Datum des Eingangs: 09.04.2015 / Ausgegeben: 14.04.2015 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/1074 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 369 der Abgeordneten Iris Schülzke fraktionslos Drucksache 6/801 Zielorientierte Jagd-Ergebnisse nach Änderung der Jagdzeiten wegen zu hohem Wildbestand und zunehmender Wildschäden Wortlaut der Kleinen Anfrage 369 vom 05.03.2015: Aus der Presse war zu entnehmen, dass durch die Veränderungen der Jagdzeiten, insbesondere auf den Rehbock, aber auch auf das Rotwild, deutlich höhere Abschuss Zahlen erreicht werden sollen. Einerseits um Schäden durch Verbiss zu reduzieren, aber auch, um trotz der 4o-prozentigen Personalreduzierung in der Landesforstbehörde eine effiziente Jagd zu gewährleisten (Pressemitteilung MOZ 27.08.2010). Der Landesjagdverband, die Berufsjäger, die Landkreise und Gemeinden haben sich nachdrücklich gegen dieses Projekt ausgesprochen und gefordert, die Abschuss Zahlen beim weiblichen Wild und somit gezielt beim Zuwachsträger anzuheben, um in die in manchen Gebieten unkontrolliert anwachsenden Wildbeständen reduzierend einzugreifen. Von Seiten der Jägerschaft wurde eine enge Zusammenarbeit mit den Hegegemeinschaften und den Jagdverbänden angemahnt, um schnell gebietsübergreifend auf Plan- und Streckenänderungen reagieren zu können. Ich frage die Landesregierung: 1. Wann ist mit einer detaillierten Auswertung des Projekts „Zielorientierte Jagd – ZIORJA“ zu rechnen? 2. Welche Erfolge kann die zielorientierte Jagd bisher vorweisen? Wie haben sich die Strecken in den Gebieten, die stark vom Wildverbiss betroffen waren, entwickelt? (Bitte dabei die Strecken in den einzelnen Landkreisen getrennt ab 2008 bis einschließlich Jagdjahr 2014/2015 für Rotwild und Rehwild, dabei die Streckenergebnisse der Landes- und Bundesforstbetriebe den Landkreisen zugeordnet, und die Streckenergebnisse der weiblichen und männlichen Tiere separat darstellen). 3. Gibt es in einzelnen Revieren Differenzen zwischen den erlegten männlichen bzw. weiblichen Stücken bei Reh- und Rotwild? Welche Ursachen gibt es dafür und in welchen Revieren ist das seit 2008 vorgekommen? Bitte die Reviere jährlich einzeln auflisten! 4. Wie wird die Zusammenarbeit der Hegegemeinschaften und der Landesund Bundesforstbetriebe eingeschätzt? 5. Berichten zur Folge gibt es regelmäßig Abstimmungs- und Akzeptanzprobleme in den einzelnen Hegegemeinschaften, speziell bei der Rotwildplanverteilung und anschließend in der Streckenerfüllung, so dass die Landesforstbetriebe die Mitgliedschaft in den Hegegemeinschaften gekündigt haben oder kündigen wollen. Trifft das zu? In welchen Landkreisen/Hegegemeinschaften sind solche Austritte seit 2010 zu verzeichnen und welches sind die Ursachen? Bitte einzeln auflisten! 6. Landwirtschaftsbetriebe beklagen seit mehreren Jahren die Konzentration von Schwarzwild, durch zu geringe Bejagung der Frischlinge und Überläufer in Waldgebieten. Bei einem gemeinsamen Termin von Landwirtschaftsunternehmen, Bauern- und Jagdverbänden, Forst-und Landesverwaltung im September 2014 in Drößig bei Finsterwalde wurde aufgrund statistischer Ergebnisse in den Raum gestellt, dass die Strecke beim Schwarzwild in Pachtrevieren pro Hektar höher ist als in den Landesforstrevieren. Die Appelle der Landwirtschaftsbetriebe an die angrenzenden Forstbetriebe, die Jagd auf Schwarzwild zu intensivieren, blieben bis dahin erfolglos. 7. Wie hat sich die Strecke Schwarzwild seit 2010 entwickelt? Bitte Pachtreviere und Landesforst- und Bundesforstreviere nach Landkreiszuordnung einzeln auflisten, dabei bitte Frischlinge und Überläufer getrennt ausweisen! 8. Welche Maßnahmen wurden eingeleitet, um das vorgenannte Problem nachhaltig zu lindern bzw. zu lösen? 9. Wie haben sich die Strecken auf Rot-, Reh-, Muffel-, Schwarz- und Raubwild seit 2010 bei Drück- und Treibjagden in den Landes und Bundesrevieren entwickelt? (Bitte weibliche und männliche Stücke in den entsprechenden Revieren einzeln ausweisen, mit Angabe der Größe der Reviere!) 10. Wie werden die Beunruhigungen, durch das Treiben selbst, durch den großflächigen Einsatz von Hunden, durch Autos und durch die zusätzliche extreme großflächige Unruhe selbst eingeschätzt, wenn weiträumig Drückjagden im Herbst durchgeführt werden? 11. In Pachtrevieren sind im Wald kaum Wildschadensmeldungen durch Schäle oder Verbiss registriert. Nach wie vor liegt der der Schwerpunkt dort auf Ansitz- und Pirschjagden. Wie stellt sich die Wildschadensentwicklung seit 2006 in den Landes- und Bundesforsten im Wald dar? (Bitte jährlich nach einzelnen Revieren auflisten!) Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt : Vorbemerkung: Zur Beurteilung von Fragen der Jagd und Bewirtschaftung von Wildbeständen werden kontinuierlich jagdstatistische Daten erhoben. Diese Daten werden regelmäßig im Jagdbericht und in der Streckenstatistik des Landes Brandenburg veröffentlicht. Der aktuelle Jagdbericht findet sich unter: http://www.ljv-brandenburg.de/fileadmin/LJVBRB/PDF/Jagdbericht_2012_2013.pdf Frage 1: Wann ist mit einer detaillierten Auswertung des Projekts „Zielorientierte Jagd – ZIORJA “ zu rechnen? Zu Frage 1: Der Abschlussbericht zum Projekt soll im Dezember 2015 vorliegen. Frage 2: Welche Erfolge kann die zielorientierte Jagd bisher vorweisen? Wie haben sich die Strecken in den Gebieten, die stark vom Wildverbiss betroffen waren, entwickelt? (Bitte dabei die Strecken in den einzelnen Landkreisen getrennt ab 2008 bis einschließlich Jagdjahr 2014/2015 für Rotwild und Rehwild, dabei die Streckenergebnisse der Landes- und Bundesforstbetriebe den Landkreisen zugeordnet, und die Streckenergebnisse der weiblichen und männlichen Tiere separat darstellen) Zu Frage 2: Die Reh- und Rotwildstrecken haben sich in den Projektgebieten tendenziell erhöht (siehe Streckenstatistik in der Anlage 1). Eine Auswertung der Daten kann erst im Abschlussbericht erfolgen (siehe Antwort zu Frage 1). Frage 3: Gibt es in einzelnen Revieren Differenzen zwischen den erlegten männlichen bzw. weiblichen Stücken bei Reh- und Rotwild? Welche Ursachen gibt es dafür und in welchen Revieren ist das seit 2008 vorgekommen? Bitte die Reviere jährlich einzeln auflisten! Zu Frage 3: Nach dem derzeitigen Auswertungsstand sind in den Projektgebieten keine signifikanten Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis in der Strecke aufgetreten. Frage 4: Wie wird die Zusammenarbeit der Hegegemeinschaften und der Landes- und Bundesforstbetriebe eingeschätzt? Frage 5: Berichten zur Folge gibt es regelmäßig Abstimmungs- und Akzeptanzprobleme in den einzelnen Hegegemeinschaften, speziell bei der Rotwildplanverteilung und anschließend in der Streckenerfüllung, so dass die Landesforstbetriebe die Mitgliedschaft in den Hegegemeinschaften gekündigt haben oder kündigen wollen. Trifft das zu? In welchen Landkreisen/Hegegemeinschaften sind solche Austritte seit 2010 zu verzeichnen und welches sind die Ursachen? Bitte einzeln auflisten! Zu Frage 4 und 5: Grundsätzlich ist der Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) an einer Mitgliedschaft in den örtlichen Hegegemeinschaften interessiert. In den Hegegemeinschaften, in denen die waldbaulichen Ziele des LFB mitgetragen werden, ist die Zusammenarbeit sehr gut. Allerdings sind nicht überall die waldbaulichen und jagdlichen Ziele der einzelnen Verwaltungsjagdbezirke mit den Interessen der örtlichen Hegegemeinschaften in Übereinstimmung zu bringen, so dass es zum Austritt aus den Hegegemeinschaften Breitelage, Krausnick, Grünhaus, Weißhaus und Zauche gekommen ist. Frage 6: Landwirtschaftsbetriebe beklagen seit mehreren Jahren die Konzentration von Schwarzwild, durch zu geringe Bejagung der Frischlinge und Überläufer in Waldgebieten . Bei einem gemeinsamen Termin von Landwirtschaftsunternehmen, Bauernund Jagdverbänden, Forst-und Landesverwaltung im September 2014 in Drößig bei Finsterwalde wurde aufgrund statistischer Ergebnisse in den Raum gestellt, dass die Strecke beim Schwarzwild in Pachtrevieren pro Hektar höher ist als in den Landesforstrevieren . Die Appelle der Landwirtschaftsbetriebe an die angrenzenden Forstbetriebe , die Jagd auf Schwarzwild zu intensivieren, blieben bis dahin erfolglos. Frage 7: Wie hat sich die Strecke Schwarzwild seit 2010 entwickelt? Bitte Pachtreviere und Landesforst- und Bundesforstreviere nach Landkreiszuordnung einzeln auflisten, dabei bitte Frischlinge und Überläufer getrennt ausweisen! Frage 8: Welche Maßnahmen wurden eingeleitet, um das vorgenannte Problem nachhaltig zu lindern bzw. zu lösen? Zu Frage 6, 7 und 8: Die Schwarzwildstrecke auf den Regiejagdflächen des LFB beträgt im Zeitraum 2010 bis 2014 vergleichsweise konstant jährlich rd. 6.100 Stück. Der LFB verfolgt das Ziel, sowohl durch Anreizsysteme, als auch durch eine intensive Zusammenarbeit mit den benachbarten Jagdbezirken, z. B. durch eine Terminabstimmung für die Durchführung von Drückjagden, die Schwarzwildstrecke zu steigern . Frage 9: Wie haben sich die Strecken auf Rot-, Reh-, Muffel-, Schwarz- und Raubwild seit 2010 bei Drück- und Treibjagden in den Landes und Bundesrevieren entwickelt? (Bitte weibliche und männliche Stücke in den entsprechenden Revieren einzeln ausweisen , mit Angabe der Größe der Reviere!) Zu Frage 9: Eine Übersicht über die Streckenentwicklung bei Drück- und Treibjagden auf die Wildarten Rot-, Reh-, Muffel-, Schwarz- und Raubwild in der Verwaltungsjagd des LFB vermittelt Anlage 2. Über Streckenergebnisse, differenziert nach einzelnen Landeswaldrevieren, wird keine gesonderte Statistik geführt. Insoweit liegen der Landesregierung hierzu aggregierte Daten nicht vor. Frage 10: Wie werden die Beunruhigungen, durch das Treiben selbst, durch den großflächigen Einsatz von Hunden, durch Autos und durch die zusätzliche extreme großflächige Unruhe selbst eingeschätzt, wenn weiträumig Drückjagden im Herbst durchgeführt werden? Zu Frage 10: Die gewonnenen Erfahrungen im LFB zeigen, dass mit der Durchführung von großräumigen Drückjagden, verbunden mit einer auf wenige Stunden begrenzten Beunruhigung , vergleichsweise störungsarm ganz wesentlich zur notwendigen Erfüllung der Abschusspläne beigetragen werden kann. Frage 11: In Pachtrevieren sind im Wald kaum Wildschadensmeldungen durch Schäle oder Verbiss registriert. Nach wie vor liegt der der Schwerpunkt dort auf Ansitz- und Pirschjagden. Wie stellt sich die Wildschadensentwicklung seit 2006 in den Landesund Bundesforsten im Wald dar? (Bitte jährlich nach einzelnen Revieren auflisten!) Zu Frage 11: Die Erfassung der Wildschadensmeldungen erfolgt im Rahmen der Erhebung von jagdstatistischen Daten auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte, differenziert nach Wildarten und Wildschaden. Die erfassten Daten werden regelmäßig im Landesjagdbericht veröffentlicht. Darüber hinaus liegen der Landesregierung hierzu keine aggregierten Daten vor. Anlagen zur Drucksache 6/1074 KA 369 Anlage 1: Übersicht zur Planerfüllung in den Jagdjahren 2008 bis 2012 Name der Jagdflächen/ Rotwildstrecke Oberförsterei Projektflächen !st Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung (ha) (St1100ha) (%) (St1100ha) (%) (St/100ha) (%) (St/100ha) (%) (St1100ha) (%) 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2411/2012 2012/2013 Aft Ruppinn 4.020 1,4 - 50 1,3 84 1,1 75 1,2 109 1,5 109 Erkner 5.466 0,5 100 0,5 78 0,4 63 0,7 123 0,6 123 Luckau 2.253 1,5 62 4 165 1,3 45 1,0 37 1,9 37 Name der Jagdflächen/ Rehwilstrecke Oberförsterei Projektflächen ist Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung Ist Planererfüllung (ha) (St1100ha) (%) (St/100ha) ( °./u ) (St/100ha) (%) (St/100ha) , (%) (St/100ha) (%) 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 AIt Ruppinn 4.020 4,3 110 4,6 106 5,3 115 3,9 74 4,8 120 Erkner 5.466 I 4,8 97 4,8 87 5,1 108 4,3 99 4,9 108 Luckau 2.253 2,7 145 2,7 71 3 113 3,7 120 2,4 78 KA 369 Anlage 2: Entwicklung der Drück- und Treibjagdstrecke in der Verwaltungsjagd des LFB Rotwild Rehwild Muffelwild Schwarzwild Raubwild Jagdjahr männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich - 2010/2011 268 447 402 1.366 6 40 1.152 1.402 116 2011/2012 245 398 378 1.332 7 43 1,053 1.456 136 2012/2013 261 501 731 1.784 11 38 1.099 1.448 56 2013/2014 314 475 764 1.729 2 15 972 1.306 49 Page 1 Page 1