Drucksache 18 / 18 760 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stefan Förster (FDP) vom 06. Mai 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Mai 2019) zum Thema: Denkmalwert des „Mäusebunkers“ am Campus Benjamin Franklin und Antwort vom 16. Mai 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. Mai 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 3 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Herrn Abgeordneten Stefan Förster (FDP) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 18760 vom 06.05.2019 über Denkmalwert des „Mäusebunkers“ am Campus Benjamin Franklin Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie schätzt der Senat die baukulturelle Bedeutung des sog. „Mäusebunkers“ am Charité-Campus Benjamin Franklin ein? Zu 1.: Das ab 1966 von Gerd Hänska geplante und bis 1981 ausgeführte Gebäude für die Zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin ist ein bedeutender baukultureller Baustein der Berliner Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Architekten Fehling & Gogel und dem nah gelegenen Benjamin-Franklin-Klinikum bildet es eine einmalige Gruppe von Großbauten am parkartig angelegten Nordufer des Teltowkanals . 2. Wie wird das derzeit steigende Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit, aber insbesondere der Fachöffentlichkeit, an einem Erhalt des Gebäudes bewertet? Zu 2.: Den Zentralen Tierlaboratorien kommt ein hohes Interesse der Öffentlichkeit zu. In der Fachöffentlichkeit gilt das Gebäude weit über Berlin hinaus als herausragende Entwurfsleistung und als ein Schlüsselwerk des Brutalismus. Die Aufnahme in zahlreichen Veröffentlichungen belegt das große und anhaltende Interesse und den Stellenwert des Gebäudes. 3. Besteht ein öffentliches Interesse am Erhalt des Gebäudes? Will das Landesdenkmalamt das Gebäude der Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin der Charité, das entworfen vom Berliner Seite 2 von 3 Architekten Gerd Hänska für den Architekturstil „Brutalismus“ der Nachkriegsmoderne steht, unter Denkmalschutz stellen? Wenn nein, warum nicht? Falls ja, wie wird das Gebäude gesichert? Zu 3.: Eine Denkmalbedeutung nach § 2 Denkmalschutzgesetz Berlin (DSchG Bln) der Zentralen Tierlaboratorien wird derzeit vom Landesdenkmalamt Berlin ergebnisoffen geprüft. Das Gebäude wird seit seiner Fertigstellung genutzt und baulich unterhalten. Im Fall des Vorliegens der Denkmaleigenschaft und eines Auszuges der derzeitigen Nutzung sind geeignete Nachnutzungsoptionen zu untersuchen. 4. Welche Gebäude des „Brutalismus“ wurden bisher in Berlin unter Denkmalschutz gestellt und mit welcher Begründung? (Bitte um Auflistung) Zu 4.: Die Aufnahme in die Berliner Denkmalliste entscheidet sich nicht durch die Zugehörigkeit zu formalen Stilkriterien. Sie begründet sich in jedem Einzelfall auf der Erfassung und Bewertung spezifischer Denkmaleigenschaften, in denen die geschichtliche , künstlerische, wissenschaftliche und/oder städtebauliche Bedeutung nachgewiesen wird. Bisherige Eintragungen von Gebäuden, die dem Brutalismus zugerechnet werden können, umfassen unterschiedliche Gattungen. Dazu gehören: - die St. Agnes-Kirche in Kreuzberg (geschichtliche und künstlerische Bedeutung ), - die ehemalige Rotaprintfabrik im Wedding (geschichtliche, künstlerische und städtebauliche Bedeutung), - das Einfamilienhaus Plettner in Spandau (geschichtliche und künstlerische Bedeutung), - das Forschungsinstitut der Freien Universität im Ernst-Ruska-Haus in Dahlem (geschichtliche, künstlerische und wissenschaftliche Bedeutung), ebenfalls ein Werk des Architekten Gerd Hänska. 5. Welche Nutzungsinteressen hat die Charité für den Standort nach dem gewünschten Abriss des „Mäusebunkers“? Zu 5.: Das 21.700 m² große Grundstück stellt eine wichtige Entwicklungsfläche für den Standort Charité Campus Benjamin Franklin (CBF) dar. Das Grundstück Krahmerstraße 6-10 soll für Flächenbedarfe der Charité für Forschung und Ausbildung erhalten und entwickelt werden. Ergänzt werden sollen soziale Komponenten wie beispielsweise Wohnen für Pflegepersonal. Ziel ist die Stärkung des CBF. 6. Gibt es alternative Nutzungsideen wie ein Archiv, Rechenzentrum oder eine Serverfarm, die die baulichen Gegebenheiten als positiven Faktor nutzen könnten und somit einer sinnhafte und/oder wirtschaftlichen Nutzung des Gebäudes näherkommen könnten? Zu 6.: Wegen negativer Untersuchungsergebnisse zu einer Weiternutzung wurde im Jahr 2012 entschieden, für die Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin (FEM) einen Ersatzneubau am Standort Campus Berlin-Buch zu errichten und das Be- Seite 3 von 3 standsgebäude aufzugeben. Dies hat der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses in seiner Sitzung vom 01.10.2014 zustimmend zur Kenntnis genommen. Nach Abschluss des Nutzungsbeginns des Ersatzneubaus ist bislang der Abbruch des baulichen Bestands geplant. Alternative Möglichkeiten für eine sinnhafte und/oder wirtschaftliche Nachnutzung des Gebäudes sind bislang nicht erkannt und wären im Falle einer denkmalrechtlichen Unterschutzstellung zu prüfen. Berlin, den 16.05.2019 In Vertretung Gerry Woop Senatsverwaltung für Kultur und Europa