Drucksache 18 / 16 943 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Sebastian Walter (GRÜNE) vom 02. November 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 02. November 2018) zum Thema: HIV-Tests in Berlin und Antwort vom 20. November 2018 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. Nov. 2018) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Sebastian Walter (GRÜNE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/16943 vom 02. November 2018 über HIV-Tests in Berlin ________________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Abgeordneten: Jeden Tag infiziert sich, statistisch gesehen, in Berlin ein Mensch mit HIV. Schätzungsweise 1.900 Menschen in Berlin leben ohne Kenntnis ihrer HIV-Infektion. Berlin ist seit 2016 Mitglied der „Fast-Track-Cities Initiative to End AIDS“. Diese Städte fühlen sich der 90-90-90-0 Strategie der WHO besonders verbunden. Basis der Strategie ist es, dass mindestens 90% aller HIV-Infizierten von ihrer Infektion wissen. Tests auf HIV sind bei niedergelassenen Ärzt*innen sowie bei den Zentren für Sexuelle Gesundheit und speziellen Beratungsstellen möglich. Ich frage den Senat: 1. Wie viele HIV-Tests wurden in Berlin in den letzten fünf Jahren bis einschließlich September 2018 • in den Zentren für Sexuelle Gesundheit • sowie bei vom Senat geförderten Test- und Beratungsstellen durchgeführt? (Bitte nach Jahr und Institution bzw. nach den jeweiligen Trägern aufschlüsseln.) 2. Wie viele HIV-Infektionen wurden dadurch in den letzten fünf Jahren bis einschließlich September 2018 entdeckt? (Bitte nach Jahr und Institution bzw. nach den jeweiligen Trägern aufschlüsseln.) 3. Wie viele testinteressierte Personen mussten von den Zentren für sexuelle Gesundheit sowie von den Test- und Beratungsstellen in den letzten fünf Jahren bis einschließlich September 2018 abgewiesen werden , weil keine ausreichenden Kapazitäten dafür zur Verfügung standen? (Bitte nach Jahr und Institution bzw. nach den jeweiligen Trägern aufschlüsseln.) Zu 1. bis 3.: - 2 - 2 2013 2014 2015 2016 2017 2018 (Stand:30.09.) HIV-Tests gesamt ohne Bestätigungstests Berliner Aids-Hilfe e.V. 1172 1485 1441 1805 2105 1693 Pluspunkt 620 868 1031 1245 1471 1243 Fixpunkt e.V. 900 903 1286 1199 997 718 Mann-O-Meter 1215 1237 1419 1698 2110 1927 Zentrum Mitte 1635 1576 1088 1547 955 k.A. Zentrum Friedrichshain - Kreuzberg 1459 1805 1746 1428 1729 k.A. Zentrum Charlottenburg - Wilmersdorf 2370 2343 2378 2694 2623 k.A. Zentrum Marzahn- Hellersdorf 879 756 788 816 878 k.A. Positive Testergebnisse Berliner Aids-Hilfe e.V. 26 17 19 23 33 21 Pluspunkt 16 8 16 15 26 10 Fixpunkt e.V. 6 2 3 5 4 3 Mann-O-Meter 33 18 20 16 16 14 Zentrum Mitte 14 3 2 2 0 liegen noch nicht vor Zentrum Friedrichshain - Kreuzberg 4 6 4 1 2 liegen noch nicht vor Zentrum Charlottenburg - Wilmersdorf 16 8 7 7 8 liegen noch nicht vor Zentrum Marzahn- Hellersdorf 3 2 2 3 3 liegen noch nicht vor Abgewiesene TN Berliner Aids-Hilfe e.V. Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht vollständig erhoben 421* 325* Pluspunkt Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Fixpunkt e.V. Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Mann-O-Meter 48 37 183 279 217 198 Zentrum Mitte Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Zentrum Fried- Nicht Nicht Nicht Nicht er- Nicht Nicht erhoben - 3 - 3 * Ausschliesslich seitens der Berliner Aids-Hilfe wurden für Jahre 2017 und 2018 auch die Weiterverweisungen an andere Testprojekte erhoben, wenn kein Termin angeboten werden konnte. Für 2017 waren dies 417 und bis zum September 2018 waren es 350 Klientinnen/Klienten. 4. Welche zielgruppenspezifischen Maßnahmen verfolgt der Senat konkret, um die HIV-Testrate unter Berliner*innen dauerhaft zu erhöhen? Zu 4.: Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, sind nach wie vor die am stärksten von HIV betroffene Gruppe in Berlin. Immer noch sind mehr als 70% der Neuinfektionen epidemiologisch dieser Gruppe zuzuordnen, obgleich für diese Gruppe in den letzten Jahren eine Stagnation bzw. leichte Abwärtsentwicklung der Neuinfektionen zu registrieren ist. Daher bemüht sich der Senat, die Testrate in dieser Gruppe weiter zu steigern. Hierzu wurden Mittel bereitgestellt, um für diese Zielgruppe den Checkpoint BLN, an der Grenze zwischen Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg, entfernt von den bisherigen Testangeboten freigemeinnütziger Träger gelegen, zu gründen. Der Checkpoint BLN wird als Kooperationsprojekt mehrerer Träger unter Beteiligung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte, die im Checkpoint BLN eine Zweigpraxis betreiben, durchgeführt. Durch das Zusammenführen der Beratungsangebote freigemeinnütziger Träger und den medizinischen Angeboten niedergelassener Ärztinnen und Ärzte wird dem Klientel ein professionelles und zielgruppenspezifisches Angebot unterbreitet. Am Checkpoint BLN ist auch das Modellprojekt Prä-Expositions-Prophylaxe für Menschen mit geringem Einkommen angesiedelt, dies steigert noch einmal die Attraktivität des Angebots. Da bei Neuinfektionen die Anzahl heterosexueller Frauen und Männer ansteigend ist, wird die für Gesundheit zuständige Verwaltung, gemeinsam mit Trägern von Projekten der Testkampagne, das bestehende Angebot schärfen, um den Klientinnen und Klienten mit ihren Anliegen gerecht zu werden. An dieser Stelle soll auch darauf verwiesen werden, dass durch die Testangebote freigemeinnütziger Träger und des Öffentlichen Gesundhdeitsdienstes nur ca. 35% aller Neuinfektionen festgestellt werden. Die meisten Neuinfektionen werden durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Labore festgestellt. 5. Welche Institutionen und Träger bieten zugleich Tests auf andere sexuell übertragbare Infektionen, einschließlich Hepatitiden und Syphilis, an? richshain- Kreuzberg erhoben erhoben erhoben hoben erhoben Zentrum Charlottenburg - Wilmersdorf Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Zentrum Marzahn- Hellersdorf Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben Nicht erhoben - 4 - 4 Zu 5.: Alle oben genannten Träger und Institutionen bieten auch Tests zu sexuell übertragbaren Infektionen an. Darüber hinaus werden Tests bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern, aber auch in Laboren angeboten und durchgeführt. 6. In wie vielen der unter 1. angeführten Fällen wurden neben HIV-Tests gleichzeitig welche anderen Tests auf Infektionserkrankungen durchgeführt? (Bitte für die letzten fünf Jahre und nach Infektionen aufschlüsseln.) Zu 6.: Die Frage kann in Bezug auf Träger, jedoch nicht auf Fälle beantwortet werden, da die Testung anonym erfolgt. Durch alle oben genannen Institutionen werden auch Tests zu sexuell übertragbaren Infektionen durchgeführt. So wird der Syphilis-Test von allen oben genannten Einrichtungen seit 2013 angeboten. Im Jahr 2015 erfolgte für die Testprojekte der freigemeinnützigen Träger die Übernahme der Kosten auch für die Testung auf Gonorrhoe und Chlamydien. Darüber hinaus wurde, in 2013 und 2014 zuerst nur bei Fixpunkt, dann auch bei den anderen Testprojekten auch auf Hepatitis C getestet. Die Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung bieten schon seit ihrem Bestehen diese Tests darüber hinaus aber auch Tests zu Hepatitis A und B sowie PAP-Abstriche an. Auf ärztliche Indikation wird in den Zentren auch auf Mykoplasmen und Ureaplasmen untersucht. 7. Inwiefern stellt nach Kenntnis des Senats die finanzielle Selbstbeteiligung ein Hindernis für testbereite Menschen dar, sich auf HIV und/oder andere Infektionen testen zu lassen? Zu 7.: Niemandem darf der Zugang zu einem HIV-Test aufgrund finanzieller Ressourcen versagt werden. Insofern werden, sowohl bei den HIV-Tests des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, wie bei der Testkampagne freigemeinnütziger Träger alle Klientinnen und Klienten befragt (ohne einen Nachweis hierüber führen zu müssen), inwieweit sie sich am Testangebot finanziell beteiligen können. Wird dies verneint, muss auch nicht bezahlt werden. Von daher stellt die Selbstbeteiligung kein Hindernis dar, einen Test in Anspruch zu nehmen. Berlin, den 20. November 2018 In Vertretung Boris Velter Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung