Drucksache 18 / 19 894 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Frank Scholtysek (AfD) vom 12. Juni 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Juni 2019) zum Thema: Baumbestand auf Fernwärmeüberdeckungen und Antwort vom 01. Juli 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Juli 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Frank Scholtysek (AfD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/19894 vom 12. Juni 2019 über Baumbestand auf Fernwärmeüberdeckungen Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Verwaltung: Die Schriftliche Anfrage betrifft Sachverhalte, die der Senat teilweise nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen und hat daher das Bezirksamt (BA) Neukölln um Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Sie wird in der Antwort an den entsprechend gekennzeichneten Stellen wiedergegeben. Vorbemerkung des Abgeordneten: Aus der Antwort auf die DS 18/17753 ergibt sich im Zusammenhang mit der Fällung großer Bäume auf dem Mittelstreifen der Sonnenallee, dass Hochbeete, die aus Gründen der notwendigen Überdeckung von Fernwärmeleitungen angelegt wurden, sich im Nachhinein als keine guten Standorte für Baumbepflanzungen erwiesen haben. Das BA Neukölln hat hierzu mitgeteilt: „Grundsätzlich ist zum Standort der Bäume in den „Hochbeeten“ des Mittelstreifens in der Sonnenallee zu sagen, dass dieser nicht nur auf Grund der vorhandenen Hochbeete und Fernwärmeleitungen schwierig ist. Für die Bäume direkt am Straßenrand in gesonderten Nischen der Hochbeete sind die Baumscheiben recht klein, die Wasser- und Luftaufnahmemöglichkeiten der Wurzeln sind als gering einzuschätzen auf Grund der Dimensionierung der „Baumscheiben“ als Baumstandort und der hohen Überdeckung der Wurzeln durch die Hochbeete. Im Zusammenhang mit dem Winterdienst / hoher Verkehrsdichte sind immer wieder einmal auch hohe und somit negativ zu bewertende Salzkonzentrationen zu beobachten. Insbesondere die wenigen Niederschläge der letzten Jahre haben stark dazu beigetragen, dass die Vitalität dieser Bäume sehr stark gelitten hat.“ 2 Frage 1: Wie viele Bäume insgesamt stehen in Berlin auf solchen Hochbeeten bzw. generell auf Überdeckungen von Fernwärmeleitungen? Frage 2: Wo befinden sich diese Standorte? Antwort zu 1 und 2: Zuständig für die Pflege und Unterhaltung des gärtnerisch begrünten öffentlichen Straßenlandes einschließlich der Straßenbäume in Berlin sind die bezirklichen Straßenund Grünflächenämter. Pflanzorte von Bäumen in Hochbeeten bzw. auf Überdeckungen von Fernwärmeleitungen werden dabei nicht systematisch erfasst. Frage 3: Was heißt konkret „kein guter Standort für Baumpflanzungen“ und wie wirkt sich dieser Standort auf die dortigen Bäume aus? Antwort zu 3: Ein Pflanzort in Hochbeeten und auf Überdeckungen von technischen Bauwerken weist regelmäßig einen eingeschränkt durchwurzelbaren Raum auf und hat in der Regel keinen Anschluss an den gewachsenen Boden und/oder ggf. wurzelverfügbares Grundwasser. Zudem sind erhöhte Bodentemperaturen und insgesamt noch naturfernere Bodenverhältnisse und ein noch gestörteres Bodenleben als generell an Standorten in der dicht bebauten Stadt möglich. Dies kann sich nachteilig auf die Vitalität und das zu erwartende Alter dieser Bäume auswirken. Frage 4: Die Aussage, dass sich diese Hochbeete im Nachhinein als kein guter Standort für Baumpflanzungen erwiesen hat, kann auch so gedeutet werden, dass nicht die Bäume Nachteile erleiden, sondern dass die dort liegenden Fernwärmeleitungen durch den Baumbestand beschädigt oder sogar zerstört werden könnten. Wie ist die in der Antwort der Drs 18/17753 getätigte Aussage tatsächlich zu deuten? Antwort zu 4: Die Schädigung technischer Einrichtungen durch Baumwurzeln ist möglich, dieses ist genauso wie eine eingeschränkte Standzeit der Bäume bei Straßenbaumpflanzungen nicht vollständig zu vermeiden. Stadtbäume leisten unter oft ungünstigen Bedingungen einen wertvollen Beitrag für die Lebensqualität in der Stadt, ziehen aber durchaus auch (unterirdische wie oberirdische) Beschädigungen nach sich, so wie sie selbst durch die Standortbedingungen nicht ihr biologisch mögliches maximales Volumen und Alter erreichen. Beide Deutungen haben ihre Berechtigung. Das BA Neukölln hat hierzu mitgeteilt: „Grundsätzlich kann gesagt werden, dass unabhängig von der Leitungsform Bäume mit ihrem Wurzelwerk immer Einfluss haben können auf die Leitungen – man kann dieses aber auch genauso gut umgekehrt betrachten. Gerade im Hinblick auf Neubau, 3 Ertüchtigung, Havarien etc. kommt es immer wieder zu Problemen, insbesondere wenn Bäume „direkt“ oder sehr nah auf/an Leitungen liegen.“ Frage 5: Wie viele Bäume insgesamt stehen in Berlin an Standorten, die von der Senatsverwaltung und/oder den Bezirken als vergleichbar schlechte Standorte angesehen werden? Antwort zu 5: Mit Ausnahme von ungestörten Situationen mit natürlich anstehenden Böden wie im Wald oder in größeren Parkanlagen weisen Standorte in der Stadt grundsätzlich höhere Belastungen für Bäume auf. Das Bestreben der für die Pflege und Unterhaltung einschließlich Pflanzung zuständigen Straßen- und Grünflächenämter ist dabei selbstverständlich, das bestmögliche an den für Baumpflanzungen vorgesehenen Pflanzorten zu erreichen, auch wenn hierfür ggf. ein erhöhter technischer Aufwand wie Substrataustausch oder der Einbau von Wurzelschutzeinrichtungen notwendig sind. Zuweilen werden Bäume trotz ungünstiger Situationen gepflanzt, um mindestens für eine kurz- bis mittelfristige Zeit von den Vorzügen eines gärtnerisch begrünten Straßenlandes profitieren zu können. Frage 6: Wie viele der Bäume aus 1. und 5. müssen voraussichtlich aus Gründen, die ähnlich gelagert sind wie die, die zur Fällung der Bäume in der Sonnenallee geführt haben, in den kommenden 5 Jahren gefällt werden? Antwort zu 6: Siehe Antwort zu Frage 1 und 2: Pflanzorte von Bäumen in Hochbeeten bzw. auf Überdeckungen von Fernwärmeleitungen werden vom Berliner Senat nicht systematisch erfasst. Im Hinblick auf die Situation in der Sonnenallee teilte das BA Neukölln hierzu mit: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die noch auf/an der Sonnenallee stehenden sieben Bäume von Fällungen betroffen sein könnten, ist hoch, aber nicht zwingend so voraus zu sehen.“ Frage 7: In der Sonnenallee wurden zeitgleich mit der Fällung der Bäume auf dem Mittelstreifen auch eine geringe Anzahl von Bäumen im Bereich der Gehwege gefällt. Welche Begründung gibt es dafür? Antwort zu 7: Das BA Neukölln hat hierzu mitgeteilt: „Immer wird jeder Baum gesondert betrachtet auf Grund der mind. 1x jährlich durchgeführten Baumansprache, sodass es keine allgemeinen Aussagen/Begründungen dazu geben kann. Und jede Fällung im Straßenland wird mindestens nach dem 4-Augen- 4 Prinzip von zwei Mitarbeitern (i.d.R. Baumkontrolleur und Meister) entschieden. In dem einen oder anderen Fall sind naturgemäß sicher die Befunde ähnlich geartet. D.h. es müssten zu Recherchezwecken genaue Angaben seitens des Antragstellers gemacht werden wie Hausnummer/Straßenseite/Baumnummer, um die Frage konkret beantworten zu können. Insgesamt mussten aus Verkehrssicherungsgründen in der Sonnenallee 10 Fällungen im Jahre 2018 und in 2019 bis jetzt 14 durchgeführt werden. In dieser Aufzählung sind die 9 Linden aus dem Mittelstreifen, die gefällt werden mussten, enthalten.“ Berlin, den 01.07.2019 In Vertretung Ingmar Streese Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz