Drucksache 18 / 21 230 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Sven Kohlmeier (SPD) vom 01. Oktober 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. Oktober 2019) zum Thema: Verkehrswende in Berlin: Ladestationen für Fahrzeuge mit Elektromotoren – „Stromlos durch die Nacht“? und Antwort vom 24. Oktober 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 29. Okt. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. 1 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Herrn Abgeordneten Sven Kohlmeier (SPD) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - A n t w o r t auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/21230 vom 01.10.2019 über Verkehrswende in Berlin: Ladestationen für Fahrzeuge mit Elektromotoren – „Stromlos durch die Nacht“? Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Fahrzeuge mit Elektromotoren gibt es in Berlin (Aufschlüsselung nach Jahr seit 2010, privat und staatlich)? Antwort zu 1: Auf Grundlage der Daten vom Kraftfahrt-Bundesamt können lediglich Aussagen darüber gemacht werden, wie viele Fahrzeuge mit Elektromotoren in Berlin zugelassen sind. Diese Angabe berücksichtigt jedoch nicht Fahrzeuge, die in einem anderen Zulassungsbezirk registriert sind, aber in Berlin vorwiegend zum Einsatz kommen. Ebenso berücksichtigen diese Zahlen nicht, ob die in Berlin zugelassenen Fahrzeuge auch vorwiegend in Berlin zum Einsatz kommen. Das Kraftfahrt-Bundesamt gibt für das Land Berlin zum 01.01.2019 einen Bestand von 2.713 Elektro-Personenkraftwagen (darunter keine Wohnmobile) sowie 2.244 Plug-in-Hybrid-Personenkraftwagen an. Weitere Differenzierungen oder historische Daten sind über das Kraftfahrt-Bundesamt öffentlich zugänglich (https://www.kba.de). Es kann darüber hinaus davon ausgegangen werden, dass weitere Fahrzeuge mit Elektromotoren in Berlin zum Einsatz kommen, aber nicht in Berlin zugelassen sind. Dies betrifft unter anderem die Flotten von Carsharing-Anbietern wie We-Share oder Share-now mit aktuell über 1.500 Fahrzeugen, die in Berlin stationiert sind. Die Auswertung des Kraftfahrzeugregisters durch das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten ergab folgendes Ergebnis: 2 Davon sind den folgenden Behörden zugeordnet: Berliner Feuerwehr Antriebsart AnzahlFahrzeuge Elektro 9 Gesamt 9 Berliner Polizei Antriebsart AnzahlFahrzeuge Elektro 8 Hybrid Benzin/Elektro 5 Gesamt 13 SenInnDS – Abt. IV – Sport Standort Anzahl Fahrzeuge* Olympiapark 11 Jahnsportpark 4 Sportmuseum 1 Sportforum Berlin 6 Gesamt 22 Eine rückwirkende Abfrage bis 2010, sowie eine Aufschlüsselung nach Bezirken, privat und staatlich, ist nicht möglich. Alle Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten in Berlin Antriebsart Anzahl Fahrzeuge Elektro 5175 Hybrid Benzin/Elektro 2998 Hybrid Diesel/Elektro 174 Hybrid LPG (Gas)/Elektro 1 Hybrid Brennstoffzelle/Wasserstoff/Elektro 13 Gesamt 8361 Frage 2: Mit wie vielen zusätzlichen Fahrzeugen mit Elektromotoren rechnet der Senat jährlich bis 2030 (Aufschlüsselung pro Jahr und nach privat und staatlich)? Antwort zu 2: Der Markthochlauf von E-Fahrzeugen in Berlin bis 2030 ist, unabhängig vom erklärten Zielzustand, gerade bei privaten und gewerblichen Halterinnen und Haltern von verschiedenen Faktoren abhängig, für die unterschiedliche Eintrittswahrscheinlichkeiten zu berücksichtigen sind. Vor diesem Hintergrund können unterschiedliche Hochlaufszenarien 3 unterstellt werden, die seitens des Senats bei den Planungen zur Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur in Berlin berücksichtigt werden. Frage 3: Wie viele Ladestationen für Fahrzeuge mit Elektromotoren gibt es derzeitig in Berlin? Wie viele davon befinden sich jeweils auf öffentlichem Straßenland, bei Behörden und bei landeseigenen Unternehmen (Aufschlüsselung zusätzlich nach innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Ringes und Bezirk)? Antwort zu 3: Zur Beantwortung der Fragen 3 wird auf die Beantwortung der Schriftlichen Anfrage 18/20331 vom 07.08.2019 und hier auf die Frage 1, in der die Anzahl der Ladestationen für Elektroautos genannt wurde, sowie auf die Beantwortung der Schriftlichen Anfrage 18/20382 vom 11.08.2019 und hier auf die Frage 5, in der der aktuelle Stand der Planungen zu Ladeinfrastruktur auf Liegenschaften der Senatsverwaltungen und Senatskanzlei dargestellt wurde, verwiesen. Ergänzend können folgende Angaben zu Ladeeinrichtungen in der Aufschlüsselung nach innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Ringes und Bezirk auf Basis des Energieatlas Berlin/Bundesnetzagentur mit Stand April 2019 gemacht werden. Lage Bezirk Innere Stadt (S-Bahn-Ring) Äußere Stadt Mitte 75 0 Charlottenburg-Wilmersdorf 59 21 Friedrichshain-Kreuzberg 46 0 Pankow 21 20 Tempelhof-Schöneberg 22 23 Steglitz-Zehlendorf 0 23 Neukölln 21 11 Lichtenberg 0 19 Treptow-Köpenick 5 16 Reinickendorf 0 5 Spandau 0 21 Marzahn-Hellersdorf 0 17 insgesamt 249 176 4 Die Standorte der Ladeeinrichtungen können den Internetseiten https://energieatlas.berlin.de/ oder https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/ entnommen werden. Die „be emobil“-Ladeeinrichtungen sind weiterhin auf der Website http://www.be-emobil.de/ abgebildet. Zur Anzahl an Ladestationen bei landeseigenen Unternehmen teilen wir nach Rücksprache mit den Landesbetrieben mit: Berliner Verkehrsbetriebe (BVG): - Auf dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße verfügt die BVG (mit Stand Oktober 2019) über 30 Ladesäulen für Elektrobusse (Depotlader), die nicht öffentlich zugänglich sind. - Für die elektrische Dienstwagenflotte verfügt die BVG über 227 Ladestationen, welche auf alle Liegenschaften der BVG verteilt sind. Sie sind ebenfalls nicht öffentlich zugänglich. Wasserbetriebe: - Insgesamt verfügen die Wasserbetriebe über 103 Ladepunkte (nicht öffentlich zugänglich, dienen ausschließlich dem Laden der Dienstfahrzeuge), die sich wie folgt verteilen: - innerhalb des S-Bahnringes: 43 Ladepunkte in den Bezirken Treptow, Mitte, Charlottenburg, Wilmersdorf, Tempelhof - außerhalb des S-Bahnringes: 47 Ladepunkte in den Bezirken Tegel, Spandau, Ruhleben, Köpenick, Wilmersdorf - Brandenburg: 13 Ladepunkte Stahnsdorf, Waßmannsdorf, Schönerlinde, Münchehofe Berliner Stadtreinigung (BSR): - Insgesamt 124 Ladepunkte (innerhalb S-Bahn-Ring: 32, außerhalb S-Bahn-Ring: 92), weitere 13 werden bis Ende 2019 errichtet. BEHALA: - Am Standort der BEHALA existiert keine gesonderte Ladeinfrastruktur, die Fahrzeuge werden über normale Haussteckdosen geladen. Berliner Feuerwehr: - Bei der Berliner Feuerwehr sind nachfolgende 22kW-AC-Ladesäulen seit 14.10.2019 installiert: Standort Anzahl Nikolaus-Groß-Weg 2, innerhalb des S-Bahnrings 3 Feuerwache Charlottenburg-Nord, innerhalb des S-Bahnrings 3 Voltairestr. 2 (Lehrrettungswache), innerhalb des S-Bahnrings 2 Groß-Berliner-Damm 18, FW Treptow, außerhalb des S-Bahnrings 2 Zudem wurde zusätzlich eine 25kW-DC-Ladesäule in der Voltairestraße errichtet. Somit verfügt die Berliner Feuerwehr derzeit über 11 Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Die Ladestationen sind nicht öffentlich zugänglich. 5 Polizei Berlin: - Die Polizei Berlin verfügt über sechs Wandladestationen und eine Schnellladesäule, die ausschließlich für die Ladung von Dienstfahrzeugen verwendet werden. Alle Lademöglichkeiten sind nicht öffentlich zugänglich. An folgenden Örtlichkeiten befinden sich die o. g. Ladevorrichtungen: Standort Anzahl Königstr. 5, 14163 Berlin (Steglitz-Zehlendorf) (SLS)* außerhalb des S-Bahn-Ringes 1 Alemannenstr. 10, 14129 Berlin (Steglitz-Zehlendorf) (WLS) außerhalb des S-Bahn-Ringes 1 Gothaer Str. 19, 10823 Berlin (Tempelhof-Schöneberg) (WLS) innerhalb des S-Bahn-Ringes 1 Hauptstr. 45, 10827 Berlin (Tempelhof-Schöneberg) (WLS) innerhalb des S-Bahn-Ringes 2 Friesenstr. 16, 10965 Berlin (Friedrichshain-Kreuzberg) (WLS) innerhalb des S-Bahn-Ringes 1 Kruppstr. 2, 10557 Berlin (Mitte) (WLS) innerhalb des S-Bahn-Ringes 1 Gesamt 7 *SLS – Schnellladestation; WLS - Wandladestation SenInnDS – Abt. IV – Sport: - Im Olympiapark (innerhalb des S-Bahnrings) gibt es eine nicht öffentlich zugängliche Ladestation. Alle anderen E-Fahrzeuge werden über reguläre Stromentnahmequellen (Steckdosen/Trafos) in den Garagen vor Ort geladen. Zudem weisen wir auf das Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (WELMO) hin, das die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe seit dem 01.07.2018 anbietet. WELMO hat zum Ziel, die gewerblichen Flotten des Berliner Wirtschaftsverkehrs zu elektrifizieren – neben E-Fahrzeugen werden auch Ladepunkte gefördert. Im Rahmen des Förderprogramms sind mit Stand 01.10.2019 insgesamt bereits 2.374 E-Fahrzeuge sowie 422 Ladepunkte beantragt bzw. gefördert worden. Da das Förderprogramm noch bis Ende 2020 läuft, wird die Anzahl weiter signifikant zunehmen. Frage 4: Was ist der jetzige Bedarf an Ladestationen und wie entwickelt sich der Bedarf in den nächsten Jahren bis 2030 (Aufschlüsselung nach Jahr, innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Ringes und Bezirk)? Frage 5: Wie wird sichergestellt, dass ausreichend Ladestationen in Berlin verfügbar sind, wenn nach Vorstellung der Umweltsenatorin ab 2030 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr in Berlin fahren sollen? Frage 6: Welche alternativen Lademöglichkeiten werden zukünftig eingeführt? Wo werden diese umgesetzt (Aufschlüsselung nach Art der Lademöglichkeit, Kostenpunkten, Zeitrahmen, innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Ringes sowie Bezirk)? 6 Antwort zu 4 bis zu 6: Auf Grund des Sachzusammenhangs werden die Fragen 4 bis 6 gemeinsam beantwortet. Der Senat arbeitet daran, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Umstellung der Antriebstechnik auf elektrische Antriebe in ganz Berlin bis 2030 herbeiführen können. Schwerpunkte sind hier die Förderung von wirtschaftsnaher Elektromobilität im Rahmen des Förderprogramms WELMO, der Aufbau von Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge im öffentlichen Raum sowie die Umstellung der landeseigenen Flotten. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass auch in Zukunft der überwiegende Teil der Ladevorgänge im privaten Raum, am Wohn- oder Arbeitsort und nur ein geringerer Teil im öffentlichen Raum stattfinden wird. Der Senat sieht daher vor, den Aufbau von Ladeinfrastruktur auch im privaten und halböffentlichen Raum zu unterstützen. Parallel wird die weitere Verlagerung von Teilen des motorisierten Individualverkehrs auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes angestrebt, was der Senat durch den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur und der Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs unterstützt. Aktuell bietet das Land Berlin mit 730 Ladepunkten in Relation zu den zugelassenen Elektroautos ein dichtes Ladeinfrastrukturangebot auf öffentlichem Straßenland. Dies zeigt sich auch an der zurzeit relativgeringen Auslastung der Ladepunkte. Im Rahmen laufender Vorhaben wird derzeit angestrebt, die Anzahl von Ladepunkten im öffentlichen Raum auf über 2.000 Ladepunkte zu erhöhen. Dies soll im Rahmen des Landesprogramms „be emobil“ (1.140 Ladepunkte) sowie im Rahmen des durch das Bundesministerium für Wirtschaft geförderten Projekts ElMobilBerlin (bekannt unter dem Titel „Neue Berliner Luft“, https://www.neueberlinerluft.de/, bis zu 1.000 Ladepunkte) erfolgen. Dazu kommen weitere Ladeeinrichtungen, welche private Betreiber ohne Beteiligung des Landes Berlin errichten und betreiben. Frage 7: Ist der Beantwortung vonseiten des Senats noch etwas hinzuzufügen? Antwort zu 7: Nein. Berlin, den 24.10.2019 In Vertretung Ingmar Streese Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz