrationskurse stehen nur Geflüchteten mit einer sicheren Bleibeperspektive und aus sog. unsicheren Herkunftsstaaten zur Verfügung. Die Deutschkurse für Geflüchtete des Landes Berlin können von allen anderen Geflüchteten, die nicht in die BAMF-Integrationskurse zugelassen werden, in Anspruch genommen werden. Diese beiden Kurse sind exklusiv für bestimmte Zielgruppen, Elternkurse hingegen sind inklusiv und stehen jedem Elternteil, dessen Erstsprache nicht Deutsch ist, offen – unabhängig von Herkunftsstaat/Aufenthaltsdauer in Deutschland/Aufenthaltsstatus und Staatsangehörigkeit. So können alle Eltern in den Schulen, Kitas oder Familienzentren an den Elternkursen teilnehmen und z.B. auch Eltern aus Willkommensklassen erreicht werden. b) In den Elternkursen wird neben speziellem Zusatzmaterial für schul- und erziehungsrelevante Themen mit Lehrwerken gearbeitet, die auch in den anderen Deutschkursen der Volkshochschulen verwendet werden. Die Verwendung der gleichen Lehrwerke dient dem Erhalt der Anschluss- und Abschlussfähigkeit dieser Kurse. Teilnehmende der Elternkurse sollen jederzeit wechseln können in reguläre Kurse, wenn es die Lebensumstände erforderlich machen. c) Im Gegensatz zu den Integrationskursen zeichnen sich die Elternkurse durch ein teilnehmerbezogenes, oft langsameres Lerntempo und inhaltliche Schwerpunktsetzung auf bildungs-, schul- und berufsbezogene Themen aus. d) Die Stärken der Elternkurse sind zudem – in Abgrenzung zu den BAMF- Integrationskursen und Deutschkursen des Landes, dass sie den Kursteilnehmenden und somit ihren Kindern die Möglichkeit bieten, auch an weiteren Aktivitäten im Bezirk teilzuhaben, da die Einsatzlehrkräfte (vgl. Antwort zu 1.b) im Rahmen des Elternkurs-Angebots bezirksweite Vernetzungsaufgaben wahrnehmen und Exkursionen im Sozialraum, etwa in Stadtbibliotheken oder andere Einrichtungen, unternehmen. b) Wo und vom werden die Elternkurse durchgeführt? 3 Zu 1.b): Die Elternkurse sind ein Angebot der Berliner Volkshochschulen. Idealerweise finden die Elternkurse an den Grundschulen bzw. den Kindertagesstätten statt, die von den Kindern der Teilnehmenden besucht werden, um die Eltern an diese Bildungseinrichtungen heranzuführen und ihnen die Möglichkeit zur Orientierung sowie Mitgestaltung des Schul- bzw. Kita-Alltags zu bieten. Aufgrund von Raummangel an Schulen müssen jedoch viele Elternkurse auf Räume der Volkshochschulen oder auf umliegende Standorte, z.B. Familienzentren, ausweichen. Die Volkshochschulen organisieren die Elternkurse selbständig; den Unterricht führen Volkshochschul-Kursleitende, die für DaZ qualifiziert sind, durch. Zudem werden seit dem Schuljahr 2004/2005 insgesamt zwölf Einsatzlehrkräfte mit jeweils 14 Abordnungsstunden an bestimmten Schwerpunktschulen in den Elternkursen eingesetzt, um im Kurs zu unterrichten, Wissen über das Berliner Bildungssystem an die Eltern zu vermitteln, regelmäßige Beratungsgespräche mit den Eltern (Elterncafés, Elternsprechstunden etc.) zu führen sowie die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus zu stärken. Sie haben zudem eine Scharnierfunktion zwischen den Grundschulen und den Volkshochschulen und führen Fortbildungen für Volkshochschul-Kursleitende zu schul- und bildungsspezifischen Themen durch. c) Inwiefern erfüllen Elternkurse nach Einschätzung des Senats ihre Ziele? Zu 1.c): Der Senat bewertet die Elternkurse als sehr erfolgreich. Sie verknüpfen Erwachsenenbildung mit Elternbildung und haben eine positive Auswirkung auf die Schulatmosphäre. Dieses Sprachlernprogramm ist gleichzeitig niedrigschwellig und abschlussbezogen; viele Teilnehmende nehmen an dem Deutsch-Test für Zuwanderer teil und erlangen ein Deutschzertifikat (bis B1-Niveau). Darüber hinaus werden als „Zwischenprüfungen“ die Start 1- bzw. Start 2- Prüfungen durchgeführt. Falls nötig, kann ein Alphabetisierungskurs besucht werden, um das lateinische Alphabet zu erlernen. Die Stärke der Elternkurse ist zudem, dass sie auf die Bedürfnisse der Lernenden ausgerichtete sind; sie bauen auf die Erfahrungen der Eltern auf und sind praxis- und bedarfsorientiert. Die Lernbereitschaft und –motivation der Teilnehmenden sind hoch, die Quote an Teilnehmenden die den Kurs abbrechen ist gering. Die Eltern bekommen nicht nur eine Idee, wie sie ihre Kinder bei ihrer Bildungs- und Berufsorientierung unterstützen können, sondern auch Hinweise für ihren eigenen beruflichen Werdegang. Durch die Einsatzlehrkräfte ist eine enge Anbindung der Elternkurse an die Schulen gewährleistet. Des Weiteren füllen die Elternkurse eine Leerstelle im Berliner Sprachlernsystem: Für diejenigen, die keinen Zugang zu den BAMF-Integrationskursen haben bzw. ihr gewünschtes Sprachniveau nach dem Absolvieren der Integrationskurse oder der Berliner Deutschkurse für Geflüchtete nicht erreicht haben, stellen die Elternkurse ein geeignetes Anschlussangebot dar. Laut einer Evaluierung der Elternkurse an den Volkshochschulen in Friedrichshain- Kreuzberg, Mitte, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg im Jahr 2005 haben die Elternkurs-Teilnehmenden mehrheitlich angegeben, dass sich ihre Deutschkenntnisse eindeutig verbessert haben, sie dank der Elternkurse mehr mit 4 den Lehrerkräften ihrer Kinder kommunizieren, ein besseres Verständnis für schulische Angelegenheiten ihrer Kinder haben und sie die im Elternkurs behandelten Themen als nützlich für ihren Alltag erachten. Die Volkshochschulen gaben zudem an, anhand der Elternkurse eine Zielgruppe für ihre Angebote zu gewinnen, die sie mit ihren Regelangeboten der Erwachsenenbildung schwer erreichen. Zudem wird von Grundschulen mit Elternkursen der Volkshochschulen deren Wirkung auf die Elternarbeit der Schule positiv bewertet. Derzeit führen die Berliner Volkshochschulen im Rahmen der Überarbeitung des Elternkurs-Curriculums eine stichprobenartige Befragung von Elternkurs- Teilnehmenden an mehreren Berliner Volkshochschulen durch, die Aufschluss über die Bedarfe der Teilnehmenden im Hinblick auf die Inhalte der Kurse/des Elternkurs- Curriculums geben soll. 2) Wie finanzieren sich Elternkurse? Zu 2.: Die Elternkurse der Volkshochschulen werden in der Kosten- und Leistungsrechnung über ein eigenes Produkt (79870) nachgewiesen. Das Produktbudget für 2017 beträgt rund 4,3 Mio. €. Teil des Produktbudgets sind 2.406.420 €, die auf Beschluss des Abgeordnetenhauses zur Verfügung gestellt wurden und dann in das Regelsystem der Bezirksbudgetierung eingegangen sind – eine gesonderte Zuweisung dieser Mittel erfolgt nicht. Hinzu kommen entsprechend bezirkliche Eigenmittel. Ergänzt werden die Ressourcen durch zwölf halbe Stellen von Grundschullehrkräften, die den beteiligten Volkshochschulen für die inhaltliche Unterstützung und für die Durchführung der Elternkurse auf dem Weg der Abordnung von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familien zur Verfügung gestellt werden. a) Welche Mittelzuweisungen haben die Bezirke seit dem Schuljahr 2009/2010 für Elternkurse vom Land erhalten? Bitte jeweils nach Bezirk und Schuljahr