Landtag Brandenburg Drucksache 6/11780 6. Wahlperiode Eingegangen: 15.07.2019 / Ausgegeben: 22.07.2019 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 4631 des Abgeordneten Marco Büchel (Fraktion DIE LINKE) Drucksache 6/11585 Polnisch in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Zahlreiche Begegnungen, Projekte und Kooperationen in vielerlei Bereichen prägen seit Jahren die Nachbarschaft und Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Polen. Brandenburger sind in Polen wie auch Polen in Brandenburg beruflich und ehrenamtlich tätig. Für die gemeinsame Verständigung im Alltag wie auch im Beruf ist die Überwindung der sprachlichen Barriere unabdingbar. Eine Möglichkeit besteht im Angebot von Polnisch- Unterricht an Brandenburger Schulen, um bereits frühzeitig an die polnische Sprache heranzuführen und das Interesse für unser Nachbarland zu wecken. Dafür ist es notwendig, ausreichend und gut ausgebildete Polnischlehrerinnen und -lehrer an unseren Schulen zu beschäftigen. Brandenburg leistet derzeit einen wichtigen Beitrag mit dem Angebot eines Lehramtsstudiums im Fach Polnisch an der Universität Potsdam. Ich frage die Landesregierung: 1. Seit wann wird an der Universität Potsdam das Lehramtsstudium im Fach Polnisch angeboten ? Zu Frage 1: Zum Wintersemester 1993/1994 gab es erstmals ein Angebot zum 1. Fachsemester im Lehramtsstudium im Fach Polnisch. 2. Wie viele Absolventinnen und Absolventen verzeichnet die Universität Potsdam innerhalb der letzten 10 Jahre? Bitte nach Jahr und Sekundarstufe I und II, sowie Primarstufe auflisten. Zu Frage 2: In den letzten 10 Jahren gab es 65 Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums mit dem Fach Polnisch (siehe Anlage 1 für eine detailliertere Aufschlüsselung ). 3. Welche Erkenntnisse liegen darüber vor, wie viele dieser Absolventinnen und Absolventen innerhalb der letzten 10 Jahre anschließend an einer Brandenburger Schule tätig geworden sind bzw. noch tätig sind? Landtag Brandenburg Drucksache 6/11780 - 2 - Zu Frage 3: Der Universität Potsdam liegen über den hier erfragten Werdegang ihrer Absolventinnen und Absolventen keine Informationen vor. Derzeit verwalten die staatlichen Schulämter des Landes Brandenburg 60 Lehrkräfte mit dem Ausbildungsfach Polnisch, davon wurden 40 Lehrkräfte in den letzten 10 Jahren eingestellt (Datengrundlage: APSIS- Auswertung, Stichtag 31.05.2019). Es liegen dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport jedoch keine Erkenntnisse darüber vor, an welcher Universität bzw. in welchem Bundesland die Ausbildung absolviert wurde. 4. Aus welchen Gründen wurde das Angebot des Lehramtsstudiums im Fach Polnisch für die Primarstufe an der Universität Potsdam nicht fortgeführt? Zu Frage 4: Polnisch wurde mit der Lehramtsreform 2012/2013 nicht mehr als Fach des Bachelor- und Masterstudiums für das Lehramt für die Primarstufe vorgesehen (siehe § 8 Abs. 1 LSV). 5. Was wird die Landesregierung tun, um das Interesse an der Aufnahme eines Lehramtsstudiums im Fach Polnisch an der Universität Potsdam zu steigern? Zu Frage 5: Die Universität Potsdam betreibt selbst ein umfassendes Marketing ihrer Studiengänge und Studienmöglichkeiten. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Hochschulinformationstag am 14. Juni 2019, an dem alle Studienfächer der Universität Potsdam ihr Angebot vorstellen. Darüber hinaus sind auf einem Infomarkt die wichtigsten Einrichtungen der Universität, die Studienberatung sowie das Studentenwerk und die Agentur für Arbeit Potsdam mit einem Stand präsent. Spezifisch zum Fach Polnisch im lehramtsbezogenen Bachelor wird auf der Webseite der Universität Potsdam eindringlich und umfassend geworben (URL: https://www.unipotsdam .de/studium/studienangebot/lehramt/bachelor/polnisch.html, zuletzt abgerufen am 21.06.2019). Die Landesregierung hat in diesem Frühjahr unter anderem mit einer Pressekonferenz ihre Pläne zum Ausbau der Studienkapazitäten im Bereich der Lehramtsausbildung vorgestellt (nähere Informationen siehe PM in Anlage 2) und wird auch künftig anlassbezogen dafür werben. Mehrere Webseiten bzw. Informationsportale der Landesregierung bieten flankierend umfassende Informationsmöglichkeiten (Beispielweise www.studieren-in-brandenburg.de oder https://mbjs.brandenburg.de/bildung/lehrerinlehrer -in-brandenburg.html, jeweils