Drucksache 18 / 20 219 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stephan Schmidt (CDU) vom 11. Juli 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Juli 2019) zum Thema: Hydrozoen in der Oberhavel und Antwort vom 22. Juli 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 29. Jul. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Stephan Schmidt (CDU) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/20219 vom 11. Juli 2019 über Hydrozoen in der Oberhavel Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Sind dem Senat außer der Badestelle Bürgerablage in Spandau noch weitere Stellen an der Oberhavel bekannt, an denen Hydrozoen (Quallen) gesichtet bzw. nachgewiesen wurden? Antwort zu 1: Dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) wurden außer an der Badestelle Bürgerablage in Spandau keine weiteren Sichtungen von Quallen in Berliner Gewässern gemeldet. Laut Presseberichterstattung wurden Quallen in diesem Jahr auch im Nieder Neuendorfer See und um die Insel Lindwerder von Anglern gesichtet. Die Süßwasserqualle kann in allen Flussseen Berlins vorkommen. Es gibt aber keine flächendeckenden Nachweise der Polypenform, da sie nur 2 mm groß ist und u.a. versteckt an Wasserpflanzen lebt. Die besser sichtbaren, 2 cm großen Medusen kommen in warmen Sommern regelmäßig in der Oberhavel und der Unterhavel vor. Frage 2: Um welche Arten von Hydrozoen handelt es sich? Antwort zu 2: Es handelt sich um die Art Craspedacusta sowerbii (LANKESTER, 1880; Deutscher Name: Süßwasserqualle, Süßwassermeduse). 2 Frage 3: Welches Verbreitungsgebiet der Quallen in Berlin/Brandenburg wird derzeit angenommen? Besteht die Gefahr der weiteren Ausbreitung? Antwort zu 3: Die Art kam über die Elbe (Erstnachweis 1953) in das Gewässersystem der Havel. Seitdem breitet sie sich im Flusssystem aus. Der ursprüngliche Migrationsweg ist nicht sicher geklärt. Frage 4: Gehen von diesen Hydrozoenarten bei Berührung oder beispielsweise beim Verschlucken Gefahren für Mensch oder Tier aus? Frage 5: Gibt es diesbezüglich Verhaltenshinweise für badende Menschen oder Hundehalter? Antwort zu 4 und 5: Von Süßwasserquallen der Art Craspedacusta sowerbii geht keine Gefahr für den Menschen und für Wirbeltiere aus. Sowohl die Polypen als auch die Medusen sind für die menschliche Gesundheit unbedenklich. Negative Auswirkungen auf die menschliche Haut durch das Nesselgift der kleinen Tentakel sind nicht erwiesen. Das Vorkommen dieser Quallenart in Berliner Gewässern bedingt keine besonderen Verhaltenshinweise oder Vorsichtsmaßnahmen für Badende bezüglich des Schutzes der menschlichen Gesundheit. Frage 6: Lässt das Vorkommen dieser Quallen einen Rückschluss auf die vorhandene Gewässerökologie der Berliner Oberhavel zu? Antwort zu 6: Es wurde mehrfach beschrieben, dass die Polypen und Medusen vorwiegend in sauberen, nährstoffarmen Gewässern vorkommen und sich demnach aus dem Vorkommen der Qualle keine negativen Rückschlüsse auf die Badegewässerqualität ziehen lassen. Die Qualle benötigt klare, an Unterwasserpflanzen reiche Flachwasserzonen mit ausreichend Zooplankton als Nahrungsquelle. Durch die deutliche Verbesserung der Wasserqualität weg von Blaualgenblüten hin zu Wasserpflanzengesellschaften und durch angemessene fischereiliche Bewirtschaftung sind für viele Organismen, auch für die Süßwasserqualle, die Lebensbedingungen verbessert worden. Die Ausbildung der sichtbaren Medusen erfolgt nur bei einer Wassertemperatur von über 25°C. 3 Frage 7: Rechnet der Senat mit einer Zunahme dieser exotischen Flussbewohner oder sind ggf. Gegenmaßnahmen geplant? Antwort zu 7: Erwärmt sich durch die Klimaveränderung das Wasser in den von Pflanzen bewachsenen Flachwasserzonen im Sommer beständig über 25°C, könnten vermehrt Medusen auftauchen. Massenentwicklungen sind nicht zu erwarten. Die Qualle ist Teil des Ökosystems. Es besteht kein Gefahrenpotential. Berlin, den 22.07.2019 In Vertretung Stefan Tidow Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz