Drucksache 18 / 17 426 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Katalin Gennburg (LINKE) vom 09. Januar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. Januar 2019) zum Thema: Archäologie und Tourismus in der historischen Mitte und Antwort vom 21. Januar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Jan. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 4 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Frau Abgeordneten Katalin Gennburg (LINKE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 17426 vom 09.01.2019 über Archäologie und Tourismus in der historischen Mitte Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Was ist der aktuelle Stand zum Archäologischen Pfad durch die historische Mitte? Zu 1.: Der Archäologische Pfad in der historischen Mitte von Berlin ist weiterhin ein wichtiges Anliegen der Stadtentwicklung und Bodendenkmalpflege. Ursprünglich war das Aufstellen von Informationstafeln an archäologisch ergrabenen Orten geplant, um die mittelalterliche/frühneuzeitliche Stadtstruktur kenntlich und verständlich zu machen. In Anbetracht der an den Orten noch laufenden Baustellen (Schlossplatz, U-Bahnbau vor dem Rathaus) und bevorstehenden Baustellen (Petriplatz, Molkenmarkt /Klosterviertel) wurde davon zunächst Abstand genommen. In Verbindung mit dem Archäologischen Haus am Petriplatz, das demnächst errichtet wird, soll ein Archäologischer Pfad zu den bestehenden Archäologischen Fenstern im Humboldt- Forum (Schlosskeller), Hotel Capri (Petriplatz) und Hotel Holiday Inn (Klosterstraße /Stralauer Straße) entwickelt und umgesetzt werden, dem weitere künftige Fenster angeschlossen werden können. 2. Wird das Konzept, das Berliner Rathaus zur Präsentation der dortigen archäologischen Spuren des Vorgänger-Rathausbaus zu öffnen, weiterverfolgt; welche finanziellen Mittel sind bewilligt? Zu 2.: Es liegt eine aus dem Jahr 2014 stammende Bedarfsplanung „Archäologisches Fenster Berliner Rathaus“ vor. Bestandteil der Bedarfsplanung zum Archäologischen Fenster Altes Berliner Rathaus sind u.a. eine Machbarkeitsstudie, die Konzeptidee, ein kurzer Abriss zum geplanten Bauablauf, eine Baubeschreibung, ein Raum- und Funktionsprogramm, ein Raumbedarfsplan sowie ein Kriterienkatalog zu den Raumanforderungen, eine ausführliche Präsentation verschiedener baulicher Varianten in Text (Konzeptansatz, voraussicht- Seite 2 von 4 liche Kosten) und Plan, eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung sowie eine Kostenermittlung . Auf Grundlage der Kostenermittlung wurden die voraussichtlichen Kosten der Baumaßnahme (einschließlich Planungskosten) in der Haushaltsplanung berücksichtigt. Zur Fortführung des Projektes bedarf es der offiziellen Benennung einer Baudienststelle . Daher erfolgen derzeit Abstimmungen mit der Berliner Immobilien Management GmbH (BIM) in Rücksprache mit der Senatskanzlei und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (SenKultEuropa). 3. Wie wird der Untergrundbahnhof Berliner Rathaus zur Eröffnung konzipiert sein; welche weiteren Ausbaustufen zur Präsentation archäologischer Funde sind möglich? Zu 3.: Das mittelalterliche Rathaus soll innerhalb eines eigenen Neubaus vom Bahnhof Berliner Rathaus einsehbar werden. Die dafür im Bahnhof Berliner Rathaus erforderlichen baulichen Vorkehrungen wurden geschaffen, jedoch erfolgt die Öffnung und Hinterlegung mit Glas erst nach der Eröffnung des Bahnhofs. Im Bahnhof ist eine Präsentation archäologischer Funde nicht vorgesehen. 4. Wann wird das Archäologische Zentrum am Petriplatz voraussichtlich den Betrieb aufnehmen; gibt es derzeit Verzögerungen bei Planung und Bau oder wird der Zeitplan eingehalten; wird der Kostenrahmen eingehalten? Zu 4.: Nach dem aktuellen Zeitplan ist die Fertigstellung/Übergabe des Archäologischen Hauses am Petriplatz Anfang 2022 terminiert. Derzeit befindet sich das Projekt im Terminsoll. Mit den Gründungsmaßnahmen wird im Frühjahr dieses Jahres begonnen . Ziel ist es bis Ende 2019 die Decke über dem Untergeschoss fertigzustellen, um das Bodendenkmal zu schützen. Da zum jetzigen Zeitpunkt erst ein geringer Anteil der Bauleistungen vergeben wurde, können derzeit noch keine Aussagen zur Einhaltung des Kostenrahmens getroffen werden. 5. Wie werden die archäologischen Grabungen im Klosterviertel und im Umfeld des Staatsratsgebäudes im Zuge der künftigen Baumaßnahmen abgesichert; kann diese Maßnahme noch über die Hauptstadt -Entwicklungsmaßnahme finanziert werden bzw. welche alternativen finanziellen Mittel stehen zur Verfügung? Zu 5.: Für archäologische Grabungen im Umfeld des ehemaligen Staatsratsgebäudes stehen im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt Berlin Parlaments- und Regierungsviertel keine Mittel zur Verfügung. Hinsichtlich der Finanzierung gilt das Verursacherprinzip . Die archäologischen Grabungen im Klosterviertel liegen außerhalb des Gebiets der Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt- und Regierungsviertel. Vorläufig werden sie mit Mitteln des Landes Berlin finanziert, da die jeweiligen Bauherren der neu zu schaffenden Quartiere sich noch in Abstimmung mit dem Land Berlin befinden. Sie können daher noch nicht zur Kostentragungspflicht nach Verursacherprinzip gemäß Denkmalschutzgesetz Berlin herangezogen werden. Aus Interesse an der frühzeitigen Freilegung archäologischer Befunde und für deren Erhaltung und Integrierung in die Neubebauung und in die Freiflächen stellt ausnahmsweise das Land Berlin die für die Grabungen erforderlichen Mittel zur Verfügung. Seite 3 von 4 6. Welche Bedeutung hat der Archäologische Pfad für die Entwicklung der Berliner Mitte und wie wird das Konzept hierfür in den Partizipationsprozess zur Berliner Mitte eingebracht und zur Diskussion gestellt? Zu 6.: Dem Archäologischen Pfad kommt eine besondere kulturelle und geschichtliche Bedeutung für die Berliner Mitte zu. Mit seinen einzelnen Stationen, den archäologischen Fenstern, werden originale historische Zeugnisse für die Öffentlichkeit wahrnehmbar , die an verlorene Bauten erinnern und mit geschichtlichen Ereignissen verknüpft sind. Die Geschichte Berlins kann so in der aktuellen Planung und ihrer Umsetzung in Projekten durch Erhaltung und Präsentation der Funde, bzw. planerische oder bauliche Bezüge im Hinblick auf die originalen Zeugnisse, auch in der heutigen Zeit sichtbar und verstehbar gemacht werden. Dieses ermöglicht eine Identifizierung der Bürgerinnen und Bürger mit der Vergangenheit der Stadt. Im Rahmen der Stadtwerkstatt kann der Archäologische Pfad und im weiteren Sinne das Thema Archäologie diskutiert werden. 7. Wie weit sind die Pläne, ein archäologisches Informationssystem einzuführen, in dem die historischen Grundstücke haus- und parzellenscharf dargestellt werden können? Zu 7.: Das Archäologische Informationssystem „AISBer“ ist online gestellt und ermöglicht haus- und parzellenscharf die Ausweisung archäologischer Fundstellen für die historische Mitte Berlins und gibt dazu Auskünfte. 8. Welche Bedeutung haben Archäologischer Pfad und Archäologisches Zentrum im neuen Tourismuskonzept für Berlin? Zu 8.: Explizit thematisiert sind im neuen „Tourismuskonzept 2018+“ der Archäologische Pfad und das Archäologische Zentrum nicht. Jedoch sind diese in der Maßnahme „Geschichte und Historie der Stadt Berlin“ unter "4.5 Markenführung für die Marke Berlin im Sinne eines stadtverträglichen Tourismus" mit abgehandelt worden. Seite 4 von 4 9. Welche Senatsverwaltungen erfüllen welche Aufgaben beim Komplex Archäologie in der historischen Mitte? Zu 9.: Laut Denkmalschutzgesetz Berlins ist das Landesdenkmalamt Berlin (LDA), das im Bereich SenKultEuropa ressortiert, für die fachlichen Aufgaben der Bodendenkmalpflege und damit für die Archäologie in der historischen Mitte Berlins zuständig. Das LDA wird durch den Landesarchäologen unterstützt, der laut Vereinbarung vom 05.07.2016 als Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin im Nebenamt Aufgaben der Landesarchäologie wahrnimmt. Die Stadtplanung, heute angesiedelt im Bereich der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (SenStadtWohn), unterstützt seit den Grabungen im Bereich des Petriplatzes 2007-09 vorgezogene archäologische Grabungen, um die Ergebnisse der Grabungen in die Stadtplanung und –entwicklung einfließen lassen zu können . Eine entsprechende Zusammenarbeit wird aktuell für den Bereich des Molkenmarktes /Klosterviertels praktiziert. Aufgrund der Bautätigkeit in der historischen Mitte Berlins treten mehrere Senatsverwaltungen als Verursachende einer Reihe archäologischer Grabungen auf, wie beispielsweise SenStadtWohn und Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK). Berlin, den 21.01.2019 In Vertretung Gerry Woop Senatsverwaltung für Kultur und Europa