Drucksache 18 / 21 352 Schriftliche Anfrage 18. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Wild (fraktionslos) vom 22. Oktober 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Oktober 2019) zum Thema: Ausstellung „Licht Luft Scheiße“ und Antwort vom 01. November 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Nov. 2019) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Seite 1 von 2 Senatsverwaltung für Kultur und Europa Herrn Abgeordneten Andreas Wild (fraktionslos) über den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin über Senatskanzlei – G Sen – Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18 / 21352 vom 22.10.2019 über Ausstellung „Licht Luft Scheiße“ Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Viele Berliner erinnern sich dankbar an die West-Berliner Erholungsfahrten für Kinder aus sozial schwachen Familien unter dem Motto „Kinder an Licht, Luft und Sonne“. Im landeseigenen Botanischen Garten läuft derzeit eine Ausstellung unter dem Namen „Licht Luft Scheiße“. Dieser Name verunglimpft die damals sozialpolitisch segensreiche Maßnahme und verhöhnt die Berliner, die in den Genuss dieser Maßnahme gekommen waren. Ich frage den Senat: 1. Welches kulturpolitische Ziel steht hinter der Zulassung einer Ausstellung solchen Namens? Zu 1.: Das Ausstellungsprojekt Licht Luft Scheiße – Perspektiven auf Ökologie der Moderne wurde durch die Kooperationspartner Botanischer Garten und Botanisches Museum der Freien Universität Berlin (BGBM), Martin-Elsaesser-Stiftung, Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten Kreuzberg und neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in allen Bestandteilen eigenständig entwickelt. Es folgt keiner kulturpolitischen Zielsetzung. 2. Warum duldet der Senat die Betitelung mit einem derart unflätigen Wort? Zu 2.: Gemäß Artikel 21 der Verfassung von Berlin – Abschnitt II: Grundrecht und Staatsziele sind Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre frei. Dazu zählt aus Sicht der Projektpartner auch die Wahl eines Ausstellungstitels. Seite 2 von 2 3. Warum duldet der Senat die Demütigung früherer Teilnehmer der Maßnahme „Kinder an Licht, Luft und Sonne“? Zu 3.: Das Ausstellungsprojekt „Licht Luft Scheiße - Perspektiven auf Ökologie und Moderne “ nimmt in allen drei Projektteilen keinerlei Bezug auf das Berliner Erholungsprogramm „Kinder in Luft und Sonne“. Ein solcher Zusammenhang ist weder beabsichtigt noch aus dem Projekttitel oder den Inhalten der Ausstellungen und Veranstaltungen ableitbar. Eine Demütigung von Menschen findet in keinen Projektbestandteil statt. Der Projekttitel leitet sich ab aus dem von dem Schweizer Architekten Le Corbusier geprägten Wahlspruch "De la lumière, de l'air et du soleil". „Licht Luft Scheiße“ widmet sich jenen Positionen, die als Vorläufer der heutigen Umweltbewegung betrachtet werden können. Darunter auch Konzepte, die einen Rückbezug auf vorindustrielle Formen der Abfallwirtschaft und deren Implementierung in die Infrastruktur der modernen Großstadt vorsahen - inklusive der Kompostierung menschlicher Fäkalien und ihre Rückführung in eine urbane Landwirtschaft. Ziel des Projektes ist es, die ökologischen Konzepte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Erinnerung zu rufen und in die Debatte um eine nachhaltige Stadtplanung von heute einzubringen. Berlin, den 01.11.2019 In Vertretung Dr. Torsten Wöhlert Senatsverwaltung für Kultur und Europa