Drucksache 18 / 18 923 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Tim-Christopher Zeelen (CDU) vom 14. Mai 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Mai 2019) zum Thema: Rodungen in den Berliner Forsten und Antwort vom 30. Mai 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Juni 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Tim-Christopher Zeelen (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/18923 vom 14.05.2019 über Rodungen in den Berliner Forsten Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viel Holz wurde in den vergangenen zehn Jahren aus den Berliner Forsten gerodet (aufgeteilt nach Revierförstereien)? Antwort zu 1: Rodungen finden bei den Berliner Forsten nicht statt, die Bewirtschaftung erfolgt gemäß der §§ 11 und 12 Landeswaldgesetz nach den Grundsätzen der naturgemäßen Waldbewirtschaftung und damit kahlschlagfrei. Rodungen würden nur im Rahmen von Waldumwandlungen bei einer Nutzungsänderung stattfinden. Da die Frage wahrscheinlich auf die Menge des im Rahmen der Waldpflege geernteten Holzes zielte, sind diese Daten in der folgenden Tabelle aufgeführt. Anmerkung: Das Holzvolumen für Rundholz wird in Festmetern (fm) angegeben. Ein Festmeter entspricht dem Volumen von einem Kubikmeter (m³). Revier Holzernte in fm aufsummiert 2008 - 2018 Hermsdorf 34.592 Tegelsee 34.070 Spandau 27.893 Stolpe 41.661 Gatow 24.009 Wansdorf 36.863 Dachsberg 30.115 Eichkamp 34.998 2 Saubucht 45.380 Wannsee 29.170 Dreilinden 45.034 Nuthe 18.422 Fahlenberg 30.753 Teufelssee 32.631 Rahnsdorf 34.485 Müggelsee 32.207 Friedrichshagen 42.425 Wuhlheide 24.106 Müggelheim 33.230 Grünau 22.747 Schmöckwitz 39.579 Lanke 52.059 Buch 19.316 Blankenfelde 7.184 Ützdorf 49.834 Prenden 44.614 Gorin 71.062 Albertshof 48.986 Summe 987.424 Frage 2: Wie viele Bäume wurden in den vergangenen zehn Jahren in Berliner Forsten gepflanzt (aufgeteilt nach Revierförstereien)? Antwort zu 2: In den vergangenen zehn Jahren wurden in den Berliner Forsten ca. 2,5 Mio. Bäume gepflanzt. Die Ermittlung der Einzeldaten für die 28 Reviere war den Berliner Forsten nicht möglich, da die Pflanzungen nicht nur im Rahmen des zentral koordinierten Mischwaldprogramms (100 ha je Jahr), sondern auch durch eine Vielzahl kleinerer Pflanzaktionen erfolgten, sowohl in Eigenregie als auch durch ehrenamtliche Initiativen bis hin zu besonderen Solitärpflanzungen (z.B. Pflanzungen anläßlich der Aktion Baum des Jahres, Pflanzaktionen verschiedener Naturschutzvereine, Einzelgruppen, Unternehmen usw.). Frage 3: Wie hat sich der Preis für Holz in den letzten zehn Jahren entwickelt? Antwort zu 3: Der Preis für Holz wird immer zwischen den jeweiligen Vertragsparteien ausgehandelt. Er ist abhängig vom allgemeinen Holzmarkt, der Holzart, dem Sortiment usw. Eine bundesweite Übersicht gibt die Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft https://www.bmel-statistik.de/fileadmin/user_upload/monatsberichte/FHB- 3 0120005-2017.pdf. Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Preise sind die Nettoerlöse in Euro je Festmeter (fm) verkauften Holzes als Durchschnittswert aller Sortimente und Baumarten, die durch die Berliner Forsten erzielt wurden. Frage 4: Wie hoch ist der Gewinn aus dem Verkauf des Holzes? Antwort zu 4: Die im Durchschnitt der letzten Jahre erzielten Erlöse belaufen sich für die Berliner Forsten insgesamt auf ca. 2 Mio. € /Jahr. Frage 4.2: Wer sind die Abnehmer? Antwort zu 4.2: Bei den Abnehmern handelt es sich in der Regel um forstliche Dienstleister, die als sogenannte Selbstwerber das Holz nach den vertraglich mit den Berliner Forsten vereinbarten Regeln auf eigene Rechnung ernten und vermarkten. Kleinstmengen gehen an private Verbraucher, die entweder fertig aufgearbeitetes Holz kaufen oder ebenfalls als Selbstwerber liegendes Holz im Wald aufarbeiten und gegen Entgelt erwerben. Frage 5: Wird das Holz durch Angestellte des Landes geerntet oder werden damit Drittunternehmen beauftragt? 4 Antwort zu 5: Die überwiegende Holzmenge wird im Rahmen standardisierter Pflegemaßnahmen durch Drittunternehmen (siehe Antwort zu 4.2) gewonnen. Die Holzernte durch angestellte Forstwirtinnen/Forstwirte, Forstwirtschaftsmeisterinnen/Forstwirtschaftsmeister und Auszubildende erfolgt unter anspruchsvollen Bedingungen schwerpunktartig in sensiblen und komplexen Waldarealen sowie im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht. Frage 6: Mit welchen Geräten werden die Bäume geerntet? Antwort zu 6: Der überwiegende Teil der Waldpflege erfolgt durch sogenannte Harvester (vollmechanisierte Holzerntemaschinen). Je nach den Verhältnissen in den verschiedenen Waldflächen (Alter, Struktur, Baumartenzusammensetzung) erfolgt eine Kombination zwischen mechanisierter Harvesterfällung und manueller Zufällung mit 1-Personen- Motorsägen. Die Bäume werden dann durch den Harvester entastet und in unterschiedlichen Längen aufgearbeitet (Sortimentsbildung). Frage 6.2: Wird darauf geachtet, leichte Geräte zur Schonung des Waldbodens zu nutzen? Antwort zu 6.2: Die Pflege der Berliner Wälder erfolgt unter Einhaltung der Bewirtschaftsungsvorgaben der §§ 11 und 12 des Landeswaldgesetzes. Die dabei zum Einsatz kommenden Verfahren und Maschinen entsprechen den Grundsätzen der naturgemäßen Waldwirtschaft. Leichte Geräte sind für die Pflege größerer Waldflächen im Rahmen der Holzrückung (Holztransport außerhalb der Wege) aus technischen Gründen (Schwere des Holzes, Unwegsamkeit der Fläche, Aspekte der Arbeitssicherheit, Arbeitsökonomie) in der Regel nicht einzusetzen. Die Verwendung von bodendruckmindernden Breitreifen ist Standard. Nach den Maßgaben der FSC1- und Naturland-Zertifizierung erfolgt der Einsatz von Maschinen im Wald ausschließlich auf dafür dauerhaft markierten Rückegassen. Auf diesen wird zur Verminderung des Bodendrucks das Reisigmaterial aus der Entastung abgelegt. In geeigneten Beständen kommen auch Pferde für Waldarbeiten zum Einsatz. Frage zu 7: Warum wird das Holz geerntet? Antwort zu 7: Die Nutzung von Holz verfolgt mehrere Zwecke. Vorrangig erfolgt die Holzgewinnung in den Wäldern der Berliner Forsten im Rahmen einer ordnungsgemäßen Pflege und im Sinne der Entwicklungsziele des gesetzlichen Schutz- 1 Forest Stewardship Council 5 und Erholungswaldes. Weiterhin dient die Holznutzung der Steuerung von Prozessen der Waldentwicklung (Standraumregulierung der Bäume). Die Entnahme von Kiefern zugunsten von Laubholz beschleunigt die Veränderung der Baumartenzusammensetzung hin zu stabilen und zukunftsfähigen Mischwäldern im Rahmen des so wichtigen Klimaschutzes und der Biodiversität. Mit dem aus den Wäldern gewonnenem nachwachsendem Rohstoff Holz tragen die Berliner Forsten auch zur Deckung des Holzbedarfs der Berliner Bevölkerung bei. Auch wenn global gesehen das Holz aus den Berliner Wäldern nur einen relativ kleinen Teil zur Nachfragedeckung beitragen kann, spiegelt sich doch in der Holznutzung die Verantwortung der Berliner Stadtgesellschaft wider, den eigenen Holzbedarf nicht nur anderen Holzerzeugern, möglicherweise aus Übersee, aufzulasten. Frage 7.2: Welche Auswirkungen hat das auf das Ökosystem Wald? Antwort zu 7.2: Wie schon unter Antwort zu 7 beschrieben dient die Ernte von Holz auch der Steuerung von Prozessen im Wald. Durch die Entnahme von Bäumen stehen größere Anteile der verfügbaren Ressourcen (Wasser, Licht, Nährstoffe) den verbleibenden Baumindividuen zur Verfügung. Damit verbessern sich deren Wachstumsbedingungen, was zu einer höheren Stabilität und Vitalität der Waldbestände beiträgt. Dies wirkt sich insbesondere auf Baumarten mit erhöhtem Lichtbedarf (z.B. Eichen) positiv aus und die natürliche Verjüngung der Waldbäume sowie Prozesse der Bodenentwicklung (Humusbildung, Nährstoffumsatz) werden gefördert. Frage 8: Wie war die Personalentwicklung inklusive Krankenstand in den letzten zehn Jahren (aufgeteilt nach Revierförsterein)? Antwort zu 8: Eine Auswertung für die gewünschte Darstellung ist digital erst für die Personalentwicklung ab 2010 möglich. 6 Für den Krankenstand können wegen Auswertungsbeschränkungen im Berliner System der „Integrierten Personalverwaltung“ (IPV) aus Datenschutzgründen lediglich summarische Zahlen ausgegeben werden (ohne Aufteilung nach Revieren). Diese zeigen als „Momentaufnahme“ die Krankenstände zu Beginn eines jeden Jahres und lassen sich nicht auf den weiteren Jahresverlauf übertragen. Eine Auswertung ist aus verfahrenstechnischen Gründen erst ab 2014 möglich. Krankenstände je Forstamt insgesamt (Stichtag: 01.01. des jeweiligen Jahres) Forstamt 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Tegel 2 3 3 3 7 6 Grunewald 0 0 2 4 1 2 Köpenick 5 1 2 4 8 3 Pankow 1 2 5 3 1 1 Frage 9: Gibt es Vorgaben an die Revierförstereien, wieviel Holz geerntet werden kann? Antwort zu 9: Für die Berliner Forsten und die Revierförstereien gibt es eine zehnjährige Maßnahmenund Nutzungsplanung (Forsteinrichtung). Diese beschreibt unter anderem auch, wieviel Holz geerntet werden kann und soll. 7 Frage10: Dürfen auch private Käufer Holz erwerben? Antwort zu 10: Ja. Frage 10.2: Wenn ja, wie ist der Ablauf (Telefon, Abholung, Kosten)? Antwort zu 10.2: Berliner Forsten bieten verschiedene Möglichkeiten, Holz zu erwerben. Für Kleinstabnehmer (Private mit Kamin- bzw. Ofenheizung) empfiehlt sich, die jeden Dienstag stattfindenden Sprechstunden in den Revierförstereien und Forstämtern zu nutzen oder bei den bevorzugt zur Weihnachtszeit stattfindenden Märkten mit Holzversteigerung zu bieten. Regelmäßig ist das Holz selbst abzuholen. Dieses Brennholz ist in aller Regel auch durch die Käufer zu schneiden, zu spalten und zu trocknen. In geringem Umfang wird auch meterlanges, teilweise gespaltenes Holz angeboten. Die Kosten für dieses Holz liegen je nach Holzart und Aufarbeitungsgrad in der Regel zwischen 12,00 € und 50,00 € pro Raummeter (rm), ansonsten siehe Antwort zu 3. Berlin, den 30.05.2019 In Vertretung Stefan Tidow Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz