Drucksache 18 / 20 329 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Franz Kerker (AfD) vom 17. Juli 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Juli 2019) zum Thema: Das Theater an der Parkaue als eine moralische Anstalt betrachtet und Antwort vom 09. August 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Aug. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 3 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Herrn Abgeordneten Franz Kerker (AfD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 20329 vom 17.07.2019 über Das Theater an der Parkaue als eine moralische Anstalt betrachtet Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Abgeordneten: Die kürzlich von Mitarbeitern des "Theaters an der Parkaue" gegen den Schauspieldirektor erhobenen Vorwürfe rassistischer und sexistischer Beleidigungen sind auch Ausdruck von Positionskämpfen innerhalb des Theaterbetriebes. Diese Auseinandersetzungen spiegeln sich institutionell in der Gründung des "Diversity Arts Culture" Programmes im Jahre 2017 wider. Die Webseite des Programmes fasst dessen Ziele wie folgt zusammen: "Der Berliner Kulturbetrieb ist längst nicht so divers wie die Stadt Berlin. Höchste Zeit das zu ändern!" In einem Artikel über die Vorfälle am "Theater an der Parkaue" berichtet die Zeitung "Neues Deutschland " u.a. folgendes: "Das DAC-Programm sollte bis Ende 2019 laufen, ist nun allerdings »einvernehmlich ausgesetzt und soll zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden«, teilt die Senatsverwaltung dem »nd« mit, »auch mit dem Ziel, auf diese Weise notwendige Veränderungen einschätzen und bewerten zu können«. [Johanna Treblin und Ulrike Wagener: Spiel und Ernsthaftigkeit am Theater. Am Theater an der Parkaue in Berlin soll es Vorfälle rassistischer und sexistischer Diskriminierung gegeben haben. In: "Neues Deutschland" vom 01.07.2019.] 1.) Wie hoch war die finanzielle Förderung des "Diversity Arts Culture" Programmes durch den Senat in den vergangenen Jahren? Zu 1.: Für Diversity Arts Culture (DAC) sind im Haushaltsplan in 2018 und 2019 je 500.000 € vorgesehen. Im Jahr 2017 wurde DAC aus Mitteln des Masterplans Integration und Sicherheit mit 295.000 € gefördert. DAC wurde im April 2017 eröffnet. Seite 2 von 3 2.) Welcher Art sind die durch den Senat geforderten "notwendigen Veränderungen" des "Diversity Arts Culture"-Programmes? Zu 2.: DAC hat die Aufgabe, nachhaltige, strukturelle Veränderungen auf allen Ebenen des Kulturbetriebs anzustoßen. Dabei werden Hürden und Benachteiligungen aus Gründen von Behinderung, rassistischer Diskriminierungserfahrung, wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, des Alters, der sexuellen Identität und des sozioökonomischen Status in den Blick genommen. Die Koalition hat sich mehrfach in diversen Senatsbeschlüssen (siehe beispielsweise „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ [IGSV] oder den Masterplan Integration und Sicherheit) dazu bekannt, die interkulturelle Öffnung der Gesellschaft zu fördern. 3.) Einem Bericht der "Berliner Woche" vom 13.Juli 2019 zufolge ist am "Theater an der Parkaue" durch den Deutschen Bühnenverein eine Fortbildung zum Thema „Vertrauensvolles Miteinander schaffen“ abgehalten worden. Beschäftigte der Dramaturgie besuchten den Workshop „Koloniale Kontinuitäten sichtbar machen“, Theaterleitung und Abteilungsleiter eine zweitägige Fortbildung zum Thema „Diversität und Diskurs am Theater“. Ferner fanden Sensibilisierungsworkshops zum Thema "Alltagsrassismus" für die gesamte Belegschaft mit dem "Mobilen Beratungsteam Berlin" statt. Schließlich auch erfolgten Kommunikationsschulungen der Verwaltungsakademie, speziell für weibliche Angestellte. Wie hoch sind die Kosten dieser Beratungen und Fortbildungen? (Bitte einzeln aufführen). Zu 3.: Soweit dem Senat bekannt, stellen sich die Kosten wie folgt dar: „Vertrauensvolles Miteinander schaffen“: rd. 600 € „Sensibilisierungsworkshops“: entgeltfrei „Verwaltungsakademie“: entgeltfrei „Koloniale Kontinuitäten sichtbar machen“: 2.000 € „Diversität und Diskurs am Theater“: 2.856 € (von der Kulturstiftung des Bundes finanziert ) 4.) Haben diese Maßnahmen vor den oben beschriebenen Vorfällen stattgefunden oder sind sie eine Reaktion darauf? Zu 4.: Das "Theater an der Parkaue" hat sich bereits vor den beschriebenen Vorfällen sowohl bei DAC als auch bei der der Kulturstiftung des Bundes zur Umsetzung von Maßnahmen zur Diversitätsentwicklung um entsprechende Projektmittel beworben. Die Kulturstiftung des Bundes hat hier das bundesweite Programm „360 ° - Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ im Juni 2018 aufgelegt. Seite 3 von 3 5.) Wie schätzt der Senat die Wirksamkeit und Effektivität der durchgeführten Maßnahmen ein? Zu 5.: Der Senat begrüßt grundsätzlich die Bemühungen von Einrichtungen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich und außerfachlich fort- und weiterzubilden. Dies gilt ausdrücklich auch für Maßnahmen zu komplexen gesellschafts- und betriebsrelevanten Themenfeldern wie „Diversität“ und Kommunikation. Die Wirksamkeit und Effektivität derartiger Maßnahmen zur Personalentwicklung lassen sich nachhaltig nur über längere Zeiträume feststellen. Berlin, den 09.08.2019 In Vertretung Dr. Torsten Wöhlert Senatsverwaltung für Kultur und Europa