Drucksache 18 / 19 921 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Turgut Altug und Dr. Susanna Kahlefeld (GRÜNE) vom 13. Juni 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Juni 2019) zum Thema: Ökologische Entwicklung des Tempelhofer Feldes und Antwort vom 27. Juni 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Jul. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Turgut Altuğ (Bündnis 90/Die Grünen) und Frau Abgeordnete Susanna Kahlefeld (Bündnis 90/Die Grünen) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/19921 vom 13. Juni 2019 über Ökologische Entwicklung des Tempelhofer Feldes Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Verwaltung: Die Schriftliche Anfrage betrifft Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen und hat daher die landeseigene Grün Berlin GmbH (GB) um Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Sie wird in der Antwort an den entsprechend gekennzeichneten Stellen wiedergegeben. Frage 1: Wie bewertet der Senat, dass 72% der Befragten im Rahmen des Beteiligungsverfahrens angegeben haben, dass ihnen die ökologische und nachhaltige Entwicklung des Feldes „sehr wichtig“ ist? Antwort zu 1: Der Senat beurteilt das Umfrageergebnis positiv und bestärkt die Grün Berlin GmbH in ihren Bemühungen, das Tempelhofer Feld wie bisher unter ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig zu entwickeln und zu bewirtschaften. Frage 2: Welchen Stellenwert misst der Senat einer ökologischen und nachhaltigen Entwicklung des Tempelhofer Feldes bei? Antwort zu 2: Der Senat misst einer ökologischen und nachhaltigen Entwicklung des Tempelhofer Feldes aufgrund der wertvollen naturschutzfachlichen Ausstattung einen großen Stellenwert bei. 2 Frage 3: Welche Aufgaben hat das Planungsbüro bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes? Antwort zu 3: Mit der Aufgabe der Entwicklung des Tempelhofer Feldes ist im Rahmen des Gesetzes zum Erhalt des Tempelhofer Feldes (ThF-G) und im Rahmen des Entwicklungs- und Pflegeplan Tempelhofer Feld (EPP) die landeseigene Grün Berlin GmbH betraut. Die GB beauftragt für konkrete Aufgaben wie zum Beispiel Objektplanung Dienstleister. Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Das durch die landeseigene Grün Berlin GmbH beauftragte Planungsbüro hat folgenden Projektgegenstand: Erbringen von Planungsleistungen zum Leistungsbild Freianlagen für die Gestaltung des Teilbereichs Oderstraße des Tempelhofer Feldes auf Grundlage der Inhalte des EPP unter Einbeziehung anderer an der Gesamtplanung beteiligter Fachrichtungen . Eine dieser beteiligten Fachrichtungen ist ein Beteiligungsbüro. Das Beteiligungsbüro hat als Projektgegenstand: Erbringen von Konzeptions-, Moderations- und sonstigen Dienstleistungen für den Partizipationsprozess zur Objektplanung Oderstraße auf dem Tempelhofer Feld.“ Frage 4: Welche Informationen liegen dem Senat bzgl. der öffentlichen Veranstaltungen durch das Planungsbüro bis Ende 2019 vor? Welche Themen sollen bei diesen Veranstaltungen besprochen werden? Antwort zu 4: Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Die Festlegung der öffentlichen Veranstaltungen im Rahmen der Freianlagenplanung Oderstraße erfolgt im Rahmen des Beteiligungsmodells durch die Feldkoordination. Bis Ende 2019 sind unter Vorbehalt des zeitlichen Verlaufs der formalen Planungsschritte folgende öffentliche Veranstaltungen geplant: - eine mehrwöchige öffentliche Test- und Bewertungsphase des mit der Bürgerschaft entwickelten Sitzbankmodells als Prototyp auf dem Tempelhofer Feld, im Bereich Oderstraße - eine Information über Material- und Ausstattungsauswahl in einzelnen Gestaltungsbereichen (Eingänge, Sportflächen, Bänke) - die Vorstellung des Planungsstandes Bereich Oderstraße im Rahmen des Beteiligungsmodells auf dem Feldforum“ Frage 5: Welche Pläne gibt es, die Landschaftspflege auf dem Tempelhofer Feld durch Beweidung zu ergänzen? 5.1 Welche Erfahrungen gab es mit der Beweidung durch die Schafe im letzten Jahr auf dem Tempelhofer Feld? Wie bewertet der Senat die Idee, in der Zukunft solche Maßnahmen mit wissenschaftlichen Studien zu begleiten? 5.2. Wie kann sichergestellt werden, dass der Lebensraum der Feldlerchen durch die Beweidung nicht eingeschränkt wird? 3 Antwort zu 5: Die Beweidung von Teilflächen des Tempelhofer Feldes zur Landschaftspflege soll zunächst in einem Zeitraum von fünf Jahren erprobt werden. Hierzu wird im August diesen Jahres mit einer kleinen Herde von ca. 25 Skudden – einer gefährdeten Schafrasse – begonnen , um die Anzahl der Tiere dann in den nächsten vier Jahren sukzessive zu erhöhen . Die Beweidung der ohnehin eingezäunten Teilflächen wird im Rahmen des seit 2010 laufenden naturschutzfachlichen Monitorings für das Tempelhofer Feld wissenschaftlich begleitet und evaluiert, um bei Bedarf steuernd eingreifen zu können. Dabei wird sichergestellt , dass der Lebensraum der Feldlerchen durch die Beweidung nicht eingeschränkt wird. Deshalb startet die Beweidung dieses Jahr auch erst nach der Brutzeit der Feldlerchen im August. Die „Beweidung“ des Tempelhofer Feldes durch einen Wanderschäfer im Herbst 2018 mit über 100 Schafen geschah lediglich im Rahmen einer achttägigen Veranstaltung. Sie war ein Publikumserfolg. Eine Wanderschäferei in dieser Größenordnung ist mit einer permanenten Beweidung durch eine Stand- bzw. Umtriebsweide jedoch aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten nicht anzustreben; sie ist auch u.a. aufgrund der zahlreichen Hunde auf dem Gelände nur als Ausnahme temporär mit hohem Aufwand realisierbar, z.B. im Rahmen einer erneuten Veranstaltung mit Aspekten der Umweltbildung. Frage 6: Welche Pläne gibt es, um schattenspendende Baumarten zu pflanzen? Antwort zu 6: Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Die Pflanzung neuer schattenspendender Bäume als solitäre Gehölze sind durch die Bestimmungen des ThF-G im „Äußeren Wiesenring“ vorgesehen. Für den „Inneren Wiesenring “ ist die Weite zu erhalten und das Pflanzen von Bäumen restriktiver. Hier sollen und werden jedoch spontan wachsende Bäume gehalten und gefördert. Ursprüngliche Planungen zur Pflanzung neuer Bäume im Bereich „Alter Hafen“ und im Äußeren Wiesenring mussten nach Inkrafttreten des ThF-G verworfen werden. Für die Freianlagenplanung im Teilbereich Oderstraße sind derzeit im gesamten Bereich ca. 72 Obstgehölze und ca. 36 Flurgehölze, u.a. unter Berücksichtigung von Sichtachsen, geplant.“ Frage 7: Wie viele Bäume auf dem Feld wurden bis jetzt gefällt? Wie viele Ersatzpflanzungen mit welchen Baumarten gab es bis dato? Antwort zu 7: Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Seit 2010 mussten auf dem Tempelhofer Feld etwa 100 Bäume gefällt werden (hauptsächlich Robinien), für die nach Berliner Baumschutzverordnung ein Fällantrag bei den zuständigen Bezirksämtern gestellt werden musste. Dies geschah ausschließlich aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht, um die Besucherinnen und Besucher vor Gefahren zu schützen. In dieser Zahl sind die Bäume enthalten, die bereits vor der Öffnung des Tempelhofer Feldes für die Bevölkerung im Jahr 2010 aus Sicherheitsgründen gefällt wer- 4 den mussten. Einige der Bäume wurden nicht vollständig gefällt, sondern nur stark eingekürzt , sodass sie als „Biotopbäume“ von Insekten und Vögeln genutzt werden können. Ersatzpflanzungen für Bäume, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden müssen, sind nicht vorgeschrieben. Dennoch ist beabsichtigt, in der zweiten Jahreshälfte 2019 ein Konzept für Ersatzpflanzungen zu entwickeln. Unter dem Vorbehalt der notwendigen Mittel sollen dann im Winterhalbjahr 2019/20 und 2020/21 Ersatzpflanzungen erfolgen. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind vier Stieleichen nachgepflanzt worden.“ Frage 8: Welche weitere Pläne, wie Errichtung von Wasserflächen, Trinkbrunnen, Sitzbänke etc., gibt es, um die Aufenthaltsqualität auf dem Feld zu erhöhen? Antwort zu 8: Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Die Planungen zu Aufenthaltsqualitäten auf dem Feld stellen einen fortwährenden Prozess dar, weshalb es keine abschließenden Aussagen geben kann. Die Verbesserung von Aufenthaltsqualitäten leitet sich grundlegend aus dem EPP ab und wird Schritt für Schritt über konkrete Teilbereichsplanungen umgesetzt. Als konkrete Teilbereichsplanung ist u.a. geplant, Trinkbrunnen in den Eingangsbereichen des Tempelhofer Feldes aufzustellen; je ein Trinkbrunnen am Eingang Tempelhofer Damm und einer am Eingang Columbiadamm . Überdies sind bis zu vier Trinkbrunnen im Teilbereich Oderstraße geplant; vorbehaltlich der Kostenklärung. Weitere Sitzbänke sind im Teilbereich Oderstraße geplant, einerseits als „mobile Bänke“, die die Besucherinnen und Besucher selbst zusammen- und umstellen können, sowie feste Sitzbereiche im Bereich von Eingängen und der Böschungsmauer . Im Teilbereich Oderstraße werden neue Bereiche für Sportflächen geplant , die gemäß des Handbuchs „Berlin-Design for all“ möglichst für alle Altersgruppen zusätzliche Angebote schaffen sollen.“ Die Errichtung von Wasserflächen ist auf der Grundlage des ThF-G nicht möglich, da das Land gemäß § 5 Absatz 3 Satz 1 Nr. 4 ThF-G darauf verzichtet, Aufschüttungen und Abgrabungen herzustellen. Frage 9: Wie wird der Bienen- und Bestäuberschutz (u.a. Wildbienenschutz) auf dem Tempelhofer Feld realisiert? Antwort zu 9: Die Grünflächenpflege des Tempelhofer Feldes basiert auf den Ergebnissen der jeweiligen aktuellen naturschutzfachlichen Monitoringergebnisse und fördert z. B. mit einem ausdifferenzierten Mahdregime (kein Einsatz von Pestiziden, abgestimmte Mähzeitpunkte, Förderung von Blühpflanzen) den Insektenschutz. In 2019 wurde erstmals die Untersuchung von Wildbienen (Artenzahl, Bestandshöhe) in das naturschutzfachliche Monitoring aufgenommen . Wenn zum Jahresende die Ergebnisse vorliegen, wird geprüft, ob zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der Insektenfauna ergriffen werden können. 5 Frage 10: Wie viele Bienenvölker werden derzeit auf dem Tempelhofer Feld gehalten? Welche Pläne gibt es, um weitere Bienenvölker auf dem Tempelhofer Feld anzusiedeln? Antwort zu 10: Nach Auskunft der Grün Berlin GmbH sind gegenwärtig etwa sechs bis acht Bienenvölker auf dem Tempelhofer Feld aufgestellt. Pläne zur Erhöhung dieser Anzahl liegen nicht vor, zumal im EPP von Mai 2016 von einem Bestand von fünf Bienenvölkern auszugehen ist. Honigbienen als landwirtschaftliche Nutztiere stehen nicht im Fokus einer naturschutzfachlichen Förderung, sondern die Artengruppe der Wildbienen. Frage 11: Welche Pläne gibt es, um die Umwelt- und Naturbildung auf dem Tempelhofer Feld zu etablieren? Antwort zu 11: Die GB hat hierzu wie folgt mitgeteilt: „Umwelt- und Naturbildungsangebote gibt es bereits seit der Öffnung des Tempelhofer Feldes im Jahr 2010. Sie wird durch das Freilandlabor Britz für Kinder im Kita- und Schulalter , für Erzieherinnen und Erzieher sowie für Lehrerinnen und Lehrer angeboten, indem im Südwesten des Feldes ein „Forscherzelt“ betrieben wird. Auch Führungen zum Naturund Artenschutz und zur Naturausstattung des Tempelhofer Feldes werden vom Freilandlabor Britz für Kinder und Erwachsene regelmäßig angeboten. Darüber hinaus gibt es vereinzelt Naturführungen von weiteren Anbieterinnen und Anbietern. Überdies werden im Rahmen der „Langen Nacht der Stadtnatur“ jährlich mehrere Führungen auf dem Tempelhofer Feld angeboten.“ Berlin, den 27.06.2019 In Vertretung Ingmar Streese Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz