Drucksache 18 / 16 829 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Robbin Juhnke (CDU) vom 22. Oktober 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Oktober 2018) zum Thema: Theater am Winterfeldtplatz und Antwort vom 02. November 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Nov. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 3 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Herrn Abgeordneten Dr. Robbin Juhnke (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 16829 vom 22.10.2018 über Theater am Winterfeldtplatz Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Auswahlkriterien gab es bei der Auswahl der Bewerber für das Theater am Winterfeldtplatz und welche sprachen für Frau Gabi Dan Droste als neue Betreiberin des Theaters? Zu 1.: Für die Beratung der Anträge wurden parallel zur Ausschreibung durch die Jurymitglieder Kriterien erstellt, die die Beurteilung über eine Punktevergabe vergleichbar machten. Folgende Kriterien wurden einbezogen (die Reihenfolge stellt keine Wertigkeit dar): - Ästhetische/inhaltliche Qualität - Team/Zusammensetzung der Projektverantwortlichen - Stadtteilbezug (inhaltlich, z.B. Genderthemen, Diversität) - Theaterpädagogik/ Vermittlung - Spielplan (Beginn des Spielbetriebs) - Kooperationsnetzwerk - Kontakt zu Kitas/Schulen - Konzept Café/ Öffnung gegenüber Stadtteil - Umsetzung ortsspezifisch (passend zu Räumlichkeiten) - Abendprogramm/ Auslastung der Produktionsräume Die ausgewählte Gruppe überzeugte nicht nur durch ein plausibel zusammengesetztes und wirtschaftlich tragfähiges Konzept und Team, künstlerisch hochwertige Eigenproduktionen , Kooperationen mit renommierten Akteurinnen und Akteuren der Szene, sondern vor allem auch durch inhaltlich motivierte kiezbezogene Projekte, die ein vielfältiges Kulturangebot abdecken - darunter ein herausragendes, zeitgemäßes Konzept für das Café (z.B. Urban Gardening mit Kindern und Jugendlichen inkl. Einrichtung eines Färbergartens). Seite 2 von 3 2. Waren bestehende Verbindungen zur Kunst- und Kulturszene des Bezirks Tempelhof-Schöneberg ein Auswahlkriterium und wenn ja, in welcher Form wurden diese von der Bewerberin Dan Droste erfüllt? Wenn bestehende Verbindungen zur Kunst- und Kulturszene des Bezirks Tempelhof- Schöneberg kein Auswahlkriterium waren, bitte begründen. Zu 2.: Die Diskussion der Jurymitglieder erfolgte unter Berücksichtigung von ggf. vorhandenen Verbindungen zur Vergangenheit des Hauses, daraus folgte aber gemäß der Fördergrundsätze der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (SenKultEuropa) keine Bevorzugung. Aufgrund der o.g., bereits erweiterten Auswahlkriterien mit Blick auf die besonderen Erfordernisse des Standortes, waren zusätzlich bestehende Verbindungen im Bezirk kein maßgebendes Auswahlkriterium. Die Fachjury bestimmt die Gewichtung der Auswahlkriterien selbst. Bei der Auswahl wurde explizit darauf geachtet, dass eine deutlich proaktive Öffnung gegenüber dem Stadtteil im Konzept enthalten ist. Die neuen Betreiber im Theater am Winterfeldtplatz stehen mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren im Kiez in Kontakt, u.a. mit den nahegelegenen Schulen, der Bürgerinitiative „Initiative Kiezkultur Rettet das Puppentheater am Winterfeldtplatz“, sie streben Kooperationen mit u.a. dem Pestalozzi-Fröbel-Haus oder der Kiezoase an und weisen in ihrer Projektplanung ein starkes Bewusstsein für die lokalen Themen und Bedürfnisse des Bezirks auf (ethnische, kulturelle und geschlechtliche Vielfalt sowie Offenheit; Nachhaltigkeit, Partizipation; generationenübergreifend). 3. Soll das Theater am Winterfeldtplatz weiterhin als Puppentheater betrieben werden, oder in welcher Weise soll das neue Programm, unter der neuen Betreiberin, aussehen? Wenn dieser traditionelle Standort für Puppenspiel zu Gunsten eines anderen Konzepts aufgegeben werden soll, bitte begründen . Zu 3.: Die neuen Betreiber planen ein vielfältiges Angebot für ein junges Publikum, auch mit Mitteln des Puppen-, Figuren- und Objekttheaters. Für die Anfangszeit haben zahlreiche Berliner Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Performance, Tanz und Figurentheater Interesse bekundet, das Programm mitzugestalten. Es sollen zeitgenössische Darstellungsformen von Performance, Tanz, Puppen- / Figuren- / Objekttheater, medialen Projekten und eine künstlerische, partizipative Forschung angeboten werden. Die Ausschreibung richtete sich an professionelle Künstlerinnen und Künstler, die Kinder- und Jugendtheaterprogramm anbieten. Die ausgewählte Gruppe erfüllte dabei im Vergleich die o.g. Kriterien in besonderem Maße, sodass ein Schwerpunkt in der Sparte Puppen- / Figuren- und Objekttheater untauglich schien, für den Standort das beste Ergebnis zu erzielen. Die Jurymitglieder, die sowohl aus der Kinder- und Jugendtheaterszene als auch aus der Puppen- / Figurentheaterszene kommen, sind mehrheitlich von dem multidisziplinären Konzept und den Zielsetzungen überzeugt und sehen die Weiterentwicklung des Kulturortes als aussichtsvolles Angebot für das Publikum, den Stadtteil und die Künstlerinnen und Künstler an. Die Hinführung von Kindern und Jugendlichen zu Tanztheater/Performance u.a., ohne das Puppen- und Figurentheater ganz auszuklammern, sei attraktiv und zeitgemäß und das Team dafür das richtige. 4. Nach welchen Kriterien wurden die Jurymitglieder ausgewählt, die über die Bewerber zu entscheiden hatte? Seite 3 von 3 Zu 4.: Die Beratungen erfolgten durch eine unabhängige Fachjury mit Expertise im Bereich Theater für Kinder- und Jugendliche (hier besonders auch in der Sparte Puppen- und Figurentheater). Die Mitglieder wurden aufgrund dieser Spartenexpertise aus unterschiedlichen Förderprogrammen der SenKultEuropa im Bereich Darstellende Künste herangezogen. 5. Wurden sowohl der Bezirk Tempelhof-Schöneberg als auch die Bürgerinitiative zum Erhalt des Theaters in die Suche nach einem neuen Betreiber für das Theater mit einbezogen? Bitte das Vorgehen begründen. Zu 5.: Der Bezirk wurde an dem Auswahlverfahren nicht beteiligt. Die SenKultEuropa, der es gelungen ist, den Standort bis 2023 zu sichern, stellt die Mittel für die Miete u.a. und die Programmgestaltung zur Verfügung. Die bezirkliche Perspektive war in der Jury vertreten. Die Bürgerinitiative wurde u.a. bei einem persönlichen Gespräch im Dienstgebäude der SenKultEuropa angehört. Die Vertreterinnen und Vertreter wurden darauf hingewiesen, dass die Weiterführung des Spielbetriebs über eine öffentliche Ausschreibung und ein Auswahlverfahren unter Wahrung der Fördergrundsätze, insbesondere der Chancengleichheit, erfolgen würde. 6. Wie hoch ist die Förderung des Senats für das Theater am Winterfeldtplatz und wie setzt sich diese im Detail zusammen? Zu 6.: Für die Projektförderung sind in 2018 50.000 € und in 2019 bis zu 153.000 € vorgesehen . Die für die Fortführung der Anmietung (ab 01.10.2018), der erforderlichen Mittel für Miete sowie Betriebs- und Nebenkosten sind in 2018 32.180 € und für den Zeitraum 2019 bis 2023 131.000 € angesetzt. Berlin, den 02 .11.2018 In Vertretung Dr. Torsten Wöhlert Senatsverwaltung für Kultur und Europa