Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 6. Wahlperiode Eingegangen: 12.08.2019 / Ausgegeben: 19.08.2019 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 4676 der Abgeordneten Iris Schülzke (fraktionslos) Drucksache 6/11658 Gasthaussterben auf dem Lande Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Wirtschaft und Energie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragestellerin: Der Presse der vergangenen Tage war zu entnehmen , dass wegen Personalmangel, zu geringer Erträge und fehlender Betriebsnachfolger viele Lokale in Brandenburg schließen. Von einem „fast dramatischen Gasthaussterben auf dem Lande“ ist die Rede. Dorfgaststätten sind ein sozialer Dreh- und Angelpunkt. Für die Bürger verschwinden Orte der Treffen und Geselligkeit, für Vereine Versammlungsräume und bei längeren Fahrten fehlen die Möglichkeiten der Einkehr, um diese für eine Erfrischung und Toilette zu nutzen. Frage 1: Ist das Gasthaussterben nur ein Phänomen auf dem Lande oder ist es auch in den Städten zu beobachten? Frage 2: Wie hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren die Anzahl der Dorfgaststätten in Brandenburg entwickelt? (Bitte für die Jahre 2000, 2005, 2010, 2015 und 2018 angeben !) Frage 3: Wie viele Landgaststätten gibt es in Brandenburg? (Bitte für die Jahre 2005, 2010, 2015 und 2018 nach Landkreisen aufschlüsseln!) Die Fragen 1 bis 3 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg liegen keine auf die Erhebungseinheiten „Dorfgaststätten “ und „Landgaststätten“ bezogenen statistischen Daten vor. Auch die in der Frage 1 verwendete Kategorie „Gasthaus“ ist in der amtlichen Statistik nicht gebräuchlich, so dass dazu keine primärstatistisch fundierten Aussagen getroffen werden können. Zur Beantwortung der Fragen ist die in der amtlichen Statistik ausgewiesene Wirtschaftsgruppe „56.1 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u. Ä.“ für die Beschäftigtengrößenklasse 0 bis 9 sowie die Wirtschaftsunterklasse „56.30.1 Schankwirtschaften“ der Wirtschaftsgruppe „56.3 Ausschank von Getränken“ herangezogen worden. In den nachfolgenden Tabellen 1 bis 3 sind die Ergebnisse für die einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte dargestellt. Es liegen Zahlen für die Jahre 2010, 2015 und 2017 vor. Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 2 - Tabelle 1: Anzahl der Betriebe der Beschäftigungsgrößenklasse 0 bis 9 in der Wirtschaftsgruppe (WZ 2008) 56.1 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u. Ä. (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Unternehmensregister) Wirtschaftsgruppe (WZ 2008) 56.1 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissa-lons u. Ä. Anzahl der Betriebe (mit max. 9 Beschäftigten) Kreisfreie Stadt/Landkreis 2010 2015 2017 51 Brandenburg an der Havel 122 119 113 52 Cottbus 151 136 143 53 Frankfurt (Oder) 77 76 65 54 Potsdam 279 274 284 Summe Kreisfreie Städte 629 605 605 60 Barnim 263 248 248 61 Dahme-Spreewald 289 288 295 62 Elbe-Elster 187 155 150 63 Havelland 201 193 199 64 Märkisch-Oderland 233 234 247 65 Oberhavel 314 311 302 66 Oberspreewald-Lausitz 220 207 203 67 Oder-Spree 268 265 252 68 Ostprignitz-Ruppin 167 156 165 69 Potsdam-Mittelmark 340 319 326 70 Prignitz 147 128 133 71 Spree-Neiße 224 195 176 72 Teltow-Fläming 243 247 247 73 Uckermark 191 173 185 Summe Landkreise 3.287 3.119 3.128 Summe Land Brandenburg 3.916 3.724 3.733 Tabelle 2: Anzahl der Betriebe in der Wirtschaftsunterklasse (WZ 2008) 56.30.1 Schankwirtschaften (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Unternehmensregister) Wirtschaftsunterklasse (WZ 2008) 56.30.1 Schankwirtschaften Anzahl der Betriebe Kreisfreie Stadt/Landkreis 2010 2015 2017 51 Brandenburg an der Havel 12 7 14 52 Cottbus 15 21 19 53 Frankfurt (Oder) 8 12 12 54 Potsdam 26 24 19 Summe Kreisfreie Städte 61 64 64 60 Barnim 19 24 23 61 Dahme-Spreewald 29 28 29 62 Elbe-Elster 25 26 27 63 Havelland 28 29 28 64 Märkisch-Oderland 34 25 23 Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 3 - 65 Oberhavel 23 25 20 66 Oberspreewald-Lausitz 26 18 16 67 Oder-Spree 38 50 38 68 Ostprignitz-Ruppin 30 18 14 69 Potsdam-Mittelmark 25 23 20 70 Prignitz 22 10 11 71 Spree-Neiße 26 21 23 72 Teltow-Fläming 33 24 27 73 Uckermark 18 11 11 Summe Landkreise 376 332 310 Summe Land Brandenburg 437 396 374 Tabelle 3: Anzahl der Betriebe (mit max. 9 Beschäftigten) in der Wirtschaftsgruppe (WZ 2008) 56.1 Restaurants , Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u. Ä. und Anzahl der Betriebe in der Wirtschaftsunterklasse 56.30.1 Schankwirtschaften (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Unternehmensregister) Wirtschaftsgruppe bzw. - unterklasse (WZ2008) 56.1 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u. Ä. und 56.30.1 Schankwirtschaften Anzahl der Betriebe (für 56.1: mit max. 9 Beschäftigten) Kreisfreie Stadt/Landkreis 2010 2015 2017 51 Brandenburg an der Havel 134 126 127 52 Cottbus 166 157 162 53 Frankfurt (Oder) 85 88 77 54 Potsdam 305 298 303 Summe Kreisfreie Städte 690 669 669 60 Barnim 282 272 271 61 Dahme-Spreewald 318 316 324 62 Elbe-Elster 212 181 177 63 Havelland 229 222 227 64 Märkisch-Oderland 267 259 270 65 Oberhavel 337 336 322 66 Oberspreewald-Lausitz 246 225 219 67 Oder-Spree 306 315 290 68 Ostprignitz-Ruppin 197 174 179 69 Potsdam-Mittelmark 365 342 346 70 Prignitz 169 138 144 71 Spree-Neiße 250 216 199 72 Teltow-Fläming 276 271 274 73 Uckermark 209 184 196 Summe Landkreise 3.663 3.451 3.438 Summe Land Brandenburg 4353 4.120 4.107 Während sich den Daten des Unternehmensregisters zufolge in den Landkreisen die Gesamtanzahl der (Kleinst-)Betriebe in der Wirtschaftsgruppe 56.1 zzgl. der Wirtschaftsunterklasse 56.30.1 2015 im Jahr 2015 im Vergleich zu 2010 um 5,8% verringert hat, ist für die Jahre 2015 bis 2017 eine geringe Abnahme um 0,4% festzustellen. Bei alleiniger Betrachtung der Wirtschaftsgruppe 56.1 ist ein leichter Zugewinn von 0,3% zu beobachten. Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 4 - Insbesondere seit 2015 sind regionale Unterschiede hinsichtlich Zuwächsen und Verlusten sichtbar. Ein allgemeines „Gasthaussterben“ in den Landkreisen des Landes Brandenburg kann somit aus Sicht der Landesregierung aufgrund der amtlichen Statistik nicht nachvollzogen werden. In den kreisfreien Städten ist ebenfalls kein signifikanter Rückgang erkennbar . Frage 4: Wie viele Beschäftigte arbeiten im Gastronomiegewerbe? (Bitte für die Jahre 2005, 2010, 2015 und 2018 nach Landkreisen aufschlüsseln!) zu Frage 4: Die folgenden Aussagen zu den Beschäftigten in der Gastronomie im Land Brandenburg basieren auf Zahlen aus dem Unternehmensregister für das Land Brandenburg . Im Folgenden wird auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den gastronomischen Betrieben (Wz 56) in Brandenburg eingegangen. Betriebe sind „Niederlassungen an einem bestimmten Ort, einschließlich örtlich und organisatorisch angegliederter Betriebsteile“ (nach Metadaten des Unternehmensregisters). Laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg sind aus dem Unternehmensregister Daten für die Gastronomie erst ab 2010 verfügbar, des Weiteren ist der aktuelle Stand das Jahr 2017. Tabelle 4: Anzahl der Beschäftigten in der Wirtschaftsabteilung (WZ 2008) 56 „Gastronomie“ nach Landkreisen (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Unternehmensregister) Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Gastronomie Kreisfreie Stadt/Landkreis 2010 2015 2017 51 Brandenburg an der Havel 781 572 525 52 Cottbus 736 881 864 53 Frankfurt (Oder) 328 439 415 54 Potsdam 1.816 2.225 2.432 Summe Kreisfreie Städte 3.661 4.117 4.236 60 Barnim 994 1.170 1.203 61 Dahme-Spreewald 1.223 1.356 1.515 62 Elbe-Elster 365 639 672 63 Havelland 587 824 818 64 Märkisch-Oderland 914 1.337 1.349 65 Oberhavel 865 981 1.131 66 Oberspreewald-Lausitz 642 724 679 67 Oder-Spree 844 976 1.022 68 Ostprignitz-Ruppin 884 699 744 69 Potsdam-Mittelmark 1.312 1.375 1.530 70 Prignitz 492 784 801 71 Spree-Neiße 466 542 628 72 Teltow-Fläming 664 878 977 73 Uckermark 453 655 681 Summe Landkreise 10.705 12.940 13.750 Summe Land Brandenburg 14.366 17.057 17.986 Frage 5: Wie viele Gastronomiebetriebe sind gleichzeitig Ausbildungsbetriebe und wie viele Auszubildende gibt es? (Bitte für die Jahre 2005, 2010, 2015 und 2018 nach Landkreisen aufschlüsseln!) Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 5 - zu Frage 5: Zur Beantwortung der Frage sind Daten der drei Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg herangezogen worden. In den Tabellen 5 bis 7 erfolgt eine differenzierte Darstellung der Ergebnisse nach Kammerbezirken und - je nach Datenverfügbarkeit - nach einzelnen Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes. Eine Aufschlüsselung nach Landkreisen sowie nach Berufen der Freizeitwirtschaft, die teilweise in gastronomischen Einrichtungen ausgebildet werden, ist hingegen nicht möglich. Tabelle 5: Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe im Kammerbezirk Potsdam (Stand: jeweils zum 31.12. eines Jahres) (Quelle: IHK Potsdam; 12.07.19) Kammerbezirk Potsdam Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe Anzahl der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe 2005 2010 2015 2018 2005 2010 2015 2018 Fachkraft im Gastgewerbe 61 58 30 27 243 115 35 76 Fachmann/-frau für Systemgastronomie 23 20 18 10 59 46 37 18 Hotelfachmann/-frau 115 97 70 62 470 351 213 157 Hotelkaufmann/-frau 2 1 0 2 2 1 0 2 Koch/Köchin 291 239 165 118 1.182 714 310 221 Restaurantfachmann/- frau 148 127 63 48 493 253 101 83 Gesamt 6401 5421 3461 2671 2.449 1.480 696 557 1 Es handelt sich hierbei nicht um die Gesamtanzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe in der Gastronomie, sondern um eine Aufsummierung der voranstehenden Angaben für die einzelnen Berufe. Betriebe, die in mehreren Berufen ausbilden, sind in der Angabe mehrfach enthalten. Tabelle 6: Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe im Kammerbezirk Ostbrandenburg (Stand: jeweils zum 31.12. eines Jahres) (Quelle: IHK Ostbrandenburg ; 12.07.19) Kammerbezirk Ostbrandenburg Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe Anzahl der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe 2005 2010 2015 2018 2005 2010 2015 2018 Fachkraft im Gastgewerbe - - 25 21 - - - - Fachmann/-frau für Systemgastronomie - - 4 5 - - - - Hotelfachmann/-frau - - 43 41 - - - - Hotelkaufmann/-frau - - 1 4 - - - - Koch/Köchin - - 109 106 - - - - Restaurantfachmann/- frau - - 45 40 - - - - Gesamt1 146 183 161 164 1.769 1.014 410 384 1 ohne Mehrfachzählungen bei Ausbildungsbetrieben Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 6 - Tabelle 7: Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe im Kammerbezirk Cottbus (Stand: jeweils zum 31.12. eines Jahres) (Quelle: IHK Cottbus, 17.07.19) Kammerbezirk Cottbus Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe Anzahl der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe 2005 2010 2015 2018 2005 2010 2015 2018 Fachkraft im Gastgewerbe - - - - 173 38 17 21 Fachmann/-frau für Systemgastronomie - - - - 18 20 10 11 Hotelfachmann/-frau - - - - 333 175 106 103 Hotelkaufmann/-frau - - - - 12 4 0 8 Koch/Köchin - - - - 841 458 160 136 Restaurantfachmann/- frau - - - - 462 225 85 75 Gesamt1 - - - 1101 1839 920 378 354 1 Zahl der Ausbildungsbetriebe zum 17.07.2019 Frage 6: Wie hoch war und ist der erwirtschaftete Umsatz? (Bitte nach Landkreisen für 2010 und 2018 aufschlüsseln!) zu Frage 6: Angaben zum Umsatz in der Gastronomie sind aus der Jahreserhebung des Gastgewerbes verfügbar. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass es sich um Unternehmensumsätze (nicht um Umsätze der Betriebe) handelt. Die Daten sind nicht auf Ebene der Landkreise verfügbar. Darüber hinaus sind nur Daten für den Zeitraum 2012 bis 2016 vorhanden . Der nominale Umsatz der Gastronomie lag 2012 bei 865 Mio. Euro, bis 2016 ist er um 225 Mio. Euro auf 1,09 Mrd. Euro gestiegen (siehe Tabelle 8). Der nichtpreisbereinigte Umsatz in der Gastronomie hat demnach zwischen 2012 und 2016 um 26,0% zugenommen. Der Aufwuchs war im Bereich 56.1 „Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben u.Ä.“ mit einem Plus von +28,8% von 590 Mio. auf 760 Mio. Euro höher als im Bereich 56.2 „Caterer und Erbringung sonstiger Verpflegungsdienstleistungen“, wo die Umsätze um +21,7% (230 Mio. auf 280 Mio. Euro) gestiegen sind. Tabelle 8: Umsatz im Gastgewerbe im Land Brandenburg für die Geschäftsjahre 2012 und 2016 (Ergebnisse der Jahreserhebung) (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Erschienen im Juli 2019) Wirtschaftszweig (Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008) Umsatz 2012 2016 Mill. EUR Gastronomie 865 1.090 darunter Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben u.Ä. 590 760 Caterer, sonstige Verpflegungsdienstleistungen 230 280 Frage 7: Wie schätzt die Landesregierung die zukünftige Entwicklung der Zahl der Landgaststätten ein? (Bitte erläutern!) zu Frage 7: Die in der Antwort zu den Fragen 1 bis 3 aufgezeigte Datenlage liefert ein differenziertes Bild mit regionalen Unterschieden für die Jahre 2015 bis 2017. Die Landesregierung geht davon aus, dass auch zukünftig in einigen Regionen Zuwächse bei der An- Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 7 - zahl der ländlichen Gastronomiebetriebe erzielt werden können, während in anderen Regionen die Anzahl dieser Betriebe weiter abnehmen dürfte. Die positive Bevölkerungsentwicklung in einigen Regionen (insbesondere im Berliner Umland) wirkt sich als förderlicher Faktor aus. In anderen Regionen ist hingegen zu erwarten, dass die prognostizierte Bevölkerungsabnahme zu weniger vorteilhaften Rahmenbedingungen für die Landgastronomie wie für die lokale Wirtschaft insgesamt beiträgt, da sich das heimische Arbeitskräfteangebot sowie das Kunden- bzw. Gästepotenzial verringern. Ferner dürfte es für Landgastwirte teilweise schwierig sein, Betriebsnachfolger zu finden. Nach Angaben der Industrie - und Handelskammern des Landes Brandenburg suchen mehr als ein Drittel (36,8 Prozent ) der Gastgeberinnen und Gastgeber in Brandenburg in den nächsten fünf Jahren eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für ihr Unternehmen. Den Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg zufolge häufen sich die Fälle der Schließungen, die aufgrund fehlenden Personals erfolgen. Konsequenzen des Fachkräfte- bzw. Personalmangels sind vermehrte Schließtage bis hin zu kompletten Betriebsschließungen. Entgegengesetzt zu der o.g. Entwicklung sind in allen Regionen Brandenburgs auch sehr gute Beispiele zu finden, wo die „gute alte Dorfgaststätte“ funktioniert. Hierbei sind zwei wichtige Entwicklungsrichtungen maßgeblich: 1. Ausflugsgaststätte mit guter Küche an touristisch interessanten Orten mit überregionaler Strahlkraft und 2. Dorfgaststätte für die Bewohner des Dorfes als Anker der Gesellschaft. Frage 8: Wie viele kleine Gemeinden und Teilorte besitzen keine Dorfgaststätte mehr? zu Frage 8: Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gliedert das Land Brandenburg entsprechend der Kommunalverfassung auf der unteren kommunalen