Drucksache 18 / 16 510 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Fadime Topaç (GRÜNE) vom 20. September 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. September 2018) zum Thema: Berufsorientierende Kurse für geflüchtete Frauen und Antwort vom 05. Oktober 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. Okt. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Frau Abgeordnete Fadime Topaç (GRÜNE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 16 510 vom 20. September 2018 über Berufsorientierende Kurse für geflüchtete Frauen ___________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele ESF-Mittel geförderte Informations- und Orientierungskurse gab es im Bereich der sozialmedizinisch - und pflegerischen Berufsorientierung? (bitte nach Jahren, Dauer der Kurse, Anzahl der Plätze und Träger aufgeschlüsselt seit 2015) Zu 1.: Die Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) des Landes Berlin für die Förderperiode 2014 – 2020 werden im Rahmen der im Operationellen Programm festgelegten Förderinstrumente verausgabt. Alle Förderinstrumente und die jeweiligen Ansprechpersonen werden unter https://www.berlin.de/sen/wirtschaft/gruenden-und-foerdern /europaeische-strukturfonds/esf/informationen-fuer-projekttraeger/artikel.104390.php veröffentlicht. Eine Umfrage unter den Verantwortlichen der grundsätzlich in Frage kommenden Instrumente hat ergeben, dass keine aus ESF-Mitteln des Landes Berlin geförderten Informations- und Orientierungskurse mit sozial-medizinisch und pflegerischen Berufsorientierungsinhalten gefördert wurden. Allerdings werden beim Zentrum Überleben in der Berufsfachschule Paulo Freire im Rahmen von „bridge- Berliner Netzwerke für Bleiberecht“ Pflegebasiskurse durchgeführt, siehe https://www.pflege-lernen.org/pflegebasiskurse.html. Diese Kurse werden jedoch aus einem Bundes-ESF-Programm, der „Integrationsrichtlinie Bund“ finanziert, das Land Berlin gibt 10 % Kofinanzierung aus Landeshaushaltsmitteln hinzu. Die durch die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung im Rahmen des ESF-Förderinstruments geförderten Informations- und Orientierungskurse für Frauen sind hinsichtlich der beruflichen Ausrichtung unspezifisch, d. h. zielen nicht darauf ab, die Frauen konkret für das Berufsfeld Gesundheit/Pflege zu informieren und vorzubereiten. 2 Die jetzt laufenden Projekte im ESF-Instrument 1 beruhen auf einem im letzten Herbst laufenden Interessensbekundungsverfahren und haben in der Regel eine längere Laufzeit bis zum Teil 2020. Die für Gleichstellung zuständige Abteilung fördert auch nicht aus Landesmitteln spezielle Projekte mit der Zielsetzung, geflüchtete Frauen beruflich zu informieren und zu orientieren, vor allem nicht mit der spezifischen Ausrichtung Pflege /Gesundheit. 2. Welches Sprachniveau wird bei diesen Kursen vorausgesetzt und welche Angebote zum Spracherwerb gibt es? 3. Welche Kinderbetreuungsangebote gibt es für diese Zielgruppe? 4. Wie und wann und durch wen werden geflüchtete Frauen über das Angebot der Informations- Berufsorientierungskurse informiert? In welchen Sprachen geschieht das? 5. Wie viele geflüchtete Frauen haben an diesen Kursen teilgenommen? (bitte nach Jahren, Art und Dauer der Kurse und Träger aufgeschlüsselt seit 2015 bis heute) 6. Wie hoch war die Abbrecherinnenquote und sind die Gründe für etwaige Abbrüche bekannt? Wenn ja, welche Gründe sind bekannt und welche Maßnahmen wurden zur Verringerung der Abbrüche initiiert? 7. Wie wird der Bedarf für diese Kurse für 2018-2020 ermittelt und / oder geschätzt? 8. Welche Perspektiven ergeben sich für geflüchtete Frauen nach Besuch dieser Kurse? Welche gezielten Maßnahmen zur Förderung des Berufseintritts gibt es in diesen Branchen (bitte nach medizinischer, sozialerund pflegerischer Berufsorientierung sortieren)? Zu 2. bis 8.: Entfällt, da keine entsprechenden Kurse gefördert wurden. 9. Welche weiteren (staatlichen) Finanzierungsangebote können von Unternehmen und Trägern in Anspruch genommen werden? 10. Gibt es Gespräche o.ä. mit Trägern und Unternehmerverbänden, um geflüchtete Frauen beim Berufseintritt in die o.g. Mangelberufe zu unterstützen? Zu 9. und 10.: Im Rahmen des Integrierten Gesundheitsprogrammes unterstützt die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung den Zertifikatskurs Gesundheitslotsen , der von KommRum e. V. und der katholischen Hochschule für Sozialwesen angeboten wird. Geflüchtete mit beruflichen Vorerfahrungen in psychosozialen Berufen werden befähigt, Beratung und Vermittlung in das hiesige psychosoziale Versorgungssystem anbieten zu können. Sie erhalten Kenntnisse und praktische Erfahrung für die Beratung und Vermittlung Geflüchteter, die psychosoziale Unterstützung benötigen. Mit dem Zertifikat haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich bei psychosozialen Trägern zu bewerben. Der Zertifikatskurs richtet sich unabhängig vom Geschlecht an alle Geflüchtete. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden sind Frauen. Darüber hinaus hat die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, abgesehen von frauenspezifischen Förderungen im Rahmen der bei der Abteilung Frauen und Gleichstellung angesiedelten Projekte, die zum ESF-Instrument 1 gehören und wo sich Träger und Unternehmen im Rahmen der Interessensbekundungsverfahren mit Projektvorschlägen bewerben können, keine weiteren Finanzierungsangebote für Träger und Unternehmen. Grundsätzlich hat auch die Zielgruppe geflüchteter Frauen bei Vorliegen der jeweils individuellen Fördervoraussetzungen die Möglichkeit, an Maßnahmen, die aus dem Sozialge- 3 setzbuch (SGB) II und III finanzierte Instrumente der spezifischen Berufsorientierung und -vorbereitung finanziert werden, teilzunehmen. Berlin, den 05. Oktober 2018 In Vertretung Alexander Fischer Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales