Datum des Eingangs: 01.04.2015 / Ausgegeben: 07.04.2015 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/1023 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 301 der Abgeordneten Birgit Bessin und Dr. Alexander Gauland der AfD-Fraktion Drucksache 6/656 Nationaler Bildungsbericht 2014 Abschnitt Hochschule Wortlaut der Kleinen Anfrage 301 vom 19. Februar 2015: Mit "Bildung in Deutschland 2014" wird der fünfte indikatorengestützte Bericht einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorgelegt. Mit diesem von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF) geförderten Bericht wird eine alle Bereiche des Bil- dungswesens umfassende aktuelle Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswe- sens vorgenommen. (http://www.bildungsbericht.de/) Der Abschnitt F befasst sich mit den Hochschulen. Wir fragen die Landesregierung: 1. „Das Studienangebot der deutschen Hochschulen ist in den letzten Jahren stark ausgeweitet und diversifiziert worden. Im Januar 2014 gab es laut Hochschulkom- pass der HRK fast 16.700 Studienangebote an den Hochschulen in Deutschland (Tab. F1-4web), etwa 9.350 (56%) als grundständige Studiengänge“ (Quelle: NBB, Seite 121)  Wie viele verschiedene Studiengänge werden an den Hochschulen in Branden- burg angeboten?  Wie verteilt sich die Ausweitung des Studienangebotes seit 2009? 2. „Auch die Studienmobilität kann erschwert werden, wenn sich die Angebote inner- halb eines Faches zwischen den Hochschulen stark unterscheiden.“ (Quelle: NBB, Seite 121)  Sind derartige Probleme bereits in Brandenburg aufgetreten? 3. „Die Möglichkeiten für beruflich Qualifizierte, auch ohne allgemeine oder Fach- hochschulreife ein Studium aufzunehmen, wurden 2009 von der KMK länderüber- greifend vereinheitlicht und erweitert; sie werden bislang jedoch nur selten genutzt.“ (Quelle: NBB, Seite 126)  Liegen für diesen Sachverhalt aktuelle Zahlen aus Brandenburg vor? Wie se- hen diese seit 2009 aus? 4. Seit 2006 ist die Zahl der an den Hochschulen in Deutschland beschäftigten Per- sonen um etwa 140.000 angestiegen; 2012 waren etwa 640.000 Menschen an den Hochschulen tätig (Tab. F3-1A). Der Zuwachs entfiel dabei vor allem auf das wissen- schaftliche und künstlerische Personal. Hier stieg die Zahl der Personen um mehr als 40%, gemessen in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) legte die Beschäftigung um etwa ein Drittel zu.“ (Quelle: NBB, Seite 128)  Wie hat sich die Anzahl der Beschäftigten an den Hochschulen in Brandenburg (v. a.) in o.g. Zeitraum bei wissenschaftlichem und künstlerischem Personal entwickelt? 5. „Die wachsende Bedeutung der drittmittelfinanzierten Forschung an den Hoch- schulen zeigt sich am steigenden Anteil der drittmittelfinanzierten wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Abb. F3-2). Eine Folge ist die starke Zunahme be- fristeter Beschäftigungsverhältnisse, oft mit kurzer Vertragszeit. Inzwischen haben 84% der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine befristete Anstel- lung“ (Quelle: NBB, Seite 129)  Wie groß ist der Prozentsatz der wissenschaftlichen Mitarbeiter in befristeter Anstellung an den Hochschulen Brandenburgs? 6. „Die Erwartung, dass in den stärker strukturierten Bachelorstudiengängen der Stu- dienabbruch zurückgeht, kann auch bis zum Abschlussjahrgang 2012 nicht bestätigt werden. Nach wie vor liegt der Studienabbruch in Bachelorstudiengängen relativ hoch bei 28% (Abb. F4-2).“ (Quelle: NBB, Seite 129)  Wie hoch ist die Studienabbruchsquote an den Hochschulen Brandenburgs?  Wie hat sich die Studienabbruchsquote an den Hochschulen Brandenburgs seit Einführung des Bachelor/Master Systems entwickelt?  In welchen Studiengängen sind die meisten Studienabbrüche zu verzeichnen? 7. „Die Übergangsquoten in ein Masterstudium waren in der Vergangenheit hoch (Tab. F5-6web). Die weiter wachsende Zahl an Studierenden in den zahlreichen Masterstudiengängen (F1) deutet darauf hin, dass sich dies fortsetzt“ (Quelle: NBB, Seite 134)  Wie hoch ist die Übergangsquote an den Hochschulen Brandenburgs?  Wie hat sich die Übergangsquote an den Hochschulen Brandenburgs seit Ein- führung des Bachelor/Master-Systems entwickelt?  Bemerkung: Tab. F5-6web ist in der online Version des Berichts nicht enthalten. 8. „Wer heute die Hochschulen mit einem Abschluss verlässt, sieht sich einer wider- sprüchlichen Situation gegenüber: einerseits einer Situation des Fachkräftemangels, der in einigen Berufsfeldern bereits sichtbar, für andere mit dem demografischen Rückgang prognostiziert wird. Andererseits wecken die stark steigenden Absolven- tenzahlen die Befürchtung, dass es vermehrt zu Problemen beim Übergang in die Erwerbstätigkeit, möglicherweise mit einer Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse kommen könnte. Unklar sind auch noch die beruflichen Aussichten nach einem Ba- chelorabschluss ohne anschließendes Masterstudium.“ …. …. „Die Beschäftigungsbedingungen in der ersten Zeit nach dem Studium haben sich teilweise verändert. So waren jüngere Kohorten nach einem Jahr häufiger befris- tet beschäftigt“ (Quelle: NBB, Seite 135)  Lassen sich derartige Tendenzen zu prekären Arbeitsverhältnissen und Befris- tung auch in Brandenburg erkennen?  Wenn ja: Bitte stellen Sie diese dar. 9. „Eine Absolventenbefragung für den Zeitpunkt fünf Jahre nach dem ersten Studi- enabschluss zeigt nun erstmals, dass das Masterstudium einem traditionellen Studi- enabschluss vergleichbar scheint, gemessen an der erreichten beruflichen Position und der Angemessenheit der Erwerbstätigkeit (Abb. F5-3A).“ (Quelle: NBB, Seite 136) Kommentar: Die Daten in Abb. F5-3A. beziehen sich auf die Angemessenheit der Erwerbstätigkeit 5 Jahre nach Abschluss für den Abschlussjahrgang 2005.  Gibt es eine breitere Datenbasis für die Behauptung der Vergleichbarkeit der Abschlüsse?  Gibt es neuere Daten hierzu? 10. „Die Umschichtung im Bildungsverhalten – von der beruflichen Bildung zur Hoch- schulbildung – stellt eine Herausforderung nicht nur für die berufliche Bildung, son- dern auch für das Hochschulsystem (und den Arbeitsmarkt) dar. Damit verbindet sich die Frage, ob sich hier ein fundamentaler Wandel des deutschen Qualifizierungsmo- dells abzeichnet, der unter dem Stichwort „Akademisierung“ mit Blick auf die Folgen für den Arbeitsmarkt auch kritisch diskutiert wird. […] Eine Entspannung der Konkur- renzsituation zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung um den Fachkräf- tenachwuchs ist daher kaum zu erwarten (E3). Sollte diese Entwicklung zukünftig anhalten und möglicherweise zu einer stärkeren „Akademisierung“ des mittleren Be- schäftigungssektors führen, ist damit zu rechnen, dass der Druck auf die Hochschu- len erheblich zunimmt, Studium und Lehre stärker bedarfsorientiert auszurich- ten.“(Quelle: NBB, Seite 137)  Welche Folgen ergeben sich hieraus v. a. für die berufliche Ausbildung in einem Flächenland wie Brandenburg?  Welche Maßnahmen wurden in Brandenburg bereits getroffen? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, For- schung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: „Das Studienangebot der deutschen Hochschulen ist in den letzten Jahren stark ausgeweitet und diversifiziert worden. Im Januar 2014 gab es laut Hochschulkom- pass der HRK fast 16.700 Studienangebote an den Hochschulen in Deutschland (Tab. F1-4web), etwa 9.350 (56%) als grundständige Studiengänge“ (Quelle: NBB, Seite 121)  Wie viele verschiedene Studiengänge werden an den Hochschulen in Branden- burg angeboten?  Wie verteilt sich die Ausweitung des Studienangebotes seit 2009? zu Frage: 1 An den staatlichen Hochschulen in Brandenburg wurde zum Wintersemester 2014/15 in 336 verschiedene Studiengänge immatrikuliert. Zum Wintersemester 2009/10 wurde in 294 Studiengänge immatrikuliert. Daraus ergibt sich eine Ausweitung des Angebots um 42 Studiengänge seit 2009. An den beiden Verwaltungsfachhochschu- len des Landes erfolgte seit dem Jahr 2009 keine Veränderung des Studienange- bots. Hier wird jeweils ein Studiengang angeboten. Ergänzt wird das Angebot der staatli- chen Hochschulen aktuell durch 7 Studiengänge an privaten, staatlich anerkannten Hochschulen. Im Jahre 2009 wurden durch private, staatlich Anerkannte Hochschu- len 5 Studiengänge angeboten. Frage: 2 „Auch die Studienmobilität kann erschwert werden, wenn sich die Angebote inner- halb eines Faches zwischen den Hochschulen stark unterscheiden.“ (Quelle: NBB, Seite 121)  Sind derartige Probleme bereits in Brandenburg aufgetreten? zu Frage 2: Die in der Frage zitierte Problematik ist der Landesregierung schon seit längerem bekannt. Mit dem Ziel, Studiengangs- und Hochschulwechsel zu erleichtern wurde daher bereits im Jahr 2010 die Hochschulzulassungsverordnung novelliert. Zudem hat die Landesregierung im gleichen Jahr dem Landtag den Entwurf eines Gesetzes vorgelegt, mit dem unter anderem die Hochschulen verpflichtet werden, erbrachte Studienleistungen anzuerkennen, soweit keine wesentlichen Unterschiede hinsicht- lich der erworbenen Kompetenzen bestehen (DS 5/1802). Diese studierendenfreund- liche Regelung ist seit 2010 Bestandteil des brandenburgischen Hochschulrechts. Frage 3: „Die Möglichkeiten für beruflich Qualifizierte, auch ohne allgemeine oder Fachhoch- schulreife ein Studium aufzunehmen, wurden 2009 von der KMK länderübergreifend vereinheitlicht und erweitert; sie werden bislang jedoch nur selten genutzt.“ (Quelle: NBB, Seite 126)  Liegen für diesen Sachverhalt aktuelle Zahlen aus Brandenburg vor? Wie se- hen diese seit 2009 aus? zu Frage 3: Die Studienmöglichkeiten für beruflich Qualifizierte ohne schulische Hochschulzu- gangsberechtigung bestanden in Brandenburg in weiten Teilen schon seit der Hoch- schulgesetznovelle vom Dezember 2008 bzw. davor. Mit der Hochschulgesetznovel- le vom April 2014 ist der Beschluss der KMK insgesamt in Landesrecht umgesetzt. Der Landesregierung liegen hierzu Zahlen bis einschl. dem Wintersemester 2013/14 vor. Demnach hat sich der Anteil der Studierenden mit beruflicher Qualifikation an den staatlichen Hochschulen in Brandenburg vom Wintersemester 2008/09 bis zum Wintersemester 2013/14 von rd. 1,0 % auf rd. 1,5 % erhöht. Die absolute Zahl hat sich von 461 in 2008/09 auf 749 in 2013/14 gesteigert. Frage 4: Seit 2006 ist die Zahl der an den Hochschulen in Deutschland beschäftigten Perso- nen um etwa 140.000 angestiegen; 2012 waren etwa 640.000 Menschen an den Hochschulen tätig (Tab. F3-1A). Der Zuwachs entfiel dabei vor allem auf das wissen- schaftliche und künstlerische Personal. Hier stieg die Zahl der Personen um mehr als 40%, gemessen in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) legte die Beschäftigung um etwa ein Drittel zu.“ (Quelle: NBB, Seite 128)  Wie hat sich die Anzahl der Beschäftigten an den Hochschulen in Brandenburg (v. a.) in o.g. Zeitraum bei wissenschaftlichem und künstlerischem Personal entwickelt? zu Frage 4: Die Anzahl der wissenschaftlich-künstlerisch Beschäftigten (jeweils ohne wissen- schaftliche Hilfskräfte) hat sich an den staatlichen Hochschulen in Brandenburg seit dem Jahr 2006 von 3.839 auf 5.245 im Jahr 2012 erhöht, das entspricht einer Steige- rung von 36,6 %. Frage 5: „Die wachsende Bedeutung der drittmittelfinanzierten Forschung an den Hochschu- len zeigt sich am steigenden Anteil der drittmittelfinanzierten wissenschaftlichen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter (Abb. F3-2). Eine Folge ist die starke Zunahme befriste- ter Beschäftigungsverhältnisse, oft mit kurzer Vertragszeit. Inzwischen haben 84% der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine befristete Anstellung“ (Quelle: NBB, Seite 129)  Wie groß ist der Prozentsatz der wissenschaftlichen Mitarbeiter in befristeter Anstellung an den Hochschulen Brandenburgs? zu Frage 5: Von den akademischen Mitarbeitern an den staatlichen Hochschulen in Brandenburg befanden sich im Jahr 2013 (Angaben für 2014 liegen noch nicht vor) rd. 88 % in ei- nem befristeten Beschäftigungsverhältnis. In dem Bewusstsein, sich hier in einem Spannungsfeld zu bewegen zwischen der Verantwortung für gute Arbeitsbedingun- gen auf der einen Seite und der dem Hochschulsystem immanenten Eigenheiten, wie die notwenige Handlungs- und Innovationsfähigkeit und die Pflicht immer neuen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern Qualifizierungs- möglichkeiten bieten zu können, auf der anderen Seite, wurden mit der Novellierung des Brandenburgischen Hochschulgesetzes im Jahr 2014 Mindestvertragslaufzeit in geeigneten Teilbereichen eingeführt. Erstverträge mit Akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Qualifizie- rungsphase sollen grundsätzlich eine Laufzeit von 2 Jahren haben. Es wird damit das Ziel verfolgt, für die Beschäftigten mehr Planungssicherheit zu schaffen und die tatsächliche Dauer der Promotionsverfahren besser zu berücksichtigen. Darüber hin- aus sollen Verträge mit aus Drittmitteln finanziertem Personal grundsätzlich für die Dauer der Projektlaufzeit geschlossen werden, um auch hier eine Planbarkeit we- nigstens für den Zeitraum zu gewährleisten, für den die Finanzmittel zur Verfügung stehen. Brandenburg ist damit eines der ersten Bundesländer, die das Thema Ver- tragslaufzeiten mit derart präzisen Regelungen gesetzlich verankert haben. Frage 6: „Die Erwartung, dass in den stärker strukturierten Bachelorstudiengängen der Studi- enabbruch zurückgeht, kann auch bis zum Abschlussjahrgang 2012 nicht bestätigt werden. Nach wie vor liegt der Studienabbruch in Bachelorstudiengängen relativ hoch bei 28% (Abb. F4-2).“ (Quelle: NBB, Seite 129)  Wie hoch ist die Studienabbruchsquote an den Hochschulen Brandenburgs?  Wie hat sich die Studienabbruchsquote an den Hochschulen Brandenburgs seit Einführung des Bachelor/Master Systems entwickelt?  In welchen Studiengängen sind die meisten Studienabbrüche zu verzeichnen? zu Frage 6: Die im Rahmen der Hochschulstatistik erhobenen Merkmale lassen es nicht zu, für einzelne Bundesländer und/oder Hochschulen und/oder Fächer den Studienabbruch zu quantifizieren. Frage 7: „Die Übergangsquoten in ein Masterstudium waren in der Vergangenheit hoch (Tab. F5-6web). Die weiter wachsende Zahl an Studierenden in den zahlreichen Master- studiengängen (F1) deutet darauf hin, dass sich dies fortsetzt“ (Quelle: NBB, Seite 134)  Wie hoch ist die Übergangsquote an den Hochschulen Brandenburgs?  Wie hat sich die Übergangsquote an den Hochschulen Brandenburgs seit Ein- führung des Bachelor/Master Systems entwickelt?  Bemerkung: Tab. F5-6web ist in der online Version des Berichts nicht enthalten. zu Frage 7: Wie der Tabelle F5-6web1 des Nationalen Bildungsbericht zu entnehmen ist besteht derzeit keine einheitliche Systematik zu Erhebung einer Übergangsquote in ein Mas- terstudium. Weiterhin ist erkennbar, dass die verschiedenen ausgewiesenen Ansätze zu stark streuenden Ergebnissen kommen. Es kann jedoch eine eingeschränkte Aussage zur Tendenz abgeleitet werden. Dennoch wird eine solche Quote wegen der damit verbundenen Unschärfen nicht im Rahmen der amtlichen Hochschulstatis- tik und auch nicht bezogen auf Bundesländer veröffentlicht. Für Brandenburg ist hilfsweise ausweisbar, dass sich die Zahl der Studienanfänger in einem Masterstudi- um zwischen 2003 und 2013 kontinuierlich erhöht hat und bis 2012 über der Zahl der Bachelor-Absolventen lag. Studienjahr1 Studienanfänger im 1. Fachsemes- ter in MasterStudiengängen Absolventen eines Bachelor- Studiengangs 2003 601 218 2004 785 342 2005 845 474 2006 1.105 673 2007 1.496 815 2008 2.132 1.533 2009 3.039 1.533 2010 3.420 2.204 2011 3.588 3.022 2012 4.019 3.933 2013 4.384 4.444 1- für 2014 liegen noch keine endgültigen Angaben vor. Frage 8 „Wer heute die Hochschulen mit einem Abschluss verlässt, sieht sich einer wider- sprüchlichen Situation gegenüber: einerseits einer Situation des Fachkräftemangels, der in einigen Berufsfeldern bereits sichtbar, für andere mit dem demografischen Rückgang prognostiziert wird. Andererseits wecken die stark steigenden Absolven- tenzahlen die Befürchtung, dass es vermehrt zu Problemen beim Übergang in die 1 Die Tabelle F5-6web ist im Internetangebot „www.bildungsbericht.de“ aufrufbar. Erwerbstätigkeit, möglicherweise mit einer Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse kommen könnte. Unklar sind auch noch die beruflichen Aussichten nach einem Ba- chelorabschluss ohne anschließendes Masterstudium.“ …. …. „Die Beschäftigungsbedingungen in der ersten Zeit nach dem Studium haben sich teilweise verändert. So waren jüngere Kohorten nach einem Jahr häufiger befris- tet beschäftigt“ (Quelle: NBB, Seite 135)  Lassen sich derartige Tendenzen zu prekären Arbeitsverhältnissen und Befris- tung auch in Brandenburg erkennen?  Wenn ja: Bitte stellen Sie diese dar. zu Frage 8: Auswertungen zu den Beschäftigungsbedingungen von Hochschulabsolventen in Brandenburg liegen nicht vor. Insofern können keine fundierten Aussagen dazu ge- troffen werden, ob und in welchem Umfang die im Bildungsbericht ausgemachten Tendenzen zu atypischer Beschäftigung für diese Personengruppe in Brandenburg zutreffen. Bezogen auf alle Beschäftigungen in Brandenburg ist jedoch festzustellen, dass sich der Anteil atypischer Beschäftigungen im Zeitraum von 1996 bis 2013 na- hezu verdoppelt hat und mit 38 Prozent auf einem hohen Niveau liegt. Zudem erfolg- ten im ersten Halbjahr 2013 mit 48 Prozent fast die Hälfte der erfolgten Neueinstel- lungen in den Brandenburger Betrieben befristet (Quelle: Betriebspanel Brandenburg 2013). Frage 9: „Eine Absolventenbefragung für den Zeitpunkt fünf Jahre nach dem ersten Studien- abschluss zeigt nun erstmals, dass das Masterstudium einem traditionellen Studien- abschluss vergleichbar scheint, gemessen an der erreichten beruflichen Position und der Angemessenheit der Erwerbstätigkeit (Abb. F5-3A).“ (Quelle: NBB, Seite 136) Kommentar: Die Daten in Abb. F5-3A. beziehen sich auf die Angemessenheit der Erwerbstätigkeit 5 Jahre nach Abschluss für den Abschlussjahrgang 2005.  Gibt es eine breitere Datenbasis für die Behauptung der Vergleichbarkeit der Abschlüsse?  Gibt es neuere Daten hierzu? zu Frage 9: Die Landesregierung geht davon aus, dass die Autorengruppe des Nationalen Bil- dungsberichts alle verfügbaren und im Sinne einer wissenschaftlichen Darstellung vertretbaren Daten in die Berichterstattung einbezieht. Das Absolventenpanel des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das die Basis für die in der Frage genannte Abbildung darstellt, wird regelmäßig fortge- schrieben. Im Internetangebot des DZHW wird über die jeweils aktuellen Erkenntnis- se berichtet. Aufgrund des zweijährigen Zyklus der Nationalen Bildungsberichterstat- tung und den variierenden Aktualisierungszeitpunkten der Datengrundlagen sind Schwankungen bei der Datenaktualität unvermeidlich. Frage 10: „Die Umschichtung im Bildungsverhalten – von der beruflichen Bildung zur Hoch- schulbildung – stellt eine Herausforderung nicht nur für die berufliche Bildung, son- dern auch für das Hochschulsystem (und den Arbeitsmarkt) dar. Damit verbindet sich die Frage, ob sich hier ein fundamentaler Wandel des deutschen Qualifizierungsmo- dells abzeichnet, der unter dem Stichwort „Akademisierung“ mit Blick auf die Folgen für den Arbeitsmarkt auch kritisch diskutiert wird. […] Eine Entspannung der Konkur- renzsituation zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung um den Fachkräf- tenachwuchs ist daher kaum zu erwarten (E3). Sollte diese Entwicklung zukünftig anhalten und möglicherweise zu einer stärkeren „Akademisierung“ des mittleren Be- schäftigungssektors führen, ist damit zu rechnen, dass der Druck auf die Hochschu- len erheblich zunimmt, Studium und Lehre stärker bedarfsorientiert auszurich- ten.“(Quelle: NBB, Seite 137)  Welche Folgen ergeben sich hieraus v. a. für die berufliche Ausbildung in einem Flächenland wie Brandenburg?  Welche Maßnahmen wurden in Brandenburg bereits getroffen? zu Frage 10: Der allgemeine Trend zur Höherqualifizierung erfordert eine stärkere Verschränkung der Systeme der beruflichen Bildung und der hochschulischen Bildung. Ebenso wie die Hochschulen ihre Studienformate für beruflich Qualifizierte öffnen, muss die be- rufliche Bildung den Qualifizierungsbedarfen auch von Abiturient/-innen gerecht wer- den. Dazu soll die Berufs- und Studienorientierung an den Gymnasien weiter ver- stärkt werden. Ziel der Studien- und Berufsorientierung muss es sein, die Schülerin- nen und Schüler über das gesamte Spektrum möglicher Bildungswege und Berufe zu informieren. Nur so kann den Jugendlichen eine informierte und reflektierte Ausbil- dungsentscheidung auf Grundlage ihrer Interessen und Talente ermöglicht werden. Zusätzlich sollten Ausbildungsbetriebe in der Sekundarstufe I vermehrt Kooperatio- nen mit Schulen eingehen und Schülerinnen und Schüler sowie auch Eltern Karrier- ewege aufzeigen, die aus einer Berufsausbildung erwachsen können. Gleichzeitig muss einem weiteren Sinken des Ausbildungsplatzangebotes in Brandenburg be- gegnet werden. Betriebe sollten dabei unterstützt werden, die Qualität der Ausbil- dung auch angesichts einer stärker diversifizierten Gruppe von Auszubildenden auf einem hohen Niveau zu halten. Das Land Brandenburg hat sich mit der Verabschiedung des Ausbildungskonsenses vom 05.08.2014 in einem Bündnis mit den Kammern, Sozialpartnern und der Regio- naldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit u.a. zu einer systema- tischen Berufsorientierung aller Schülerinnen und Schüler bekannt, zu mehr betrieb- lichen Ausbildungsplätzen in der Region, weniger unbesetzten Ausbildungsstellen und weniger vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen. Die exemplarische Auszeich- nung guter Ausbildungsbetriebe in Form des Brandenburgischen Ausbildungspreises wird fortgesetzt und weiterentwickelt. Ebenfalls wurde 2014 die „Brandenburger Erklärung zur Stärkung der Durchlässig- keit zwischen Berufsbildung und Hochschule als Beitrag zur Fachkräftesicherung“ durch das Arbeits-, Wissenschafts- und Bildungsressort sowie die Kammern, Sozial- partner, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit und di- verse brandenburgische Hochschulen unterzeichnet. Die gemeinsame Erklärung be- inhaltet folgende Handlungsfelder: passgenaue Informations- und Begleitangebote, Anrechnung beruflich erworbener Kompetenzen und Qualifikationen auf Hochschul- studiengänge, Analyse der Bedarfe beruflich Qualifizierter, Durchlässigkeit in beide Richtungen (d.h. explizit auch der Übergang von Studienabbrecher/-innen in den Ausbildungsmarkt und die Anrechnung bereits erbrachter Studienleistung auf die Be- rufsausbildung) sowie vertrauensbildende Maßnahmen zwischen der Berufs- und Hochschulbildung. Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen durch die Unter- zeichnenden wird regelmäßig überprüft. Das „Programm zur qualifizierten Ausbildung im Verbundsystem“ (PAV) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Brandenburg wird überarbeitet und bis 2020 fortgesetzt. Das Programm zielt darauf ab, die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben zu verbessern und die Ausbildungsqualität am Lernort Betrieb zu ver- bessern. Die Arbeiten zur Weiterentwicklung des bestehenden Landeskonzeptes zur Berufs- und Studienorientierung haben bereits begonnen und sollen 2015 abgeschlossen sein. Die Landesregierung versteht die akademische und berufliche Bildung nicht als kon- kurrierende Systeme, sondern als sich ergänzende, deren Durchlässigkeit noch wei- ter erhöht werden soll. Die Hochschulen haben die gesetzliche Aufgabe, ständig im Zusammenwirken mit den zuständigen Stellen und der Wirtschaft Inhalt und Form des Studiums im Hinblick auf die Entwicklung in Wissenschaft und Kunst, die Be- dürfnisse der beruflichen Praxis und die notwendigen Veränderungen in der Berufs- welt zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Insbesondere Studienangebote mit dua- len Anteilen in ihrer Verbindung von beruflicher Ausbildung und Studium sind ein Er- gebnis dieser Weiterentwicklung. Sie bieten die Möglichkeit, neben der Vermittlung wissenschaftlicher Methoden und Fähigkeiten zugleich konkrete Nachwuchsbedarfe der Wirtschaft zu befriedigen und den Studierenden attraktive Perspektiven für eine berufliche Tätigkeit in Brandenburg zu eröffnen. Die Landesregierung hat entspre- chend der Koalitionsvereinbarung das Ziel, die dualen Studienangebote weiter aus- zubauen.