zuletzt abgerufen am 21.06.2019). Anlage/n: 1. Anlage 1 2. Anlage 2 Universität Potsdam Dezernat 1 Stand: April 2019 Fach Abschluss PJ 2008 PJ 2009 PJ 2010 PJ 2011 PJ 2012 PJ 2013 PJ 2014 PJ 2015 PJ 2016 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt Polnisch BL SIP/SP 1 1 1 1 1 1 ML SIP/SP 1 1 1 1 ST SIP 1 1 BL SIP 2 2 2 2 2 2 4 1 2 3 1 1 ML SIP 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 2 ST Gymn. 1 1 1 1 1 2 3 1 1 1 1 BL Gymn. 1 1 2 1 1 2 2 1 1 1 3 4 1 1 1 1 2 ML Gymn. 1 1 1 1 2 2 1 1 2 EG/EW 1 1 gesamt 1 2 3 1 1 2 4 2 6 3 5 8 5 5 5 8 13 4 3 7 5 3 8 Erläuterung: SIP/SP = Sek. I/Primar mit Schwerpunkt Primarstufe SIP = Sek. I/Primarstufe Gymn. = Gymnasium Sek I/II = Sekundarstufe I und II Sek/SI = Sekundsrastufe I Sek/SII = Sekundarstufe II EG/EW (alle Schulstufen) = Ergänzungs-/Erweiterungsstudium ST = Staatsexamen BL = Bachelor Lehramt ML = Master Lehramt PJ = Prüfungsjahr (Winter- und folgendes Sommersemester) Anlage 1 zur Kleine Anfrage 4631 Bestandene Lehramtsprüfungen (Mehrfachzählung) Anlage 1 zur Kleinen Anfrage 4631 Universität Potsdam Dezernat 1 Stand: April 2019 PJ 2016 PJ 2017 PJ 2018 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1. Fach 2. Fach 3. Fach gesamt 1 1 2 2 1 1 1 1 2 1 1 1 1 2 1 2 3 1 1 2 3 5 4 3 7 1 1 Anlage 1 zur Kleine Anfrage 4631 Bestandene Lehramtsprüfungen (Mehrfachzählung) Anlage 1 zur Kleinen Anfrage 4631 Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Land stärkt Lehrerbildung mit rund 60 Millionen Euro Wissenschaftsministerin Martina Münch, Bildungsministerin Britta Ernst und der Vizepräsident der Universität Potsdam, Andreas Musil, präsentieren Pläne zum Ausbau der Studienkapazitäten Wissenschaftsministerin Dr. Martina Münch und Bildungsministerin Britta Ernst haben heute in Potsdam gemeinsam mit Prof. Andreas Musil, Vizepräsident der Universität Potsdam für Lehre und Studium, die Pläne zur Stärkung der Lehrerbildung im Land Brandenburg präsentiert. Die Zahl der Lehramtsstudienplätze für Studienanfänger an der Universität Potsdam wird von derzeit rund 650 auf künftig 1.000 Lehramtsstudienplätze jährlich ausgebaut. Dafür stellt das Land in diesem und im kommenden Jahr insgesamt zusätzlich 16,5 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere 44 Millionen Euro stehen in den kommenden Jahren für die Planung und Errichtung eines neuen Lehr- und Forschungsgebäudes für die Lehrerbildung bereit. Wissenschaftsministerin Martina Münch: „Wir bauen die Ausbildungskapazitäten im Lehramtsstudium für die Primar- und die Sekundarstufe massiv aus: Im kommenden Wintersemester 2019/20 werden wir die Zahl der Plätze für Studienanfänger an der Universität Potsdam um 150 Plätze erweitern, ein Jahr später kommen weitere 200 Studienplätze dazu. Mit dann jährlich 1.000 Studienanfänger-Plätzen erreichen wir die bisher höchste Ausbildungskapazität im Lehramt im Land Brandenburg. Dabei decken wir gezielt die fachspezifischen Bedarfe der brandenburgischen Schulen ab, insbesondere in den mathematisch -naturwissenschaftlichen Fächern, in Sport und in den Fremdsprachen. Ab 2020 werden wir zusätzliche neue Studiengänge zur Förderpädagogik, für das Fach Kunst in der Primar- und Sekundarstufe sowie den Innovationsstudiengang Mathematik/Physik aufbauen . Im Rahmen der neuen Hochschulverträge haben wir zudem mit der Universität Potsdam verabredet, die Zahl der Studienabbrecher zu reduzieren. Mit all diesen Maßnahmen sichern wir eine leistungsfähige und zeitgemäße Lehrerbildung, stärken die Qualität der Brandenburger Schulen, positionieren sie besser im Wettbewerb um den Lehrkräftenachwuchs , eröffnen jungen Menschen sehr gute Berufs- und Lebens-Perspektiven in Brandenburg und geben wichtige Impulse für die weitere dynamische und innovative Entwicklung des Landes.“ Pressemitteilung Nr. 32/2019 Potsdam, 11. Februar 2019 Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Seite 2 Bildungsministerin Britta Ernst: „Wir wollen in Brandenburg die hohe Qualität von Bildung gewährleisten und sie weiter verbessern. Die hohen Qualitätsstandards an unseren Schulen erfordern bestens qualifizierte Lehrkräfte und Rahmenbedingungen, die dies gewährleisten . Vor allem in den MINT-Fächern sowie an den Grundschulen und Oberschulen der Sekundarstufe I ist der Bedarf an zusätzlichen Lehrkräften für eine hochwertige Unterrichtsversorgung groß. Deshalb hat der forcierte Ausbau des lehrerbildenden Studiums an der Universität Potsdam, wie er jetzt im Ergebnis unserer gemeinsamen Bemühungen erfolgt, hohe Priorität im Gesamtpaket unserer Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung. Besonders wichtig sind mir auch die neuen Studiengänge im Lehramt Förderpädagogik, die ab 2020 mit 60 Plätzen geplant sind. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Damit haben wir nun auch im Wettbewerb mit anderen Bundesländern um die besten Lehrkräfte langfristig gute Perspektiven, aus eigener Kraft den Bedarf an grundständig gebildeten Lehrkräften an den Schulen Brandenburgs zu decken .“ Prof. Andreas Musil, Vizepräsident der Universität Potsdam für Lehre und Studium: „Die Universität sieht den Ausbau der Lehrerbildung als große Chance, aber auch als große Herausforderung. Als einzige lehrerbildende Einrichtung des Landes sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung wohl bewusst. Es ist unser Ziel, die Lehramtsstudierenden zugleich berufs- und praxisorientiert, aber auch auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zu bilden. Die Verknüpfung von Lehrerbildung und Bildungsforschung ist ein wesentliches Element universitärer Lehrkräftebildung. Unsere wesentliche Aufgabe der nächsten Jahre wird darin bestehen, noch mehr Schulabsolventinnen und -absolventen für den Lehrerberuf und das Lehramtsstudium zu interessieren und bis zum erfolgreichen Studienabschluss zu begleiten. Auch unser erfolgreiches ‘Refugee Teachers Program‘ wird fortgeführt.“ Der Lehrkräftebedarf wird auf der Grundlage der Lehrermodellrechnung des Landes berechnet . Danach ergibt sich für das Schuljahr 2019/20 ein Einstellungsbedarf von etwa 1.000 Vollzeit-Stellen. Der jährliche Einstellungsbedarf in den Schuljahren 2020/21 bis 2022/23 liegt bei etwa 1.100 bis 1.250 Vollzeit-Stellen, danach geht der jährliche Einstellungsbedarf schrittweise auf etwa 700 Vollzeit-Stellen zurück. Das Bildungsministerium trägt mit einer Reihe von Maßnahmen dazu bei, die Lehrkräfte-Bedarfe an den Schulen zu decken sowie den Lehrer-Beruf attraktiver zu gestalten. Dazu gehören unter anderem die Anhebung der Besoldung von Lehrkräften mit Lehramtsbefähigung für die Sekundarstufe I von A 12 auf A 13 und von Grundschulleitungen von A 13 auf A 14 bis A 15, die Hebung der Grundschul-Lehrkräfte mit einem Lehramt für die Primarstufe, der Diplomlehrkräfte mit einem Unterrichtsfach und der Lehrkräfte unterer Klassen von A 12 auf A 13 sowie die Hebung der Lehrkräfte unterer Klassen und Fachlehrkräfte von A 11 auf A 12. Zum Ausbau und zur Stärkung der Lehrerbildung an der Universität Potsdam werden unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt: zusätzliche Studienanfänger-Plätze in den bestehenden Fächern zur Deckung der fachspezifischen Bedarfe (s. Liste im Anhang), Seite 3 neue Studiengänge Förderpädagogik und Kunst in der Primar- und Sekundarstufe sowie der Innovationsstudiengang Mathematik/Physik ab 2020, mehr Personal mit 20 zusätzlichen Professuren für die Lehrerbildung, mehr als 100 wissenschaftliche und rund 20 nicht-wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung der Zahl der Studienabbrecher. Die Universität Potsdam wurde am 15. Juli 1991 gegründet. Das gesamte Studienangebot umfasst rund 70 geistes-, gesellschafts- und naturwissenschaftliche Studiengänge. An den Standorten Am Neuen Palais, Griebnitzsee und Golm studieren derzeit mehr als 20.000 junge Leute, darunter 4.200 in den Bachelor/Master-Lehramtsstudiengängen. Seit 1992 bis 2017 wurden rund 15.000 angehende Lehrkräfte an der Universität Potsdam ausgebildet. Im Jahr 2014 wurde das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung eingerichtet, das die Lehrerausbildung an der Universität koordiniert und weiterentwickelt. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Dortustraße 36 14467 Potsdam Pressesprecher: Stephan Breiding Tel.: (0331) 866 4566 Fax: (0331) 866 4545 Internet: www.mwfk.brandenburg.de E-Mail: stephan.breiding@mwfk.brandenburg.de Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Heinrich-Mann-Allee 107 14473 Potsdam Pressesprecher: Ralph Kotsch Tel.: (03 31) 866 3520 Fax: (03 31) 27548 4905 Internet: www.mbjs.brandenburg.de E-Mail: ralph.kotsch@mbjs.brandenburg.de