Gebietsebene in Gemeinden und Ämter. Kommunalverfassungsrechtlich unselbständige Untergliederungen einer selbständigen Gemeinde in Ortsteile werden statistisch nicht ausgewiesen. Auch für das Erhebungsmerkmal „Dorfgaststätte“ liegen dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg keine Daten vor. Analog zur Beantwortung der Fragen 1 bis 3 wird auch hier auf Daten aus dem Unternehmensregister für das Land Brandenburg zurückgegriffen. Dieses weist für das Jahr 2017 75 Gemeinden aus, für die kein Eintrag in den Wirtschaftsgruppen „56.1 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés, Eissalons u. Ä.“ und „56.3 Ausschank von Getränken“ vorhanden ist. In 41 dieser Gemeinden war diesbezüglich bereits in 2007 kein einziger Betrieb gemeldet. Frage 9: Wie bewertet die Landesregierung die Notwendigkeit von Dorfgaststätten als kommunikativem Treffpunkt gerade in kleinen Gemeinden für den gegenseitigen Austausch und Zusammenhalt? zu Frage 9: Dorfgaststätten bieten eine traditionelle und geschätzte Möglichkeit als kommunikativer Treffpunkt für Dorfbewohner sowie verschiedene Gruppen und damit für das soziale Leben. Für den Fortbestand einer Dorfgaststätte ist es notwendig, mit einem tragfähigen einzelunternehmerischen Konzept die wirtschaftliche Existenz zu gewährleisten. Allerdings kommen je nach Aktivität auch andere Örtlichkeiten für den gegenseitigen Austausch und Zusammenhalt in Frage, z.B. Vereinsheime, Sportstätten, Mehrzweckhallen, kirchliche Einrichtungen, Dorfgemeinschaftshäuser und DORV-Zentren (Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung). Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 8 - Frage 10: Inwiefern gibt es darüber Erkenntnisse, ob durch touristische Angebote der Erhalt von Landgaststätten gesichert werden kann? zu Frage 10: Generell können ländliche Gastronomiebetriebe von einer touristischen Entwicklung der jeweiligen Region und der Existenz attraktiver Tourismusangebote profitieren. So stellt die Enquete-Kommission 6/1 des Landtags Brandenburg in ihrem Abschlussbericht in Bezug auf den Radtourismus fest: „Beherbergungsbetriebe (inklusive der Campingplätze ) und Gastronomie profitieren hiervon, ebenso aber auch die häufig kleineren Familienbetriebe des Einzelhandels und Handwerks in den Dörfern, deren Bestand teilweise wesentlich von der touristischen Nachfrage abhängig ist.“ Voraussetzung zur Generierung touristischer Nachfrage in Landgaststätten ist ein Speisen- und Getränkeangebot, das durchaus einfach sein kann, aber den Qualitäts- und Serviceerwartungen der touristischen Gäste entspricht, z.B. hinsichtlich der Verwendung regionaler Produkte oder von Öffnungszeiten am Wochenende. Frage 11: Wie viele Betriebsaufgaben gab es seit 2010 und wie viele Beschäftigte waren davon betroffen? (Bitte nach Jahren und Landkreisen aufschlüsseln!) zu Frage 11: Die folgenden Angaben zu den Betriebsaufgaben stammen aus der Gewerbeanzeigenstatistik . In Tabelle 9 ist die Anzahl der vollständigen Betriebsaufgaben in der Gastronomie für den Zeitraum 2010 bis 2018 aufgeführt. Die Gewerbeanzeigenstatistik enthält keine Informationen über etwaige freigesetzte Beschäftigte im Zuge von Betriebsaufgaben . Entsprechend kann dieser Teil der Frage aufgrund nicht vorhandener Daten nicht beantwortet werden. Tabelle 9 zeigt, dass die Gesamtzahl der Betriebsaufgaben im Bereich Gastronomie im Land Brandenburg über den Zeitraum 2010 bis 2018 zurückgegangen ist. Die durchschnittliche Veränderungsrate p.a. lag in diesem Zeitraum bei -3,8%. Dabei ist zu konstatieren, dass in diesem Zeitraum mit Ausnahme der kreisfreien Stadt Brandenburg a.d.H. und der Landkreise Potsdam-Mittelmark und Uckermark die Betriebsaufgaben in der Gastronomie in allen anderen kreisfreien Städten und Landkreisen im Durchschnitt gesunken sind. Im Jahr 2010 gab es 1.165 Betriebsaufgaben, 2018 lag die Zahl bei 853 Aufgaben. Dies entspricht einem Rückgang von 26,8%. Im Vergleich des Jahres 2010 mit dem Jahr 2018 sind insbesondere in der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) (- 47,4%) und in den Landkreisen Barnim (-46,0%) sowie Havelland (-45,1%) weniger Betriebsaufgaben zu verzeichnen. Allein die Zahl der Gewerbeaufgaben in Brandenburg a.d.H. weist beim Vergleich der beiden Jahre einen marginalen Anstieg auf. Landtag Brandenburg Drucksache 6/11901 - 9 - Tabelle 9: Vollständige Aufgaben im Land Brandenburg von 2010 bis 2018 in der Wirtschaftsabteilung¹ 56 „Gastronomie“ nach Verwaltungsbezirken Frage 12: Welche konkreten Mittel gibt es, um bei jungen Leuten das Interesse für diese Branche zu wecken und unterstützen, um die Landgaststätten zu erhalten sowie Leerstand und Verfall vorzubeugen. zu Frage 12: Dem aktuellen Fachkräftemangel im Tourismus wie in anderen Branchen begegnet die Landesregierung mit Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiativen. Hierzu zählen der Aufbau dualer Studiengänge, Maßnahmen am Übergang Schule - Beruf wie das ESF- Programm „Türöffner: Zukunft Beruf“ oder Ausbildungsoffensiven wie „Brandenburg will Dich!“. Der DEHOGA Brandenburg e.V. organisiert in Kooperation mit der IHK Potsdam, Schulen sowie Hotel- und Gastronomiebetrieben spezielle Dinnerabende, um Schülerinnen und Schülern und deren Eltern die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Gastgewerbe vorzustellen. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit fokussiert der DEHOGA auf die hohe Zahl von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern in Brandenburg , die er für gastgewerbliche Berufe zu gewinnen sucht. Auch die Industrie- und Handelskammern des Landes bringen Jugendlichen und Auszubildenden die gastronomischen Berufe mit einer Vielzahl von Angeboten nahe (z.B. Projekte „Fair!Cooking“ und „Projektunterricht Kochen“ der Stiftung „Fachkräfte für Brandenburg“, „Digitales Schwarzes Brett (DSB)“, Lehrstellen- und Praktikumsbörse). Beratungs-, Informations- und Bildungsangebote für Existenzgründerinnen und Existenzgründer in der Gastronomie werden von Fachverbänden, Industrie- und Handelskammern, Tourismusorganisationen, Wirtschaftsförderungen der Landkreise, der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH und der Investitionsbank des Landes Brandenburg organisiert. 12 0 51 000 Brandenburg a.d.H. 35 33 29 39 47 48 38 44 36 12 0 52 000 Cottbus 58 67 55 66 60 54 43 47 45 12 0 53 000 Frankfurt (Oder) 38 29 24 26 31 24 17 26 20 12 0 54 000 Potsdam 101 105 83 75 110 86 78 72 73 12 0 60 000 Barnim 87 101 57 69 64 64 62 65 47 12 0 61 000 Dahme-Spreewald 70 67 79 91 71 54 56 53 52 12 0 62 000 Elbe-Elster 43 31 32 30 27 27 27 33 29 12 0 63 000 Havelland 82 55 61 50 59 58 62 48 45 12 0 64 000 Märkisch-Oderland 78 89 81 73 66 76 53 55 62 12 0 65 000 Oberhavel 88 83 80 61 66 60 81 79 71 12 0 66 000 Oberspreewald-Lausitz 61 54 48 47 41 44 44 40 36 12 0 67 000 Oder-Spree 80 102 67 53 89 83 62 67 54 12 0 68 000 Ostprignitz-Ruppin 57 61 49 50 41 39 47 31 44 12 0 69 000 Potsdam-Mittelmark 90 78 82 71 72 80 73 84 79 12 0 70 000 Prignitz 35 39 31 31 35 40 29 33 30 12 0 71 000 Spree-Neiße 51 60 56 49 41 43 40 35 43 12 0 72 000 Teltow-Fläming 61 77 73 55 77 60 67 60 54 12 0 73 000 Uckermark 50 46 53 45 44 45 24 49 33 12 0 00 000 Land Brandenburg 1165 1177 1040 981 1041 985 903 921 853 _____ 1 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ2008) 2017 2018 Anzahl der Betriebe © Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Potsdam 2019 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Amtlicher Gemeindeschlüssel Kreisfreie Stadt Landkreis 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016