Drucksache 18 / 18 733 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Franz Kerker und Tommy Tabor (AfD) vom 30. April 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. April 2019) zum Thema: Bildung für Mädchen und Jungen: Girls‘ Day und Boys‘ Day in Berlin – Sinn und Kritik und Antwort vom 17. Mai 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Mai 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Herrn Abgeordneten Franz Kerker (AfD) und Herrn Abgeordneten Tommy Tabor (AfD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/18733 vom 30. April 2019 über Bildung für Mädchen und Jungen: Girls' Day und Boys' Day in Berlin – Sinn und Kritik ________________________________________________________________________ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1.) Der Girls‘ Day und der Boys‘ Day sind nicht unumstritten. Welche Argumente gegen den Girls‘ Day und den Boys‘ Day sind der Senatsverwaltung BJF bekannt? Zu 1.): Im Vorfeld der weiteren Antworten wird darauf hingewiesen, dass die Federführung für den Aktionstag bei der Senatsverwaltung Gesundheit, Pflege und Gleichstellung liegt. Girls' Day und Boys' Day sind keine einmaligen Aktionstage im Jahr. Vielmehr sind sie in vielfältige Aktivitäten eingebettet. Sowohl die Landes- als auch die Bundeskoordinierungsstelle stellen daher Material zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht online bereit. Die Aktionstage sind ein niedrigschwelliges Angebot, das bei Veranstaltenden und Schülerinnen und Schülern ein unvermindert positives Echo hat. Schülerinnen und Schüler sammeln Erfahrungen und Ideen für ihre berufliche Zukunft. Und auch die beteiligten Unternehmen profitieren. 38 % der bundesweit beteiligten und befragten Unternehmen und Institutionen am Girls’ Day erhalten Bewerbungen von Teilnehmerinnen, beim Boys’ Day sind es 24 % (Girls' Day und Boys' Day –klischeefreie Berufsorientierung, die wirkt! Ergebnisse der bundesweiten Evaluationsbefragung zu den Aktionstagen 2018 mit Tipps für die Praxis, Hrsg.: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V., 2019, Seite 14). 2.) Wie bewertet die Senatsverwaltung BJF die Kritik, der Boys‘ Day sei eine „Ideologische Umerziehung als Talententdeckung getarnt“? 3.) Welchen Nutzen für Jungen sieht die Senatsverwaltung BJF darin, am Boys‘ Day für schlecht bezahlte Berufe zu werben? - 2 - 2 4.) Wie lässt es sich – aus Sicht der Senatsverwaltung BJF – mit einer Pädagogik im Interesse des Kindes vereinen, dass Jungen am Boys‘ Day schlechtbezahlte Berufe wie aus dem Bereich Pflege und Erziehung nahegelegt werden, wenn zugleich Mädchen am Girls‘ Day davon abgeraten wird? Zu 2.),3.) und 4.): Berufsorientierung ist ein komplexer Prozess, der die Entdeckung und Entwicklung von subjektiven Neigungen, Kompetenzen, Talenten und Stärken beinhaltet. Girls’ Day und Boys’ Day unterstützen Jugendliche bei dieser notwendigen Orientierung und Entwicklungsaufgabe . Betriebe und Institutionen laden Schülerinnen und Schüler ein, sich vor Ort ein praxisnahes Bild von Berufen zu verschaffen und mit den eigenen Wünschen, Interessen und Fähigkeiten abzugleichen. Dabei entdecken sowohl Schülerinnen als auch Schüler neue eigene Talente und Interessen unabhängig von gesellschaftlichen oder ideologischen Rollenzuweisungen. 5.) Wie bewertet der Senat die Aussage aus der Praxis, für nahezu alle Jungen diene der Boys‘ Day nur als unterrichtsfreier Tag? Zu 5.): Diese Bewertung wird vom Senat nicht geteilt. Entsprechende Rückmeldungen von Veranstaltenden liegen nicht vor und widersprechen auch ihrer positiven Bewertung. 79 % der am Boys' Day bundesweit beteiligten und befragten Unternehmen und Institutionen sind sehr zufrieden bis zufrieden mit dem Aktionstag (Girls' Day und Boys' Day – klischeefreie Berufsorientierung, die wirkt! Ergebnisse der bundesweiten Evaluationsbefragung zu den Aktionstagen 2018 mit Tipps für die Praxis, Hrsg.: Kompetenzzentrum Technik-Diversity- Chancengleichheit e.V., 2019, Seite 6). 6.) Auf der Seite https://www.boys-day.de/Daten-Fakten/Das-ist-der-Boys-Day/In-den-Bundeslaendern/Berlin steht: „Es ist darauf zu achten, dass Jungen nur in frauentypische Berufsfelder hineinschnuppern sollen.“ Hält die Senatsverwaltung BJF – angesichts der Tatsache, dass die kennenzulernenden Praxisfelder auf „frauentypische Berufsfelder“ beschränkt sind – den Slogan des Boys‘ Days „Entdecke Deine Talente“ für eine gegenstandsadäquate Beschreibung oder für fehlinformativ? Zu 6.): Siehe Antwort zu den Fragen 2.) bis 4.). 7.) Wie bewertet die Senatsverwaltung BJF den Boys' Day angesichts des Fachkräftemangels im IT- Bereich? Führt der Boys' Day nach Auffassung der Senatsverwaltung BJF zu mehr oder zu weniger Interessenten im IT-Bereich? Zu 7.): Der allgemeine Fachkräftemangel im IT-Bereich besteht unabhängig von der Durchführung des Boys' Day, sowie der Fachkräftemangel in Erziehung und Pflege unabhängig von der Durchführung des Girls' Day besteht. - 3 - 3 8.) Wie entkräftet die Senatsverwaltung das Argument der Kritiker, der Girls‘ Day verkläre den Blick auf die Kompetenzen, mit denen die Jugendlichen aus der Schule kämen; wir bräuchten keinen Girls‘ oder Boys‘ Day, wir bräuchten mehr ausbildungsfähige junge Menschen? Zu 8.): Der Senat geht von einem positiven Einfluss auf die Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen durch die Aktionstage Girls' Day und Boys' Day aus und unterstützt das praxisnahe , niedrigschwellige und mittlerweile fest etablierte Angebot zur klischeefreien Berufsund Studienorientierung. Berlin, den 17. Mai 2019 In Vertretung Barbara König Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung