Drucksache 18 / 17 615 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Wolfgang Albers (LINKE) vom 22. Januar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Januar 2019) zum Thema: Geburtsgeschehen in Berlin und Antwort vom 30. Januar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. Feb. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Dr. Wolfgang Albers (LINKE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/17615 vom 22. Januar 2019 über Geburtsgeschehen in Berlin ______________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Verwaltung: Die Schriftliche Anfrage betrifft zum Teil Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Es wurde das Amt für Statistik Berlin Brandenburg um Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Die übermittelten Teile sind in der nachfolgenden Beantwortung der Fragen entsprechend gekennzeichnet. Zur Beantwortung der Fragen ist vorab eine Definition einzelner Begriffe notwendig: Bei „Entbindungen“ handelt es sich um die Zahl der Geburten, die zum Teil in Krankenhäusern (klinisch), zum Teil außerklinisch, und zwar sowohl in hebammengeleiteten Einrichtungen (z.B. Geburtshäuser, Hebammenpraxen) als auch als Hausgeburt (außerklinisch) stattfinden . Die Zahl der Geborenen steht für die Kinder aus den Geburten/Entbindungen. Hier wird weiterhin nach Lebend- und Totgeborenen unterschieden. Daten, die aus Abfragen bei den Krankenhäusern und Hebammen (Geburtsgynäkologische Statistik der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung) ausgewertet werden, sind nach dem Ereignisprinzip erhoben. Das bedeutet, dass es sich um die Entbindungen bzw. Geborenen in Berlin handelt unabhängig vom Wohnort der Mutter. Daten aus der Bevölkerungsstatistik werden nach dem Wohnortprinzip erhoben, d. h. dass es sich nur im Entbindungen bzw. Geborene handelt, bei denen die Frauen ihren Wohnsitz in Berlin haben. 1. Wie viele Geburten gab es in Berlin in den einzelnen Jahren 2012 - 2018? Wie viele Kinder wurden dabei geboren? Zu 1.: Die Daten für 2018 befinden sich vorerst in der Erfassung. Demnach können nur Angaben für die Jahre 2012 – 2017 gemacht werden. In der folgenden Tabelle sind Daten zu den Geburten und Geborenen in Berlin (nach dem Ereignisprinzip) dargestellt. In der Spalte „Geburten insgesamt“ sind sowohl die klinischen als auch die außerklinischen Entbindungen enthalten. Die Spalte „Geborene insgesamt“ enthält sowohl die Lebendgeborenen (LG) als auch die Totgeborenen (TG) und die außerklinisch Geborenen. - 2 - 2 2. Wie kommt es zu nachfolgenden Differenzen bei der Angabe der Anzahl der Geburten im Land Berlin für die Jahre 2015 und 2016: a. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug die Anzahl der Geburten in Berlin im Jahr 2015 38.030 und im Jahr 2016 41.086. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/588890/umfrage/anzahl-der-geburten-in-berlin/) b. In dem Entwurf „Entwicklung und aktuelle Situation in der Geburtshilfe“ vom 15.9.2017 zählt die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung 40.057 Geburten in Berlin im Jahr 2015 und 42.618 im Jahr 2016. c. In der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Anfrage (DS 18/12137) ist für das Jahr 2015 wiederum von 38.030 Neugeborenen die Rede. d. rbb24 berichtete am 24.9.2018 in einem Beitrag „Der Babyboom in Berlin geht weiter« für das Jahr 2015 dagegen von 41.243 Neugeborenen. Im Jahr 2016 sollen nach dem gleichen Bericht 43.670 Kinder zur Welt gekommen sein. Als Quelle wird jeweils die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin angegeben. Welche Angaben sind korrekt? Zu 2.: Die Frage 2 kann insoweit beantwortet werden, dass alle Angaben – je nach Begriffsdefinition – korrekt sind. Die Differenzen sind auf verschiedene Datenquellen sowie unterschiedliche Begrifflichkeiten (siehe auch Vorbemerkung) zurückzuführen, die sich wie folgt darstellen : zu a) Die Daten des Statistischen Bundesamtes zum Geburtsgeschehen werden auf der Homepage der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de) veröffentlicht . Bei den in 2. a. erfragten Zahlen handelt es sich um die Zahl der Lebendgeborenen (2015: 38.030 und 2016: 41.086), nicht um die Zahl der Geburten. Die Daten sind nach dem Wohnortprinzip erfasst und ausgewiesen. zu b) In dem Entwurf „Entwicklung und aktuelle Situation in der Geburtshilfe“ vom September 2017 wurden Daten aus einer ad-hoc Abfrage in den Berliner Krankenhäusern verarbeitet. Dabei handelt es sich um eine einmalige Umfrage. Die Daten sind nach dem Ereignisprinzip erhoben und beinhalten nur Angaben der Geburtskliniken. zu c) In die Beantwortung der Schriftlichen Anfrage sind Daten des Amtes für Statistik Berlin -Brandenburg aus der Bevölkerungsstatistik eingeflossen. Es handelt sich um Lebendgeborene mit Wohnsitz Berlin (Wohnortprinzip). zu d) Der Beitrag des rbb bezieht sich auf eine Veröffentlichung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung („KURZ INFORMIERT: Entbindungen und Geborene in Berlin“). Bei den 41.243 bzw. 43.670 handelt es sich um Lebendgeborene nach dem Ereignisprinzip sowohl aus dem klinischen als auch außerklinischen Bereich. Geburten und Geborene in Berlin 2012 - 2017 - Ereignisprinzip (Meldungen der Berliner Krankenhäuser und Hebammen) Jahr Geburten insgesamt Geborene insgesamt (LG, TG, Außerkl.) Geburten Krankenhäuser 2017 42.549 43.446 41.407 2016 42.964 43.896 41.727 2015 40.603 41.453 39.195 2014 39.816 40.669 38.350 2013 35.290 36.060 34.182 2012 35.573 36.294 33.959 - 3 - 3 3. Der Tagesspiegel berichtete am 31.10.2018, der Zuwachs der Anzahl von Geburten von 7,4 % im Jahr 2016 werde von Statistikern mit einer technischen Umstellung bei der Berechnung begründet. Trifft diese Behauptung zu? Wenn ja: Inwieweit ist eine solche Umstellung erfolgt und wie wurde sie vorgenommen? Zu 3.: Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg teilte hierzu mit: „Der deutliche Anstieg der Geburtenzahlen hat mehrere Ursachen. Der Hauptgrund für die ansteigenden Geburtenzahlen liegt in der Altersstruktur der weiblichen gebärfähigen Bevölkerung Berlins begründet. Die Kohorten um das Alter 30 sind zur Zeit stark besetzt, was zu einer hohen Kinderzahl führt, da Frauen in diesem Alter die höchste Fertilität aufweisen . Hinzu kommen die Auswirkungen der Zuwanderung im Kontext von Flucht und Asyl. Zum einen wanderten Frauen im gebärfähigen Alter nach Berlin und erhöhten so die Zahl potentieller Mütter, zum anderen weisen Frauen aus den Hauptherkunftsstaaten (Syrien, Afghanistan, Irak) eine überdurchschnittliche Fertilität aus, die sich vor allem in Abgrenzung der Jahre 2015 zu 2016 besonders stark auswirkte. Während im Jahr 2015 Frauen (15 bis unter 45-jährig) mit irakischer, syrischer oder afghanischer Staatsangehörigkeit 360 Kinder zu Welt brachten, waren es im darauffolgenden Jahr 1.258 Kinder. Es liegt jedoch auch ein „Berechnungseffekt“ im weitesten Sinne vor, wie der Tagesspiegel schreibt. Dieser liegt jedoch nicht in einer anderen Berechnungsweise begründet, sondern in der Umstellung der verwendeten Aufbereitungssoftware. Bei der Inbetriebnahme der Software gab es bundesweite Verzögerungen, sodass die Bevölkerungsstatistiken später als gewohnt bereitgestellt wurden. Dadurch konnte auch in der Geburtenstatistik das Berichtsjahr 2016 in seiner Bearbeitung bedeutend später abgeschlossen werden als in den Jahren zuvor. Dies hat Relevanz vor dem Hintergrund, dass nicht alle Geburten aus einem Kalenderjahr auch in jenem Kalenderjahr standesamtlich erfasst werden. Es kommt vor, dass Geburten nicht innerhalb von wenigen Tagen im Standesamt angezeigt oder verarbeitet werden können. Daher wird das Berichtsjahr regulär nicht im Januar des Folgejahres abgeschlossen, sondern erst zwei Monate später. Dadurch werden Fälle, die in dieser Zeit eingehen, noch dem korrekten Berichtsjahr zugeordnet. Meldungen über Geburten , die nach Abschluss eines Berichtsjahres an die Statistik übermittelt werden, werden in dem aktuell offenen Folgejahr statistisch verarbeitet. Dies umfasst jährlich Fälle im sehr niedrigen dreistelligen Bereich (<200). Dies geschieht einheitlich im Statistischen Verbund der Länder und des Bundes. Da das Berichtsjahr 2016 aufgrund der Verzögerungen in der Softwareerstellung so lange nicht abgeschlossen war, wurden die Fälle, die erst im Verlauf des Jahres 2017 statistisch erfasst wurden, nicht wie üblich im Berichtsjahr 2017 ausgewiesen , sondern noch im Berichtsjahr 2016 verarbeitet. Außerdem wurden so mehr Fälle aus dem Berichtsjahr 2015 statistisch nacherfasst und im Berichtsjahr 2016 ausgewiesen. In der Folge beträgt die Zahl der Geburten im Jahr 2016, deren Geburtsjahr im Vorjahr lag, 362. Auf der anderen Seite liegt die Zahl der Geburten im Berichtsjahr 2017 mit dem eigentlichen Geburtsjahr 2016 bei nur 59. Die genaue Auswirkung der Verzögerung der Softwarebereitstellung ist nicht exakt bezifferbar . Schätzungsweise wird die Zahl der Geburten, die ohne die Softwareumstellung im Berichtsjahr 2016 ausgewiesen worden wäre, um etwa 200 Geburten niedriger liegen und die Geburtenzahl im Berichtsjahr wäre um bis zu 100 Fälle höher gewesen. Damit liegen die Abweichungen bei deutlich weniger als ein Prozent und führen zu keinen veränderten Schlüssen im intertemporären Vergleich der Geburtenzahlen.“ - 4 - 4 4. Wie viele Geburten fanden in den Jahren 2015 – 2018 in Berlin in Krankenhäusern statt? Zu 4.: Die Daten für 2018 befinden sich vorerst in der Erfassung. Demnach können nur Angaben für die Jahre 2012 – 2017 gemacht werden. Die Zahl der Geburten in den Krankenhäusern ist in der Tabelle zu 1. ausgewiesen. 5. Wie viele Geburten fanden im gleichen Zeitraum in Berlin in Geburtshäusern statt? Zu 5.: Die Daten für 2018 befinden sich vorerst in der Erfassung. Demnach können nur Angaben für die Jahre 2012 – 2017 gemacht werden. In Berlin werden die aufgrund der unterschiedlichen Bezeichnung die hebammengeleiteten Einrichtungen (u.a. Geburtshäuser) ausgewiesen. Hierbei handelt es sich wiederum um Daten nach dem Ereignisprinzip. 6. Wie hoch war im gleichen Zeitraum in Berlin der Anteil der Geburten, die zunächst in Geburtshäusern begonnen wurden, dann aber in Kliniken vollendet werden mussten? Zu 6.: Die Daten für 2018 befinden sich vorerst in der Erfassung. Demnach können nur Angaben für die Jahre 2012 – 2017 gemacht werden. In der Tabelle ist der Anteil der außerklinisch begonnenen Geburten, die im Krankenhaus vollendet wurden, an allen Entbindungen ausgewiesen. Bei den außerklinischen Entbindungen kann keine Differenzierung nach Geburtshaus/Hausgeburt etc. erfolgen. Jahr Geburten in hebammengeleiteten Einrichtungen 2017 803 2016 854 2015 1.061 2014 1.070 2013 802 2012 1.321 Geburten in Hebammengeleiteten Einrichtungen (Geburtshäuser) - 5 - 5 7. Wie hoch war in diesen Jahren der Anteil an Hausgeburten in Berlin? Zu 7.: Die Daten für 2018 befinden sich vorerst in der Erfassung. Demnach können nur Angaben für die Jahre 2012 – 2017 gemacht werden. Die Tabelle gibt Auskunft zum Anteil der Hausgeburten an allen außerklinischen Entbindungen sowie an den gesamten Entbindungen in Berlin (Ereignisprinzip). Berlin, den 30. Januar 2019 In Vertretung Martin Matz Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Jahr Anteil außerklinisch begonnen an allen Entbindungen 2017 0,72 2016 0,45 2015 0,66 2014 0,70 2013 0,78 2012 0,76 Anteil (%) außerklinisch begonnener Entbindungen an allen Entbindungen in Berlin Jahr Hausgeburten außerklinischen Entbindungen an allen Entbindungen 2017 338 29,60 0,79 2016 380 30,72 0,88 2015 347 24,64 0,85 2014 388 26,47 0,97 2013 304 27,44 0,86 2012 291 18,03 0,82 Anteil Hausgeburten an Anteil (%) Hausgeburten an außerklinischen Entbindungen und an allen Entbindungen in Berlin