aufschlüsseln. Zu 2.a): Die Zuweisung an die Bezirke wurde nach dem Start der Elternkurse 1999 in mehreren Schritten nach oben angepasst. Der letzte dieser Schritte erfolgte zum Jahr 2010, so dass sich seitdem die Werte nicht verändert haben. Die Darstellung folgt dabei dem Haushalts- (bzw. Kalender-) Jahr und nicht dem Schuljahr. Tabelle 1 Bezirk insgesamt gem. AH-Beschluss bereitgestellte Mittel (pro Jahr) Mitte 595.181 € Friedrichshain-Kreuzberg 417.601 € Pankow 0 € Charlottenburg-Wilmersdorf 126.288 € Spandau 106.503 € Steglitz-Zehlendorf 44.229 € Tempelhof-Schöneberg 254.354 € 5 Neukölln 690.007 € Treptow-Köpenick 0 € Marzahn-Hellersdorf 8.728 € Lichtenberg 26.478 € Reinickendorf 137.051 € Summe 2.406.420 € Da der Bezirk Marzahn-Hellersdorf keine Elternkurse anbietet (vgl. die Tabellen 2, 3, 4 und 5), erhält dieser Bezirk mittlerweile auch keine Zuweisung mehr dafür. In den Vorfahren mussten die zur Verfügung gestellten Mittel für die Elternkurse dem Bezirk jeweils im Zuge der Nachbudgetierung wieder abgezogen werden, da die Mindestmenge nicht erbracht wurde. b) Wer ist für die Finanzierung von Elternkursen zuständig, die über die von den Bezirken eingeforderte Mindestmenge hinausgehen? Zu 2.b): Die anfallenden Kosten, die über die durch das Abgeordnetenhaus zur Verfügung gestellten Mittel hinausgehen, tragen die Volkshochschulen bzw. die Bezirke. Sie finanzieren eine größere Menge an Unterrichtseinheiten (UE, entsprechen 45 Minuten) in Elternkursen, als sie nach der vorgegebenen Mindestmenge müssten. In dieser Konstellation ist ein Abfallen der UE auf das Niveau der Mindestmenge möglich, da die Bezirke zwar ein Interesse an den Elternkursen haben, weil diese ein gutes Sprach- und Bildungsangebot sind, aber nicht zu deren Durchführung verpflichtet sind. Die Mindestmenge wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie errechnet und von der Senatsverwaltung für Finanzen den Bezirken im Rahmen des Systems der Kosten- und Leistungsrechnung mitgeteilt. Sie errechnet sich auf der Basis standardisierter Ausgaben (Honorar, Sachmittel, Regiekosten) und sinkt bei gleichbleibenden Mitteln kontinuierlich. 3) Wie viele Eltern haben in den vergangenen Schuljahren an Elternkursen teilgenommen? Welche Nachfrage wird für das laufende Schuljahr erwartet? Bitte nach Bezirken sowie der Anzahl der Teilnehmenden und Unterrichtsstunden aufschlüsseln. Zu 3.: Alle Zahlen bezüglich der Belegungen, Kurse und Unterrichtseinheiten sind der vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung erstellten Berliner Volkshochschul- Statistik entnommen. Diese weist keine Teilnehmendenzahlen aus, sondern Belegungen, wobei Teilnehmende der VHS mehrere Kurse belegt haben können, so dass die Zahl der tatsächlichen Teilnehmenden geringer sein kann. Tabelle 2: Elternkurse 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Charlottenburg- Wilmersdorf 20 22 22 23 24 28 27 40 Friedrichshain- 93 91 113 108 105 99 92 84 6 Kreuzberg Lichtenberg 9 9 9 9 9 9 9 9 Marzahn-Hellersdorf 0 0 0 0 0 0 0 0 Mitte 145 165 196 190 169 169 158 170 Neukölln 168 178 178 170 137 160 161 140 Pankow 0 0 0 0 0 0 0 0 Reinickendorf 33 40 41 47 46 44 50 50 Spandau 55 46 42 40 44 42 36 39 Steglitz-Zehlendorf 14 7 22 24 24 25 23 24 Tempelhof- Schöneberg 117 112 107 104 108 109 111 110 Treptow-Köpenick 0 0 0 0 0 0 0 0 BERLIN 654 670 730 715 666 685 667 666 (Lesehinweis: Die VHS Statistik sortiert die Bezirke alphabetisch.) Tabelle 3: UE in Elternkursen 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Charlottenburg- Wilmersdorf 3.617 3.890 4.073 3.990 4.112 4.685 4.686 4.876 Friedrichshain- Kreuzberg 13.807 14.117 15.190 13.138 13.505 12.435 10.936 10.652 Lichtenberg 764 940 888 896 916 932 928 924 Marzahn- Hellersdorf 0 0 0 0 0 0 0 0 Mitte 18.453 22.253 21.065 21.428 19.931 19.407 19.017 18.275 Neukölln 23.545 24.402 24.262 22.705 19.162 21.207 22.385 19.259 Pankow 0 0 0 0 0 0 0 0 Reinickendorf 4.536 4.673 4.193 4.962 4.983 4.724 5.244 5.295 Spandau 5.251 4.266 4.098 3.920 4.328 4.168 3.600 3.900 Steglitz-Zehlendorf 1.361 994 1.546 1.605 1.722 1.746 1.620 1.740 Tempelhof- Schöneberg 12.932 12.849 13.043 12.315 12.729 12.811 12.790 13.017 Treptow-Köpenick 0 0 0 0 0 0 0 0 BERLIN 84.266 88.384 88.358 84.959 81.388 82.115 81.206 77.938 Tabelle 4: Belegungen in Elternkursen 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Charlottenburg- Wilmersdorf 356 426 528 546 590 647 583 677 Friedrichshain- Kreuzberg 1.083 984 1.178 1.467 1.133 1.102 1.065 903 Lichtenberg 75 89 107 113 94 116 118 131 Marzahn-Hellersdorf 0 0 0 0 0 0 0 0 Mitte 1.987 2.300 2.357 2.501 2.297 2.303 2.201 2.419 Neukölln 1.866 1.874 1.895 1.905 1.690 1.942 1.976 1.832 Pankow 0 0 0 0 0 0 0 0 Reinickendorf 325 449 516 567 582 649 716 683 Spandau 560 558 536 521 565 501 450 551 Steglitz-Zehlendorf 121 62 186 210 224 239 233 216 7 Tempelhof- Schöneberg 1.339 1.383 1.376 1.290 1.321 1.325 1.382 1.310 Treptow-Köpenick 0 0 0 0 0 0 0 0 BERLIN 7.712 8.125 8.679 9.120 8.496 8.824 8.724 8.722 Auch in 2018 wird aller Voraussicht nach die große Nachfrage nach diesen Kursen bestehen bleiben. Die zur Verfügung stehenden Mittel werden allerdings nicht ausreichen, um den bisherigen Umfang an Kursen anzubieten. Die ab 08/2018 greifenden außerplanmäßigen Honorarerhöhungen werden aus den im Kapitel 2729 (Zuweisungen an die Bezirke) zur Verfügung stehenden Mittel finanziert. Gleichwohl wird die Mindestmenge im Vergleich zu den Vorjahren absinken und sich die Kosten für den Anteil des Angebotes erhöhen, der aus bezirklichen Eigenmitteln finanziert wird, so dass eine Streichung eines Teils des Kursangebots die Folge sein wird und die UE zurückgehen werden. Aus diesem verringerten Angebot werden auch geringere Belegungen folgen. (Zur Erhebung der Nachfrage, siehe die Antwort zu 4.c). a) Nach welchen Kriterien wird entschieden, wer an Elternkursen teilnehmen darf? Zu 3.a): Die Elternkurse stehen allen Eltern von Schul- und Kitakindern in Berlin, die ihre Deutschkenntnisse erweitern möchten, offen (vgl. Antwort zu 1.a)). b) Wie erfahren potentielle Interessentinnen und Interessenten von Elternkursen? Zu 3.b): Die Elternkurse werden im regulären Programm der Berliner Volkshochschulen aufgeführt. Die Programme sind jeweils gedruckt verfügbar, zudem sind alle Kurse der Volkshochschulen über die Kurssuche online recherchierbar. Für die Elternkurse gibt es spezifische, teils mehrsprachige Informationsmaterialien. Die Volkshochschulen führen für ihr gesamtes Angebot im DaZ-Bereich Beratungen für jede Interessierte/jeden Interessierten durch, in deren Rahmen auch die Elternkurse empfohlen werden und die Teilnehmenden in diese eingestuft werden können. Die Einsatzlehrkräfte vermitteln zielgruppenspezifisch Informationen über die Elternkurse an Eltern sowohl an Schulen als auch anderen relevanten Einrichtungen in den Bezirken (z.T. indirekt über Elternvertretungsgremien, andere Lehrkräfte, Elterninitiativen, Sportvereine, Nachbarschaftszentren etc.). An beteiligten Grundschulen und Kindertagesstätten finden regelmäßig Informationsveranstaltungen statt und werden Informationsmaterialien ausgelegt. Auch Familienzentren und Jobcenter informieren über die Elternkursen. 4) Wie viele Elternkurse haben die Bezirke seit dem Schuljahr 2009/2010 angeboten? Bitte jeweils in Produkteinheiten nach Bezirk und Schuljahr sowie Mindest- und Ist-Menge aufschlüsseln. 8 Zu 4.: Die Werte sind den zwei folgenden Tabellen 5 (Produkteinheiten) und 6 (Mindestmenge) zu entnehmen. Zur Anzahl der Kurse siehe Tabelle 2 in der Antwort zu Frage 3. Die Produkteinheiten entsprechen in dieser Darstellung der Ist-Menge, daher ist diese nicht gesondert ausgewiesen. Ein Abgleich der Produkteinheiten mit den UE ist möglich (vgl. Tabelle 3). Der Wert für Produkteinheiten ist höher, da z.B. auch Einstufungsberatungen auf das Produkt gezählt werden, insgesamt stehen die beiden Werte aber in einem direkten, plausiblen Zusammenhang. Tabelle 5: Produkteinheiten Elternkurse (79870) Bezirk 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Mitte 22.527 27.069 23.411 22.868 21.500 20.196 19.856 18.478 Friedrichshain- Kreuzberg 15.015 15.321 15.057 13.020 13.760 12.763 11.074 10.720 Pankow 0 0 0 0 0 0 0 0 Charlottenburg- Wilmersdorf 3.079 3.434 4.644 4.174 4.383 4.701 4.696 5.112 Spandau 6.033 5.694 4.242 4.547 4.295 4.426 3.827 3.931 Steglitz-Zehlendorf 1.253 1.439 1.501 1.631 1.782 1.682 1.731 2.049 Tempelhof- Schöneberg 14.249 13.717 14.251 13.006 13.191 13.318 14.660 13.451 Neukölln 25.957 26.542 25.739 23.546 20.515 24.297 23.163 19.440 Treptow-Köpenick 0 0 0 0 0 0 0 0 Marzahn-Hellersdorf 0 0 0 0 0 0 0 0 Lichtenberg 875 1.064 1.012 1.004 916 852 928 928 Reinickendorf 5.366 5.597 4.743 5.406 5.615 5.515 5.778 6.057 Summe 94.354 99.877 94.600 89.202 85.957 87.750 85.713 80.166 (Lesehinweis: Auswertungen zur KLR sortieren die Bezirke numerisch, 01-Mitte,ff.) Tabelle 6: Mindestmenge Elternkurse (79870) Bezirk 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Mitte 16.861 16.253 15.812 15.304 14.842 14.481 13.418 Friedrichshain- Kreuzberg 11.830 11.404 11.095 10.738 10.414 10.161 9.415 Pankow 0 0 0 0 0 0 0 Charlottenburg- Wilmersdorf 3.578 3.449 3.355 3.247 3.149 3.073 2.847 Spandau 3.017 2.908 2.830 2.739 2.656 2.591 2.401 Steglitz-Zehlendorf 1.253 1.208 1.175 1.137 1.103 1.076 997 Tempelhof- Schöneberg 7.205 6.946 6.758 6.540 6.343 6.189 5.734 Neukölln 19.547 18.842 18.332 17.743 17.207 16.788 15.556 Treptow-Köpenick 0 0 0 0 0 0 0 Marzahn-Hellersdorf 247 238 232 224 218 212 197 Lichtenberg 750 723 703 681 660 644 597 Reinickendorf 3.882 3.743 3.641 3.524 3.418 3.335 3.090 Summe 68.171 65.713 63.933 61.878 60.010 58.550 54.253 9 Hinweis: Das bestehende System der Berechnung der Mindestmenge für die Elternkurse wurde zum Jahr 2012 stark überarbeitet und seitdem unverändert beibehalten. Werte vorheriger Jahre sind deutlich niedriger und lassen sich nicht vergleichen, daher wurden sie weggelassen. Zugleich stellt die Mindestmenge 2012 den Höchstwert dar und kann als Bezugspunkt für die Betrachtung der Folgejahre dienen. a) Wie erklärt der Senat etwaige Änderungen bei der Mindest- bzw. der Ist-Menge? Zu 4.a): Das kontinuierliche Absinken der Mindestmenge der Elternkurse lässt sich mit der Steigerung der Kosten, insbesondere der regelmäßigen Steigerung der Honorare, bei gleichbleibenden zur Verfügung stehenden Mitteln erklären. Alle Werte für Produkteinheiten/Ist-Mengen liegen jeweils deutlich über der zugehörigen Mindestmenge, so dass hier deutlich wird, in welchem Umfang die Bezirke eigene Mittel für die Elternkurse aufwenden, um mehr Kurse anbieten zu können, als durch die Mittel, die vom Abgeordnetenhaus zur Verfügung gestellt wurden. 4b) Nach welchen Kriterien wird festgelegt, wo Elternkurse angeboten werden? Zu 4.b): Es besteht Bedarf an Einrichtung eines Elternkurses, wenn eine Schule einen Anteil von 40 % an Kindern nicht-deutscher Herkunftssprache erreicht hat. Analog wird bei Kindertagesstätten verfahren, für die zusätzlich eine Mindestgröße von 100 Kindern vorgegeben wurde, damit die erforderliche Teilnehmendenzahl für einen Elternkurs zuverlässig erreicht werden kann. Im Schuljahr 2009/2010 erfüllten fast alle Bezirke dieses Kriterium – bis auf Pankow und Treptow-Köpenick: Obwohl gegenwärtig in allen Bezirken es Schulen und Kindertagesstätten gibt, die dieses Kriterium erfüllen, wurden seit 2010 die Mittel aus dem Abgeordnetenhaus für die Elternkurse nicht auf diese zwei Bezirke ausgeweitet. Weil es gegenwärtig mehr Schulen und Kitas - und zwar stadtweit in allen Bezirken - gibt, die das o.g. Kriterium erfüllen, sowie es insgesamt mehr Schülerinnen/Schüler sog. nicht-deutscher Herkunftssprache gibt, würde eine Neuberechnung, für die auch andere Kriterien herangezogen werden könnten, zu einem deutlich erhöhten Mittelbedarf führen. c) Wie oft wird derzeit überprüft, wo ein Bedarf an Elternkursen besteht? Wann fand die letzte Überprüfung statt? Zu 4.c): Diese Frage kann aus zwei Perspektiven beantwortet werden: Zum einen aus der Teilnehmenden-Sicht. Hier deuten die Entwicklung der tatsächlich angebotenen Produktmengen und die kontinuierlich hohen Belegungszahlen darauf hin, dass die Nachfrage der Teilnehmenden nach den Elternkursen hoch ist. Zudem ist mit steigenden Schülerzahlen, die unter das Kriterium der „nicht-deutschen Herkunftssprache“ fallen, ein erhöhter Bedarf anzunehmen. Dies wird noch verstärkt 10 durch die hohen Zahlen an neu nach Berlin zugewanderten Eltern, die nach dem Besuch des Integrationskurses oder des Deutschkurses für Geflüchtete weiter Deutsch lernen wollen. Dieser Bedarf wird allerdings nicht systematisch erhoben, da er nicht bedient werden könnte, weil die vom Land für die Elternkurse zur Verfügung gestellten Mitteln begrenzt sind. Zum anderen lässt sich die Perspektive des Mittelbedarfs einnehmen. Der Mittelbedarf der Elternkurse steigt kontinuierlich – dies ist insbesondere in den steigenden Honorarkosten begründet. Die Honorare von Volkshochschul- Kursleitenden sind durch die „Ausführungsvorschriften über Honorare der Volkshochschulen“ (AV Honorare VHS), die von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie erlassen werden, an die Tarifentwicklung im Öffentlichen Dienst gebunden und steigen regelmäßig. Zudem kamen im vergangenen Jahr noch vom Abgeordnetenhaus initiierte außerplanmäßige Honorarerhöhungen hinzu, die die Mindestmenge der Elternkurse hat absinken lassen. Die letzte Anpassung der Mittel für die Elternkurse fand 2010 statt. d) Hat sich dieser Überprüfungsrhythmus in den letzten zehn Jahren geändert? Wenn ja, warum? Zu 4.d): Es gibt bzw. gab keinen Überprüfungsrhythmus im Sinne eines vereinbarten Systems. Alle erfolgten Mittelanhebungen der Jahre vor 2010 sind auf Berichtsaufträge aus dem Abgeordnetenhaus zurückzuführen. Die letzte Mittelanhebung seitens des Abgeordnetenhauses fand 2010 statt. Nach dem Bericht im Jahr 2010 hat das Abgeordnetenhaus keinen Berichtsauftrag mehr an den Senat erteilt. Berlin, den 09. Oktober 2018 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie