Drucksache 18 / 17 616 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Wolfgang Albers (LINKE) vom 22. Januar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Januar 2019) zum Thema: Die neue Hebammenvermittlungsplattform und Antwort vom 08. Februar 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Feb. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Dr. Wolfgang Albers (LINKE) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/17616 vom 22. Januar 2019 über Die neue Hebammenvermittlungsplattform ___________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie werden die Mittel verwendet (87.000 Euro), die die Lottostiftung dem Berliner Hebammenverband e.V. zur Verfügung gestellt hat, um eine digitale Hebammenvermittlungsplattform in Berlin zu schaffen? Zu 1.: Die Mittel werden, dem Antrag entsprechend, zur Einrichtung der Online-Plattform sowie für zwei Jahre technischen Support der Website eingesetzt. 2. Wie sieht das Konzept aus, das der Berliner Hebammenverband e.V. mit der Begründung seines Antrags auf die Ausreichung von Lottomitteln vorgelegt hat und wie und bis wann soll es umgesetzt werden? Zu 2.: Das Konzept ist dieser Antwort als Anlage beigefügt. Die Umsetzung ist für den frühen Herbst 2019 geplant. 3. Inwiefern ist eine solche neue Vermittlungsplattform besser geeignet als die bereits zur Verfügung stehenden Hebammenportale wie etwa „Schwanger in meiner Stadt.de“ oder die „Berliner-Hebammenliste.de“, um den Schwangeren die Suche nach einer geeigneten Hebamme zeit- und wohnortnah zu ermöglichen? Zu 3.: Durch die Vermittlungsplattform trifft die Schwangere nur auf diejenigen Hebammen, die freie Kapazitäten haben. Sie erspart es sich, unzählige Hebammen aus den existierenden Listen zu kontaktieren, auf deren Reaktionen zu warten und im schlechtesten Fall nicht diejenige Hebamme zu finden, die noch freie Kapazitäten hat. Insgesamt sind weniger „Arbeitsschritte“ notwendig als bisher üblich. - 2 - 2 Auf Grundlage der zuvor durchgeführten Befragung des Berliner Hebammenverbands zu Arbeitsweisen von freiberuflichen Hebammen wird davon ausgegangen, dass deutlich mehr Hebammen in der Vermittlungsplattform vertreten sein werden als in den bisherigen Listen. 4. Immer wieder klagen schwangere Frauen, in Berlin keine Hebamme zu finden. Gibt es eine Erklärung des Berliner Hebammenverbandes e.V., warum trotzdem über die bereits vorhandenen Internet-Portale offensichtlich nur ein Teil der freiberuflich tätigen und im Berliner Hebammenverband e.V. organisierten Hebammen in der Stadt erreichbar ist? Zu 4.: Freiberufliche Hebammen sind in Ihrer Entscheidung frei, wo und wie sie ihre Angebote bewerben. Der Eintrag in den gängigen Listen ist kostenpflichtig. Da alle Hebammen mehr Anfragen erhalten als sie Kapazitäten haben, lohnt sich ein kostenpflichtiger Eintrag in den meisten Fällen nicht. Kontaktdaten können ebenfalls über eine eigene Homepage oder interne Listen der Kreißsäle sowie Visitenkarten oder Flyer verbreitet werden. In den vergangenen Jahren kam es zudem dazu, dass Hebammen vermehrt von der Veröffentlichung ihrer Angebote in gedruckten oder online-basierten Listen abgesehen haben, da sie weit im Voraus ausgebucht sind. Absagen an die zahlreichen zusätzlichen Anfragen über Listen zu verwalten, stellt einen enormen zusätzlichen Arbeitsaufwand dar. Neben der tatsächlichen physischen Anstrengung und dem Zeitaufwand, fühlen sich viele Hebammen , der oben genannten Abfrage zufolge, durch die vielen Absagen psychisch belastet . Die Berufsgruppe der Hebamme hat es sich selbst zum Ziel gesetzt, nicht nur allen Familien eine 1:1-Betreuung unter der Geburt anbieten zu können, sondern auch die flächendeckende Versorgung im ambulanten Bereich gewährleisten zu können. Tagtäglich mit der Nicht-Erfüllung dieses Ziels konfrontiert zu sein, setzt Hebammen unter einen ständig wachsenden Druck. 5. Bisher sind über die Plattform „Schwanger in meiner Stadt.de“ 287 Hebammen mit freiberuflicher Tätigkeit in Berlin gelistet und über die Plattform „Berliner-Hebammenliste.de“ 305 Hebammen: Wird die neue Vermittlungsplattform alle freiberuflich tätigen Hebammen in Berlin erfassen und wenn ja, auf welche Weise soll eine vollständige Erfassung fortlaufend sichergestellt werden? Wird die Erreichbarkeit der Hebammen auf der Plattform nach Bezirken aufgegliedert dargestellt? Zu 5.: Die Nutzung der Vermittlungsplattform wird selbstverständlich nicht verpflichtend sein. Es wird erwartet, möglichst viele Hebammen vom Nutzen der Plattform überzeugen zu können . Könnte sichergestellt werden, dass die Plattform auch nach der Erprobungsphase kostenlos nutzbar ist, würde das die Beteiligung der Hebammen erhöhen. Der Berliner Hebammenverband e.V. arbeitet derzeit an Konzepten, die Plattform zu bewerben. Die Erreichbarkeit der Hebammen wird nicht dargestellt werden (siehe beiliegendes Konzept ). 6. Wie ist die folgende Aussage des Berliner Hebammenverbandes e.V. in seiner Antragsbegründung für die Mittel der Lotto-Stiftung zu verstehen: „Durch die Hebammenvermittlung erstellt die Hebamme Ihr persönliches Suchprofil inklusive Umkreiseinschränkung und passende Frauen werden vermittelt.“? - 3 - 3 Zu 6.: Die Formulierung „passend“ ist in diesem Fall rein technisch zu verstehen. Das Online- Portal wird so programmiert sein, dass Hebammen informiert werden, sobald Familien in dem von der Hebamme angegebenen Umkreis ein Gesuch erstellt haben. Der bereits erwähnten Befragung zufolge, legen Hebammen ihren persönlichen Arbeitsumkreis nach sehr unterschiedlichen Kriterien fest. Beispielsweise betreuen einige Hebammen in der Nähe ihres Wohnortes, andere sind angestellt und legen ihren Arbeitsumkreis deshalb in der Nähe der entsprechenden Klinik fest. Ein „Match“ entsteht also immer dann, wenn Wohnort der Familie und Arbeitsumkreis der Hebammen zusammen passen. Ob Hebamme und Familie menschlich zu einander passen, entscheiden beide individuell in einem Vorgespräch. 7. Wenn das Prinzip dieser Vermittlungsplattform darin besteht, dass die Frauen entsprechend dem persönlichen Suchprofil der Hebamme, inklusive ihrer individuellen Umkreiseinschränkung, an Hebammen als „passende“ Frauen vermittelt werden und die schwangeren Frauen dazu zunächst selber ein eigenes Profil von sich auf dieser Plattform einstellen müssen, wie soll dabei gegeben sein, dass eine Schwangere auf dieser neuen Vermittlungsplattform eine Hebamme ihrer Wahl findet? Zu 7.: Die Schwangere wird von denjenigen Hebammen kontaktiert, die für eine Betreuung überhaupt in Frage kommt. Wie unter Punkt 6. beschrieben, wird es kein „Suchprofil von Hebammen “ geben. Die Innovation dieser Vermittlungsplattform besteht gerade darin, sehr niedrigschwellig für beide Parteien zu arbeiten. Die Hebamme gibt ihren Arbeitsumkreis ein. Die Frau erstellt einmalig ein Gesuch unter Angabe ihrer Adresse und des errechneten Geburtstermins. Sie erspart es sich, dutzende Websites zu durchforsten um sich ein Bild ihrer „Wunschhebamme“ zu machen, um dann nach zahlreichen E-Mails und Anrufen festzustellen, dass keine dieser ausgewählten Hebammen Kapazitäten hat. Die Frau hat, wie zum jetzigen Zeitpunkt auch, nach einem Vorgespräch mit einer Hebamme die Möglichkeit , sich gegen die Betreuung zu entscheiden und eine weitere Hebamme zu treffen. 8. Trifft es zu, dass im Falle einer Ablehnung der Betreuung die Schwangeren keine persönliche Absage durch die Hebammen erhalten, sondern dass die Absage „nach einer gewissen Zeit“ über ein automatisiertes System der Vermittlungsplattform erfolgt? Zu 8.: Hat die Frau eine Hebamme persönlich kennen gelernt und es kommt keine Betreuung zustande, klären das die Frau und die Hebamme direkt persönlich. Die automatisierte Antwort über das System der Plattform erfolgt dann, wenn es kein passendes Match gibt und die Frau nicht an eine Hebamme vermittelt werden kann. Diese Vorgehensweise stellt eine entscheidende Verbesserung zur jetzigen Situation dar. Eine häufige Beschwerde der Schwangeren besteht darin, dass sie auf manchmal bis zu 50 versendete Anfragen keine oder nur sehr wenige Absagen erhalten. In der Regel haben Hebammen auf ihren Websites bzw. Anrufbeantwortern bereits Informationen über freie Kapazitäten hinterlegt. Erfahrungsgemäß fragen Frauen dennoch an, in der Hoffnung, dass doch noch eine Betreuung möglich ist. In diesen Fällen melden sich Hebammen in der Regel nicht persönlich bei den Frauen zurück. Besonders schwierig ist es für Frauen mit Verständigungsschwierigkeiten. Die automatisierte Antwort im Falle einer Nichtvermittlung könnte in der Zukunft in einfacher Sprache oder sogar mehrsprachig verfasst werden. - 4 - 4 Die Schwangere erhält also zeitnah und zuverlässig eine Antwort, auch wenn sich keine Hebamme für sie findet und bleibt nicht unwissend zurück. Die automatisierte Antwort kann zudem genutzt werden um die Frau über alternative Versorgungsangebote (Gynäkologe , Kinderarzt, Klinik) zu informieren. Berlin, den 8. Februar 2019 In Vertretung Martin Matz Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •